Freitag, 31. Mai 2024

Triple Threat (2019)

https://www.imdb.com/title/tt6643972/

Ein Söldner-Kartell nimmt die Tochter eines Milliardärs ins Visier, die dem organisierten Verbrechen den Kampf angesagt hat. Bei einer von Söldneranführer Collins (Scott Adkins) ausgeführten Attacke scheint es schon um sie geschehen, da verhindern drei Martial-Arts-Kämpfer (Tony Jaa, Tiger Chen und Iko Uwais) ihren sicheren Tod und beschützen sie fortan vor den Schergen. Zahlenmäßig weit unterlegen und unorganisiert stehen die Jungs auch noch vor einem anderen, weitaus gravierenderem Problem: Sie haben alle miteinander noch eine Rechnung offen...

Seit Tony Jaa 2003 seinen Weg in den amerikanischen Mainstream gefunden hat, ist er der Vorbote der Rückkehr des Kampfkunstfilms. Die "Ong-Bak"-Trilogie hat den Weg für die "The Raid"-Filme, die "Ip Man"-Reihe und die überaus kreativen Kämpfe in "Upgrade" geebnet. Und nachdem sie mehr als ein Jahrzehnt lang auf ihre Weise das Spiel verändert haben, macht es nur Sinn, die thailändischen und indonesischen Könige der Kampfkunst in ihrem eigenen Vehikel zu kombinieren. Die titelgebende "Triple Threat" des Films kommt während einer "humanitären Mission" zusammen, die völlig schiefgelaufen ist und größtenteils trifft das Ensemble seine Actionfilm-Archetypen wirklich gut und gibt das gewisse Extra, um so viele dieser Guten und Bösen sehr fesselnd zu machen. Die Chemie zwischen Jaa und Chen ist geradezu ansteckend. Als Jade hinzukommt, passen sich die beiden Stars mühelos der neuen Dynamik an. Es ist erfrischend, das ganze Klischee des Herabwürdigens des neuen Mädchens wegzulassen und Xian einfach direkt in die Kampfmannschaft aufzunehmen. Jaa bekommt sogar ein paar Minuten, um sein komödiantisches Talent zu zeigen, indem er inmitten des ganzen Chaos so tut, als wäre er ein Koch. 

Aber man sollte sich nichts vormachen: Dies ist ein Tony Jaa-Film, und die offensichtlichste Frage für jeden, der sich für diesen Streifen interessiert, ist doch, wie die Action und die Fights sind? Nun - sie sind fast immer kreativ und knallhart. Die von Stunt-Veteran Tim Man choreografierten Nahkämpfe geben der Besetzung so viele Gelegenheiten, zu zeigen, wie unglaublich talentiert sie sind. Leider kann man das nicht sagen, wenn Waffen im Mittelpunkt eines Kampfes stehen. In dieser Welt hassen Kugeln Charaktere, die keine Sprachrollen haben, aber sobald Charaktere von Bedeutung vor eine Waffe treten, egal wie nah sie sind, sind sie unmöglich zu treffen. Leider werden solche Fehler zu einem wiederkehrenden Thema in "Triple Threat". Als Actionfilm ist er durchaus brauchbar, aber die Erzählweise des Films ist irgendwie altbacken und wird zudem durch ein Dutzend kleiner Schnitte dezimiert. Der zum Regisseur gewordene Stuntman Jesse V. Johnson kann einen Kampf mit bemerkenswerter Schnelligkeit und Spannung filmen, aber es gibt genug kleine Momente fehlender Kontinuität oder ungeschickter Schnittarbeit, die es schwer machen, in dieser schnelllebigen Welt den Überblick zu behalten.

Das Drehbuch (geschrieben von Joey O’Bryan, Fangjin Song und Paul Staheli) tut dem Film auch keinen Gefallen, denn das Trio bläst das ohnehin schon verworrene Drehbuch mit einer Schar unnötiger Charaktere auf. So wunderbar Uwais als Actionstar auch ist, seine Anwesenheit wirkt überflüssig: Der Film hätte genauso gut als "Double Threat" funktionieren können und hätte nichts verloren. Unterm Strich hätte der Film ein schlankes, szenenreiches Actionvehikel, das den Fokus auf die herausragenden Kämpfe legt, die alle sehen wollen, werden können. In Wahrheit kommt er nicht im Ansatz an die großen Vertreter des Genres heran.

6/10

Quellen:
Inhaltsangabe:
 Koch Media
Poster/Artwork
Aurora Alliance Films/Hamilton Entertainment

[SERIE] Das Gipfeltreffen - Schubert, Sträter und König retten die Welt, Season 01

https://www.imdb.com/title/tt13998708/

Die drei Komiker Olaf Schubert, Torsten Sträter und Johann König haben sich zusammengetan und wollen "im witzigen Schlagabtausch ihr Wissen weitergeben und der Welt helfen, sich selbst zu retten". Nachdem sich Schubert in "Olaf verbessert die Welt" bisher unisono eingesetzt hat, erhält er nun Unterstützung, denn mit der Rettung der Welt kann man ihn derzeit nicht mehr alleine lassen. Torsten Sträter, Johann König und Olaf Schubert bilden "die furiosen Drei", die als Experten gerne ihre wegweisenden Gedanken an die Bedürftigen weitergeben möchten - sie wollen nur gefragt werden.

Schubert, Sträter und König setzen sich mit den Fragen auseinander und beweisen auf ihre ganz eigene Art, dass die Antwort zwar auf der Hand liegt, aber nicht immer so einfach sein muss. Wissen könne schließlich auch zusammenhanglos geteilt werden. Das zelebrieren "die furiosen Drei" ausgiebig, lustvoll und vor allem komisch. So soll das Publikum erfahren, ob es den zweiten Schritt jetzt doch vor dem ersten machen kann, was eine Prise ist, wie viele Finger man mindestens braucht, um das Flötenspiel zu erlernen, warum ein Penis nicht nachwächst und wo die Menschen früher lebten. 

https://www.imdb.com/title/tt13999466/
1.1 Das Gipfeltreffen: Folge 1
Mit Fragen (unter anderem) von der Echse, Rainald Grebe, Stefanie Hertel, Marc Weide und Wladimir Kaminer. - 8/10

https://www.imdb.com/title/tt13999448/
1.1  Das Gipfeltreffen: Folge 2
Mit Fragen (unter anderem) von Max Raabe, Quichotte, Wladimir Kaminer, Klaus-Jürgen Deuser, Clueso, Claudia Roth und Pawel Popolski. - 8,5/10

https://www.imdb.com/title/tt13999520/
1.3  Das Gipfeltreffen: Folge 3
Mit eingesendeten Zuschauerfragen und Fragen (unter anderem) von Wladimir Kaminer, Marc Weide und dem Maulwurf. - 8/10

https://www.imdb.com/title/tt13999528/
1.4 Das Gipfeltreffen: Folge 4
Mit eingesendeten Zuschauerfragen und Fragen (unter anderem) von der Echse, Ingmar Stadelmann, Flake Lorenz, Kevin Kühnert und Hennes Bender. - 8,5/10

https://www.imdb.com/title/tt13999534/
1.5  Das Gipfeltreffen: Folge 5
Mit eingesendeten Zuschauerfragen und Fragen (unter anderem) von Philipp Amthor, Lisa Feller, Achim Bubert, Roberto Blanco und Kim Fisher. - 9/10

https://www.imdb.com/title/tt13999532/
1.6  Das Gipfeltreffen: Folge 6
Mit eingesendeten Zuschauerfragen und Fragen (unter anderem) von Roberto Blanco, Michael Mittermeier, Hennes Bender und Lisa Feller. - 8,5/10

https://www.imdb.com/title/tt13999526/
1.7  Das Gipfeltreffen: Folge 7
Mit eingesendeten Zuschauerfragen und Fragen (unter anderem) von Guildo Horn, Anneke Kim Sarnau, Olaf Schubert als Der Joker, Janek Rieke, Enie van de Meiklokjes, Yvonne Catterfeld, Wolfgang Bosbach und Désirée Nick. - 8,5/10

https://www.imdb.com/title/tt13999530/
1.8  Das Gipfeltreffen: Folge 8
Mit eingesendeten Zuschauerfragen und Fragen (unter anderem) von Yvonne Catterfeld, Guildo Horn, Kim Fisher, Abdelkarim, Wolfgang Bosbach und Désirée Nick. - 8,5/10

Quellen:
Inhaltsangabe: GR
Poster/Artwork
Mitteldeutscher Rundfunk (mdr)

Donnerstag, 30. Mai 2024

The First Omen - Das erste Omen (2024)

https://www.imdb.com/title/tt5672290/

Margaret (Nell Tiger Free), eine junge Frau aus einem US-Waisenhaus, begleitet im Jahr 1971 den Kardinal Lawrence (Bill Nighy) nach Rom, um dort ihr Nonnengelübde abzulegen. Ihre Reise führt sie in eine Welt der Umbrüche, geprägt von Studentenprotesten und gesellschaftlichen Veränderungen. Doch bevor Margaret sich ganz dem Klosterleben widmet, lässt sie sich von ihrer lebenslustigen Mit-Anwärterin Luz (Maria Caballero) zu einem unvergesslichen Abend verführen, der sie mit neuen Perspektiven konfrontiert. In ihrem Job in einem katholischen Kinderheim wird Margaret auf ein verstörtes Mädchen aufmerksam, das von den anderen Nonnen offenbar misshandelt wird. Gleichzeitig begegnet sie einem exkommunizierten Priester, der sie auf verstörende Vorgänge hinter den Klostermauern aufmerksam macht. Zunächst skeptisch, beginnt Margaret eigene Nachforschungen anzustellen. Dabei entdeckt sie Hinweise auf unheimliche Vorkommnisse, die mit mysteriösen Teufelsmalen und Kindern, die am 6. Tag des 6. Monats geboren wurden, zusammenhängen. Mit Luz an ihrer Seite begibt sich Margaret auf eine Reise der Selbstfindung und der Suche nach der Wahrheit, die sie tief in die dunklen Geheimnisse der Kirche führt.

