Sonntag, 22. September 2019

Dick Tracy (1990)

https://www.imdb.com/title/tt0099422/
In Tess Trueheart (Glenne Headly) brennt ein großer Wunsch: Sie will sich mit ihrem Geliebten zur Ruhe setzen, dem Detective Dick Tracy (Warren Beatty). Aber in der Stadt laufen krumme Dinge ab, die vor allem mit dem Bösewicht Big Boy Caprice (Al Pacino) zu tun haben. Also hat Dick Tracy keine Zeit, sich auf die faule Haut zu legen. Bisher ist es Tracy nie gelungen, seinen Erzfeind einzubuchten. Jetzt, gepackt vom Ehrgeiz, hängt er sich voll rein und riskiert dafür auch seine Beziehung zu Tess Trueheart. Zumal er während seiner Jagd die Bekanntschaft mit der Sängerin Breathless Mahoney (Madonna) macht...

"Dick Tracy" - der Comic-Film, der ein Klassiker hätte werden müssen und keiner wurde. 1990 verwirklichte Warren Beatty ein Herzensprojekt, brachte einen berühmten 30er Jahre Comicstrip über Chicagos Polizeiinspektor "Dick Tracy" ins Kino und setzte in Sachen Optik alles auf eine Karte. Fünfzehn Jahre vor einem optisch sehr ähnlichem Projekt namens "Sin City" durfte schon für das Maskenbild ordentlich drauflos gelatext werden, die Kulissen gestalteten sich bunt und urban, es gab hüpfende Dampfkessel, riesige Zahnräder, Straßenlaternen aus Gummi und alles war in deckendes Rot, Gelb, Grün, Blau, Lila, Schwarz oder Weiß gehüllt.


Andere Farben verbannte Beatty, so gut es ging, aus seinem Film. Diese Siebenfarbigkeit erreichten er und und seine Crew nicht etwa durch entfremdende Post-Production, sondern von Grund auf, also durch Kostüm-, Szenen- und Maskenbild. Wo farblich nachgeholfen werden musste, durften dicke Farbscheinwerfer einmal so richtig draufknallen. Das Charmante daran ist, dass auf diese Weise ein perfektes Ergebnis auf der Farbpalette gar nicht möglich scheint. Zwischentöne sieht man trotz des ganzen Aufwands natürlich zuhauf und wo prompt auf die Schnelle noch ein Kostüm her musste, hielt eben eines im ansonsten "verbotenen" Orange her.


Das klingt schon etwas besonders und klang schon damals besonders genug, damit sich neben Beatty als Dick Tracy himself auch Al Pacino, Madonna, Dustin Hoffman, Dick Van Dyke, Kathy Bates, James Caan und Paul Sorvino bereiterklärten, mitzuwirken.

Der skurrile Stil erlaubte es praktischerweise, genauso skurrile Storyelemente einzubauen. Passend zu den schrägen, ja geradezu niedlichen und trotzdem hier und da brutalen Schauwerten durfte auch von Seiten der Darsteller und Drehbuchautoren mal so richtig herumgesponnen werden. Alles wunderbar bis hierhin, bloß eine schicke, knackige Story lässt "Dick Tracy" vermissen. Inmitten des Kriminal-Szenarios über den Polizisten Tracy, der sich im Chicago vergangener Tage gegen die Bosse der Unterwelt zur Wehr setzt und dabei den Waisenjungen "Kid" ("Junge") in seine Obhut nehmen muss, hält, und das ist Jammerschade, keine so richtig packende, sondern eine eher vor sich hin plätschernde Geschichte parat. Dabei hätte nichts gegen reichlich Spannung im kunterbunten Kampf zwischen Gut und Böse gesprochen. Drehungen und Wendungen versanden, Al Pacino als Bösewicht weiß keinen Hass auf sich zu lenken und irgendwann wirkt "Dick Tracy" zu lang gezogen. Es ist ein Unding, dass dieser Film, den es so nur einmal gibt, aus der Comicvorlage nicht mehr herauszuholen wusste.

6/10

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