http://www.imdb.com/title/tt0217505/
"Unser Glaube ist die Waffe, die unsere Feinde am meisten fürchten,
denn es gibt unserem Volk die Kraft, sich gegen diejenigen zu erheben,
die uns vernichten wollen."
Schon die Eröffnung, dieser Kampf zwischen den 'Natives' und den 'Dead Rabbits' hat eine tolle Mixtur aus Brutalität und viel Blut, aus
Gewalt und Abschlachten. Tolle Kameraeinstellungen, Großaufnahmen
der Menschen und Kampfgeschehnisse und dazu die moderne Musik machen
daraus eine große künstlerische Sequenz. Danach ist man sofort mitten in dieser Welt drin. In den 'Five
Points', einem heruntergekommenen Viertel in New York um das Jahr
1850.Die Geschichte von "Gangs Of New York" wird oft als "dünn"
beschrieben und oberflächlich könnte man sie auch schnell
zusammenfassen.
Es ist das Jahr 1862: In den 'Five Points', einem Stadtteil von New York,
herrscht ein erbitterter Krieg zwischen den einheimischen 'Natives' und
den irisch-stämmingen 'Dead Rabbits'. Nach 16 Jahren in der
Erziehungsanstalt kehrt Amsterdam Vallon (Leonardo DiCaprio) nun an den Ort zurück, wo 1846 sein Vater und Anführer der 'Dead Rabbits', Priester Vallon (Liam Neeson), während eines Bandenkrieges durch die Hand von Bill ‘The Butcher’ Cutting (Daniel Day-Lewis)
starb. Bill ist Oberhaupt der 'Natives' und schürt abgrundtiefen Hass
gegen Schwarze und Einwanderer aus Europa. Er regiert das Viertel wie
ein König und ehemalige Weggefährten von Amsterdams Vater haben sich
seiner Macht gebeugt. Um seinem Ziel Vergeltung näher zu kommen,
unterwandert Amsterdam die 'Natives' mithilfe seines alten Freundes
Johnny Sirocco (Henry Thomas).
Nach und nach kann er sich in der Hierachie hocharbeiten und das Herz
des Butchers für sich gewinnen. Doch sein Plan wird noch schwieriger,
als er Jenny Everdeane (Cameron Diaz) begegnet. Denn auch Jenny hat eine Vergangenheit mit dem Butcher, wodurch seine Pläne noch komplizierter werden...
Aber diese Zusammenfassung
würde diesem Film nicht gerecht werden. Denn sie ist viel mehr. So haben
wir die echten historischen Hintergründe der "Draft Riots" im Jahr
1863. Und neben der Geschichte über Rache handelt die Geschichte ebenso von Macht und Vorherrschaft, von Einfluss. Es geht um Freundschaft,
Liebe und Verrat, um Bürgerkrieg, um Politik, um Gewalt. Die Geschichte
zeigt, dass man für seine Überzeugungen, dass man für seine Ideale und
sein Glück kämpfen muss.
Ich habe eine gewisse Zuneigung für solche Historienfilme. Für die
Kostüme und für eben diese Zeiten, die mehr als 100 Jahre her sind. In
denen man die Historie
förmlich schmecken kann. Und gerade in der Hinsicht ist der Film einfach
fantastisch. Kombiniert mit den tollen Kulissen und der vor allem mit
Trommeln, Flöten und Geigen eingespielten Musik vermittelt der Film ein
glaube ich wirklich gutes Bild der damaligen Zeit, vor allem aber - und
das ist viel wichtiger - lässt er den Zuschauer in diese Welt
eintauchen,
bringt einem das Gefühl dieser zeit näher. Auch ästhetisch kann der
Film so einiges bieten. Nicht nur in der
bereits erwähnten Eröffnungsszene, eigentlich den ganzen Film hindurch.
Durch Rückblenden, durch tolle Kameraeinstellungen und vor allem durch
die Darstellung der Gewalt. Grausam, brutal, blutig, roh und ungeschönt.
Phasenweise auch zur Kunst stilisiert und gleichzeitig erniedrigt, wenn
zum Beispiel das Töten mit dem Schlachten von Schweinen gleichgesetzt
wird.
"Durch das Fleischerhandwerk lernst du so einiges. Wir sind alle gleich geschaffen, aus Fleisch und Blut, Gewebe und Knochen."
Schauspielerisch ist der Film nicht weniger als überragend: Leonardo
DiCaprio spielt den jungen Amsterdam super. Man nimmt ihn den
rachsüchtigen jungen Heißsporn und den charismatischen Anführer
gleichermaßen ab. Wer, warum auch immer, behauptet, DiCaprio sei ein
schlechter Schauspieler, der wird hier mal wieder eines besseren
belehrt. Er gehört zu den besten Schauspielern seiner Generation. Sebenso sein
Gegenspieler Daniel Day-Lewis. Ausgerechnet in der Rolle, die einem vielleicht am
längsten im Gedächtnis bleibt, die Rolle des Bill „The Butcher“ Cutting. Eigentlich gehört so ziemlich jeder der
Darsteller zu meinen Lieblingen: Liam Neeson als Amsterdams
Vater, Jim Broadbent als einflussreicher Politiker, Brendan Gleeson als
hervorragender Straßenkämpfer und später gewählter Sheriff oder John C.
Reilly als korrupter Polizist. Und sogar die sonst ziemlich nervige
Cameron Diaz ist diesmal nicht schlecht (auch wenn sie optisch nicht so
recht passen will). Weil aber der Cast ansonsten so außergewöhnlich
perfekt ist, ist sie doch so ein kleiner Schwachpunkt im gesamten Ensemble.
Dass der Film keine Höchstwertung bekommt liegt für mich aber vor
allem an einer Sache. Wie schon erwähnt, wirkt die Story eventuell
etwas dünn und vor allem zu lang. Ich sehe das nicht so, ganz im Gegenteil. Das mag bei einer Laufzeit von über zweieinhalb Stunden
zwar vielleicht etwas merkwürdig klingen, aber es ist so. Sie ist so
voll mit spannenden Geschichten, mit interessanten Persönlichkeiten,
über die ich so gerne mehr erfahren hätte. Und oft wird deren
Einzelgeschichte auch begonnen, aber irgendwo ververliert siie sich, genau wie die Menschen, die zu der Zeit einfach spurlos verschwanden und bleibt damit zu oberflächlich. Man gewinnt den Eindruck,
dass Regisseur Martin Scorsese eigentlich noch viel mehr erzählen wollte.
So ist - bis auf diesen kleinen Schönheitsfehler - "Gangs Of New York" ein wahrhaftig großer und großartiger Film, ein toll gespieltes, optisch
starkes, rohes, brutales und blutiges Historiendrama. Und ein leider
viel zu unterschätztes Werk. Und die Endszene beschert mir - mit der gigantischen musikalischen Untermalung - jedes Mal eine wohlige Gänsehaut. Toll.
9/10
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