Das Prequel zum Horror-Klassiker "Das Omen". Wenn das "Omen"-Franchise dem Zuschauer unvergessliche Tropen hinterlassen hat - den jungen Antichristen, der unter uns lauert; diese gefürchteten drei sich wiederholenden Nummern - der Inhalt der Filme selbst hatte kaum etwas anderes zu bieten. Die ursprüngliche Horror-Trilogie, die 1976 mit "Das Omen" ihren Anfang nahm, hatte im öffentlichen Bewusstsein nie den gleichen bleibenden Eindruck wie andere Klassiker, und 2006 kam und ging eine Neuauflage, die kaum der Rede wert war. Was könnte ein weiterer Versuch, diesmal ein Prequel zu einem mittelmäßigen Franchise, wirklich bieten?

In den Händen von Arkasha Stevenson kann es den Zuschauer immerhin auf eine ziemlich lustige Fahrt mitnehmen. In "The First Omen" geht es um alles vor Damien (auch bekannt als der inkarnierte Antichrist) und nach Margaret (Nell Tiger Free), einer amerikanischen Nonne, die 1971 in ein Waisenhaus in Rom geschickt wird, wo sich die gesellschaftlichen Sitten ändern und die Dinge recht schnell anfangen, seltsam zu werden. Es handelt sich um ein historisches Stück, das Stevensons Erstlingsfilm wirkungsvoll aufgreift, indem es der Geschichte sowohl Umfang als auch einige schöne kompositorische Akzente verleiht und gleichzeitig die Bühne für eine oft herrlich breiige Erzählung (die katholische Kirche ist schließlich nicht ganz so heilig) darüber bereitet, wie der Antichrist entstand.

Der Film schwelgt darin, bekannte Genres zu vermischen: den Monsterfilm, den Body-Horror und den Gothic-Kirchenthriller. Aber es verleiht dem Franchise einen revitalisierenden Saft - intelligent geschnitten, gut getaktet und mit einem guten filmischen Auge. 

Und was am wichtigsten ist: Nell Tiger Free ist eine Spielpartnerin für Stevensons Vision. Sie verkörpert auf natürliche Weise die scheinbar zarte Unschuld der jungen Margaret, eine Sanftheit, die sich natürlich irgendwann gegen dunklere Mächte verhärten muss. Schließlich wird sie übernommen, ihr Körper zuckt und windet sich zu etwas, das sich ihrer Kontrolle entzieht, in einer fesselnden Szene, die der oft diskutierten U-Bahn-Sequenz aus Andrzej Zulawskis "Possession" Konkurrenz macht. "The First Omen" ist ein weiteres vertrautes Nicken mit gerade genug Fleisch, um sich aus seinem eigenen Delirium etwas aufzuraffen.

6,5/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Disney+
Poster/Artwork
Disney+

The Thing From Another World - Das Ding aus einer anderen Welt (1951)

https://www.imdb.com/title/tt0044121/

Auch mit einem Team von Experten und Wissenschaftlern (unter anderem Robert Cornthwaite) am Werk kann einiges schief gehen: Als eine Gruppe von eben solchen Wissenschaftlern ein außerirdisches Raumschiff im arktischen Eis entdeckt und das Objekt bergen wollen. Die Massen von Eis, die das Raumschiff umschließen, sollen einfach kurzerhand durch Sprengladungen vom Schiff getrennt werden. Doch dabei wird das Flugobjekt versehentlich vollends zerstört. Das Einzige, was die Explosion unbeschadet übersteht, ist ein im Eis konserviertes außerirdisches Wesen, das von den Wissenschaftlern auf eine Forschungsstation überführt wird. Zunächst neugierig auf die Erforschung des fremden Wesens, kommt es jedoch bald zur Katastrophe: Als das Alien dort aufgetaut und vom Eis befreit wird, kann es entkommen. Ein gnadenloser Kampf ums nackte Überleben beginnt...

Howard Hawks "Das Ding aus einer anderen Welt", eine Adaption von Joseph W. Campbell Jr.s Novelle "Who Goes There?", ist einer der wenigen Schwarz-Weiß-Klassiker, die noch immer eine Gänsehaut bescheren können. "Das Ding aus einer anderen Welt" ist natürlich die Vorlage zum gleichnamigen Carpenter-Klassiker aus dem Jahr 1982. und die Art und Weise, wie die Absichten des Bösewichts des Films von den Charakteren erklärt wurden, sorgen noch heute für pure Angst beim Zuschauer. Dabei ist der Film nicht sonderlich effektlastig und das Monsterdesign ist irgendwie kitschig, also ist es das Drehbuch, das die Story vorantreibt. Der versierte Drehbuchautor Charles Lederer hat für diese Howard Hawks-Produktion ein brillantes Drehbuch verfasst, wobei ein Teil des Verdienstes allerdings auch Hawks und Ben Hecht, die beide an den Überarbeitungen mitgearbeitet haben, gebührt. Mit Ausnahme von Carrington sind alle Charaktere sympathisch und tauschen in rasantem Tempo geistreiche Sprüche aus. Noch wichtiger ist, dass der wahre Horror des Antagonisten des Films durch das intelligente Drehbuch und die Darbietungen der talentierten Besetzung zum Ausdruck kommt.

Das Make-up von James Arness für "Das Ding" besteht aus Klauenhänden, dornigen Fingerknöcheln und einem übergroßen Kopf. Selbst für die Verhältnisse der 1950er Jahre war das Design nicht sehr furchteinflößend, also wählten die Filmemacher einen Ansatz nach dem Motto "weniger ist mehr" - und der funktioniert! In den kurzen Momenten, in denen man "Das Ding" tatsächlich in Aktion sieht, ist es entweder aus der Ferne zu sehen (normalerweise durch Schneefall verdeckt) oder man bekommt einen blitzschnellen Blick darauf, bevor jemand eine Tür zuschlägt. Und wenn man die Kreatur schließlich in all ihrer Pracht zu sehen bekommt, befindet sie sich normalerweise in einem schwach beleuchteten Raum oder Flur, was hilft, das schlechte Make-up zu verbergen und James Arness‘ imposante Silhouette voll auszunutzen. Ein weiterer Trick, den die Macher in diesem Film anwandten, ist, sich auf die Exposition zu verlassen, um den Ruf des Monsters aufzubauen, während es den Großteil des Films außerhalb des Bildes lauert. Später im Film kommentiert Hendry beispielsweise, wie der Außerirdische mehrere Wissenschaftler im Gewächshaus ermordet hat. Das Wesen soll ihnen die Kehlen durchgeschnitten und seine Opfer kopfüber an den Dachsparren aufgehängt haben, als wären sie in einem Schlachthaus - das Publikum sieht das aber nie. Zusammen mit Carringtons wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Fortpflanzung des Wesens und den angeblich kindlichen Schreien, die von einem jungen Schwarm Alien-Setzlinge ausgehen, hat man einige wirklich unheimliche Elemente in einem weiteren typischen Science-Fiction-Film der 50er Jahre.

"Das Ding aus einer anderen Welt" kann mit einer großartigen Besetzung aufwarten, angeführt von Kenneth Tobey, der perfekt ist als gut gelaunter, aber knallharter Captain Patrick Hendry. Er scheint den Militärs immer einen Schritt voraus zu sein und stellt das Leben echter Amerikaner über das Streben nach wissenschaftlichem Fortschritt. Er ist auch ein besonnener Anführer, wie man ihn sich in jeder Situation wünschen kann. Sein Gegenstück im Film ist Robert Cornthwaites Dr. Arthur Carrington, ein Mann, der davon besessen ist, die Geheimnisse des Universums zu erfahren, indem er den ersten Kontakt mit einem Wesen aus einer anderen Welt herstellt. Obwohl man Carringtons Bestreben, friedliche intergalaktische Beziehungen aufzubauen, verstehen kann, könnte man meinen, er würde endlich zurücktreten, als bekannt wurde, dass die außerirdische Lebensform aggressiv ist und buchstäblich Pläne hatte, eine Armee aufzubauen. Er ist so geblendet von seinen hehren Idealen, dass nichts weniger als eine Ohrfeige von Arness als Zuhälter Carrington schließlich hilft, seinen Fehler einzusehen. Die restlichen Hauptdarsteller sind ein Nachrichtenreporter namens Ned "Scotty" Scott, Captain Hendrys Geliebte Nikki und das gefürchtete "Ding" Douglas Spencers "Scotty" dient als komische Erleichterung des Films und hat einen Running Gag, bei dem er immer wieder wichtige Fototermine verpasst. Er erweist sich als lustiger (und zynischer) Charakter, der nie zu lange bleibt, und er liefert die denkwürdigste Dialogzeile des Films. Margaret Spencer porträtiert Nikki als mutige Forschungsassistentin, die mehr als nur eine Augenweide ist. Sie ist nicht nur Captain Hendrys Wachs in den Händen, sondern Nikki inspiriert auch einige Ideen, wie der außerirdische Eindringling letztendlich besiegt werden kann. Darüber hinaus deckt sie Carringtons Experimente mit seinem eigenen kleinen Horror-Kohlbeet auf und verhindert so effektiv, dass ihr Chef zu einem regelrechten verrückten Wissenschaftler wird.

