Montag, 6. Mai 2024

Night Of The Hunted (2023)

https://www.imdb.com/title/tt23642744/

Alice (Camille Rowe), die den Social-Media-Auftritt eines Pharmaunternehmens leitet, und ihr Kollege John (Jeremy Scippio) sitzen schon den ganzen Tag im Auto. So langsam beginnen sie sich gegenseitig zu nerven. Deshalb hält John an einer Raststätte, um zu tanken und Alice ein wenig Proviant einkaufen zu lassen. Als sie bezahlen will, ist die Kasse jedoch nicht besetzt. Dann entdeckt die junge Frau Blut an den Regalen und die Leiche des Tankwarts. Panisch will sie das Häuschen verlassen, doch plötzlich wird aus ihr unbekannter Richtung auf sie geschossen. Alice wird an der Schulter getroffen und schafft es gerade noch zurück in das Geschäft. Wann immer sie kurz rausschaut, fliegen ihr weitere Kugeln um die Ohren. John, der nicht bemerkt hat, was passiert ist, betritt das Gebäude und wird prompt in den Rücken getroffen. Dann kontaktiert der Killer Alice über ein im Laden liegendes Walkie-Talkie. Verzweifelt versucht sie im Gespräch mit ihrem Peiniger herauszufinden, um wen es sich bei dem Mann handelt, warum er sie töten will und wie sie aus dieser Situation herauskommen könnte...

"GODISNOWHERE", steht auf einer Werbetafel vor einer Kirche, dem Aussichtspunkt, von dem aus ein anonymer Scharfschütze in diesem nihilistischen, aber fein geschliffenen Thriller mit hoher Geschwindigkeit den Tod auf eine hilflose Tankstelle herabregnen lässt. Das Schild ist natürlich geschickt, denn man kann den Text darauf als "NOW HERE" oder als NOWHERE" lesen. Wie auch immer man es aber liest  - es könnte darüber entscheiden, wie gut oder schlecht man den Film am Ende findet. Ist man als Zuschauer der rachsüchtige Absolutist oder ein liberaler Relativist in Regisseur Franck Khalfouns Fazit zur Lage der Nation.

"Night Of The Hunted" funktioniert wie ein klassischer und geschickt gehandhabter Thriller imn einem geschlossenen Raum, ähnlich wie "Assault On Precinct 13" oder "Panic Room". Alice muss alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um ihre Wunden zu versorgen, zufällige Passanten auf den Schützen aufmerksam zu machen und eine Kommunikation mit der Außenwelt herzustellen. Khalfoun reiht diese Vignetten mühelos mit einer furchtbar klaustrophobischen Spannung aneinander, und da sie die Sichtlinien mit der Reihe schwarz-weiß gestreifter Regenschirme verbindet, die hinter der Theke erhältlich sind, ist der Film zumindest eine großartige Bestätigung für das Warenangebot erhältlich in modernen Einkaufszentren am Straßenrand. 

"Night Of The Hunted" ist aber nicht ganz so überzeugend wie ein Moralreferendum. Als Alice endlich mit ihrem Peiniger mit der metallischen Stimme spricht, ist sein Profil - betrogener Ehemann, Nahost-Veteran, verbitterter Verschwörungstheoretiker - genau in der vom Zuschauer erwarteten Bevölkerungsgruppe. Khalfouns Film ist daher weniger ein nuancierter ethischer Showdown als vielmehr ein frontaler Zusammenstoß von Weltanschauungen, in dem der Schütze die Entscheidungen des Vermarkters als kinderlose Karrierefrau thematisiert. Und in seiner bedrückenden Unversöhnlichkeit - die am Ende von einer Kinderfigur in einer an Ausbeutung grenzenden Episode entschieden wird - kommt es der Unterstützung des düstereren Standpunkts nahe. "Night Of The Hunted" mag es zwar damit etwas an moralischer Substanz mangeln, aber es hält einem auf jeden Fall in seinem Bann.

6,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Capelight
Poster/Artwork
Capelight

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