http://www.imdb.com/title/tt2567026/
Alice Kingsleigh (Mia Wasikowska) hat die letzten Jahre damit verbracht,
auf ihrem eigenen Schiff zur See zu fahren. Als sie jedoch nach London
zurückkehrt, muss sie feststellen, dass sich althergebrachte Ansichten
über die Rolle der Frau in der Gesellschaft nicht geändert haben und ein
Leben nach ihren Vorstellungen für Alice nicht möglich ist. Mit Hilfe
von Absolem (Alan Rickman) geht Alice durch einen Spiegel zurück ins
Reich von Unterland, wo sie ihre alten Freunde wieder trifft. Der
Verrückte Hutmacher (Johnny Depp) ist aber nicht mehr derselbe, weil er
sein Mehrsein verloren hat. Um ihn zu retten, wird Alice losgeschickt,
damit sie die Zeit (Sacha Baron Cohen) sucht – ein seltsames Geschöpf,
halb Mensch, halb Uhr. Diese besitzt die Chronosphäre, eine Kugel, von
der alle Zeit ausgeht. Mit ihr kann Alice in die Vergangenheit reisen
und dem Hutmacher helfen, ehe seine Zeit abläuft.
Tim Burtons "Alice im Wunderland" war zwar für Burton-Verhältnisse kein allzu großer Wurf, aber er
konnte dank eines guten Looks und einem gut aufgelegten Johnny Depp
zumindest anständig unterhalten und damit letztlich auch überzeugen. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis der zweite Teil "Through the Looking-Glass and What Alice Found There" von Lewis Carroll das Licht der großen Leinwand erblicken würde. Nur übernahm James Bobin für Tim Burton den Platz auf dem Regiestuhl, führt aber Burtons Werk fast unmerklich gleich, visuell beeindruckend, quietschbunt und vergnüglich fort.
"Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln" präsentiert sich also gleich dem Vorgänger visuell
opulent und spielt mit der Sprache wie nur wenige andere Filme. Die Effekte sind gut, die
3D-Umsetzung ist sehr gelungen und die wiederkehrende Darstellerriege liefert
durch die Bank weg eine gute Arbeit ab. Das Drehbuch wurde sehr charmant inszeniert und der
gesamte Film ist mit knapp 113 Minuten sehr kurzweilig geraten. Leider wurde die literarische Vorlage von Lewis
Carroll fast schon bis zur Unkenntlichkeit trivialisiert und
simplifiziert. Beide "Alice"-Novellen sind keineswegs reine
Kinderbücher - auch wenn es immer wieder so dargestellt wird. Vielmehr
handelt es dabei um mehr oder minder ausgeklügelte und bildsprachgewaltige
Geschichten, die sich auch so manchem Erwachsenem nicht in voller Gänze
erschließen dürften. Der Metaphernreichtum blieb auch in der Verfilmung von James Bobin erhalten (wenn auch in veränderter Form), die
Tiefgründigkeit der Vorlage musste hingegen dem disneytypischen
Zuckerguss weichen, der sich wie ein klebriger Film über praktisch alle
Produktionen aus diesem Hause legt.
Der gröbste Fehler, den "Alice Through The Looking Glass" aber begeht, ist,
dass er unfassbar
viele Szenen hat, die überhaupt keinen Sinn ergeben. Im Grunde hätte man
die Hälfte der gesamten Laufzeit heraus schneiden können und dennoch
hätte der Film die wichtigsten Elemente drin gehabt. Auch beim Thema
Zeitreisen sind ja Fehler meist vorprogrammiert. Doch hier ist das
gesamte Zeitreisen an sich ein grober Fehler, denn mit Ausnahme eines
winzigen Details, führen die Zeitsprünge zu ... nichts. Immerhin sieht der
Film trotz überladener CGI Effekten ziemlich schön aus und das
"Wunderland" wurde wieder prächtig, bunt und beeindruckend eingefangen. Es ist
eigentlich wie immer: Johnny Depp wertet einen mittelmäßigen
Film mit seiner Performance enorm auf. Seine Rolle als Hutmacher
meistert er wirklich gut und besonders im zweiten Teil hat er einige
starke Momente.
Mia Wasikowska macht erneut als Alice eine sehr gute Figur, auch wenn
sie etwas zu gekünstelter wirkt als noch zuvor. Natürlich sind auch
wieder alte Bekannte dabei, wie Anne Hathaway als Prinzessin Mirana, Helena
Bonham Carter als hervorragende Herzkönigin und Schwester von Mirana, Iracebeth, die Grinse-Katze, die Raupe/Schmetterling Absolem
und natürlich die Zwillinge Tweedledee und
Tweedledum. Sacha Baron Cohen sticht als Zeit besonders hervor. Sein Charakter ist unglaublich interessant weil vielschichtig und noch dazu von Cohen (wie so viele seiner Rollen) genial gespielt.
Obwohl nun also Tim Burton im zweiten Teil nicht mehr Regie geführt
hat, kann man ihn mit seinem Vorgänger auf nahezu eine Stufe stellen.
Die Vor- und Nachteile beider Geschichten bringen sich gegenseitig in Waage. Beide Streifen haben einfach altbekannte storytechnische Probleme. Optisch jedoch ist es ein Eintauchen in eine faszinierende und einnehmende Welt, in der man sich sofort heimisch fühlt. Für einen Disney-Film ist "Alice im Wunderland: Hinter
den Spiegeln" wirklich gut gelungen. Aber Disney bleibt eben Disney - mit
allen Vor- und Nachteilen.
7/10
Die 3D-Version des Disney-Abenteuers erschien auch als exklusives Steelbook:
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