Das titelgebende Ding wird von Peter Graves Bruder James Arness dargestellt und er hat hier - ehrlich gesagt - nicht viel zu tun. Wenn Arness jedoch auf der Leinwand zu sehen ist, erweist er sich als beeindruckende Präsenz, die Ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht. Obwohl er nur knurren, nach den anderen Darstellern schlagen und sie überragen darf, kann er sich mit einem der frühesten "Jump Scares" der Filmgeschichte brüsten. Um es zusammenzufassen: Ein großartiger Film! Er hat eine fantastische Besetzung, ein kluges Drehbuch und wird kompetent von Christian Nyby inszeniert. Dazu noch ein atmosphärischer Soundtrack von Dimitri Tiomkin und schon haben wir eines der größten Science-Fiction-Horror-Juwel der 1950er Jahre und die perfekte Blaupause für das spätere Remake, welches durchaus einige der effektivsten Szenen des Originals kopierte.

7/10

Quellen:
Inhaltsangabe:
 Winchester Pictures Corporation
Poster/Artwork
Kinowelt

Dienstag, 28. Mai 2024

[SERIE] Star Wars: Tales Of The Empire - Star Wars: Geschichten des Imperiums (2024)

https://www.imdb.com/title/tt32019314/

Fortsetzung von "Star Wars: Geschichten der Jedi". Zwei Kriegerinnen, Morgan Elsbeth (Stimme im Original: Diana Lee Inosanto) und Barriss Offee (Meredith Salenger), reisen in zwei verschiedenen Epochen in das furchterregende Galaktische Imperium. Morgan Elsbeth hat alles verloren und tritt die Reise durch die expandierende imperiale Welt an, wo sie in eine Spirale der Rache gerät. Barriss Offee ist eine ehemalige Jedi, die alles in ihrer Macht Stehende tut, um in einer sich ständig weiterentwickelnden Galaxis zu überleben. Während ihrer Reise werden die Entscheidungen, die jeder von ihnen trifft, von entscheidender Bedeutung sein, um ihr Schicksal zu bestimmen...

https://www.imdb.com/title/tt27462479/
1. Der Pfad der Angst (The Path Of Fear)
Die junge Nachtschwester Morgan Elsbeth muss mit ansehen, wie die Separatisten angeführt von General Grievous ihr Volk auf ihrem Heimatplaneten Dathomir auslöschen. Als scheinbar einzige Überlebende kommt sie beim Bergclan unter, doch ihre neu gewonnene Ansicht bringt sie in Konflikt mit den anderen. - 7/10

https://www.imdb.com/title/tt32019294/
2. Der Pfad der Wut (The Path Of Anger)
Zu Zeiten der imperialen Herrschaft, verschafft sich Morgan Elsbeth einen Platz in der imperialen Rüstungsindustrie, wofür sie den Planeten Corvus ausbeutet und dessen Volk unter falschen Vorwänden in ein Sklaven-Dasein zwingt. Als sie einer Reihe hochrangiger Imperialer die Pläne für einen neuen TIE-Jäger vorstellt, diese sich jedoch weigern die Idee umzusetzen, erregt Elsbeth die Aufmerksamkeit von Captain Gilad Pellaeon, der sie nach einem Test an seinen kommandierenden Offizier Admiral Thrawn vermittelt. Thrawn akzeptiert das Angebot und Elsbeth schließt sich ihrem neuen Gebieter an. - 7,5/10

https://www.imdb.com/title/tt32019298/
3. Der Pfad des Hasses (The Path Of Hate)
Die skrupellose Herrschaft von Elsbeth über Corvus bleibt nicht unbemerkt, als eine Botschafterin der Neuen Republik eintrifft. Da das Galaktische Imperium mittlerweile besiegt sei, wolle man einen Beitrittsantrag für Corvus stellen, jedoch müsse Morgan zurücktreten. Morgan im Gegenzug weigert sich und lässt die Delegation töten. Die sterbende Botschafterin, die selbst von Corvus stammt, vertraut dem Bewohner Wing einen Komlink an, der Kontakt zu Bo-Katan Kryze herstellt, doch auch der Komlink wird zerstört. - 7/10

https://www.imdb.com/title/tt32019303/
4. Hingabe (Devoted)
Nach dem Aufstieg des Galaktischen Imperiums und der Vernichtung der Republik, wird die abtrünnige Jedi und wegen eines Anschlags auf den Jedi-Tempel inhaftierte Barriss Offee aus dem Gefängnis nach Nur in die Inquisitorenfestung gebracht, wo sie das Angebot erhält, sich als Inquisitorin dem Imperium anzuschließen. Begleitet wird sie von Lyn Rakish, ebenfalls einer ehemaligen Jedi und als Vierte Schwester eine der imperialen Inquisitoren. Nach einem harten Training mit dem Großinquisitor und einem Zweikampf gegen einer ihrer Mitbewerber, kann sie sich behaupten und wird von Darth Vader persönlich in die Ränge der Inquisitoren aufgenommen. - 8,5/10

https://www.imdb.com/title/tt32019313/
5. Erkenntnis (Realization)
Als Barriss zu ihrer ersten Mission aufbricht und direkt mit ansehen muss, wie die Vierte Schwester eine Gruppe Zivilisten brutal abschlachtet, kommen ihr Zweifel an ihrem neuen Leben. Schließlich greift Barriss ein und wendet sich gegen ihre Mitinquisitorin, als diese eine flüchtige Jedi zum Sterben zurücklassen will. - 8/10

https://www.imdb.com/title/tt32019325/
6. Ausweg (The Way Out)
Ein Zeitsprung zeigt, dass eine sichtlich gealterte Barriss sich inzwischen als Eremitin in den Bergen einer verschneiten Welt zurückgezogen hat. Dort hilft sie einer Familie, die mit ihrem kleinen Sohn auf der Flucht vor dem Imperium sind. Nach langer Zeit wird sie plötzlich wieder mit der Vierten Schwester, die auf der Suche nach dem Kind ist, konfrontiert, der sie sich mit Erinnerung an ihr Training mit dem Großinquisitor mühelos behaupten kann. Ihrer alten Freundin ins Gewissen redend, gelingt es der Inquisitorin unbeabsichtigt, Barriss tödlich mit ihrem Lichtschwert zu treffen. Nachdem Barriss in ihren Armen gestorben ist, kommen allmählich auch ihr Zweifel an dem Imperium, woraufhin sie ihr Schwert achtlos in einer Eishöhle liegen lässt. - 7,5/10

Quellen:
Inhaltsangabe:
 Disney+
Poster/Artwork
Disney+

Montag, 27. Mai 2024

[SERIE] Ripley

https://www.imdb.com/title/tt11016042/

Für den jungen Tom Ripley (Andrew Scott) könnte es besser laufen. Er lebt in New York, kommt kaum über die Runden und schlägt sich mit Aushilfsjobs und kleinen kriminellen Machenschaften durch. Dann bekommt er ein überraschendes Angebot vom schwerreichen Unternehmer Herbert Greenleaf: Ripley soll nach Italien reisen, um Greenleafs Sohn Dickie (Johnny Flynn) zurück in die USA zu bringen. Dieser lebt in Italien als talentloser Maler und entzieht sich seiner Verantwortung als Firmenerbe. Als Ripley in Italien angekommt, zeigt Dickie jedoch keinerlei Interesse daran, zu seinem Vater zurückzukehren. Statt in die USA zu reisen, taucht Ripley immer tiefer in das Leben des reichen Erben ein und beginnt zunehmend, eine Obsession auf dessen luxuriösen Alltag zu entwickeln. Schon bald hegt er einen tiefen Wunsch: Was, wenn er Dickies Platz einnehmen könnte?

Basiert auf dem 1955 erschienenen weltweiten Bestseller "Der talentierte Mr. Ripley" von Patricia Highsmith, der bereits 1999 mit Matt Damon verfilmt wurde.

https://www.imdb.com/title/tt11027194/
1. I. Schwer zu finden (I A Hard Man To Find)
Im New York der 1960er Jahre wird der Kleinbetrüger Tom Ripley von dem wohlhabenden Schiffbauer Herbert Greenleaf angesprochen, der ihn für einen Freund seines verwöhnten Sohnes Dickie hält. Herbert bezahlt Tom dafür, nach Italien zu gehen, um Dickie davon zu überzeugen, nach Jahren im Ausland, angeblich als Schriftsteller und Maler, nach Hause zurückzukehren. Tom geht nach Atrani, wo er Dickie und seine Freundin Marge trifft, die ein Reisebuch über Atrani schreibt. Tom verliebt sich in den hübschen Dickie und seinen unbeschwerten Lebensstil. - 8/10

https://www.imdb.com/title/tt11027204/
2. II. Sieben Barmherzigkeiten (II Seven Mercies)
Tom gesteht Dickie den Plan seines Vaters. Dickie ist von Toms angeblicher Ehrlichkeit beeindruckt und lädt ihn ein, in seiner Villa zu übernachten. Dickie und Tom treffen Freddie Miles, einen wohlhabenden Dramatiker, der Tom gegenüber misstrauisch ist; Freddie schlägt Dickie und Marge vor, Weihnachten mit ihm beim Skifahren in Cortina zu verbringen. Tom schreibt Herbert und bittet um mehr Geld. Dickie betritt Tom in seinen Klamotten. Dickie glaubt, dass Tom in ihn verliebt ist, obwohl Tom dies bestreitet. - 8/10

