Samstag, 28. September 2019
Iron Sky: The Coming Race (2019)
Vor 20 Jahren wurde die Erde durch eine nukleare Apokalypse zerstört. Damals begannen Nazis vom Mond aus einen Krieg. Nun ist die Erde unbewohnbar. Was von der Menschheit übriggeblieben ist, sitzt auf dem Mond fest, auf dem es nun ebenfalls den Bach runtergeht, denn der rettende Himmelskörper beginnt, zu zerbrechen! Die Wissenschaftlerin Obi Washington (Lara Rossi) sieht die einzige Hoffnung der Menschheit darin, ins Erdinnere zu flüchten. Dort soll es eine verborgene Stadt geben. Gemeinsam mit der Tochter von Renate Richter (Julia Dietze) und James Washington begibt sich Obi auf eine Mission. Doch in der Hoffnungsstadt stoßen sie nicht auf Verbündete, sondern auf prähumane Dinosaurier und frühere Weltherrscher. Diese haben sich unter einer menschlichen Maske bisher versteckt gehalten; doch seit Jahrhunderten kontrollieren die sogenannten „Vril“ die irdische Staatsregierung. Ihr Ziel ist die Vorherrschaft ihrer reptilen Rasse über die Menschheit...
Wie bereits im Vorgänger spielt der finnische Regisseur Timo Vuorensola mit zahlreichen Klischees und Verschwörungstheorien. In der abstrusen Geschichte der auf der Nazi-Mondbasis den irdischen Atomkrieg überlebenden Flüchtlinge, die auf der Suche nach einer Energiequelle ins Erdinnere reisen müssen, spielen Handys nicht nur wieder eine gewichtige Rolle, sie sorgen auch für die zentralen Lacher und den Charme der Fortsetzung.
Die Story plätschert trotzdem relativ belanglos vor sich hin. Die Charaktere sind einem durch die Bank vollkommen egal und auch beim Payoff im letzten Drittel bleibt viel Potential auf der Strecke. Mit einer großen Portion mehr Mondnazi-Wahnsinn und dafür weniger Anspielungen auf einen sowieso längst vergessenen Zeitgeist wäre hier deutlich mehr drin gewesen. Noch stärker als beim Vorgänger kommt dafür die Kritik an unseren gesellschaftlichen und politischen Zuständen zu ihrem Recht, und das gänzlich ohne erhobenen Zeigefinger, sondern mit – allerdings heftigem – Augenzwinkern. Die Verschwörungstheoretiker unserer Zeit bekommen jedenfalls eine ganz lange Nase gezeigt. Dank des wie immer gut aufgelegten Udo Kier, insbesondere auch Julia Dietze sowie der auf wie erwähnt demselben hohen Niveau angesiedelten Schauwerte ist der Wiedererkennungswert hoch.
Dennoch: "Iron Sky" hatte einen gewissen Kultstatus, vom Nachfolger kann man dies nun nicht mehr behaupten. Der Versuch, eine von klassischen Abenteuerromanen inspirierte Geschichte mit dem Trash von "Iron Sky" zu kombinieren, führt zu keinem nennenswerten Ergebnis. "The Coming Race" überzeugt weder als das eine, noch das andere, es mangelt am Ende sowohl an zündenden Gags wie auch an Spannung.
5,5/10
Zum Film gab es erneut ein geprägtes und im Dunkeln leuchtendes Steelbook namens "Limitierte Stahlbuch-Ausgabe".
Mittwoch, 25. September 2019
The Toxic Avenger - Atomic Hero (Director's Cut) (1984)
Der Loser Melvin Junko (Mark Torgl) arbeitet in einem Fitnessstudio als Putzhilfe und wird dort regelmäßig Opfer von Streichen der übelsten Sorte. Einer davon endet damit, dass Melvin beim Sprung aus dem Fenster in einem Fass mit radioaktiv verseuchten Giftmüll landet. Der Nerd mutiert zum "Toxic Avenger", der von nun an gegen die Ungerechtigkeit in Tromaville ins Feld zieht...
Troma-Filme sind schon eine Klasse für sich. Und "Atomic Hero", bzw. "The Toxic Avenger" ist für einen Tromafilm eigentlich noch recht harmlos. Der Splatter hält sich in Grenzen, tabubrechende Szenen gibt es wenig und die Story ist an sich sogar fast schon schön. Regisseur und Studiogründer Lloyd Kaufmann (der hier noch unter dem Pseudonym "Samuel Weil" zusammen mit Studiomitbegründer Michael Herz Regie geführt hat) wollte einen Horrorfilm machen, als Reaktion auf einen Zeitungsartikel. Kaufmann las in einer Zeitschrift, dass dieses Genre tot sei. Herausgekommen ist kein Gruselfilm, sondern eine Satire auf den Fitnesswahn der 80er, das Superheldentum und Fast-Food. Besonders letzteres wird oft in den Troma-Werken veralbert. Man darf hier aber keine intellektuellen Jokes oder gar Tiefgang erwarten. Die Witze sind sehr oft unter der Gürtellinie, aber ohne in den neumodischen Pipi-Kaka-Müll abzudriften.
