http://www.imdb.com/title/tt0056264/
Die historische Meuterei auf dem britischen Dreimaster "Bounty" wurde
mehrmals verfilmt. Die Adaption von 1962 ist die erste in Farbe und
basiert auf dem gleichnamigen Buch von Charles Bernard Nordhoff und
James N. Hall. Die Bounty verlässt Portsmouth im Jahre 1787, das Ziel
lautet Tahiti. Captain Bligh (Trevor Howard) ist bereit, wirklich alles
dafür zu tun, um die südpazifische Insel schnellstmöglich zu erreichen.
In Tahiti kommt die Welt der Crew wie ein Paradies vor, das so ganz
anders ist, als die Hölle an Bord des Schiffs. Auf dem Weg zurück nach
England hat die Mannschaft genug von den Repressionen des Käptns.
Fletcher Christian (Marlon Brando), der Erste Offizier, führt eine
Meuterei an. Das Ende vom Lied: Die Aufständischen werden in einem
Beiboot ausgesetzt und fahren zurück nach Haiti. Mit neuen Männern und
den Liebschaften der Matrosen wird die Gruppe verstärkt. Es soll nun auf
die Insel Pitcairn gehen, wo man sich vor der Verfolgung durch die
britische Admiralität sicher fühlt...
Die "Bounty" - ihr Name könnte mit Wohltat, Spende, Güte oder gnädiger Gabe übersetzt
werden. Schenkt man allerdings nicht Geschichts-, sondern dem Drehbuch
zu Lewis Milestones berühmter Verfilmung Glauben, so war der Kapitän der
HMS "Bounty" das genaue Gegenteil der Gnade: nicht eiserne Disziplin,
sondern ein sadistisches Terrorregiment führte Kaptän William Bligh an Bord. Ja, Trevor Howard als sadistischer Kapitän ohne Rücksicht auf menschliche
Verluste, sein ehrgeiziges Ziel unerbittlich vor Augen und Marlon
Brando, der sich schleichend zu seinem erbitterten Feind entwickelt,
beharken sich mit messerscharfen Dialogen. Ihr brillantes Schauspiel und
das der guten Nebendarsteller sowie die imposanten Aufnahmen von hoher
See, als auch vom Südseeparadies, lassen die dreistündige Laufzeit des
Films wie im Fluge vergehen. Ein Seeabenteuer, das keine Seeschlachten
benötigt, um den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Doch Hollywoods Filmemacher haben sich die Historie ein
klein wenig zurechtgebogen, ist doch mittlerweile erwiesen, dass dieser
nicht mehr oder weniger gestreng war als andere Schiffskapitäne seiner
Zeit.
Der Abenteuerfilm "Meuterei auf der Bounty" aus dem Jahr 1962
ist die erste Farbverfilmung der historisch verbürgten
Geschehnisse, die bereits zu dem von Frank Lloyd inszenierten
Schwarzweiß-Klassiker inspirierten; seinerzeit mit Charles
Laughton und Clark Gable in den Hauptrollen. Ein Remake also, aber
kein Schlechtes. Im Gegenteil. Für den Regisseur Lewis Milestone
sollte es der letzte Spielfilm werden bevor
er sich in den Folgejahren endgültig aus dem Geschäft zurückzog.
Gedreht hatte er über zehn Monate an Originalschauplätzen auf
Tahiti und Moorea in Französisch-Polynesien mit Einheimischen wie
Laienstatisten. Unter anderem weil Marlon Brando als
Co-Produzent das Budget immer weiter aufstockte, standen am Ende
19 Millionen US-Dollar Produktionskosten zu Buche, von denen
die Hälfte allein in den Vereinigten Staaten wieder eingespielt
werden konnte. Die naiven und zum Teil arg kitschigen Szenen auf Tahiti, die zwar einen
expliziten Kontrast zu der harten, alltäglichen Seemannsarbeit
darstellen sollen, um diese abermals zu unterstreichen, sind leider oft
unfreiwillig komisch, dafür überzeugen aber im hohen Maße Kostüme, Austattung und Glaubwürdigkeit.
Der
185-minütige Streifen gilt heute zu Recht als eines der optisch
eindrucksvollsten Werke der 60er Jahre - auch ohne einen Oscar
gewonnen zu haben. Obgleich er bei der Verleihung 1963 neben der
Kategorie 'Bester Film' in sieben weiteren nominiert war. Jene
des "Besten männlichen Hauptdarstellers" gehörte nicht dazu. Dabei
besticht das Remake doch in erster Linie durch die überzeugende
Besetzung der Besatzung und vor allen anderen glänzt ein Goldjunge
ganz besonderer Art: nicht umsonst gilt der 2004 gestorbene Marlon
Brando als vielleicht bedeutendster Charakterdarsteller des 20.
Jahrhunderts - und als eines der letzten wahren Originale. Dank entsprechend guter Figuren, schöner Charakterzeichnung und der
allesbeherrschenden, authentischen Naturgewalt, die eindrucksvoll
eingefangen wurde, herrscht ein durchgehend glaubwürdiges
Konfliktpotential, das "Meuterei auf der Bounty" zu einem zeitlosen Klassiker
macht.
8/10
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