https://www.imdb.com/title/tt11126558/
3. III. Sommerso (III Sommerso)
Tom erhält einen Brief von Herbert, in dem ihm mitgeteilt wird, dass seine Versuche, Dickie zur Rückkehr zu überreden, gescheitert sind. Dickie erhält außerdem einen Brief von seinem Vater, in dem er ihn auffordert, sich vor Tom in Acht zu nehmen. Dickie bietet Tom an, einen Ausflug nach Sanremo mitzunehmen. Sie mieten ein kleines Boot, in dem Dickie ihm erzählt, dass er und Marge ohne ihn Weihnachten mit Freddie in Cortina d'Ampezzo verbringen werden. Tom schlägt Dickie mit einem Ruder zu Tode, fesselt seinen Körper an den Anker des Bootes und wirft den Körper über Bord, nachdem er Dickies persönliche Accessoires entfernt hat. Tom trägt Dickies Ring und verlässt Sanremo. - 8,5/10

https://www.imdb.com/title/tt11126560/
4. IV. La Dolce Vita (IV La Dolce Vita)
Tom kehrt nach Atrani zurück, holt Dickies persönliche Gegenstände ab und behauptet, Dickie sei jetzt in Rom. Marge ist nicht überzeugt. Tom verkauft einige von Dickies Wertsachen und wendet sich an einen kleinen Mafia-Gang namens Carlo, der Dickies Boot verkaufen will. Tom nimmt eine Wohnung in Rom, wo er mit einem manipulierten Pass und nachdem er gelernt hat, Dickies Unterschrift zu fälschen, die Identität seines toten Freundes annimmt und ein privilegiertes Leben beginnt. - 8/10

https://www.imdb.com/title/tt11126562/
5. V. Lucio (V Lucio)
In Rom lebt Tom von Dickies Geld. Mit Dickies tragbarer Schreibmaschine verfasst Tom Briefe an Marges und Dickies Eltern, um die Illusion zu erwecken, dass Dickie noch lebt. Freddie, der Dickie verfolgt, kommt unerwartet in der Wohnung an und deckt Toms Plan auf. Er konfrontiert Tom damit, dass er in New York ein Kleinkrimineller sei. Als Freddie gehen will, schlägt Tom ihn mit einem schweren Glasaschenbecher zu Tode. Er lässt Freddies Leiche in seinem Fiat zurück und wirft seine Ausweispapiere weg. - 8,5/10

https://www.imdb.com/title/tt11126564/
6. VI. Mit einem schweren Gegenstand (VI Some Heavy Instrument)
Die Polizei entdeckt Freddies Leiche und leitet eine Mordermittlung zum Tod des Engländers ein. Der Mord macht Schlagzeilen und Dickie wird als Zeuge aufgeführt. Inspektor Ravini befragt Tom – den er für Dickie hält – nach einem Hinweis von Freddies Liebhaber Max Yoder. Unterdessen wird in Sanremo das teilweise verbrannte, blutbefleckte Boot entdeckt, das zu Dickie und Tom zurückführt. In Atrani erfährt Marge, dass Dickies Boot verkauft wurde und erfährt von Freddies Tod. Sie geht nach Rom, um nach Antworten zu suchen, aber Tom besteht darauf, dass Dickie gegangen ist. Tom reist nach Palermo. - 8/10

https://www.imdb.com/title/tt11126566/
7. VII. Makabre Unterhaltung (VII Macabre Entertainment)
Inspektor Ravini untersucht den Fall weiter und durchsucht Rom nach Tom Ripley, von dem er vermutet, dass er von Dickie in Sanremo getötet wurde. Er glaubt, Marge habe ihn angelogen, als sie ihm sagte, sie habe Tom in Rom gesehen. Dickies Bank kontaktiert Ravini wegen einer Unstimmigkeit zwischen den Unterschriften bei Dickies monatlicher Treuhandauszahlung. Tom klärt die Angelegenheit mit einem Brief, der die Bank davon überzeugt, dass kein Betrug vorlag. Die Zeitungen berichten, dass Tom Ripley vermisst wird und sein Verschwinden möglicherweise mit dem Mord an Freddie zusammenhängt. Tom reist erneut ab, dieses Mal nach Venedig. - 8/10

https://www.imdb.com/title/tt11126568/
8. VIII. Narcissus (VIII Narcissus)
Tom mietet unter seinem richtigen Namen einen Palazzo in Venedig und informiert die venezianische Polizei, dass er lebt. Es gelingt ihm, sich zu verkleiden, als Ravini eintrifft, um ihn zu interviewen. Tom wird von der High Society Venedigs willkommen geheißen und ist neugierig auf Dickie, der von der Presse als "flüchtiger Playboy" bezeichnet wird. Marge kommt und sie besuchen gemeinsam eine Party, die Pegeen Guggenheim veranstaltet. Herbert kommt in Italien an und akzeptiert die Geschichte, dass ein verzweifelter Dickie, deprimiert über sein Versagen als Künstler und in Freddies Tod verwickelt, sich das Leben genommen hat. Marge schickt Ravini ein Exemplar ihres Buches über Atrani, der schockiert ist, als er ihr Foto des echten Dickie Greenleaf sieht. - 8,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Netflix
Poster/ArtworkNetflix

Samstag, 25. Mai 2024

The Crow - The Crow: Die Krähe (1994)

https://www.imdb.com/title/tt0109506/

In Detroit herrscht in der Nacht vor Halloween der Ausnahmezustand. Bei der traditionellen Devil's Night ziehen die Banden der Stadt marodierend und brandschatzend durch die Straßen, um ihre Art des Spaßes auszuleben. Dabei vergreifen sie sich auch an dem Musiker Eric Draven (Brandon Lee) und seiner Verlobten Shelly Webster (Sofia Shinas). Da der Tod der beiden Menschen so grausam ist, wird eine alte Legende Wirklichkeit, nach der es in einem solchen Fall passieren kann, dass eine Krähe den Toten als unverwundbaren Rächer wieder in die Welt der Lebenden zurückholt. Ein Jahr ist seit der brutalen Tat vergangen und Eric Draven taucht als Racheengel wieder auf, um die Menschen heimzusuchen, die damals an den Morden beteiligt waren. Mit düsterer Gradlinigkeit vollzieht er seine ausgeklügelte Rache, muss aber feststellen, dass er in dem Anführer der Gang, Top Dollar (Michael Wincott) einen ebenbürtigen Gegner findet.

"The Crow", der letzte Film mit Brandon Lee, erlangte aufgrund seine tragischen Hintergrundes schnell einen traurigen Kultstatus. Der Schauspieler Michael Massee erschoss bei den Dreharbeiten versehentlich den Hauptdarsteller Brandon Lee. In der Waffe, mit der er schießen sollte, klemmte noch ein Projektil. Da sich die Produktion in Zeitverzug befand, hatte man für einige Schussszenen keine Dummys verwendet, sondern echte Patronen, denen man lediglich das Schießpulver, nicht jedoch die Zündhütchen entfernt hatte. Dadurch wurde ein Projektil einer solchen Patrone in den Lauf getrieben, wo es stecken blieb. Dieses Projektil wurde dann durch das Abfeuern einer Platzpatrone und dem damit freigegebenen Gasdruck zum tödlichen Geschoss für Lee. Massee sagte in einem Interview, dass er von dem tragischen Ereignis regelmäßig geträumt habe und niemals darüber hinwegkommen werde. Es ist auch nicht ganz frei von Ironie, dass es in der Geschichte um einen Helden geht, der von den Toten aufersteht - so wie es Lee in gewisser Weise mit der Veröffentlichung dieses Films getan hat. Es ist ein atemberaubendes Werk mit visuellem Stil - eine sehr gute Version eines Comic-Universums - und Brandon Lee zeigt darin deutlich, dass er vielleicht ein Actionstar geworden wäre, wenn er überlebt hätte.

"The Crow" beginnt mit einer Auferstehung von den Toten. Der Rockstar Eric Draven (Lee) wird zusammen mit seiner Verlobten am Vorabend ihrer Hochzeit ermordet. Seine Seele wird (der Erzählung zufolge) von einer Krähe in die nächste Welt eskortiert; aber wenn ein Geist dort wegen ungeklärter Geschäfte auf der Erde unglücklich ist, bringt ihn manchmal die Krähe wieder zurück. Und so taucht Eric ein Jahr später, am Halloweenabend, wieder auf der Erde auf und schwört Rache an denen, die die Morde begangen haben - und an dem bösen Boss, der dies angeordnet hat. Das ist ungefähr alles, was die Geschichte zu bieten hat. Rückblenden stellen den ursprünglichen Mord nach, und dann folgt Eric, angeführt von der Krähe, auf seiner einsamen Suche den bösen, regnerischen Mitternachtsstraßen. Er hat sich ein Totenkopf-Make-up gebastelt, und da er bereits tot ist, können ihm Kugeln natürlich nichts anhaben (außer manchmal - was in Comic-Geschichten immer der Haken ist). Die Geschichte dient als Entschuldigung für die hervorragenden Produktionswerte des Films. Der Regisseur Alex Proyas und sein technisches Team haben eine Welt geschaffen, die einen an die verlassene städtische Einöde in "Blade Runner" und an die Gothic-Extravaganzen in "Batman" erinnert, doch diese Welt ist schmutziger und abweisender. Es kommt nicht oft vor, dass Filme Miniaturen, Spezialeffekte, Bühnenbilder und visuelle Tricks nutzen können, um einen überzeugenden Ort zu schaffen, anstatt nur eine Reihe offensichtlicher Kulissen. Aber "The Crow" tut es mit Bravour.

