http://www.imdb.com/title/tt0112641/
Las Vegas 1973: Stadt des Glitters und der Träume. Bühne für Millionäre,
Politiker und glamouröse Showgirls. Die Heimat für Scharlatane, Spieler
und Dealer. In der glanzvollsten Ära von Las Vegas steigt der
Profizocker Sam "Ace" Rothstein (Robert De Niro)
an die Spitze des Milliarden-Dollar-Imperiums auf. Um das Investment
weiter auszubauen, stellen ihm die Drahtzieher seinen besten Freund aus
alten Zeiten, den hitzköpfigen Mafiakiller Nicky Santoro (Joe Pesci),
an die Seite. Jetzt dominieren sie gemeinsam Vegas: "Ace" als eleganter
Lenker, Nicky als Mann fürs Grobe – bis die atemberaubende Ginger
McKenna (Sharon Stone) auftaucht.
Viele wissen es bereits, aber andere fühle ich mich genötigt, vor der Rezension noch zu informieren: ich liebe Gangsterfilme! Vor allem, wenn es um Lug und Betrug, Spiel und Gegenspiel geht und man irgendwann so im Netz der Story hängt, dass man selbst nicht mehr so richtig durchblickt. Neben der famosen "Pate Trilogie" von Francis Ford Coppola, das wohl beste Gangster/Mafia-Biopic aller Zeiten.
Den Aufstieg, die Fortbewegung, die Dynamik, das haben Scorseses Figuren
schon hinter sich. Die guten Seiten des Amerikanischen Traums haben sie
schon durchlebt. Sie sind ganz oben angekommen, an einem Ort, an dem es
keine Bewegung, kein Vorankommen mehr gibt, nur noch Stagnation und
Zerfall. Sie sind gefangen im Exzess des Amerikanischen Traums, obwohl
sie von nichts mehr träumen können. Las Vegas löst für die Protagonisten
das Versprechen von Sex, Ruhm, Geld und Macht ein. Regisseur Martin Scorsese erzählt mit "Casino" im Grunde eine recht einfache Geschichte über
den Aufstieg und den Fall in der Unterwelt von Las Vegas. Ein recht bekanntes
Strickmuster, das man schon bei "GoodFellas" und ein paar anderen
Mafiafilm-Kollegen kennengelernt hat. Er nimmt also diese doch recht
simple Story und macht daraus einfach mal ein dreistündiges Kunstwerk,
ein absolut fesselndes Erlebnis. Drehbuch, Darsteller, Dialoge,
Charakterzeichnung, Dramatik, Spannung, Kamera, Schnitt, Musik. Scorsese fügt
alles in so wunderbarer Weise zusammen und schafft aus den vielen
Elementen eine perfekte Gesamtkomposition.
Einen großen Anteil daran gebührt natürlich auch den beiden tragenden Rollen Robert De Niro und
Joe Pesci. Wie immer ein faszinierendes Duo, das im kleinen Finger mehr
Charisma und Ausstrahlung hat als halb Hollywood. Die restlichen Darsteller
(allen voran Sharon Stone, James Woods und Kevin Pollak) können verblassen gegenüber der Leistung der beiden Hauptdarsteller,
liefern aber dennoch eine sehr gute Leistung ab. "Casino" ist aber nicht nur schauspielerisch sondern auch ausstattungstechnisch und optisch ein
wahrer Leckerbissen. Eine visuelle Meisterleistung, Las Vegas in den 70ern mit so einer Eleganz und Ästhetik
einzufangen. Atemberaubende Kamerafahrten, satte Farben, tolles
Kostümdesign. Da kann man sich gar nicht satt sehen.
Die Überlegenheit von "Casino" liegt aber nicht
in dem was Scorsese erzählt, sondern darin wie Scorsese es erzählt. Die Form ist genau so protzig, brachial, und
größenwahnsinnig wie sein Inhalt. Pomp und Luxus wohin das Auge blickt,
berauschende Kamerafahrten, Zeitlupen, Überblendungen, beinahe
pausenlose Musikuntermalung und die herrliche Titelsequenz von Saul und
Elaine Bass. Dieser Soundtrack gibt jeder Szene das gewisse Etwas und lässt den
Zeitgeist von damals noch einmal aufleben. Scorsese lässt die unwirkliche Glitzerwelt von Las Vegas
seine Zuschauer paralysieren. Seine Regie saugt jedes noch so kleine
Detail des Gangsteruniversums auf, jede Geste seiner Schauspieler, jede
Facette ihrer brutalen Lebenswirklichkeit. Mit äußerster
Detailverliebtheit untersucht Scorsese wie ihre Welt funktioniert und
auch wie Zwischenmenschlichkeit in ihrer kalten und rohen Welt von
Statten geht. Stellenweise reißt er seine Gangstererzählung zum
wutentbrannten Ehemelodram herum, in dem sich Sharon Stone und Robert De
Niro grandiose Wortgefechte liefern. Wenn Scorsese so tief und intim in
die emotionalen Welten seiner eigentlich überlebensgroßen Figuren
eindringt, dann erscheinen sie auch plötzlich ganz nah, greifbar und
verletzlich.
Ich bin ja kein großer Fan von Modewörtern und abgedroschenen Superlativen aber hier komme ich nicht drum rum. "Casino" ist ein Meisterwerk. Von der ersten bis zur letzten Minute.
"Die Stadt wird nie wieder so sein wie damals. Nach der Sache mit dem
Tangiers übernahmen die großen Konzerne die Casinos. Heute sieht es aus
wie Disneyland."
10/10
Von UNIVERSAL kommt der Film im Steelbook, welches den Film sowohl als 4K Ultra-HD Blu-ray
und auch als Blu-ray enthält.
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