Freitag, 28. Februar 2025

Here (2024)

https://www.imdb.com/de/title/tt18272208/

Erzählt die Geschichte eines einzigen Raumes, in dem die Zeit selbst zu leben scheint. Richard (Tom Hanks) tritt in diesen Raum und dessen Geschichte verschmilzt mit der des Ortes. Sein Leben, seine Freuden und Verluste, seine Träume und seine Ängste - alles wird hier festgehalten. Als Richard auf Margaret (Robin Wright) trifft, die diesen Raum ebenfalls geprägt hat, beginnt zwischen den beiden eine besondere Verbindung, die die Grenzen von Zeit und Raum überwindet. Sie teilen Erinnerungen, die nicht nur ihre eigenen sind, sondern auch die der Menschen, die den Raum vor und nach ihnen bewohnen. Auch Al (Paul Bettany), ein weiterer Bewohner, hinterlässt unauslöschliche Spuren und bringt eine neue Sichtweise auf den Ort und die Geschichten, die darin gefangen sind. Während die Zeit vergeht, werden ihre Geschichten immer enger miteinander verwoben und enthüllen Geheimnisse, die über Jahrhunderte verborgen geblieben sind. Wer waren die Menschen, die diesen Raum zuvor betreten haben? Welche Erinnerungen wurden hier geschaffen und zerstört?

Robert Zemeckis' sentimentales Drama, den er und sein Co-Drehbuchautor Eric Roth aus dem gleichnamigen Graphic Novel von Richard McGuire adaptierten, ist das filmische Äquivalent einer Buchclub-Auswahl; der Star ist ein Zimmer in einem Haus, eben das "Here" des Titels. Oder genauer: Es ist eine Stelle, ein einziger Platz auf diesem Planeten auf den die Kamera gerichtet ist und sich während des Films nicht um einen Jota bewegt, an dem sich so viel Geschichte und eben hauptsächlich Familie als solche abspielt. Hier handelt es sich um eine seltsame Kombination aus kosmischem Ehrgeiz und hyperlokaler häuslicher Intimität, die verträumte Schrulligkeit lässt auch von Beginn an nicht locker und die volkstümliche Wärme der Darstellungen von Tom Hanks und Robin Wright ermutigt einen, es etwas ruhiger angehen zu lassen und dieser Geschichte fasziniert zuzusehen.

Der Film wechselt wild zwischen den Epochen hin und her, wobei die Szenenübergänge mit geteilten Bildschirmen und eingefügten Panels (eine Anspielung auf seine Graphic Novel-Ursprünge) bewerkstelligt werden und bis zum Schluss dieselbe feste Kameraposition verwendet wird. Es befindet sich in diesem spezifischen "Here" in prähistorischen Zeiten, während der amerikanischen Revolution und als es von amerikanischen Ureinwohnern besiedelt wurde (Szenen, die mit seltsam kindlicher Gelassenheit erdacht wurden). Um die Wende zum 20. Jahrhundert wird es zu einem Haus, gegenüber der Kolonialvilla von William Franklin, dem Sohn von Benjamin Franklin.

Das Haus gehört zunächst einem Piloten und seiner unglücklichen Familie, dann dem fröhlichen Erfinder des Lay-Z-Boy-Sessels und seiner herrlich sexy Frau (bezeichnenderweise sind sie die Glücklichsten in diesem Film - unbelastet durch Kinder). Und dann dem abgekämpften Weltkriegsveteranen Al Young (Paul Bettany) und seiner Frau Rose (Kelly Reilly); Al und Roses Sohn Richard und seine junge Braut Margaret ziehen zu ihnen in das enge Haus, gespielt von digital verjüngten Hanks und Wright. Nach ihrem Tod hat das Haus ein lebhaftes Nachleben als Heim einer afroamerikanischen Familie, deren Vorsteher Devon und Helen (gespielt von Nicholas Pinnock und Nikki Amuka-Bird) sind. 

