http://www.imdb.com/title/tt0418455/
Ivan (Mads Mikkelsen) ist ein guter Mensch. Ein sehr guter. Fast schon
zu gut für diese Welt. Deshalb nimmt sich der Dorfpfarrer in seiner
abgelegenen Kirche verlorener Seelen an: kleptomanische Triebtäter,
verantwortungslose Alkoholikerinnen, schießwütige Tankstellenräuber...
Sie alle danken Ivan seinen unerschütterlichen Glauben an das Gute im
Menschen auf ihre eigene Weise. Das Spiel funktioniert prächtig – bis
Adam (Ulrich Thomsen) auftaucht, ein tumber Skinhead, der sich fest
vorgenommen hat, dem Heiligenschein Satanshörner aufzusetzen. Ivan und
Adam beginnen einen Machtkampf, der den Pfarrer letztendlich dazu
bringt, sich auch den verdrängten eigenen Problemen zu stellen...
"Adams Äpfel". Ein Film über Gutmenschen, die keinen Zweifel daran hegen, dass in jedem, aber auch absolut jedem Menschen das Gute vorherrscht und kein Böses existiert. Und wenn doch, dann nur als Farce des Guten. "Adams Äpfel" stellt
vielleicht wie kein zweiter Film zuvor den Humor des Zuschauers auf die
Probe und ebenso in Frage. Denn unvergleichlich schwarz und skurril kommt
dieser fast schon unverschämte dänische Streifen von Thomas Jensen daher. Da weiß man
manchmal gar nicht so recht "Darf ich jetzt
lachen?" oder "Muss ich jetzt weinen?". Genau diese Fragen stellt sich der Zuschauer während solcher Tragik-Komödien
andauernd. Wenn diese beiden Ansätze dann, so gegensätzlich sie auch
erst erscheinen mögen, clever kombiniert werden, ist das Endprodukt
meistens auch ein gelungener Film. "Adams Äpfel" ist eben so ein Beispiel,
denn hier geht dieser Drahtseilakt nicht schief. Das schafft der Film tatsächlich wie kein Anderer.
8,5/10
Die Tragik ist dem Film auch definitiv nicht von der Hand zu weisen und ganz klar der Teil, der überwiegt. Aber auch der tiefschwarze Humor weiß zu überzeugen und wird passend eingestreut; es schwingt fast in jedem Gag auch etwas manchmal auch ziemlich viel Tragisches mit. Da verschluckt man sich fast beim Lachen. Schuld daran ist vorallem Mads Mikkelsen, der den unbelehrbaren Pfarrer Ivan spielt. Für ihn passt einfach alles. Er denkt und redet sich die Welt schön. Obwohl eigentlich gar Nichts um und mit ihm stimmt. Der Film lebt von der Figur des Pfarrers und von der sehr eingänglichen Performance von Mads Mikkelsen. Aber auch die anderen Figuren sind großartig geschrieben, Ulrich Thomsen als Neonazi Adam Pedersen und Ali Kazim als Khalid ragen dabei besonders heraus und letzterer sorgt auch für einige Lacher mit seinen - laut Pfarrer Ivan - immer besser werdenden Deutschkenntnissen. "Adams Äpfel" benötigt zwar anfänglich ein wenig Zeit, um in Fahrt zu kommen, kann dann aber aufgrund der perfekten Charakterzeichnung beim Zuschauer landen.
Der Streifen punktet aber nicht nur mit skurrilen Figuren und mitunter triple-bödigen Witzen - auch die sehr sonderbare Story fasziniert und fesselt über die gesamte Laufzeit. "Adams Äpfel" ist mit Sicherheit kein Film für Zwischendurch. Dafür regt er zu sehr zum Nachdenken an, baut saubere, allgegenwärtige Klischees auf, um gleich danach mit diesen den Boden zu wischen. Einer der wenigen Filme, die Humor, Tragik, Groteske und Spannung funktionierend in sich vereinen. Und es schafft, Trauer und Humor in der gleichen Szene aufleben zu lassen. Ein großartiger Film.