Auch mit einem Team von Experten und Wissenschaftlern (unter anderem Robert Cornthwaite) am Werk kann einiges schief gehen: Als eine Gruppe von eben solchen Wissenschaftlern ein außerirdisches Raumschiff im arktischen Eis entdeckt und das Objekt bergen wollen. Die Massen von Eis, die das Raumschiff umschließen, sollen einfach kurzerhand durch Sprengladungen vom Schiff getrennt werden. Doch dabei wird das Flugobjekt versehentlich vollends zerstört. Das Einzige, was die Explosion unbeschadet übersteht, ist ein im Eis konserviertes außerirdisches Wesen, das von den Wissenschaftlern auf eine Forschungsstation überführt wird. Zunächst neugierig auf die Erforschung des fremden Wesens, kommt es jedoch bald zur Katastrophe: Als das Alien dort aufgetaut und vom Eis befreit wird, kann es entkommen. Ein gnadenloser Kampf ums nackte Überleben beginnt...
Howard Hawks "Das Ding aus einer anderen Welt", eine Adaption von Joseph W. Campbell Jr.s Novelle "Who Goes There?", ist einer der wenigen Schwarz-Weiß-Klassiker, die noch immer eine Gänsehaut bescheren können. "Das Ding aus einer anderen Welt" ist natürlich die Vorlage zum gleichnamigen Carpenter-Klassiker aus dem Jahr 1982. und die Art und Weise, wie die Absichten des Bösewichts des Films von den Charakteren erklärt wurden, sorgen noch heute für pure Angst beim Zuschauer. Dabei ist der Film nicht sonderlich effektlastig und das Monsterdesign ist irgendwie kitschig, also ist es das Drehbuch, das die Story vorantreibt. Der versierte Drehbuchautor Charles Lederer hat für diese Howard Hawks-Produktion ein brillantes Drehbuch verfasst, wobei ein Teil des Verdienstes allerdings auch Hawks und Ben Hecht, die beide an den Überarbeitungen mitgearbeitet haben, gebührt. Mit Ausnahme von Carrington sind alle Charaktere sympathisch und tauschen in rasantem Tempo geistreiche Sprüche aus. Noch wichtiger ist, dass der wahre Horror des Antagonisten des Films durch das intelligente Drehbuch und die Darbietungen der talentierten Besetzung zum Ausdruck kommt.
Das Make-up von James Arness für "Das Ding" besteht aus Klauenhänden, dornigen Fingerknöcheln und einem übergroßen Kopf. Selbst für die Verhältnisse der 1950er Jahre war das Design nicht sehr furchteinflößend, also wählten die Filmemacher einen Ansatz nach dem Motto "weniger ist mehr" - und der funktioniert! In den kurzen Momenten, in denen man "Das Ding" tatsächlich in Aktion sieht, ist es entweder aus der Ferne zu sehen (normalerweise durch Schneefall verdeckt) oder man bekommt einen blitzschnellen Blick darauf, bevor jemand eine Tür zuschlägt. Und wenn man die Kreatur schließlich in all ihrer Pracht zu sehen bekommt, befindet sie sich normalerweise in einem schwach beleuchteten Raum oder Flur, was hilft, das schlechte Make-up zu verbergen und James Arness‘ imposante Silhouette voll auszunutzen. Ein weiterer Trick, den die Macher in diesem Film anwandten, ist, sich auf die Exposition zu verlassen, um den Ruf des Monsters aufzubauen, während es den Großteil des Films außerhalb des Bildes lauert. Später im Film kommentiert Hendry beispielsweise, wie der Außerirdische mehrere Wissenschaftler im Gewächshaus ermordet hat. Das Wesen soll ihnen die Kehlen durchgeschnitten und seine Opfer kopfüber an den Dachsparren aufgehängt haben, als wären sie in einem Schlachthaus - das Publikum sieht das aber nie. Zusammen mit Carringtons wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Fortpflanzung des Wesens und den angeblich kindlichen Schreien, die von einem jungen Schwarm Alien-Setzlinge ausgehen, hat man einige wirklich unheimliche Elemente in einem weiteren typischen Science-Fiction-Film der 50er Jahre.
"Das Ding aus einer anderen Welt" kann mit einer großartigen Besetzung aufwarten, angeführt von Kenneth Tobey, der perfekt ist als gut gelaunter, aber knallharter Captain Patrick Hendry. Er scheint den Militärs immer einen Schritt voraus zu sein und stellt das Leben echter Amerikaner über das Streben nach wissenschaftlichem Fortschritt. Er ist auch ein besonnener Anführer, wie man ihn sich in jeder Situation wünschen kann. Sein Gegenstück im Film ist Robert Cornthwaites Dr. Arthur Carrington, ein Mann, der davon besessen ist, die Geheimnisse des Universums zu erfahren, indem er den ersten Kontakt mit einem Wesen aus einer anderen Welt herstellt. Obwohl man Carringtons Bestreben, friedliche intergalaktische Beziehungen aufzubauen, verstehen kann, könnte man meinen, er würde endlich zurücktreten, als bekannt wurde, dass die außerirdische Lebensform aggressiv ist und buchstäblich Pläne hatte, eine Armee aufzubauen. Er ist so geblendet von seinen hehren Idealen, dass nichts weniger als eine Ohrfeige von Arness als Zuhälter Carrington schließlich hilft, seinen Fehler einzusehen. Die restlichen Hauptdarsteller sind ein Nachrichtenreporter namens Ned "Scotty" Scott, Captain Hendrys Geliebte Nikki und das gefürchtete "Ding" Douglas Spencers "Scotty" dient als komische Erleichterung des Films und hat einen Running Gag, bei dem er immer wieder wichtige Fototermine verpasst. Er erweist sich als lustiger (und zynischer) Charakter, der nie zu lange bleibt, und er liefert die denkwürdigste Dialogzeile des Films. Margaret Spencer porträtiert Nikki als mutige Forschungsassistentin, die mehr als nur eine Augenweide ist. Sie ist nicht nur Captain Hendrys Wachs in den Händen, sondern Nikki inspiriert auch einige Ideen, wie der außerirdische Eindringling letztendlich besiegt werden kann. Darüber hinaus deckt sie Carringtons Experimente mit seinem eigenen kleinen Horror-Kohlbeet auf und verhindert so effektiv, dass ihr Chef zu einem regelrechten verrückten Wissenschaftler wird.
Das titelgebende Ding wird von Peter Graves Bruder James Arness dargestellt und er hat hier - ehrlich gesagt - nicht viel zu tun. Wenn Arness jedoch auf der Leinwand zu sehen ist, erweist er sich als beeindruckende Präsenz, die Ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht. Obwohl er nur knurren, nach den anderen Darstellern schlagen und sie überragen darf, kann er sich mit einem der frühesten "Jump Scares" der Filmgeschichte brüsten. Um es zusammenzufassen: Ein großartiger Film! Er hat eine fantastische Besetzung, ein kluges Drehbuch und wird kompetent von Christian Nyby inszeniert. Dazu noch ein atmosphärischer Soundtrack von Dimitri Tiomkin und schon haben wir eines der größten Science-Fiction-Horror-Juwel der 1950er Jahre und die perfekte Blaupause für das spätere Remake, welches durchaus einige der effektivsten Szenen des Originals kopierte.
7/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Winchester Pictures Corporation
Poster/Artwork: Kinowelt
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