Das Wohnzimmer mit seiner permanent wechselnden Einrichtung und Möblierung ist in verschiedenen historischen Momenten beharrlich einfach da und behauptet seine Präsenz zu historischen Zeiten. Tatsächlich beginnt man sich im Laufe des Films zu fragen, was das eigene Heim schon so alles gesehen hat. Das Fernsehen macht den Zuschauer gelegentlich auf historische Momente aufmerksam, aber der Film gibt uns keinerlei Hinweise auf wirklich wichtige Ereignisse wie Bürgerrechte, den Fall der Berliner Mauer oder den 11. September. Es wird gelacht und geweint, aber hauptsächlich geweint, und zwar von den beiden Generationen von Bettanys Al und Hanks’ Richard; sie sind beide Männer, die ihre Träume opferten, um im grimmigen Willy Loman-Sinne Handelsvertreter zu werden, während die Frauen ergreifend zerbrechlich sind. 

Das ganze prähistorische Material und das Material von 1776 sind ein wenig nebensächlich, und die Szenen mit den amerikanischen Ureinwohnern sind offen gesagt oberflächlich und banal; der Film dreht sich wirklich um die theatralische, kitschige Welt der Nachkriegsfamilie Young, die sich wie Theater anfühlt, obwohl die Kamerabewegung am Ende eine unbefangene Kraft hat. Man stellt sich die Frage, wie ein anderer, ja, wie Spielberg den Film gedreht hätte? Vielleicht indem er das kosmische Material gekürzt oder amputiert und mehr Wert auf das Leben der Kinder von Richard und Margaret gelegt hätte. Aber das würde sich auch irgendwie falsch anfühlen. "Here" ist so wie er ist gut, er nimmt mit, er unterhält, er lässt einen nicht los. Und irgendwie ist die ganze Geschichte, auch aufgrund der statischen Kamera richtig... schön.

8/10

Quellen:
Inhaltsangabe
: amazon MGM Studios
Poster/Artwork: Miramax/ImageMovers

Donnerstag, 27. Februar 2025

Lethal Weapon 2 - Lethal Weapon 2: Brennpunkt L.A. (1989)

http://www.imdb.com/title/tt0097733/

Wieder einmal haben die Polizisten Martin Riggs (Mel Gibson) und sein Partner Roger Murtaugh (Danny Glover) alle Hände voll zu tun. Nachdem sich die beiden gleich zu Beginn eine wilde Verfolgungsjagd mit ein paar Drogenhändlern quer durch Los Angeles. liefern, beschlagnahmen sie eine ganze Ladung voll südafrikanischer Krügerrand-Goldmünzen. Die Verbrecher sind ob deren Verlust ziemlich sauer und schlagen zurück. Maskiert dringen sie nachts in Murtaughs Haus ein und drohen ihm und seiner Frau damit sie umzubringen, sollte die Polizei ihre Tätigkeiten weiter verfolgen...

"Lethal Weapon 2 - Brennpunkt L.A." ist, genauso wie der Vorgänger, einer der besten Action-Buddy-Movies die es gibt. Regisseur Richard Donner hat auch hier alles richtig gemacht und setzt gegenüber dem Vorgänger noch eins drauf: mehr Action, etwas mehr Humor, mehr Dramaturgie. Doch nichts wirkt überdosiert, die Balance wurde perfekt getroffen. Vor allem darf man hier, dank Mel Gibsons (positiver) Charakterentwicklung, viele lustige Momente erleben. Auch ein überragender Joes Pesci bringt witzigen Wind als Sidekick Leo Getz in die ganze Sache. Der Film wirkt einfach rund, ausgereift und überlegt: humorige Dialoge, geniale Szenen, tolle Darstellerleistungen, überragender Soundtrack, immer wieder perfekt eingesetzte Action und eine kleine Liebesgeschichte die tragisch endet und dem Film dadurch im letzten Drittel einen sehr ernsten Anstrich gibt. Besser geht es eigentlich nicht.

