https://www.imdb.com/title/tt0100912/
Entweder bekommt Brösel (Rötger Feldmann) eine gute Vorlage für den
ersten Werner-Kinofilm hin, oder er hat ein dickes Problem. Daran lässt
der skrupellose Filmproduzent Gerd Geldhai (I. Stangl) keinen Zweifel.
Dem nach Inspiration suchenden Künstler kommt unverhofft eine gute Fee
zu Hilfe, die ihm einen magischen Zeichenstift überlässt und als
Gegenleistung nur die spätere Erfüllung eines einzigen Wunsches fordert.
Brösel, dem das Wasser bis zum Hals steht, willigt ein, und bringt
postwendend einen witzigen Werner-Comic nach dem nächsten zu Papier -
darunter Klassiker wie der, in dem Werner ein Fußballspiel mitten auf
dem Marktplatz veranstaltet oder mit Meister Röhrich ein ganzes Haus bei
Klempnerarbeiten unter Wasser setzt. Leider landet seine erste
Geschichte statt auf dem Schreibtisch von Gerd Geldhai durch einen
Postirrtum in Sibirien, und das zweite Skript verbrennt bei einem
Motorradunfall auf der Landstraße. Erst im dritten Anlauf liefert der
Zeichner die gewünschte Vorlage ab und feiert damit einen riesigen
Erfolg. Doch da ist ja noch die Fee mit ihrem Wunsch...
"Werner - Beinhart!" ist zwar zweifelsohne der beste Teil der ganzen Reihe, doch Kritik kann man an diesem ersten Teil durchaus üben, denn die Realszenen sind
so schlecht gealtert, dass man sich wünschte, es gäbe eine
Version ausschließlich mit den Zeichentrickkurzfilmen, die hier
präsentiert werden. Daran kann auch die großartige Erzählerstimme von Otto
Sanders nichts ändern. Die Zeichentricksequenzen dagegen werden nie alt. Die Figuren sind
zeitlos dargestellt, ebenso die großartigen Hintergründe von Christoph Baum. Den Humor muss man mögen - diese norddeutsche Schnauze, die unintelligenten Witze, die sich am Ende
als gar nicht mal so unintelligent herausstellen, die Situationskomik -
das ist etwas, was uns niemand mehr wegnimmt. Und es ist schon
selten, dass derart viele Zitate auch Jahrzehnte später noch eine so
große Wirkung entfalten. Man hat das Gefühl, jeder zweite Satz aus dem
Film ist heute fest im normalen deutschen Sprachgebrauch verankert.
Norddeutsche lächeln vielleicht müde, weil sie womöglich schon immer so
geredet haben.
Ansonsten zeigt "Werner - Beinhart!" mal wieder, wie anarchistisch hier vorgegangen wurde. Schon damals wurde die Figur Werners als
"abartig" bezeichnet, die Cartoons seien frauenfeindlich, sexistisch, usw. Dabei
ist zu bemerken, dass eigentlich die Herren der Schöpfung in diesen knapp
anderthalb Stunden nicht besonders gut wegkommen. Ein großer Pluspunkt und bis heute ein Hauptanker des Films: die
Stimmen. Eckat (der wird wirklich so geschrieben) hat leider bereits
2011 seine Stimme verloren - Kulle Westphal hatte einzigartige Pipes,
die man sofort erkennt. Torfrock-Sänger Klaus Büchner in der Hauptrolle
spricht nicht nur Werner - er ist Werner. Gleiches gilt für Andi
Feldmann als Meister Röhrich. Feldmann hat im wahren Leben selbst eine
Gas-Wasser-Scheiße-Lehre hinter sich und ist übrigens der Bruder von
Werner-Zeichner Brösel. Viele der Geschichten sind von seinen
Lehrlingsjahren inspiriert - wahrscheinlich wurde dies hier auch schon
ein paar Mal erwähnt.
Was am Ende bleibt: Ein Kultfilm, der leider nur teilweise
durchgängig anschaubar und genießbar ist. Die Arbeit der
realen Schauspieler erkennt man zwar an, aber man merkt auch einfach zu sehr, dass die Szenen
um die (wirklich genialen und zeitlosen) Zeichentrickszenen drum herum
geschrieben wurden. Die gute Wertung kommt einzig und allein aus den in
"Werner - Beinhart" enthaltenen Kurzfilmen. Völlig
verdreckter, überdrehter, überspitzter, zwangloser Humor - mit
unverkennbaren (nord-)deutschen Eigenheiten. Genau mein Ding.
8/10
Der Film erschien von CONSTANTIN FILM im limitierten Steelbook.
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