Der visuelle Stil des Kameramanns Dariusz Wolski ist offensichtlich zu einem großen Teil dem Studium von Comics zu verdanken. Die Kamera schwebt hoch über der Stadt oder senkt sich tief ab, um Aufnahmen aus extremen Winkeln zu machen. Schatten werfen furchterregende Dolche ins Licht. Gebäude werden in ihren architektonischen Details übertrieben, bis sie wie ein Schrei der Verzierung wirken. Die Superhelden-Comics der 1940er Jahre, insbesondere "Batman", entstanden zur gleichen Zeit wie der Film Noir und übernahmen teilweise die gleiche Bildsprache. Aber Comics waren nicht einfach nur gezeichnete Versionen des Film Noir; Zum einen neigten die Filme dazu, ihre extremen Winkelaufnahmen für die Atmosphäre und das Erzählen der Geschichte zu nutzen und hielten sie eine Zeit lang fest, während Comics dazu gedacht sind, schnell gelesen zu werden und das Äquivalent eines filmischen Schnellschnitts zu bieten. "The Crow" erinnert mit seinem schnellen Tempo und den unzähligen Kameraeinstellungen viel mehr an Comics als die schöneren, aber gemächlicheren "Batman"-Filme. Es spiegelt auch eine düstere moderne Sensibilität wider, mit wenig Platz für die komischen Bösewichte in "Batman". Die Schauspieler sind äußerlich an diese Graphic-Noir-Vision angepasst; Ihre Erscheinungen sind ebenso übertrieben wie die Aufnahmen, in denen sie auftreten. Der Soundtrack ist reiner Hardrock (von The Cure, Stone Temple Pilots, Violent Femmes, Pantera, Nine Inch Nails usw.) und manchmal sieht der Film wie ein gewalttätiges Musikvideo aus, nur Bilder und Action, kein Inhalt. Hätte es jedoch mehr Geschichte und Charakterisierung entwickelt, wäre es vielleicht nicht so erfolgreich gewesen, eine Welt heraufzubeschwören, in der es um die bizarre Realität und nicht um die Geschichte geht.

Die Szene, in der Brandon Lee versehentlich erschossen wurde, kommt nicht im Film vor, aber die Tatsache seines Todes verleiht allem, was er auf der Leinwand tut, und all seinen Reden über Tod und Rache einen melancholischen Unterton. Es ist eine traurige Ironie, dass dieser Film nicht nur das Beste ist, was er erreicht hat, sondern tatsächlich eine größere Leinwandleistung ist als alle Filme seines Vaters Bruce Lee. Es gab Gespräche darüber, "The Crow" auf Eis zu legen, aber man darf froh darüber sein, dass das Studio dies nicht getan hat. Zumindest das, was Brandon Lee geschafft hat - in einem Film, der wie harte, hingebungsvolle Arbeit aussieht - ist erhalten geblieben.

7/10

Quellen
Inhaltsangabe: Paramount
Poster/ArtworkParamount
Textauszüge: Wikipedia

Freitag, 24. Mai 2024

Atlas (2024)

https://www.imdb.com/title/tt14856980/

Die brillante Datenanalystin Atlas Shepherd (Jennifer Lopez) ist eine Misanthropin. Doch nicht nur Menschen, sondern auch Künstlicher Intelligenz misstraut sie völlig. Seit Jahren macht sie schließlich Jagd auf die KI Harlan (Simu Liu), die einst beinahe die ganze Menschheit ausgelöscht hat. Als sie sich auf eine Mission begibt, um den rebellischen Roboter zu fangen, endet diese im Fiasko und Atlas strandet auf einem fremden und lebensfeindlichen Planeten. Um dort zu überleben, bleibt Atlas nichts anderes übrig, als ausgerechnet einer KI zu vertrauen. Denn nur gemeinsam mit der KI Smith kann sie dem gefährlichen Ort entfliehen. Dabei steht mehr als ihr Leben auf dem Spiel. Es geht um die Zukunft der Menschheit. Denn Harlan macht sich daran, seinen Plan von einst nun endgültig zu Ende zu bringen, und alles menschliche Leben auszulöschen...

Während George Millers bombastisches "Mad Max"-Prequel "Furiosa" die Zuschauer vor die große Leinwand drängt, hat Netflix etwas für die Mensche, die lieber zu Hause bleiben im Angebot: das Science-Fiction-Abenteuer "Atlas" mit Jennifer Lopez in der Hauptrolle, und es ist genau die Art des großen, dummen, ironiefreien B-Movies, der im Kino vor etwas zwei Jahrzehnten Premiere gefeirt hätte. Und das ist vielleicht auch die beste Art, diesen Film so zu sehen: als wissender Nostalgie-Köder, der diejenigen ansprechen soll, die lieber zurück als nach vorne blicken, ein Art Eintauchen in die frühen 2000er-Jahre. Wenn nur die Beteiligten von "Atlas" es so sehen würden, dann gäbe es vielleicht auch mehr Spaß an diesem Film. Aber wie bei vielen anderen Filmen des Streamingdienstanbieters - seinen eher blassen Versuchen, mit den großen Jungs zu konkurrieren - ist alles zu synthetisch und ernst, um auch nur annähernd Selbstbewusstsein zu besitzen.

Für die Hauptdarstellerin Jennifer Lopez, die eigentlich eine Schauspielerin, ist, mit der man immer etwas anfangen konnte. Doch ihre Erfolge werden spärlicher, ihr Leistung rarer. Mit diesem Film begibt sie sich auf der Action-Spur, dieses Mal mit einem zusätzlichen Science-Fiction-Anteil, etwas Neues für den Star, aber dennoch etwas, das sich wie eine etwas unangenehme Diskrepanz anfühlt. Als nervöser, menschenfeindlicher Datenanalyst Atlas Shepherd kommt sich Lopez wie eine seltsame Wahl vor, die den Zuschauer als jemand, die ihre Tage damit verbringt, Kaffee in einem Tech-Silo in sich zu schütten, der Welt den den Rücken zugewandt hat und deren Frisur und Make-up immer tadellos ist, nie ganz überzeugen kann. Ihre Argumentation ist zumindest verständlich, da sie als Kind zusammen mit einem Roboter namens Harlan (Simu Liu, der Vollgas gibt) aufwuchs, der dann zum ersten "KI-Terroristen" der Welt wurde und einen tödlichen Krieg zwischen Mensch und Maschine auslöste, bevor er auf einen anderen Planeten flüchtete. Fast drei Jahrzehnte später wird eine Mission gestartet, um ihn zu fangen (angeführt von einem ziemlich gelangweilten Mark Strong und Sterling K. Brown), mit Atlas als Begleiterin. Natürlich geht alles schief und sie ist gezwungen, die Actionheldin zu spielen und sich mit genau der künstlichen Intelligenz zusammenzutun, die sie mittlerweile verachtet.


Ab dem Zeitpunkt des Films sitzt Lopez dann in einem Roboter-Mech-Anzug, lernt zu kämpfen und freundet sich mit einem Wesen namens Smith an, wobei er herausfindet, dass KI vielleicht doch gar nicht so schlecht ist. Dann hängt so viel von Lopez‘ Gesicht ab, das (dank einiger minderwertiger VFX-Arbeit) ein wenig unheimlich um einen Greenscreen wackelt und mit einigen abscheulich kitschigen Dialogen verklebt ist, dass die Rolle ihre schlimmsten, seifigsten Instinkte zum Vorschein bringt. Besonders peinlich schrecklich sind die Szenen, in denen sie sich mit Smith verbindet, da das Drehbuch von Aron Eli Coleite und Leo Sardarian immer wieder versucht, Humor in augenrollenden Scherze zu verwandeln. Das fühlt sich eher wie eine ChatGPT-Konstruktion an und nicht so, wie es der Geschichte zugute kommen könnte. Angesichts der allgegenwärtigen Gefahr, dass KI Arbeitsplätze vernichtet und die Kreativität untergräbt, fühlt sich eine Geschichte darüber, wie wichtig es ist, den technischen Widerstand abzubauen und Maschinen als unsere neuen besten Freundinnen zu akzeptieren, nicht so bewegend an, wie der Film dem Zuschauer im Moment vermitteln möchte.

Visuell versteht der Zuschauer dennoch sehr oft, wohin das angebliche Budget von 100 Millionen US-Dollar geflossen ist (es ist Netflix' bisher größter/teuerster Film mit weiblicher Hauptrolle), mit einigen großartigen, wenn auch abgehackten Actionsequenzen - aber häufiger erweist es sich als weitaus schwieriger, mit einer einfallslosen Vision von die Zukunft, die sowohl auf der Erde als auch im Weltraum wirklich schrecklich hässlich aussehen kann, wobei ein Großteil des Films einem blechernen alten Videospiel ähnelt. Es gibt einfach nichts von der Ehrfurcht, die man von einem Film wie diesem empfinden sollte, Regisseur Brad Peyton (hinter ähnlichen Wegwerfproduktenn von Dwayne Johnson, "Rampage" und "San Andreas"), schafft es nie, seinen Film davon abzubringen, nur eine weitere Streaming-Simulation eines echten Blockbusters zu sein. Für einen Film, der den Zuschauer dazu bringen soll, sich keine Sorgen mehr zu machen und die große Technologie zu lieben, gelingt es "Atlas" wiederum sehr gut, zu zeigen, warum man trotzdem auf der Hut sein sollte.