Danny Glover und Mel Gibson harmonieren in jeder Filmsekunde, selten hat mich ein Filmpaar so begeistert wie in der "Lethal Weapon"-Reihe, es scheint eine verschworene Einheit zu sein, versprüht sogar familiäres Flair, man fiebert mit ihnen mit. Der komplette Film wirkt wie aus einem Guss, es gibt so gut wie keine Negativpunkte für mich. Leerläufe oder Langeweile sind hier ein Fremdwort. Dazu sind einige der Szenen bis heute unerreicht und so gut wie jedem Fan ein Begriff, man denke allein an die "Toilettenszene" mit Gibson und Glover. Die "bösen Buben" sind herrlich fies und genauso kompromisslos, wie es Gibson ist, der mit seiner ihm eigenen Art genau weiß, wie er gewisse Personen zur Weißglut bringt. Ein Actioner zum immer wieder ansehen mit einem grandiosen Cast und vielen coolen Momenten. Besonders das Ende, an dem "Knockin' On Heaven's Door" von Eric Clapton und später "Cheer Down" von George Harrison gespielt wird. Klasse.

9/10

Quellen:
Inhaltsangabe
: Warner Bros.
Poster/ArtworkWarner Bros.

Mittwoch, 26. Februar 2025

Lethal Weapon - Lethal Weapon: Zwei stahlharte Profis (1987)

http://www.imdb.com/title/tt0093409/

Roger Murtaugh (Danny Glover), ein alternder Polizeiinspektor und Familienvater in Los Angeles, ist gerade 50 Jahre alt geworden und geht ungerne Risiken ein. Sein neuer Partner, Detective Martin Riggs (Mel Gibson) vom Drogendezernat, ist allerdings das genaue Gegenteil: Seitdem seine Frau verstorben ist, spielt Riggs regelmäßig mit dem Feuer und gefährdet bei waghalsigen Einsätzen vor allem sein eigenes Leben - auch weil er ernsthaft mit dem Gedanken spielt, Selbstmord zu begehen. Als die beiden den Fall eines Callgirls bearbeiten müssen, das sich offenbar umbrachte, kommen sie einer hochgefährlichen Drogenbande ehemaliger CIA-Agenten auf die Spur. Es kommt zu - im wahrsten Sinne des Wortes - hochexplosiven Spannungen. Und ob Murtaugh wirklich "zu alt für so 'ne Scheiße" ist, zeigt sich schneller als ihm lieb ist...

Wenn man an einen Buddy-Actionfilm denkt, dann denkt man mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit auch an den legendären ersten Teil der "Lethal Weapon"-Reihe. Ich weiß nicht, woran es liegt: an der großartigen Story, der coolen, aber nie aus dem Ruder geratenden Action oder dem ungleichen Gespann. Allein schon aufgrund seiner extrem markanten Protagonisten mit viel Wiedererkennungswert. Im Grunde funktioniert der Film auf vielen Ebenen und bildet so eine perfekte Symbiose, die einfach Sapß macht. Mit der genau richtigen Portion an Humor und One-Linern, die sich ebenso gekonnt wie stimmig in die Ermittlungen und das Kennenlernen des ungleichen Duos einreihen und selbstverständlich der spannende Weg der Ermittlung, die man eigentlich nicht als solche wahrnimmt. Ein großer Pluspunkt der Reihe ist aber vor allem die hohe Kontinuität. Diese reicht von Nebenhandlungen, über Nebendarsteller, Beziehungsgeflechte so wie einige Running Gags ("Ich bin zu alt für diesen Scheiß!"). Alles in allem also ein großartiger Actionfilm, eine grandiose Reihe und ein insgesamt spannendes und unterhaltendes Teil, das auch beim dritten oder zwölften Mal ansehen nicht langweilig wird.

8,5/10

Quellen:
Inhaltsangabe
: Warner Bros.
Poster/Artwork: Warner Bros.

Dienstag, 25. Februar 2025

Absolution (2024)

https://www.imdb.com/de/title/tt8337290/

Ein alternder Ex-Boxer (Liam Neeson), der als Schläger für einen Bostoner Gangsterboss (Ron Perlman) arbeitet, erhält eine erschütternde Diagnose. Trotz seines schwächelnden Gedächtnisses versucht er, die Sünden seiner Vergangenheit wiedergutzumachen und sich mit seinen entfremdeten Kindern wieder zu versöhnen. Er ist fest entschlossen, seinem Enkel ein positives Erbe zu hinterlassen, aber die kriminelle Unterwelt ist noch nicht fertig mit ihm und wird ihren Griff nicht freiwillig lockern.