Der eigentliche Held Toxie ist eigentlich auch gar nicht so heldenhaft (Stichwort: Tötung von Unschuldigen), das fällt aber nicht weiter auf, da die meisten Figuren sowieso durchgeknallt und crazy sind, sprechen im gebrochenen Deutschen Akzent und tragen Namen wie "Cigarface", "Bozo" (Depp) oder "Dr. Snodburger". Ein Hund wird getötet, eine Oma totgeprügelt, ein kleines Kind blutigst überfahren, ein Transvestit wird verstümmelt und dem korrupten Mayor werden Organe rausgerissen. Die Gewalt ist jedoch total over-the-top inszeniert und niemals ernst gemeint. Ausserdem ist sich der Zuschauer heutzutage weitaus brutaleres gewohnt. Die Effekte sind aufgrund des beschränkten Budgets limitiert, wissen aber dennoch zu gefallen. Schön handgemachter Splatter, eine Autoverfolgungsjagd und Explosionen. Die Szenenwechsel sind unsauber geschnitten, was ein wenig störend ist. Ab und zu weist der Film kurze Längen auf, diese sind aber angesichts der knackigen Laufzeit von 82 Minuten verschmerzbar. Musikalisch dominiert (damals) zeitgemässer Plastik-Popsound. Zumindest der Song "Body Talk" mutiert dank mehrmaligen Einsatz zum Ohrwurm.
Fertig ist "The Toxic Avenger", eine Trashgranate, die ihresgleichen sucht. Wirklich, großartig, lustig, bescheuert, ein Fest. Ein Highlight des maßlosen Bullshits. Aber "The Toxic Avenger" ist selbst als Trash-Film kein schlechter Film per se. Man braucht aber ein Faible für überdrehte, comichafte Gewalt, extrem platten Humor und schräge Charaktere. Besonders das permanente Overacting nahezu aller Schauspieler ist gewöhnungsbedürftig. Witzig: Oscar-Preisträgerin Marisa Tomei hat einen Mini-Auftritt (zudem auch noch ihre erste Filmrolle überhaupt) und Vincent D’Onofrio hätte fast die Rolle von Bozo gespielt, wurde aber wegen seiner Forderung nach mehr Gehalt gefeuert.
Trash-Wertung: 9/10
Real-Wertung: 6,5/10
Von Eightyfour Entertainment kommt der Film auch im auf 333 Stück limitierten Mediabook.
Dienstag, 24. September 2019
Bound - Bound: Gefesselt (1996)
In Mafiakreisen ist es besser, wenn man seine Verbindlichkeiten auch bezahlt, andernfalls droht schwere Folter. Violets (Jennifer Tilly) Freund Caesar (Joe Pantoliano) weiß davon ein Lied zu singen, weil er für das organisierte Verbrechen arbeitet. Eines Tages befinden sich in seiner Wohnung zwei Millionen US-Dollar der Mafia, für die Caesar verantwortlich ist. Das viele Geld weckt Begehrlichkeiten bei Violet, die erst kurz zuvor die zupackende Corky (Gina Gershon) kennengelernt hat. Die beiden Frauen verbindet eines lesbische Beziehung - und der Plan, die Millionen einfach zu stehlen. Violet setzt darauf, dass sich die Mafia an Caesar für das verlorene Geld rächen wird und sie mit Corky verschwinden kann. Aber nur in der Theorie läuft das Unterfangen der beiden Frauen glatt ab, die Realität sieht etwas anders aus...
Noch bevor die Geschwister Lana und Andy Wachowski (damals noch als "The Wachowski Brothers" auftretend) mit ihrem revolutionären, technisch Maßstäbe setzenden "Matrix" Filmgeschichte schreiben sollten und einen popkulturellen Meilenstein schufen, legten sie mit "Bound" bereits einen fundamentalen Grundstein ihrer Karriere, der im Gesamtwerk der Geschwister gerne mal übergangen wird. In ihrem Debüt als Regisseure und Drehbuchautoren genügen den Wachowskis eine überschaubare Anzahl an Figuren sowie ein streng limitiertes Setting, um eine vordergründig schlichte und doch sehr clever konzipierte Geschichte zu erzählen.
