Freitag, 6. September 2019

Werner - Beinhart! (1990)

https://www.imdb.com/title/tt0100912/

Entweder bekommt Brösel (Rötger Feldmann) eine gute Vorlage für den ersten Werner-Kinofilm hin, oder er hat ein dickes Problem. Daran lässt der skrupellose Filmproduzent Gerd Geldhai (I. Stangl) keinen Zweifel. Dem nach Inspiration suchenden Künstler kommt unverhofft eine gute Fee zu Hilfe, die ihm einen magischen Zeichenstift überlässt und als Gegenleistung nur die spätere Erfüllung eines einzigen Wunsches fordert. Brösel, dem das Wasser bis zum Hals steht, willigt ein, und bringt postwendend einen witzigen Werner-Comic nach dem nächsten zu Papier - darunter Klassiker wie der, in dem Werner ein Fußballspiel mitten auf dem Marktplatz veranstaltet oder mit Meister Röhrich ein ganzes Haus bei Klempnerarbeiten unter Wasser setzt. Leider landet seine erste Geschichte statt auf dem Schreibtisch von Gerd Geldhai durch einen Postirrtum in Sibirien, und das zweite Skript verbrennt bei einem Motorradunfall auf der Landstraße. Erst im dritten Anlauf liefert der Zeichner die gewünschte Vorlage ab und feiert damit einen riesigen Erfolg. Doch da ist ja noch die Fee mit ihrem Wunsch...

"Werner - Beinhart!" ist zwar zweifelsohne der beste Teil der ganzen Reihe, doch Kritik kann man an diesem ersten Teil durchaus üben, denn die Realszenen sind so schlecht gealtert, dass man sich wünschte, es gäbe eine Version ausschließlich mit den Zeichentrickkurzfilmen, die hier präsentiert werden. Daran kann auch die großartige Erzählerstimme von Otto Sanders nichts ändern. Die Zeichentricksequenzen dagegen werden nie alt. Die Figuren sind zeitlos dargestellt, ebenso die großartigen Hintergründe von Christoph Baum. Den Humor muss man mögen - diese norddeutsche Schnauze, die unintelligenten Witze, die sich am Ende als gar nicht mal so unintelligent herausstellen, die Situationskomik - das ist etwas, was uns niemand mehr wegnimmt. Und es ist schon selten, dass derart viele Zitate auch Jahrzehnte später noch eine so große Wirkung entfalten. Man hat das Gefühl, jeder zweite Satz aus dem Film ist heute fest im normalen deutschen Sprachgebrauch verankert. Norddeutsche lächeln vielleicht müde, weil sie womöglich schon immer so geredet haben.

Ansonsten zeigt "Werner - Beinhart!" mal wieder, wie anarchistisch hier vorgegangen wurde. Schon damals wurde die Figur Werners als "abartig" bezeichnet, die Cartoons seien frauenfeindlich, sexistisch, usw. Dabei ist zu bemerken, dass eigentlich die Herren der Schöpfung in diesen knapp anderthalb Stunden nicht besonders gut wegkommen. Ein großer Pluspunkt und bis heute ein Hauptanker des Films: die Stimmen. Eckat (der wird wirklich so geschrieben) hat leider bereits 2011 seine Stimme verloren - Kulle Westphal hatte einzigartige Pipes, die man sofort erkennt. Torfrock-Sänger Klaus Büchner in der Hauptrolle spricht nicht nur Werner - er ist Werner. Gleiches gilt für Andi Feldmann als Meister Röhrich. Feldmann hat im wahren Leben selbst eine Gas-Wasser-Scheiße-Lehre hinter sich und ist übrigens der Bruder von Werner-Zeichner Brösel. Viele der Geschichten sind von seinen Lehrlingsjahren inspiriert - wahrscheinlich wurde dies hier auch schon ein paar Mal erwähnt.

Was am Ende bleibt: Ein Kultfilm, der leider nur teilweise durchgängig anschaubar und genießbar ist. Die Arbeit der realen Schauspieler erkennt man zwar an, aber man merkt auch einfach zu sehr, dass die Szenen um die (wirklich genialen und zeitlosen) Zeichentrickszenen drum herum geschrieben wurden. Die gute Wertung kommt einzig und allein aus den in "Werner - Beinhart" enthaltenen Kurzfilmen. Völlig verdreckter, überdrehter, überspitzter, zwangloser Humor - mit unverkennbaren (nord-)deutschen Eigenheiten. Genau mein Ding.

8/10

Der Film erschien von CONSTANTIN FILM im limitierten Steelbook.

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