5,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Netflix
Poster/ArtworkNetflix

Mittwoch, 22. Mai 2024

[KINO] Furiosa: A Mad Max Saga (2024)

https://www.imdb.com/title/tt12037194/

In der nahen Zukunft ist die Welt eine Wüsten-Ödnis, in welcher Rohstoffe wie Benzin, Wasser und Nahrung selten sind. Die junge Furiosa (erst Alyla Browne , später Anya Taylor-Joy) wächst aber im Grünen Land, einem Paradies, auf. Als sie von dort entführt wird, fällt sie in die Hände einer großen Bikerhorde unter der Führung des Warlords Dementus (Chris Hemsworth). Bei ihrem Streifzug durch das Ödland stoßt der auf die Zitadelle, die von Immortan Joe (Lachy Hulme) regiert wird. Als ein Versuch, sich dessen Besitz unter den Nagel zu reißen, scheitert, muss Dementus seine Gefangene an den mächtigeren Joe abgeben, wo Furiosa nun aufwächst. Doch während die beiden Tyrannen auch in Zukunft um die Vorherrschaft kämpfen werden, plant die junge Frau ihre Flucht und Rückkehr nach Hause. Doch sie hat noch ein weiteres Ziel: Rache an Dementus, der ihre Mutter auf dem Gewissen hat...

Dystopie sah selten so düster aus und fühlte sich so noch seltener so berauschend an wie in George Millers "Mad Max"-Zyklus. Seit Jahrzehnten begeistert Miller die Zuschauer mit halluzinatorischen Bildern einer verwüsteten, gewalttätigen Welt, die der unseren so ähnlich sieht, dass sie Schauer des Wiedererkennens auslöst. Doch so vertraut sein alternatives Universum auch sein mag - sein Filmemachen erzeugt ein so starkes Kontakt-High, dass es immer leicht war, sich einfach an dem bloßen Spektakel des Ganzen zu erfreuen. Apokalypse? Cool! 

Und so liegt es auf der Hand, dass Miller dem spektakulärsten Actionfilm des 21. Jahrhunderts keine Fortsetzung folgte, die dort weitermacht, wo "Mad Max: Fury Road" aufgehört hat (obwohl jeder wohl hofft, dass er eines Tages eine davon macht), sondern sondern vielmehr mit einem Prequel, das den Weg dorthin ebnet, wo es begann. Aus dem gleichen Grund liegt es auch auf der Hand, dass Miller nicht versucht hat, das orgiastische Chaos zu übertrumpfen, das sein Franchise schreiend und glänzend ins 21. Jahrhundert gebracht hat - der Typ mag verrückt sein, aber dumm ist er nicht. Er ist auch nicht bereit, sich mit sinkenden Erträgen zufrieden zu geben. Anstatt nach der unglaublich hohen Messlatte, die er sich selbst gesetzt hatte, zu greifen und diese nicht zu überwinden, hat Miller beschlossen, etwas noch Verrückteres und Lohnenderes zu tun: Er hat eine symphonische, fünfteilige, jahrzehntelange Rache-Saga geschaffen, die so gewaltig und selbstbewusst ist -besessen, dass es sich weigert, als bloße Erweiterung eines anderen Films gesehen zu werden, auch wenn es ihm gelingt, die Wirkung von "Mad Max: Fury Road" auf Schritt und Tritt zu verstärken. Millers neuester und fünfter Film im Zyklus, "Furiosa: A Mad Max Saga", ist also in erster Linie eine Ursprungsgeschichte, die das Leben und die brutalen, entmenschlichenden Zeiten der jungen Furiosa (Anya Taylor-Joy), der hartgesottenen Rig-Fahrerin, erzählt von Charlize Theron in "Mad Max: Fury Road". Und diese ist gleichzeitig die Apotheose des filmischen Genies von George Miller - es ist einer der großartigsten Filme des letzten Jahrzehnts - und eine erzählerische und tonale Abkehr von den vorherigen Filmen. In "Mad Max: Fury Road" fungiert Max immer noch als nomineller Headliner (mit Tom Hardy, der Mel Gibson ersetzt), aber das dramatische und emotionale Gewicht des Films beruht auf Furiosa, ihrer Suche und ihren Hoffnungen. "Furiosa: A Mad Max Saga" fühlt sich weniger wie eine Ouvertüre für das Fahrzeuggemetzel von "Mad Max: Fury Road" an, sondern lässt ihn rückwirkend wie eine Coda für die epische Geschichte wirken, die Miller hier erzählt. Soll es episch werden? Zur Hölle, ja!

Wie es sich für eine Origin-Story gehört, verfolgt "Furiosa" die titelgebende Heldin von ihrer Kindheit bis ins junge Erwachsenenalter, eine Abwärtsspirale, die sie von der Freiheit in die Gefangenschaft und mit der Zeit in die eingeschränkte Souveränität führt. Es beginnt damit, dass die 10-jährige Furiosa (Alyla Browne) in einem Wald in der Nähe eines paradiesischen Außenpostens namens "Green Place Of Many Mothers" auf Nahrungssuche geht. Gerade als sie nach einem metaphorisch reifen Pfirsich greift, wird ihre Idylle von einer Bande schnulziger, hygienefremder Biker unterbrochen. Schon bald rasen sie durch die Wüste, Furiosa ist angebunden auf einem ihrer Bikes, ihre Mutter (Charlee Fraser) und eine weitere Frau verfolgen sie zu Pferd - eine Verfolgungsjagd, die den darauffolgenden Kampf um Macht und Menschen ankündigt. Die Verfolgungsjagd wird exponentiell spannender, als Miller beginnt, zwischen Nahaufnahmen und weiten Totalen zu wechseln, wobei der höllische Lärm und die Energie der Entführer auf ihren Maschinen kontrapunktisch gegen die Stille der Wüste arbeiten. Während die trockene Landschaft der Szene an vergangene "Mad Max"-Abenteuer erinnert, erinnern die Hügel und das galoppierende Pferd an die klassischen Western, aus denen diese Serie einen Teil ihrer poetischen Kraft bezieht. Max wirkte oft wie ein Hollywood-Revolverheld, der mit einigen Notizen von Joseph Campbell in Millers fieberhafte Fantasie verpflanzt wurde. Doch sobald Furiosa anfängt, an der Treibstoffleitung ihres Entführers zu nagen, macht Miller klar, dass diese kleine Gefangene kein Mädchen in Not ist. Furiosas Odyssee nimmt eine bedrohliche Wendung, als sie dem Herrscher der Biker, Warlord Dementus (einem herrlich wahnsinnigem Chris Hemsworth), ausgeliefert wird, einem redseligen Showboater, der eine Schar größtenteils männlicher Nomaden beaufsichtigt. Dementus trägt einen wallenden, anfänglich noch weißen Umhang, reist in einem von Motorrädern gezogenen Streitwagen und hat einen Gelehrten an seiner Seite. Er ist eine lächerliche Figur, und Miller und Hemsworth greifen die Absurdität der Figur mit einer physischen Darstellung auf, die ebenso abwegig ist wie Dementus' Pompösität und seine (prothetische) Nase. Es ist schwer, sich nicht zu wundern, ob Miller sich für die Figur sowohl von Charlton Hestons heldenhaftem Champion als auch vom arabischen Scheich im Epos "Ben-Hur" von 1959, einer ganz anderen Wüstensaga, inspirieren ließ.

Die Kraft der "Mad Max"-Filme beruht jedenfalls zum Teil darauf, wie Miller die Arten von Geschichten auflädt, die von Familie zu Familie, von Stamm zu Stamm, von Kultur zu Kultur weitergegeben werden, die in den Köpfen der Zuschauer verankert sind und den Weg vorzeichnen, egal ob man es weiß oder nicht. Doch obwohl Miller ein moderner Mythenschöpfer ist, bleibt er mit der Welt verbunden - die Machenschaften und Flächenbrände in den Filmen spiegeln manchmal auf unangenehme Weise die eigenen wider - und es ist erwähnenswert, dass er auch ein Arzt ist. (Er war der Set-Doktor einiger "Mad Max"-Filme.) Sein Hintergrund erklärt seine Aufmerksamkeit für den menschlichen Körper, am offensichtlichsten bei der extravaganten Stuntarbeit, die zum Markenzeichen der Serie geworden ist, und seine Freude daran, das Arbeiten von Körperteilen, Maschinen und Ökosystemen zu zeigen - und wie sie funktionieren.

Furiosas eigener Körper steht im Mittelpunkt dieses Films, dessen Richtung sich ändert, als sie nach einigen Machtspielen und erzählerischer Arbeit in der Zitadelle landet, der streng bewachten Festung, vor der die Figur in "Mad Max: Fury Road" floh. Dort wird sie zusammen mit einigen jungen Frauen im Kloster zusammengetrieben, Dienerinnen, deren einzige Aufgabe darin besteht, Kinder für Immortan Joe (Lachy Hulme), den Anführer der Zitadelle, zur Welt zu bringen. Dort fällt auch Furiosa, noch ein Kind (und immer noch von Browne gespielt), einem von Immortan Joes Nachkommen ins Auge, einem riesigen Raubtier, dessen Angriffe auf sie die Geschichte in eine andere, beunruhigende Richtung lenken. Miller übertreibt diesen Abschnitt klugerweise nicht - und Furiosa weicht diesem Monster aus - aber es ist dennoch ein Schock. Dieser bleibt bestehen und verdunkelt die Geschichte jäh. Um zu überleben, entkommt Furiosa ihrem potenziellen Belästiger, indem sie ihre Identität verschleiert und sich den Reihen der Arbeiter der Zitadelle anschließt. Sie verschmilzt mit der Menge und Jahre vergehen, während die Szenen miteinander verschmelzen und eine entschlossene, sympathische Taylor-Joy in die Rolle schlüpft. Es gibt noch viel mehr: Furiosa rasiert sich den Kopf und findet in einem Fahrer einen Mentor, Prätorianer Jack (Tom Burke). Gemeinsam reisen sie und Armeen von Schergen zu Brennpunkten wie der Bullet Farm, wo Miller Sie mit seiner üblichen Pyrotechnik verblüfft, während er die Ankerpunkte der Story - Immortan Joe und Dementus eingeschlossen - in Stellung bringt.