"Bound" beginnt zunächst etwas irritierend, denn erzählerisch erinnert der Einstieg in die Handlung an einen edel fotografierten Soft-Porno, in dem sich zwei Frauen, die in benachbarten Wohnungen leben, ineinander verlieben und übereinander herfallen. Auf der einen Seite ist Violet, die mit ihrer anziehenden Ausstrahlung und der fast schon kindlichen Stimme wie ein verführerisches Püppchen wirkt. Auf der anderen Seite ist Corky das genaue Gegenteil, eine auffällig tätowierte Handwerkerin, die frisch aus dem Knast entlassen wurde und wie eine Frau aussieht, die Dinge gerne selbst in die Hand nimmt und hart zupackt. Die Annäherung zwischen beiden Frauen inszenieren die Wachowskis als prickelnden Höhepunkt, der mit wundervollen Einstellungen besticht und so sexy daherkommt, als hätte das Regie-Duo vorher nie etwas anderes getan, als visuelle Schönheit zu kreieren. Nach ihrer hochgradig erotischen Einleitung wechseln die Geschwister allerdings schnell den Ton ihrer Geschichte und verwandeln den bis dahin lustvoll verruchten Liebesfilm in einen spielerisch vertrackten Thriller. Der Plan der beiden Frauen, den Freund von Violet, ein Handlanger der Mafia, auszutricksen und um zwei Millionen Dollar zu erleichtern, läuft wenig überraschend nicht so glatt, wie sie sich das erhofft hatten. Blutige Überraschungen, verzwickte Spannungsmomente und doppelte Böden sind die Konsequenzen in einer Geschichte, die mehr und mehr aus dem Ruder läuft.
"Bound" ist dabei handwerklich virtuos in Szene gesetzt. Die Wachowskis gleiten mit der Kamera stilvoll durch die eng begrenzten Räumlichkeiten, lassen die Augen in Close-Ups immer wieder über markante Details schweifen und haben trotz der Tatsache, dass dies gerade mal ihr Regie-Debüt ist, ein fantastisches Gespür dafür, selbst kleinere Szenen und geradlinige Handlungsstränge als spektakulär verdichtete Setpieces zu gestalten. Nebenbei ist der Streifen auch mit einigen trockenen Pointen gespickt, so dass Parallelen zum schwarzhumorigen Frühwerk der Coen-Brüder auszumachen sind. Die Wachowskis stützen sich in ihrem Werk auf Situationen, in denen sorgfältig durchgeplante Aktionen in wildem Chaos verlaufen und trotzdem der Eindruck entsteht, dass all dieses hektische, spontan neben der Spur verlaufende Treiben mit absoluter Präzision zur Eskalation gebracht wurde. Lana und Andy beweisen mit ihrem ersten Film, dass sie virtuose Talente sind, was eine elektrisierende, stilvoll durchkomponierte Inszenierung betrifft. "Bound" besticht gleichermaßen als erotisch knisternder Liebesfilm wie als blutig eskalierender Thriller und vereint beide Genres zu einem wirklich gelungenen Film, der sich vor allem auch wegen dem intensiven Zusammenspiel der beiden Hauptdarstellerinnen lohnt.
7,5/10
Von CAPELIGHT PICTURES erschien der Film hierzulande in HD in einem tollen Mediabook:
Sonntag, 22. September 2019
Dick Tracy (1990)
In Tess Trueheart (Glenne Headly) brennt ein großer Wunsch: Sie will sich mit ihrem Geliebten zur Ruhe setzen, dem Detective Dick Tracy (Warren Beatty). Aber in der Stadt laufen krumme Dinge ab, die vor allem mit dem Bösewicht Big Boy Caprice (Al Pacino) zu tun haben. Also hat Dick Tracy keine Zeit, sich auf die faule Haut zu legen. Bisher ist es Tracy nie gelungen, seinen Erzfeind einzubuchten. Jetzt, gepackt vom Ehrgeiz, hängt er sich voll rein und riskiert dafür auch seine Beziehung zu Tess Trueheart. Zumal er während seiner Jagd die Bekanntschaft mit der Sängerin Breathless Mahoney (Madonna) macht...
