http://www.imdb.com/title/tt1390411/
1820 wird ein Walfängerschiff, die Essex, von einem riesigen Wal
angegriffen. Das Ungewöhnliche daran ist, dass das Tier aus einem bisher
nur Menschen zugeschriebenen Vergeltungsdrang angetrieben zu sein
scheint. Die Essex entgeht nur knapp dem Untergang und ein großer Teil
der Besatzung kommt ums Leben. Doch damit ist der Alptraum noch nicht
vorbei, denn nun muss es das Schiff erst einmal wieder ans sichere Ufer
schaffen. Die Besatzung, zerrüttet durch den Verlust der Kameraden,
steht vor einer schwierigen Aufgabe: Der unerfahrene Kapitän George
Pollard (Benjamin Walker) versucht, in den tobenden Gewässern einen
sicheren Kurs in die Heimat zu bestimmen, während der abgebrühte erste
Offizier Owen Chase (Chris Hemsworth) nur auf Rache gegen den Wal sinnt.
30 Jahre nach den Ereignissen recherchiert Autor Herman Melville (Ben
Whishaw) das Schicksal der Essex und schreibt ein Buch darüber - den
Klassiker "Moby Dick"...
Eins vorweg: die Geschichte die im Film erzählt wird, weicht vom Buchinhalt "Moby
Dick" ab. Allerdings wirbt der Film auch nicht damit, eine
Buchverfilmung zu sein. Es ist die ursprüngliche Geschichte, die laut
den Sagen so oder so ähnlich tatsächlich geschehen ist und den Autor
Herman Melville zu seinem Bestseller inspiriert hat. Und Ron Howard ist mit "Im Herzen der See" ohne Zweifel auch ein großes, bildgewaltiges und opulentes Seefahrerabenteuer gelungen, welches sich in Anlehnung an den Stoff um den sagenumwobenen Pottwal "Moby Dick" sehen lassen kann. Aber irgendetwas fehlt und damit wird schnell klar, dass der Name Ron Howard leider auch kein Gütesiegel ist, auf dass
man sich trotz bester Voraussetzung immer zu 100% verlassen kann.
Zwar hat der Regisseur einige sehr gute Filme in seinem Repertoire,
aber oft hat Howard es trotz guter Story und toller Besetzung eben auch oft verfehlt, ein Meisterwerk abzuliefern.
"Im Herzen der See" ergeht es da ähnlich. Es wurde sehr viel Wert auf Optik, Setting und Inzenierung gelegt und das merkt man dem Film bis in letzte Detail an. Nur leider
wurde dabei vergessen, den Personen, ja, der gesamten Mannschaft
des Essex etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
So bleiben dem Zuschauer die Charaktere irgendwie seltsam fremd, zu gewollt und irgendwie aufs Auge gedrückt. Was natürlich ganz besonders bei Hauptdarsteller Chris Hemsworth der
Fall ist der hier mit goldenem Haar, brauner Haut und offenem Hemd als
einziges gut aussehen darf. Was noch bei "Rush" in Ordnung ging, da Hemsworth eben dort einen solchen
Hallodri, Draufgänger und Weiberheld verkörperte, wirkt hier im
dreckigen Geschäft der Walfängerei und in solchen Zeiten einfach nur
deplaziert, unecht und zu gewollt. Kein Wunder, dass Benjamin Walker als Kapitän Pollard ihn ohne Probleme
in jeder gemeinsamen Szene die Show stielt.
Aber auch die übertriebenen Bilder und Farbfilter sind irgendwann zu
viel des Guten und lassen das ganze zu wenig realistisch wirken was
wiederum auf Kosten des Mitfieberfaktors geht. Auch wenn die weiteren
namhaften Charaktere mit Cillian Murphy, Ben Wishaw, Tom Holland,
Brendan Gleeson überzeugen, kann das leider nicht die Leere füllen, die
besonders in der
zweite Filmhälfte vorhanden ist und
selbst der Wal ist nicht so unheimlich und mystisch, wie man es vielleicht erwarten würde.
Aber in vereinzelten Momenten blitzt tatsächlich das auf, was der Regisseur
womöglich mit dem gesamten Werk im Sinn hatte: der gewaltige Kampf
zwischen Mensch und Natur, der dem Betrachter Mitgefühl und
Respekt für den unkontrollierbaren Kreislauf der natürlichen Vorgänge
abringen soll. Der Wechsel in der zweiten Hälfte des Streifens hin zu einem
zermürbenden Überlebenskampf auf offener See verkommt somit zu einer
unausgegorenen Angelegenheit, die wirklich mitreißende Emotionen
vermissen lässt und aufgrund der Figuren, die oberflächlich gezeichnet
wurden, kaum Anteilnahme zulässt. Während "Life Of Pi" beweisen konnte, dass man einen Film sehr
unterhaltsam inszenieren kann, obwohl der Held des Films sich 2/3 der
Zeit auf einem Rettungsboot befindet oder Redfords "All Is Lost"
eine unangenehm spannende und klaustrophobische Stimmung durch einen
Survivalthriller auf dem Meer erschaffen konnte, versagt "Im Herzen der
See" in all diesen Punkten, die die vorgenannten Filme so besonders machte. Dennoch ist der Film kein totaler Reinfall, viel mehr eine verpasste Gelegenheit.
7/10
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