Es dauert eine kleine Weile, bis man sich an Taylor-Joy als Furiosa gewöhnt, auch weil Charlize Theron die Figur mit einer so deutlichen Mischung aus roher Wut und tiefer Melancholie geschaffen hat. Auch Theron sah in "Mad Max: Fury Road" so aus, als könnte sie jedem den Arsch aufreißen und sie stellte Max mehr oder weniger in den Schatten, zumindest metaphorisch gesehen, indem sie zum neuen Totem der Serie wurde. Taylor-Joy verfügt (noch) nicht über die körperliche Ausdruckskraft ihrer Vorgängerin, aber wie Theron hat sie eine Ausbildung zur Balletttänzerin absolviert und bewegt sich wunderschön, mit der Art ungezwungener Anmut, die darauf hindeutet, dass sie jeder Schwierigkeit leicht entkommen kann. Taylor-Joys Furiosa sieht vielleicht körperlich zu schwach aus, um mit dem Armageddon klarzukommen, aber dieses Gefühl der Verletzlichkeit kommt der Geschichte natürlich zugute. Die Virtuosität von Millers Ansatz ist so fesselnd, dass man vielleicht gar nicht bemerkt, wie selten Furiosa tatsächlich spricht; wie Charlize Theron vorher - oder nachher? - Sie, Taylor-Joy, vermittelt allein durch das Weiße ihrer Augen so viel Stärke und Verzweiflung, dass Worte die beispiellose Reinheit ihrer Absicht nur entwerten würden. Es ist daher auch zu vermuten, dass Miller Taylor-Joy zum Teil wegen der großen, weit aufgerissenen Augen der Schauspielerin als seine neue Furiosa ausgewählt hat. Sie sind riesig; Sie sind auch faszinierend. Sie fixieren Ihren eigenen Blick und fordern die Aufmerksamkeit des Zuschauers, und zwar nie mehr, als wenn die Schauspielerin mit gesenktem Kopf aufblickt. Dieser Winkel betont das Weiß ihrer Augen, das im Grablicht der Zitadelle besonders hell leuchtet. (Jack Nicholson hat diese bedrohliche Technik in "The Shining" perfektioniert, weshalb sie "Kubrick Stare" genannt wird.) Der Effekt kann sehr destabilisierend sein und Unsicherheit über die Figur und die Art von Heldin erzeugen, die sie sein wird. Furiosas Zurückhaltung ist strategischer Natur und eine Eigenschaft, die sie mit Max Rockatansky selbst teilt, dem Vorbild ihres wortkargen Rächers. Während sich Furiosa in der Zitadelle versteckt, beschützt sie ihre Umsichtigkeit, verschärft aber auch ihre existenzielle Notlage. Sie ist allein in jeder Hinsicht, zumindest bevor sie Prätorianer Jack trifft (nicht, dass sie gesprächig wären). Sie trägt eine einsame Last und verleiht "Furiosa" im weiteren Verlauf der Geschichte und der Kämpfe eine überraschende emotionale Schwere, die diesen aufregenden, kinetischen Film furchtbar traurig machen kann.

"Furiosa" vermeidet zum Glück die gleichen Fallstricke, die dazu geführt haben, dass sich zu viele neuere Franchise-Ableger etwas weniger gleich anfühlen (zum Teil, weil es vollständig geschrieben wurde, bevor jemals ein Frame von "Fury Road" gedreht wurde), und versucht nicht, das Gegenteil zu tun. Während "Mad Max: Fury Road" von der Suche nach Hoffnung getrieben wurde, ist "Furiosa" ein großartiger Film darüber, warum man sie überhaupt braucht.

Szene für Szene ist "Furiosa" daher eine weitgehende Ergänzung zu "Mad Max: Fury Road". Jede Facette von "Furiosa" - nicht nur Rob Mackenzies makelloses Sounddesign und Tom Holkenbergs donnernde Partitur, sondern auch der minimale Dialog, der zwischen ihnen eingestreut ist - ist auf das gemeinsame Ziel ausgerichtet, eine oktanstarke Harmonie zwischen den Menschen und der Maschinerie in diesem Ödland zu schaffen, so dass das übergroße Dröhnen von Dementus' Streitwagen oder das kehlige Schnurren von "Valiant" von Prätorianer Jack ausdrucksvoller wird als alles, was diese Charaktere sonst vielleicht sagen würden. Miller ist ein so erfinderischer Filmemacher, dass man leicht vergisst, dass er weiterhin Filme über das Ende des Lebens, wie man es kennt, dreht. Es ist ein Riesenspaß, seinen Charakteren dabei zuzusehen, wie sie um Benzin, Munition, Wasser und Frauen kämpfen. "Furiosa" bezieht seine unschätzbare Leistung daraus, wie es seine Heldin dazu zwingt, Dementus' Motorradhorde 15 Jahre lang im Kreis fahren zu sehen, wobei sie sich selbst und unzählige andere tötet, in dem vergeblichen Versuch, einen Teil eines verstrahlten Ödlandes zu kontrollieren, von dem der Zuschauer bereits weiß, dass sie es nicht halten werden können. Mit jeder neuen Demütigung kommt sie der Einsicht näher, dass es besser ist, mit Hoffnung nirgendwohin zu gehen, als ohne Hoffnung. Solch ein in sich grandioses Prequel mag damit wie eine seltsame Einleitung zu einem Film wirken, der in alle Richtungen Feuer spuckt, aber keine Sorge: George Miller hat immer noch das Zeug dazu, ihn episch zu machen.

8/10

Quellen
Inhaltsangabe: Warner Bros.
Poster/ArtworkWarner Bros.

Dienstag, 21. Mai 2024

Breeders - Deadly Instincts - Deadly Instincts: Die Bestie aus dem All (1997)

https://www.imdb.com/title/tt0162211/

Seitdem vor kurzem ein Meteorit in der Nähe des Colleges eingeschlagen ist, verunsichern rätselhafte Morde an jungen College-Schülerinnen die Menschen in dem kleinen Ort. Lehrer Ashley versucht der Sache auf den Grund zu gehen und macht eine grausige Entdeckung: Ein bestialisches Alien, das junge Frauen für die Fortpflanzung seiner Rasse sucht, hat die Mädchen getötet. Doch die Polizei glaubt Ashley nicht, sondern verdächtigt sogar ihn der Bluttaten. Zusammen mit der Schülerin Louise muss nun Ashley nicht nur seine Unschuld beweisen, sondern auch das Alien stoppen, bevor es noch mehr junge Frauen tötet.

"Breeders", aka "Deadly Instincts", ist ein Horrorfilm, der schamlos Monster, barbusige College-Mädchen und Monster, die barbusige College-Mädchen belästigen, abliefert, ohne sich auch nur eine Nanosekunde ernst zu nehmen - oder gar dafür zu schämen. Hier geht es um ein außerirdisches Monster, dem Breeder, das in einer Labyrinthkatakombe unter einem Mädcheninternat wohnt und Fragmente seines leuchtenden Meteoriten als Köder verwendet, um sich mit College-Mädchen zu paaren. Die Meteoritenbrocken sehen sehr attraktiv aus und so verwandelt eine Schar heißer College-Girls die Scherben in einen klassischen Fall rücksichtsloser Hybris in Halsketten. Den Mädchen ist natürlich nicht klar, dass sie durch ihre spacigen Halsketten unter die telepathische Kontrolle des Breeders geraten, der sie (einen nach dem anderen im Verlauf von etwa 50 wirklich langsamen Minuten) in riesige (dusselig aussehende) Kokons einspinnt, damit er sie schwängern kann. Die Krönung ist dann, dass ein an Unterhöschen-schnüffelnder Professor, der trotzdem aussieht wie ein Model, irgendwie dieser lächerlichen Verschwörung auf die Spur kommt, und in die Tunnel unter der Schule hinab steigt, um den Breeder aufzuhalten und die Girls zu retten. Natürlich mit Hintergedanken. Hilfe. Reicht.

3/10

Quellen
Inhaltsangabe: Tiberius Film
Poster/Artwork
Tiberius Film

Montag, 20. Mai 2024

God Is A Bullet (2023)

https://www.imdb.com/title/tt14270702/

Polizist Bob Hightower (Nikolaj Coster-Waldau) kommt zum Haus seiner Ex-Frau, wo er die gemeinsame Tochter Gabi (Chloe Guy) abholen möchte. Als niemand die Tür öffnet und die zwei auch per Telefon nicht zu erreichen sind, verschafft er sich Zutritt. Im Inneren des Gebäudes erwartet ihn ein Bild des Schreckens: Die Mutter seines Kindes und ihr neuer Ehemann wurden brutal ermordet, während das Mädchen offenbar entführt wurde. Als Bob mit ansehen muss, wie seine Kollegen bei den Ermittlungen komplett versagen, beginnt er der Sache auf eigene Faust nachzugehen. Die Spur führt ihn zu einer jungen Frau namens Case (Maika Monroe), die von einem satanistischen Kult berichtet, der einst auch sie in seiner Gewalt hatte. Zwar gelang ihr irgendwann die Flucht, doch die traumatischen Erlebnisse haben sie nicht nur körperlich, sondern vor allem auch mental schwer gezeichnet. Dennoch erklärt sich Case bereit, Bob bei der Suche nach Gabi zu helfen und dabei Cyrus (Karl Glusman), dem ebenso charismatischen wie gewalttätigen Anführer der Gruppe, noch einmal gegenüberzutreten...