"Dick Tracy" - der Comic-Film, der ein Klassiker hätte werden müssen und keiner wurde. 1990 verwirklichte Warren Beatty ein Herzensprojekt, brachte einen berühmten 30er Jahre Comicstrip über Chicagos Polizeiinspektor "Dick Tracy" ins Kino und setzte in Sachen Optik alles auf eine Karte. Fünfzehn Jahre vor einem optisch sehr ähnlichem Projekt namens "Sin City" durfte schon für das Maskenbild ordentlich drauflos gelatext werden, die Kulissen gestalteten sich bunt und urban, es gab hüpfende Dampfkessel, riesige Zahnräder, Straßenlaternen aus Gummi und alles war in deckendes Rot, Gelb, Grün, Blau, Lila, Schwarz oder Weiß gehüllt.
Andere Farben verbannte Beatty, so gut es ging, aus seinem Film. Diese Siebenfarbigkeit erreichten er und und seine Crew nicht etwa durch entfremdende Post-Production, sondern von Grund auf, also durch Kostüm-, Szenen- und Maskenbild. Wo farblich nachgeholfen werden musste, durften dicke Farbscheinwerfer einmal so richtig draufknallen. Das Charmante daran ist, dass auf diese Weise ein perfektes Ergebnis auf der Farbpalette gar nicht möglich scheint. Zwischentöne sieht man trotz des ganzen Aufwands natürlich zuhauf und wo prompt auf die Schnelle noch ein Kostüm her musste, hielt eben eines im ansonsten "verbotenen" Orange her.
Das klingt schon etwas besonders und klang schon damals besonders genug, damit sich neben Beatty als Dick Tracy himself auch Al Pacino, Madonna, Dustin Hoffman, Dick Van Dyke, Kathy Bates, James Caan und Paul Sorvino bereiterklärten, mitzuwirken.
Der skurrile Stil erlaubte es praktischerweise, genauso skurrile Storyelemente einzubauen. Passend zu den schrägen, ja geradezu niedlichen und trotzdem hier und da brutalen Schauwerten durfte auch von Seiten der Darsteller und Drehbuchautoren mal so richtig herumgesponnen werden. Alles wunderbar bis hierhin, bloß eine schicke, knackige Story lässt "Dick Tracy" vermissen. Inmitten des Kriminal-Szenarios über den Polizisten Tracy, der sich im Chicago vergangener Tage gegen die Bosse der Unterwelt zur Wehr setzt und dabei den Waisenjungen "Kid" ("Junge") in seine Obhut nehmen muss, hält, und das ist Jammerschade, keine so richtig packende, sondern eine eher vor sich hin plätschernde Geschichte parat. Dabei hätte nichts gegen reichlich Spannung im kunterbunten Kampf zwischen Gut und Böse gesprochen. Drehungen und Wendungen versanden, Al Pacino als Bösewicht weiß keinen Hass auf sich zu lenken und irgendwann wirkt "Dick Tracy" zu lang gezogen. Es ist ein Unding, dass dieser Film, den es so nur einmal gibt, aus der Comicvorlage nicht mehr herauszuholen wusste.
6/10
Freitag, 20. September 2019
You Kill Me (2007)
Frank (Ben Kingsley) ist ein Mafiakiller auf Entzug in San Francisco. Sein Boss (Philip Baker Hall) hat ihn da hingeschickt, weil der Auftragsmörder im Suff die geplante Ermordung von O’Leary (Dennis Farina), dem Chef der irischen Konkurrenz, verschlafen hat. In San Francisco bekommt Frank vom abgehalfterten Immobilienmakler Dave (Bill Pullman) eine Wohnung und einen Job in einem Bestattungsinstitut verschafft. Außerdem zwingt ihn Dave, zu den Treffen der Anonymen Alkoholiker zu gehen. Bei den AA-Meetings freundet sich Frank schnell mit dem homosexuellen Tom (Luke Wilson) an, der auch sein Sponsor wird. Bei der Arbeit lernt er zudem die hübsche Laurel (Téa Leoni) kennen, die sich weder von seiner Alkoholsucht noch von seinem blutigen Broterwerb abschrecken lässt. Zum ersten Mal hat Frank Menschen um sich, die ihm etwas bedeuten. Doch trocken bleiben ist alles andere als leicht und in der Heimat Buffalo nutzt die irische Konkurrenz Franks Abwesenheit, um die Polen ein für allemal fertig zu machen...
