http://www.imdb.com/title/tt0118971/
Der erfolgreiche Anwalt Kevin Lomax (Keanu Reeves) ist ein junger
Emporkömmling aus einer Südstaaten-Kleinstadt und kann schon auf 64 in
Folge gewonnene Gerichtsverhandlungen zurückblicken. Doch um diese
Erfolgsquote zu halten, bedient er sich gelegentlich moralisch
fragwürdiger Methoden. Der Vorsitzende einer großen New Yorker Kanzlei,
John Milton (Al Pacino), wird auf den Staranwalt aus der Provinz
aufmerksam und bietet Kevin einen Job an, mitsamt stattlichem Honorar
und einem riesigen Apartment in der Fifth Avenue. Kevin nimmt das
Angebot an und zieht mit seiner Frau Mary Ann (Charlize Theron) in die
große Stadt. Zunächst sind die beiden begeistert vom neuen Leben und
Kevin blüht auf in seiner Position. Doch schon bald bemerkt Mary Ann,
dass etwas faul ist an dieser Firma. Sie hat plötzlich Erscheinungen und
beginnt merkwürdige Dinge zu sehen...
In Gänze betrachtet ungefähr so subtil wie die regelmäßigen Erzeugnisse
der Michael-Bay'schen Hollywood-Schmiede, nur das "The Devil's
Advocate", und das ist der entscheidende Unterschied, wirklich Spaß
macht und, man vergebe mir den Kalauer, teuflisch unterhält. Es ist ein Mystery-Thriller ohne Tod aber mit viel Teufel. Er spielt sich in
einem Dreiecksverhältnis ab: John Milton (Al Pacino) ist, - wie wir erst
nach und nach erfahren - der Satan, für ihn arbeitet Kevin
Lomax (Keanu Reeves), der mit Mary Ann (Charlize Theron) verheiratet
ist. Reeves ist teuflisch gut, Pacino ist noch besser, furchterregend
souverän und Theron ist einfach überirdisch. Sie wandelt sich von
der schicken Partymaus zu einer kaputten, kranken Frau. Für literaturkompatible Zuschauer ist der Genuss doppelt so groß. Man
kann aber auch einfach nur die eskalierenden Hinweise bis zum
bombastischen Finale goutieren, bis sich der Teufel outet. Zuvor gab es
mal eine Monsterfratze, einen züngelnden Al oder einen Schnellschnitt:
Baby, Blut, Traum, Charlize hüllenlos in der Kirche. Hat sie der Teufel
besessen? Hat Reeves es mit seiner 'Schwester' (Connie Nielsen)
getrieben? Ein Mysterium.
Der Film mag mit Sicherheit nicht so durchdacht und stilbildend sein,
wie beispielsweise Roman Polanskis thematisch verwandter Beitrag
"Rosemary's Baby", dafür bedient er sich auch allzu offenherzig bei
ähnlich gelagerten Werken der einzelnen Subgenres. Das Bild der Anwälte
als Sammelsurien der Sünden ist mittlerweile wahrlich abgenutzt, jedoch
ist sich "The Devil's Advocate" seines Vorteils bewusst, all diese
Elemente hemmungslos auf die Spitze treiben zu können. Dies mag den
Film, wie gesagt, nicht zum Meilenstein seines Genres erheben, er
garantiert jedoch zwanglose und kurzweilige Unterhaltung. Die Auflösung ist optisch raffiniert,
dramatisch hochspannend und inhaltlich überraschend. Und das geschieht
auf hohem sprachlichem Niveau. Hier war die Romanvorlage sicherlich
hilfreich. Sie liefert auch die Dialoge. ("Gott ist ein Spießer, ein
Sadist. Ich bin vielleicht der letzte Humanist (...)." oder "(...) die Tugend des
Teufels ist in seinen Lenden.")
Man muss nicht unbedingt John Milton mit dem "Verlorenen Paradies"
ins Feld führen. Lomax hat seine Seele dem Teufel verkauft und sein
Paradies verloren. Er nahm quasi Blutgeld, wir haben zwei Selbstmorde zu
verkraften und erwachen aus einem bösen Albtraum. Und können beim
letzten Bild, das die Perpetualität des Bösen dokumentiert, wieder
schmunzeln.
8,5/10
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