"God Is A Bullet", eine raffinierte Adaption von Nick Cassavetes des Debütromans des US-Autor Boston Teran aus dem Jahr 1999, behält sicherlich die Mischung aus grellem Vorfall und pompöser Anmaßung des Buches bei - wenn auch ohne die Intensität, die diese weit hergeholte Geschichte glaubwürdig gemacht hätte, oder den atmosphärischen Stil, der sie zu einem fieberhaften Albtraum hätte machen können stattdessen la David Lynch. Diese 156 Minuten, in denen der Polizist Nicolaj Coster-Waldau und die entflohene Gefangene Maika Monroe dem Kult der teufelsanbetenden Drecksäcke nachgehen, die seine Tochter entführt haben, sind nicht gerade langweilig. Dennoch wäre an der ein oder anderen Stelle eine Kürzung sinnvoll gewesen, um dem ganzen Vehikel noch mehr Fahrt zu geben. 

Die Charaktere sind Karikaturen des Bösen, dass sie den Retro-Selbstjustiz- und Ausbeutungsfilmen wie den "Death Wish"-Filmen, oder dem kultigen, aber etwas schäbigen Brian-Bosworth-Vehikel "Stone Cold" von 1991 entsprungen zu sein scheinen. Unglücklicherweise scheint "God Is A Bullet“ zu glauben, dass es über dem Bereich des billigen Nervenkitzels schwebt, auch wenn die Blutspur so weit ausdehnt, dass man nicht glauben kann, dass nicht jeder Polizeibeamte im gesamten Südwesten die Verfolgung aufnimmt. Der Zuschauer weiß das, weil Bob, der sein Revier als "eine kleine christliche Gemeinschaft" beschreibt, ständig über Glauben und Gott spricht. Dem wird normalerweise dadurch entgegengewirkt, dass Case, die ständig kleinlaut ist, irgendein nihilistisches Klischee fallen lässt und ihr großer philosophischer Moment mit der titelgebenden Einsicht verbunden ist. Während Regisseur Cassavetes die Dinge technisch und klanglich ganz gut zusammenhält, gibt es hier im Kern eine seltsame Diskrepanz: Er hat einen Film gemacht, der immer wieder religiöse Werte beschwört, während er sich gleichzeitig in grundlosen Schimpfereien suhlt - insbesondere Gewalt gegen Frauen, wenn auch impliziert sexuell Übergriffe größtenteils außerhalb des Bildschirms stattfinden.

Das Gemetzel ist grenzwertig absurd, doch die häufige verbale Kirchlichkeit verleiht diesem Übermaß ein reaktionäres Übel. Zu ihren Reihen gehört auch ein Crossdressing-Homosexueller (Garrett Wareing), während sich die Verabscheuungswürdigen hier wie eine paranoide QAnon-Fantasie vom "kranken Unterleib" der Gesellschaft anfühlen. Vor nicht allzu langer Zeit hätte man durchaus annehmen können, dass dies als überhitzter Unsinn belächelt würde, aber jetzt wirkt es etwas rücksichtslos. Die Atmosphäre der "alternativen Wahrheit" wird durch die prominente Aussage "Basierend auf einer wahren Geschichte" unterstrichen - auch wenn der Abspann auch einen verdammt langen Haftungsausschluss enthält, der jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Ereignissen, Personen, Orten oder irgendetwas anderem in der realen Welt strikt ablehnt. Den Protagonisten wird auch nicht genug Tiefe gegeben, um überzeugende Charaktere zu erschaffen, obwohl die Schauspieler es versuchen. Zu viele Nebencharaktere sind schrill und eintönig und werden nicht dazu ermutigt, sich zu zügeln, wobei Tucker in dieser Hinsicht besonders gnadenlos ist. Die Teilnahme von January Jones ist noch rätselhafter als die von Foxx: Als Johanssons hinterlistige Frau ist sie auf eine zänkische Rolle und einen zickigen Dialog angewiesen, der vielleicht besser zum Schauspielspektrum von Edy Williams oder vielleicht Joan Collins gepasst hätte.

Auch wenn seine bisherigen Einsätze hinter der Kamera thematisch sehr breitgefächert waren, deutet die angespannte Atmosphäre der meisten Outré-Inhalte von "God Is A Bullet" darauf hin, dass Cassavetes nicht ganz auf der wilden Seite zu Hause ist. Nichtsdestotrotz ist der Film gut genug gemacht, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Kenji Katoris Breitbild-Kinematographie ist ein bedeutender Pluspunkt. Neben anderen soliden Designbeiträgen gibt es in der Auswahl der Musikbetreuerin Dina Noir einige gute (wenn auch ablenkende) Entscheidungen. Über ihre gemeinsame Präsenz hier hinaus haben David Bowie, Jane’s Addiction, Bob Dylan, Funkadelic, Mozart, Dead Boys und Henry Purcell jedoch nur eines gemeinsam: Sie alle verdienen etwas Besseres, als den Soundtrack für eine so humorlos-krasse Fiktion herzugeben.

6,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Capelight
Poster/Artwork
Capelight

Samstag, 18. Mai 2024

Tirailleurs - Father And Soldier - Mein Sohn, der Soldat (2022)

https://www.imdb.com/title/tt14860210/

Im Jahr 1917 hat der Erste Weltkrieg Europa noch fest im Griff. Um den Truppennachschub weiterhin gewährleisten zu können, sucht Frankreich auch unter den Männern der damaligen afrikanischen Kolonien. Im Senegal trifft es den erst 17 Jahre alten Thierno (Alassane Diong), der von den Streitkräften der Kolonialmacht zwangsrekrutiert wird. Thiernos Vater Bakary (Omar Sy) will seinen Sohn auf keinen Fall alleine ziehen lassen und meldet sich deshalb freiwillig zum Dienst an der Waffe in der französischen Armee. Doch auf die Erfahrungen an der Front kann die beiden nichts und niemand vorbereiten. Der Leutnant Chambreau (Jonas Bloquet) weiß das bei dem noch jungen Thierno auszunutzen und zieht ihn immer mehr auf seine Seite. Das treibt zunehmend einen Keil zwischen Vater und Sohn und schon bald ist es nicht nur die Front, wo gekämpft wird: Thierno lehnt sich immer stärker gegen seinen Vater auf, der ihn eigentlich nur beschützen will.

Das Thema Kindersoldaten ist schwierig. Mit "Beasts Of No Nation" oder "Escape From Mogadishu" kommen einem sofort zwei Filme in den Sinn und der französische Regisseur Mathieu Vadepied wagt sich in seinem neuesten Drama über die übersehenen Kriegsbeiträge der afrikanischen Truppen Frankreichs auch an dieses Thema heran. Der Film handelt vom senegalesischen Korps, und das Genra scheint so weit etabliert zu sein, dass in der Gestalt von Omar Sy ein echter Superstar dieser Tradition an der Spitze steht. Bei seiner Veröffentlichung in Frankreich wurde Sy in der Presse zum Schweigen gebracht, weil er andeutete, der Westen schenke Konflikten in der Nähe seiner Heimat, wie dem Krieg in der Ukraine, unverhältnismäßig viel Aufmerksamkeit, statt Konflikten im globalen Süden. Dieser schüchterne und wirkungslos dramatisierte Film hätte durchaus etwas von dieser Schärfe gebrauchen können.

Sy spielt Bakary, einen Fula-Hirten, der während des Ersten Weltkriegs zusammen mit seinem Sohn Thierno (Alassane Diong) in die militärischen Reihen Frankreichs rekrutiert wird. Aus Angst um sein Kind macht er sich schnell auf die Suche nach einem Ausweg und versucht, ihm einen Job im Schlamassel sicher abseits der Front zu verschaffen. Doch Thierno vereitelt den Plan, indem er sich die Gunst von Leutnant Chambreau (Jonas Bloquet) verschafft, der ihn befördert. Obwohl er atypisch nichtrassistisch und egalitär ist, ist Chambreau dennoch immer noch zu misstrauen, weil er sich selbstmörderisch darauf konzentriert, einen nahegelegenen Hügel zu erobern, um seinen Generalvater zu beeindrucken. Vadepied, zuvor Art Director bei Sys Erfolgshit "Intouchables", lässt sich natürlich die obligatorische Grabenstürmende Hauptszene nicht nehmen - aber die Erzählung hier hat eine verhängnisvolle Zögerlichkeit, und es gibt kaum eine Vorstellung davon, wer - abgesehen davon, dass sie Vater und Sohn sind - Bakary und Thierno als Individuen sind und wie sie sich über ihre erzwungene Tortur fühlen. Es fühlt sich auch geografisch vage an, mit einem nordafrikanischen Fennec-Fuchs, der unerklärlicherweise an einem Punkt auf dem angeblichen französischen Festland präsent ist, während der normalerweise unbändige Sy in einer seltsam abgelenkten Schwebe gestrandet ist. Der eigensinnige Diong, der von der Armee die Erlaubnis erhalten hat, sich der Autorität seines Vaters zu widersetzen, macht die Szene aber besser. 

Noch seltsamer ist, dass die Empörung über die koloniale Ausbeutung im größten Teil des Films nur kurz und gedämpft zum Ausdruck kommt. Als Vadepied schließlich die Frage anspricht, warum die Opfer schwarzer Soldaten für La Patrie verschleiert wurden, geschieht dies auf eine seitwärts gerichtete und fast respektvolle Weise, die nicht mit der sehr ernsthaften Infragestellung des kolonialen Erbes Frankreichs in der realen Welt übereinstimmt. Das fühlt sich wie eine verpasste Chance an.

5,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Weltkino
Poster/Artwork: Unité/Korokoro/Sy Possible Africa