Was "You Kill Me" zu einem so angenehmen Streifen macht, ist, dass Regisseur John Dahl und sein Autorengespann um Christopher Markus und Stephen McFeely konsequent desinteressiert daran scheinen, das Werk auf einen etwaigen Kultstatus hinauslaufen zu lassen. In der allerersten Szene sehen wir Ben Kingsley, wie er seinen Vorgarten vom Schneefall der letzten Tage befreien möchte. Durch sein Alkoholproblem aber muss er immer wieder pausieren. Er schippt, greift zur Flasche, schmeißt sie in den Schnee, schippt weiter, greift zur Flasche, schmeißt sie wieder in den Schnee und bewirkt keine Veränderung. Eine emblematische Eröffnung, weil sie aufzeigt, dass Frank, so sein Name, nicht mehr ohne Alkohol agieren kann. Er bestimmt ihn, treibt ihn an, grenzt ihn ein, zerstört ihn. "You Kill Me" gehört zu den Filmen, die mit ihren Schauspielern stehen und fallen. Folgerichtig ist es zu einem großen Teil Hauptdarsteller Ben Kingsley zu verdanken, dass John Dahl sich hier eine überaus sehenswerte Regiearbeit in das Portfolio packen darf: Kingsley nämlich hat merklich Lust auf die Rolle des versoffenen Killers Frank Falenczyk, legt diesen aber nicht als blutgierigen, von Pseudo-Coolness zerfressenen Schweinehund an, sondern als greifbaren Menschen mit (erheblichen) Ecken und Kanten. Gerade seine Beziehung zum Töten verurteilt You Kill Me zu keinem Zeitpunkt. Sie bleibt eine reuelos; der einzige Grund, warum sich Frank alsbald auf die Suche nach Wiedergutmachung begibt, ist schlichtweg ein praktischer: All die schlampigen Aufträge, für die er sich im Vollsuff verantwortlich gemacht hat, sollen gesühnt werden.
An charakterlicher Tiefe aber gewinnt Frank erst mit der Begegnung der ebenfalls gestrandeten Laurel, deren amouröse Anwandlungen durch die beidseitige Einsamkeit an Kontur und Gefühl gewinnt. Ohnehin ist "You Kill Me" in seiner bewusst unspektakulär Art und Weise zwar befreit von diesem abstrakten gewissen Etwas, welches einen Film auch für die nächsten Generation geläufig machen könnte, aber in der Darstellung zweier von der Welt irgendwie Abgeschobener punktet John Dahl allein dadurch, dass er die Charaktere nicht zwangsläufig einer Persönlichkeitsveränderung unterzieht. Stattdessen geben sie sich gegenseitig Kraft, helfen sich durch den Treibsand des Alltags und reißen den stoischen Panzer , den sie über Jahre aufgebaut haben, langsam und gewissenhaft ein. Zu besseren Menschen werden sie nicht wirklich, aber immerhin sind sie nicht mehr so allein. Wer also effektreiches, spektakuläres Kino erwartet, der wird von "You Kill Me" enttäuscht. Sicherlich gibt es genügend Filme, die sich einer ähnlichen Mechanik bedienen, als zurückgenommenes, ehrlich humorvoller Charakter-Film aber weiß John Dahls Regiearbeit durchaus zu überzeugen.
6,5/10
Donnerstag, 19. September 2019
[KINO] Rambo: Last Blood (2019)
John Rambo (Sylvester Stallone) erfährt, dass Gabriella, die Tochter seiner Haushälterin Maria (Adriana Barraza), von einem Menschenhändlerring entführt wurde, der Teil eines mexikanischen Kartells ist und junge Frauen zur Prostitution zwingt. Rambo, der sich eigentlich nach langen Jahren fern der Heimat, nach all dem Leid, dem Totschlag und den geliebten verstorbenen Menschen, einfach nur in den USA auf einer Ranch zur Ruhe setzen wollte, schließt sich mit der Ex-Soldatin und Journalistin Carmen Delgado (Paz Vega) zusammen, deren Schwester ebenfalls von dem Kartell entführt wurde, und nimmt den Kampf gegen die Gangster mit allerlei explosiven Techniken und seinen Kampffähigkieten auf. Seiner Vergangenheit kann der Profi einfach nicht entkommen. Rambo wird keine Gnade zeigen, denn er war es nicht, der das erste Blut vergossen und ihn herausgefordert hat, aber er wird der jenige sein, der das letzte Blut vergießt...
"Rambo: Last Blood" ist ein Desaster, quasi ein "96 Hours" / "Taken" in billig, ohne jedes Gefühl für Pacing und Timing, zudem auch noch schlecht inszeniert und in Teilen sogar der titelgebenden Figur schädigend. Da hilft auch Sylvester Stallones wunderbar grimmige Miene und das Anspielen des bekannten "Rambo"-Themas nicht. Aus dem müden, bemitleidenswerten Vietnam-Veteran mit traurigem Background, der seiner Kriegsneurose nicht entfliehen kann, ist ein grimmiger Massenmörder geworden, der in der Art seiner Tötungspraxis sogar zum Albtraum der schlimmsten Horrorfiguren werden könnte. Das Drehbuch von "Rambo: Last Blood" ist geradezu eine Katastrophe, die Umsetzung kaum besser.
