In den 1820ern zieht der legendäre Trapper Hugh Glass (Leonardo DiCaprio) durch die Weiten der USA, wo er mit einer von Captain Andrew Henry (Domhnall Gleeson) angeführten Expedition dabei ist, den Missouri River zu erforschen. Am Fluss hat er einen unachtsamen Moment - den ein Grizzly ausnutzt, ihn übel zuzurichten. Glass schwebt in Lebensgefahr. Seine Begleiter, unter ihnen der raubeinige John Fitzgerald (Tom Hardy) und der junge Jim Bridger (Will Poulter), glauben nicht, dass er den Vorfall überleben wird und als sie dann Ureinwohner in der Nähe ihres Lagers erspähen, fackeln sie nicht lange. Sie nehmen dem Schwerverwundeten Gewehr, Messer und seine weitere Ausrüstung ab und überlassen ihn sich selbst. Aber überraschend überlebt Glass doch – und schwört allen Begleitern Rache, die ihn zurückgelassen haben. Auf der Suche nach ihnen schleppt sich der verletzte Abenteurer durch die eisige Bergwelt...
"The Revenant - Der Rückkehrer" ist ohne Zweifel eines der einzigartigsten Filmerlebnisse, die das Kino seit ewigen Zeiten zu bieten hat. Ein mit prachtvollen Bildern durchzogener Film, der streckenweise unglaublicher Spannung aufkommen lässt und eine der besten darstellerischen Leistungen seiner Darsteller innehat. So bewegend, aufregend, emotional und oft auch kaum zu ertragen. Irgendwie auch einzigartig in seiner Gesamtheit. Auch ein handwerklich großartiger Film, der in seinen Actionszenen packend ist (der Kampf mit dem Grizzlybär ist wohl einmalig), leider aber auch in der Anfangsphase an seiner eigenen Geschichte krankt. Die Hauptfigur wird zum Tragöden, noch bevor der Zuschauer Zeit hat sie lieb zu gewinnen, ebenso gehen viele andere interessante Charaktere in Gewalt und Schneegestöber unter. In Erinnerung bleibt hier lediglich das beeindruckende steinerne Gesicht des alten Indianerhäuptlings.

So tief geht der Film, so echt fühlt er sich auch an. Vor allem hängt der Film aber im Wald, am Leib Hughs. Sicher, man könnte jetzt argumentieren, dass dem Film in der einen oder anderen Szene eine Kürzung gut getan hätte, denn wenn Glass sich das fünfte Mal ächzend und stöhnend über die zwölfte Anhöhe schleppt, dann drosselt dies sicher noch mehr das Tempo des ohnehin ruhigen Streifens. Aber gerade auch diese Ruhe ist es, die „The Revenant“ ausmacht. Es ist eben kein Actionfilm, es ist ein Survival-Thriller und die auf dem Papier simpel klingende Story ist in Wirklichkeit ein Epos über Leben, Mut, Stärke, Einsamkeit, Familie, Liebe, Hass, Rache all die fundamentalen Themen des Lebens, eingefangen in dieser Geschichte. Wenn der Film seine stillen, emotionalen Momente hat, ist man als Zuschauer gefesselt. Und dies wird nur durch den gezielt und perfekt gesetzten Soundtrack verstärkt.
Die beiden Hauptfiguren in diesem Film tragen eine Rivalität aus und es ist klar, dass es nur einen Sieger geben kann. Auch wenn man mehr als erahnen kann, wie die Geschichte ausgehen wird, so ist der Weg das Ziel: alle müssen für sich leiden und kämpfen. Hugh Glass der Mann, der mit der Natur und so um sein nacktes Überleben kämpft; John Fitzgerald (ebenfalls ganz großartig: Tom Hardy) ist der Mensch, der Glass zurück lässt um seine eigene Haut zu rettet und dennoch auch ein Mann der im Verlaufe des Films mit seinen eigenen Ängsten, Minderwertigkeitsgefühlen und seiner eigenen Schwäche kämpft. Und dem bewusst ist, dass er niemals einem Mann wie Glass das Wasser reichen kann. Hardy bringt seiner Figur John Fitzgerald vor allem Tiefe und Glaubwürdigkeit durch sein grandioses Spiel. Und vielleicht sogar etwas Verständnis beim Zuschauer. Lässt aber auch keinen Zweifel daran, dass Fitzgerald ein kaltherziger und im Grunde grausamer Mann ist.

Regisseur Alejandro González Iñárritus, der mit "21 Gramm", "Babel" oder "Birdman" schon großartige Filme schuf, legt seine ganze schöpferische Kraft und Fähigkeit, eine epische Geschichte zu erzählen in die Waagschale und schafft mit "The Revenant" einen anderen Film, einen besonderen Film. Ruhig, besonnen, dann wieder ausbrechend und laut, brachial und sogar schmerzhaft, blutig und dann wieder still, bedächtig, einsam, kalt. Leider zu vorhersehbar in der Handlung und zu gewollt in den Rückblenden, in denen auf bekannte Art und Weise mit dem Protagonisten mitgefühlt werden soll. Erst gegen Ende spitzt sich die Narration zu, nimmt sogar etwas zu viel Dramaturgie auf, lässt den Film fast genretypisch werden, nur um schließlich doch dem Moralischen und Metaphysischen Wert zu zollen. Denn darum geht es Iñárritu doch immer wieder: Um Gerechtigkeit, Schicksal. Das wirkt am Ende sehr kahl, einfach, passend zum reduzierten Setting, aber auch nicht besonders aufregend. Vor allem stiftet es kaum zur weiteren Beschäftigung an. Und so spaltet Iñárritu die Masse an Zuschauern: die einen erleben den Film, leiden und staunen mit, die anderen langweilen sich und verlassen sicher enttäuscht das Kino.
8,5/10
Auch im limitierten Steelbook erhältlich:
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