John Rambo (Sylvester Stallone) erfährt, dass Gabriella, die Tochter seiner Haushälterin Maria (Adriana Barraza), von einem Menschenhändlerring entführt wurde, der Teil eines mexikanischen Kartells ist und junge Frauen zur Prostitution zwingt. Rambo, der sich eigentlich nach langen Jahren fern der Heimat, nach all dem Leid, dem Totschlag und den geliebten verstorbenen Menschen, einfach nur in den USA auf einer Ranch zur Ruhe setzen wollte, schließt sich mit der Ex-Soldatin und Journalistin Carmen Delgado (Paz Vega) zusammen, deren Schwester ebenfalls von dem Kartell entführt wurde, und nimmt den Kampf gegen die Gangster mit allerlei explosiven Techniken und seinen Kampffähigkieten auf. Seiner Vergangenheit kann der Profi einfach nicht entkommen. Rambo wird keine Gnade zeigen, denn er war es nicht, der das erste Blut vergossen und ihn herausgefordert hat, aber er wird der jenige sein, der das letzte Blut vergießt...
"Rambo: Last Blood" ist ein Desaster, quasi ein "96 Hours" / "Taken" in billig, ohne jedes Gefühl für Pacing und Timing, zudem auch noch schlecht inszeniert und in Teilen sogar der titelgebenden Figur schädigend. Da hilft auch Sylvester Stallones wunderbar grimmige Miene und das Anspielen des bekannten "Rambo"-Themas nicht. Aus dem müden, bemitleidenswerten Vietnam-Veteran mit traurigem Background, der seiner Kriegsneurose nicht entfliehen kann, ist ein grimmiger Massenmörder geworden, der in der Art seiner Tötungspraxis sogar zum Albtraum der schlimmsten Horrorfiguren werden könnte. Das Drehbuch von "Rambo: Last Blood" ist geradezu eine Katastrophe, die Umsetzung kaum besser.
Und nein, von einem Film, der "Rambo" heißt erwartet man keine raffinierte, sondern eine gerne simple, aber konsequente Story, in der die ikonische Rambo-Figur noch einmal glänzen darf. Man kann nun geteilter Meinung darüber sein, ob man den alternden John Rambo am Tisch mit seiner Haushälterin oder als fürsorglichen Onkel für deren Tochter sehen will, aber das ist okay, irgendwie kann man das akzeptieren. Es ist sogar konsequent, wenn Rambo sich endlich ein halbwegs normales Leben aufbauen durfte. Dass er ständig seine Pillen schlucken muss und in seiner Paranoia wie ein Maulwurf die ganze Ranch unterbuddelt hat, ist auch in Ordnung, wobei es schon grenzwertig wird, wenn er die Freunde seiner Ziehtochter in seinen Tunneln Party machen lässt, obwohl da bislang nicht mal seine Haushälterin einen Fuß reinsetzen durfte und sämtliche Räume mit zahllosen Waffen verziert sind. Man ahnt hier bereits, dieses ohnehin billige Setting wird einfach zweimal verwurstet und muss am Ende für den Showdown herhalten. Dass durch solche kleinen Widersprüche die Figur Risse kriegt, ist schade, da hat Stallone bei seinem Rocky zuletzt immer sehr genau drauf geachtet, auch "John Rambo" war hier eine wunderbar konsequente Fortführung der alten Figur. Aber selbst solche Unstimmigkeiten sind nicht das eigentliche Problem.
Das Problem ist vielmehr, dass all diese Szenen
unfassbar belanglos und unnötig unemotional sind und die Figur, sowie die Handlung
in keiner Weise weiterbringen. So wird es zur harten Geduldsprobe, bis
der eigentliche Plot nach gefühlt 40 Minuten überhaupt erst mal Fahrt
aufnimmt. Der Strang mit der Tochter der Haushälterin, die ihren
leiblichen Vater aufsucht, ist so uninteressant und langatmig erzählt
und zudem auch noch so billig inszeniert, dass man das Gefühl hat, man
hat es hier mit einem direkt für den Heimkinomarkt produzierten Sequel à
la "Escape Plan 2" zu tun. Wenn dann Onkel Rambo endlich mal in einer
fiesen kleinen Szene loslegt, denkt man einen Moment lang, der Film
könnte sich doch noch fangen. Aber nein, danach wird erneut auf die
(Voll-)Bremse getreten und nochmal eine völlig sinnlose und
uninteressante Frauenfigur eingeführt. So zieht sich auch die zweite
Hälfte bis zum kurzen Finale, das jegliche inszenatorische Raffinesse
vermissen lässt und letztendlich aus einer Collage aus Tötungssequenzen besteht.
Ja, da splattert es dann etwa zehn Minuten lang
ordentlich (und die FSK dürfte für die Heimkinoauswertung nicht gerade gnädig sein angesichts solch Menschenverachtender Szenen), aber es wirkt in etwa so, als würde man in einem Horrorfilm alle
Morde erst am Ende und dann am Stück servieren. In "John Rambo" waren
solche derben Szenen kurze "Highlights" innerhalb rasanter
Actionsequenzen, die einen auch emotional hochgepeitscht haben, hier ist
es nur eine stumpfe Aneinanderreihung - als hätten die Macher nicht die
geringste Ahnung, was die "Rambo"-Filme bisher ausgemacht hat. Selbst die
Martinez-Brüder, die als Haupt-Aantagonisten dienen, werden durch Buch
und Regie zu ständig streitenden und teilweise selten dämlichen
Witzfiguren degradiert.
Damit ist "Rambo: Last Blood" mit weitem Abstand der schlechteste Teil der ganzen Reihe. Dass es nur wenig Action und die auch fast nur am Schluss gibt, ist auch
nicht so schlimm. Dass aber der Weg dorthin jeglichen Unterhaltungswert
vermissen lässt und das ganze Werk derart billig wirkt und den Zuschauer emotional nicht packt, hat dieses Franchise nicht verdient. Die "5" ist
für Stallone offenbar keine gute Zahl, da hatte auch "Rocky" seinen größten Ausfall. Bleibt letztlich nur zu hoffen, dass man diesen (vorerst) letzten Teil schnell vergessen kann, damit er einem nicht das gesamte Franchise kaputt macht.
5,5/10
Der Film ist von LEONINE auch im limitierten Mediabook erhältlich:
Quellen:
Inhaltsangabe: Universum Film/Leonine
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