Und nein, von einem Film, der "Rambo" heißt erwartet man keine raffinierte, sondern eine gerne simple, aber konsequente Story, in der die ikonische Rambo-Figur noch einmal glänzen darf. Man kann nun geteilter Meinung darüber sein, ob man den alternden John Rambo am Tisch mit seiner Haushälterin oder als fürsorglichen Onkel für deren Tochter sehen will, aber das ist okay, irgendwie kann man das akzeptieren. Es ist sogar konsequent, wenn Rambo sich endlich ein halbwegs normales Leben aufbauen durfte. Dass er ständig seine Pillen schlucken muss und in seiner Paranoia wie ein Maulwurf die ganze Ranch unterbuddelt hat, ist auch in Ordnung, wobei es schon grenzwertig wird, wenn er die Freunde seiner Ziehtochter in seinen Tunneln Party machen lässt, obwohl da bislang nicht mal seine Haushälterin einen Fuß reinsetzen durfte und sämtliche Räume mit zahllosen Waffen verziert sind. Man ahnt hier bereits, dieses ohnehin billige Setting wird einfach zweimal verwurstet und muss am Ende für den Showdown herhalten. Dass durch solche kleinen Widersprüche die Figur Risse kriegt, ist schade, da hat Stallone bei seinem Rocky zuletzt immer sehr genau drauf geachtet, auch "John Rambo" war hier eine wunderbar konsequente Fortführung der alten Figur. Aber selbst solche Unstimmigkeiten sind nicht das eigentliche Problem.
Das Problem ist vielmehr, dass all diese Szenen
unfassbar belanglos und unnötig unemotional sind und die Figur, sowie die Handlung
in keiner Weise weiterbringen. So wird es zur harten Geduldsprobe, bis
der eigentliche Plot nach gefühlt 40 Minuten überhaupt erst mal Fahrt
aufnimmt. Der Strang mit der Tochter der Haushälterin, die ihren
leiblichen Vater aufsucht, ist so uninteressant und langatmig erzählt
und zudem auch noch so billig inszeniert, dass man das Gefühl hat, man
hat es hier mit einem direkt für den Heimkinomarkt produzierten Sequel à
la "Escape Plan 2" zu tun. Wenn dann Onkel Rambo endlich mal in einer
fiesen kleinen Szene loslegt, denkt man einen Moment lang, der Film
könnte sich doch noch fangen. Aber nein, danach wird erneut auf die
(Voll-)Bremse getreten und nochmal eine völlig sinnlose und
uninteressante Frauenfigur eingeführt. So zieht sich auch die zweite
Hälfte bis zum kurzen Finale, das jegliche inszenatorische Raffinesse
vermissen lässt und letztendlich aus einer Collage aus Tötungssequenzen besteht.
Ja, da splattert es dann etwa zehn Minuten lang
ordentlich (und die FSK dürfte für die Heimkinoauswertung nicht gerade gnädig sein angesichts solch Menschenverachtender Szenen), aber es wirkt in etwa so, als würde man in einem Horrorfilm alle
Morde erst am Ende und dann am Stück servieren. In "John Rambo" waren
solche derben Szenen kurze "Highlights" innerhalb rasanter
Actionsequenzen, die einen auch emotional hochgepeitscht haben, hier ist
es nur eine stumpfe Aneinanderreihung - als hätten die Macher nicht die
geringste Ahnung, was die "Rambo"-Filme bisher ausgemacht hat. Selbst die
Martinez-Brüder, die als Haupt-Aantagonisten dienen, werden durch Buch
und Regie zu ständig streitenden und teilweise selten dämlichen
Witzfiguren degradiert.
Damit ist "Rambo: Last Blood" mit weitem Abstand der schlechteste Teil der ganzen Reihe. Dass es nur wenig Action und die auch fast nur am Schluss gibt, ist auch
nicht so schlimm. Dass aber der Weg dorthin jeglichen Unterhaltungswert
vermissen lässt und das ganze Werk derart billig wirkt und den Zuschauer emotional nicht packt, hat dieses Franchise nicht verdient. Die "5" ist
für Stallone offenbar keine gute Zahl, da hatte auch "Rocky" seinen größten Ausfall. Bleibt letztlich nur zu hoffen, dass man diesen (vorerst) letzten Teil schnell vergessen kann, damit er einem nicht das gesamte Franchise kaputt macht.
