Dienstag, 24. September 2019

Bound - Bound: Gefesselt (1996)

https://www.imdb.com/title/tt0115736/

In Mafiakreisen ist es besser, wenn man seine Verbindlichkeiten auch bezahlt, andernfalls droht schwere Folter. Violets (Jennifer Tilly) Freund Caesar (Joe Pantoliano) weiß davon ein Lied zu singen, weil er für das organisierte Verbrechen arbeitet. Eines Tages befinden sich in seiner Wohnung zwei Millionen US-Dollar der Mafia, für die Caesar verantwortlich ist. Das viele Geld weckt Begehrlichkeiten bei Violet, die erst kurz zuvor die zupackende Corky (Gina Gershon) kennengelernt hat. Die beiden Frauen verbindet eines lesbische Beziehung - und der Plan, die Millionen einfach zu stehlen. Violet setzt darauf, dass sich die Mafia an Caesar für das verlorene Geld rächen wird und sie mit Corky verschwinden kann. Aber nur in der Theorie läuft das Unterfangen der beiden Frauen glatt ab, die Realität sieht etwas anders aus...

Noch bevor die Geschwister Lana und Andy Wachowski (damals noch als "The Wachowski Brothers" auftretend) mit ihrem revolutionären, technisch Maßstäbe setzenden "Matrix" Filmgeschichte schreiben sollten und einen popkulturellen Meilenstein schufen, legten sie mit "Bound" bereits einen fundamentalen Grundstein ihrer Karriere, der im Gesamtwerk der Geschwister gerne mal übergangen wird. In ihrem Debüt als Regisseure und Drehbuchautoren genügen den Wachowskis eine überschaubare Anzahl an Figuren sowie ein streng limitiertes Setting, um eine vordergründig schlichte und doch sehr clever konzipierte Geschichte zu erzählen.

"Bound" beginnt zunächst etwas irritierend, denn erzählerisch erinnert der Einstieg in die Handlung an einen edel fotografierten Soft-Porno, in dem sich zwei Frauen, die in benachbarten Wohnungen leben, ineinander verlieben und übereinander herfallen. Auf der einen Seite ist Violet, die mit ihrer anziehenden Ausstrahlung und der fast schon kindlichen Stimme wie ein verführerisches Püppchen wirkt. Auf der anderen Seite ist Corky das genaue Gegenteil, eine auffällig tätowierte Handwerkerin, die frisch aus dem Knast entlassen wurde und wie eine Frau aussieht, die Dinge gerne selbst in die Hand nimmt und hart zupackt. Die Annäherung zwischen beiden Frauen inszenieren die Wachowskis als prickelnden Höhepunkt, der mit wundervollen Einstellungen besticht und so sexy daherkommt, als hätte das Regie-Duo vorher nie etwas anderes getan, als visuelle Schönheit zu kreieren. Nach ihrer hochgradig erotischen Einleitung wechseln die Geschwister allerdings schnell den Ton ihrer Geschichte und verwandeln den bis dahin lustvoll verruchten Liebesfilm in einen spielerisch vertrackten Thriller. Der Plan der beiden Frauen, den Freund von Violet, ein Handlanger der Mafia, auszutricksen und um zwei Millionen Dollar zu erleichtern, läuft wenig überraschend nicht so glatt, wie sie sich das erhofft hatten. Blutige Überraschungen, verzwickte Spannungsmomente und doppelte Böden sind die Konsequenzen in einer Geschichte, die mehr und mehr aus dem Ruder läuft.

"Bound" ist dabei handwerklich virtuos in Szene gesetzt. Die Wachowskis gleiten mit der Kamera stilvoll durch die eng begrenzten Räumlichkeiten, lassen die Augen in Close-Ups immer wieder über markante Details schweifen und haben trotz der Tatsache, dass dies gerade mal ihr Regie-Debüt ist, ein fantastisches Gespür dafür, selbst kleinere Szenen und geradlinige Handlungsstränge als spektakulär verdichtete Setpieces zu gestalten. Nebenbei ist der Streifen auch mit einigen trockenen Pointen gespickt, so dass Parallelen zum schwarzhumorigen Frühwerk der Coen-Brüder auszumachen sind. Die Wachowskis stützen sich in ihrem Werk auf Situationen, in denen sorgfältig durchgeplante Aktionen in wildem Chaos verlaufen und trotzdem der Eindruck entsteht, dass all dieses hektische, spontan neben der Spur verlaufende Treiben mit absoluter Präzision zur Eskalation gebracht wurde. Lana und Andy beweisen mit ihrem ersten Film, dass sie virtuose Talente sind, was eine elektrisierende, stilvoll durchkomponierte Inszenierung betrifft. "Bound" besticht gleichermaßen als erotisch knisternder Liebesfilm wie als blutig eskalierender Thriller und vereint beide Genres zu einem wirklich gelungenen Film, der sich vor allem auch wegen dem intensiven Zusammenspiel der beiden Hauptdarstellerinnen lohnt.

7,5/10

Von CAPELIGHT PICTURES erschien der Film hierzulande in HD in einem tollen Mediabook:

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