Mittwoch, 27. Januar 2016

Jackie Brown (1997)

http://www.imdb.com/title/tt0119396/

Jackie Brown (Pam Grier) ist Stewardess, doch leider verdient sie zu wenig Geld. Deshalb arbeitet sie für den Waffenhändler Ordell Robbie (Samuel L. Jackson). Der hat sein Vermögen in Mexiko angelegt und lässt sich von Jackie Brown Bargeld in die USA schmuggeln. Als Jackie eines Tages kontrolliert wird, fliegt sie mit 50.000 Dollar und ein paar Gramm Kokain im Handgepäck auf. Der Bundesbeamte Ray Nicolet (Michael Keaton) schlägt Jackie einen Deal vor: Sie soll ihren Auftraggeber Ordell Robbie ans Messer liefern und bekommt dafür Straffreiheit zugesichert...

Obwohl "Jackie Brown" vielleicht der unbekannteste Film von Quentin Tarantino ist und im Vergleich zu Filmen wie "Pulp Fiction", "Kill Bill" oder "Inglourious Basterds" ein wenig verblassen mag, ist es dennoch ein großartiger Tarantino-Streifen, in dem alles mit der Figur Jackie brown steht und fällt. Doch wie kann man die Figur Jackie Brown wohl am besten beschreiben? Sexy, taff, sympathisch, cool, bezaubernd, freundlich, gefährlich... alle Adjektive vereint geben ein Gefühl für die Protagonistin. Aber wenn man von Jackie Brown spricht, spricht man eigentlich von Pam Grier, eine Frau, die zur Entstehungszeit des Filmes ihre goldenen Jahre bereits hinter sich hatte, durch "Jackie Brown" jedoch wohl kurzfristig die Rolle ihres Lebens fand. Dass der Regisseur Quentin Tarantino ein heimlicher Fan von dieser Powerfrau ist, ist wohl kein großes Geheimnis mehr. Und diese Tatsache reibt Tarantino dem Zuschauer auch gewaltig unter die Nase., denn in jeder Szene, in jedem Moment und mit jeder Kameraeinstellung ist Quentin Tarantinos Liebe zu dieser Frau zu erkennen. Es hat den Anschein, dass sich diese Liebe direkt auf den Zuschauer überträgt und man kommt aus dem Staunen angesichts des Schauspiels von Pam Grier kaum noch heraus. Man lässt sich wohl selbst als Jugendlicher regelrecht bezaubern von dieser zum Zeitpunkt des Filmes über 40-jährigen Frau und schämt sich wohl nicht zu sagen, dass man seit der ersten Minute des Films in Pam Grier ein Stück weit verliebt gewesen ist. Pam Grier schafft es, jeden Mann um den Finger zu wickeln und diese Aussage beschränkt sich nicht nur auf die Charaktere im Film. Das kann man sich wohl unter Liebe auf den ersten Blick vorstellen. Aber der Film bietet noch viel mehr. Er bietet vor allem ein exzellentes Storyboard und - neben Pam Grier - einen traumhaften Cast. Samuel L. Jackson, Tarantinos "Stamm-Schauspieler", Michael Keaton, Robert DeNiro, selbst Chris Tucker und Bridget Fonda spielen extrem geniale Charaktere.

Und eines fällt sofort auf: "Jackie Brown" wirkt weniger verspielt und eigenartig als Tarantinos andere Filme. Es scheint so, als wäre das Regiewunderkind sichtlich gereift, auch wenn dieser konventionellere Stil des Filmes bei Kritikern und Zuschauern 1997 eher auf Missfallen gestoßen ist. Völlig zu unrecht, denn auch wenn die erste Buchadaption von Tarantino zur Folge hatte, dass der Coolness-, Action- und Spannungsfaktor etwas nach unten geschraubt wurden, ist die Handschrift des Regisseurs zu jedem Zeitpunkt klar zu erkennen. Geschichte, Charaktere und Dialoge sind nach wie vor großartig und - was viel wichtiger ist - Tarantino-artig. Die eigenwillige Erzählstruktur mit sehr langen, ruhigen Passagen und parallelen Handlungssträngen ist absolut genial und besticht mit punktgenauen Timing. Und erst der Soundtrack! Einmal mehr setzt Tarantino auf Songs aus längst vergessener Zeit und verhilft ihnen so zu neuer Blüte. Man könnte "Jackie Brown" somit irgendwie als Liebesgedicht verstehen. Unterstützt wird dieses durch eine unglaublich tolle Kameraarbeit, die es poetisch schafft, den Zuschauer über eine Laufzeit von fast zweieinhalb Stunden einen tranceartigen Zustand zu versetzen, der einem allerdings weitaus kürzer vorkommt. Es ist ein sehr gewitzter, spannender aber auch durchaus auch ernsthafter Film, dem trotz seiner sanften Art zu keiner Zeit die Luft ausgeht. Großartig.

8,5/10

Seit 2013 gibt es eine schöne Blu-ray-Sammlung zum Kult-Regisseur Quentin Tarantino, die selbstverständlich auch "Jackie Brown" enthält. Ein wunderschönes DigiPak, genial gestaltet und mit goldenen Lettern versehen. Das Teil sollte tatsächlich in keiner Sammlung fehlen:


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