5,5/10
Der Film ist von LEONINE auch im limitierten Mediabook erhältlich:
Quellen:
Inhaltsangabe: Universum Film/Leonine
Mittwoch, 18. September 2019
Meet The Spartans - Meine Frau, die Spartaner und ich (2008)
Sparta, irgendwann A.D., der große Pinguin-Bezwinger und Anführer von Sparta Leonidas muss gegen die übermächtige Armee des Perserkönigs Xerxes in den Krieg ziehen. Zwar haben nicht alle 300 tapferen Krieger Spartas Zeit für diese gefährliche Mission, aber dafür stehen 13 muskel-bepackte Sandalenhelden hinter Leonidas. Und der Gegner, der auf sie wartet, hat es in sich, denn in den Reihen der Perser tummelt sich so manch sagenhafter Superheld der Neuzeit: Von Ghost Rider über Rocky bis zu den Transformers. Und während die Männer ihre heißen Lenden riskieren, mischt Queen Margo im spartanischen Männer-Plenum mit. "Meine Frau, die Spartaner und ich" steht in bester Tradition der so genannten Spoof Filme wie "Scary Movie" oder auch "Austin Powers", die nicht nur einzigartig komisch sind, sondern auch alles auf die Schippe nehmen, was derzeit im Kinotrend liegt oder sich selbst zum Abschuss freigegeben hat. So bekommen nicht nur Kinohighlights wie "Borat", "Spider-Man" und "300" ihr Fett weg, sondern auch geschätzte Persönlichkeiten wie Britney, Paris und Lindsay.
3,5/10
Inhaltsangabe: Twentieth Century Fox
Mittwoch, 11. September 2019
放‧逐 - Fong juk - Exiled (2006)
In ihrer Jugend waren sie Freunde, schließlich wurden sie gemeinsam Gangster und nun treffen sie sich auf der Insel Macao wieder. Die Rede ist von Blaze (Anthony Wong Chau-Sang), Fat (Suet Lam), Tai (Francis Ng), Cat (Roy Cheung) und Wu (Nick Cheung). Doch der Anlass des Wiedersehens ist kein freudiger. Blaze und Fat wurden von ihrem Boss Fay (Simon Yam) geschickt, um Wu, der vor Jahren ausgestiegen und verschwunden ist, nun aber mit seiner Frau Jin (Josie Ho) und dem gemeinsamen Baby sesshaft werden will, zu töten. Tai und Cat haben Wind davon bekommen und wollen den Freund beschützen. Als bei einer ersten Auseinandersetzung zwar viele Kugeln fliegen und allerhand Mobiliar zu Bruch geht, aber keine Seite die Oberhand behält, gönnt man sich erst einmal eine Pause. Gemeinsam wird die noch karge Wohnung von Wu eingeräumt, das Zerschossene repariert und sich dann zum Tee zusammengesetzt. Der alten Zeiten willen stimmen Blaze und Fat einem letzten Wunsch von Wu zu. Bevor es zur finalen Konfrontation kommen soll, will er seine Familie versorgt wissen. Der einzige, viel Geld bringende Auftrag, ist die Liquidierung des gefürchteten Gangsterbosses von Macao. Das Ganze gleicht einem Himmelfahrtskommando und stellt sich für die Fünf schnell als noch komplizierter heraus…
Mit "Exiled" vermählt der ausgesprochen produktive Regisseur Johnnie To den Hongkong-Actionfilm mit dem Western, wenn er inhaltlich und visuell zahlreiche Referenzen an Sergio Leone, Sam Peckinpah, John Ford und sogar den kühlen Noir eines Jean-Pierre Melville mit den Stilelementen eines John Woo vermengt. Und doch kopiert To nicht bloß seine offensichtlichen Vorbilder, sondern erschafft mit seiner ganz eigenen Handschrift etwas Eigenständiges. Durch seinen eigenwilligen Stilmix ist "Exiled" für westlich geprägte Augen und Ohren vielleicht auch etwas leichter zu goutieren und zugänglicher als beispielsweise Woo Ende der 80er/Anfang der 90er, wenn der eine Extraschritt zur Überhöhung hier fehlt. Wie eigentlich immer bei To ist auch in "Exiled" die Action ganz hervorragend choreografiert und virtuos in Szene gesetzt und die Shootouts ähneln oft dem Western entlehnten Duellsituationen, in denen Ökonomie und Präzision deutlich mehr im Vordergrund stehen als die Lust am Spektakel wie bei Woo. Zudem versteht sich To meisterhaft in der Entschleunigung, wenn er so manche Szene genussvoll auskostet, manchmal gar zelebriert, und mit wenigen Mitteln eine dichte und spannende Atmosphäre erschafft ohne trotz all der Langsamkeit je behäbig zu wirken. So ist die gesamte Auftaktsequenz bis hin zur ersten Schießerei und überhaupt das gesamte erste Drittel nahezu brillant und makellos inszeniert. To braucht nur ganz wenige Pinselstriche, um seine Figuren zu skizzieren und die Handlung zu umreißen, und verlässt sich viel lieber allein auf Stimmungen statt auf Worte. Eine zarte Melancholie durchzieht den gesamten Film, eine süßliche Traurigkeit umweht diese fünf Freunde, ohne sich jemals im Pathos zu verlieren.
"Exiled" spielt zudem immer mal wieder mit Erwartungshaltungen, unterläuft diese nur zu gern, erschafft immer wieder glaubhaft wechselnde Allianzen und verschiebt so immerzu die Konstellation der Figuren untereinander. Freundschaft ist das eigentliche Thema dieses als Actionfilm getarnten Dramas rund um Schuld, Sühne und Brüderlichkeit. Auch Witz darf hier nicht fehlen, aber trotz humoriger Einsprengsel findet "Exiled" immer wieder zu seiner tragischen Ernsthaftigkeit zurück. Und mit Macau als Setting bietet To einen angenehm sanften Gegenpol voller warmer Farben zu den sonst eher urbanen und kalten Welten des Heroic Bloodshed und eine zauberhafte Mischung aus asiatischer und europäischer Architektur. Dazu gibt es immer wieder kleine Anspielungen auf die Rückgabe von Macau und Hongkong an China, die allerdings nie zu offensichtlich oder gar plakativ daher kommen. Sicherlich ist "Exiled" nicht perfekt: ein oder zweimal übertreibt es To ein wenig mit seinen Western-Anleihen und ein Moment voller Lagerfeuer-Romantik wirkt etwas deplatziert. Auch die Story an sich wirkt immer mal wieder arg konstruiert, doch bei einem ansonsten runden Gesamtpaket kann man sehr gut über gewisse inhaltliche Stolpersteine hinweg sehen.
7,5/10
Von KOCH Films erschien der Film im limitierten Mediabook. Dieses beinhaltet den ungeschnittenen Film auf Blu-ray und DVD, sowie jede Menge Bonusmaterial.
Quellen:
Inhaltsangabe: Koch Films
Dienstag, 10. September 2019
[COLLECTION] Wolf Predator (Statue) (Exclusive Edition) (Aliens vs. Predator 2)
Sideshow Collectibles ist stolz darauf, den neuesten Beitrag in der Predator-Statuensammlung, den "Wolf Predator", vorstellen zu können. Der wilde Krieger ist ca. 55 cm hoch und mit seinem charakteristischen Speer und seiner Schulterkanone bewaffnet. Der Wolf Predator wird im Maßstab 1: 4 präsentiert und fängt jeden Aspekt des furchterregenden Jägers in einem anpassbaren Display mit jeweils einem maskierten und unmaskierten Porträts ein. Die Wolf Predator Statue ist die perfekte Ergänzung für jede Predator-Kollektion.
Die Predator-Spezies (auch als Yautjas bekannt) wurde erstmals 1987 in dem Film "Predator" auf der Jagd nach Menschen für den Sport in Mittelamerika angetroffen. Die Predatoren verwenden hochmoderne Waffen und Technologien und jagen nur die gefährlichsten Tiere. In der Veröffentlichung "Alien vs Predator" aus dem Jahr 2004 erfahren wir, dass die Predatoren nicht nur Menschen zum Sport jagen, sondern auch die Xenomorphen aus der "Alien"-Filmsaga. Die Geschichte der andauernden Jagd dieser Raubtiere auf die Xenomorph-Spezies wird in dem Film "Aliens vs Predator: Requiem" von 2007 fortgesetzt. Die beiden Arten treten dort in einer kleinen, ländlichen Stadt in Colorado, die den beiden Sepzies fortan als Schlachfeld dient, gegeneinander an.
In "Aliens vs Predator: Requiem" stürzt ein Schiff aus der Heimatwelt der Predatoren auf die Erde und entfesselt die tödlichen Xenomorphen in eben dieser ahnungslosen Stadt. Ein einsamer Jäger wird zur Erde geschickt, aber im Gegensatz zu früheren Besuchern aus seiner Welt ist er nicht hier, um zu jagen. Seine Mission ist es, alle Beweise für das abgestürzte Schiff sowie die darin enthaltenen Kreaturen zu vernichten, und nichts wird ihm im Weg stehen...