"Absolution" wurde fälschlicherweise als weiterer Actionfilm mit Liam Neeson vermarktet; in Wirklichkeit ist es eher ein Drama mit 5-10 Minuten Action über die gesamte Laufzeit. Neeson spielt einen alternden Gangster, der ständig unter Kopfschmerzen und Gedächtnisverlust leidet. Er findet heraus, dass er eine Krankheit hat, die ihn irgendwann völlig arbeitsunfähig machen wird, also versucht er, sich mit seiner Familie zu versöhnen, die er über die Jahre vernachlässigt hat. In diesem Film gibt es nichts, was wir nicht schon einmal gesehen hätten; die Darbietungen sind solide und Neesons Charakter ist interessant, weil er nicht besonders sympathisch ist. Er ist unglaublich langsam und ehrlich gesagt ein bisschen langweilig und mühsam. Am Ende steht man mit leeren Händen da und ich hasse Filme, die einfach nur miserabel sind. Ron Perlman wird stark unterfordert und sie hätten mehr aus seinem Charakter machen können, also mögen oder hassen wir ihn nie wirklich. In Sachen Action sind es die letzten 20 Minuten, in denen Neeson neben einigen anderen Momenten ein Haus voller Frauen rettet, aber es ist selten in irgendeiner Weise aufregend. Insgesamt ist "Absolution" kein wirklich unterhaltsamer Film ohne jegliche Leichtigkeit und ein weiterer Versuch eines alten Mannes, sich wieder mit seiner Familiengeschichte zu verbinden, die wir alle schon einmal gesehen haben. Neeson liefert eine solide Leistung und es gibt einige nette Momente, aber man kann ihn sich nur einmal ansehen und er ist ein ausgezeichnetes Mittel gegen gute Laune.

4,5/10

Quellen:
Inhaltsangabe
: amaon MGM Studios
Poster/Artwork
Sculptor Media

Sonntag, 23. Februar 2025

Class Of 1984 - Die Klasse von 1984 (1982)

https://www.imdb.com/de/title/tt0083739/

Der idealistische Lehrer Andy Norris (Perry King) kommt an die Abraham Lincoln Highschool, wo Angst und Gewalt regieren. Die Lehrer wagen es nicht, den rebellischen Schülern in die Quere zu kommen, und Norris wird bald klar, dass er für Schüler wie Peter Stegman (Timothy Van Patten), seines Zeichens Chef der stärksten und brutalsten Gang der Schule, ein Nichts ist. Während Norris sich mit seinen Kollegen anfreundet und mit seiner Klasse sogar ein Konzert auf die Beine stellt, geraten die Gangs immer mehr außer Kontrolle. Norris merkt, dass er diesen Schülern nur mit aller Härte entgegen treten kann. Doch die Spirale der Gewalt scheint kein Ende zu nehmen und der Lehrer sieht rot. Seine drakonischen Maßnahmen setzen jedoch eine Kette von Ereignissen in Gang, die kaum noch zu kontrollieren sind.

Es ist schwer zu sagen, ob "Die Klasse von 1984" ein guter Film ist oder nicht. Einerseits ist es reine, trashige Ausbeutung, ein überhitztes Melodram, das mit der lüsternen Angst des Publikums vor subkulturellen Elementen spielt. Er erinnert wie eine Blaupause für den Jahre später erschienenen "Mörderischer Tausch". Und ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich das auf den Stapel "gut" oder "schlecht" lege. Andererseits ist es ein ziemlich genialer Versuch, die alten Jugendkriminalitätsfilme der 50er Jahre in einem kritischen, möglicherweise sogar satirischen Licht wieder aufzuarbeiten, wobei sich die Kräfte des bürgerlichen Guten als genauso kaputt entpuppen wie die verdorbenen, asozialen Kinder, denen sie gegenüberstehen. Es ist ein Mashup aus "Die Saat der Gewalt" und "Ein Mann sieht rot", nach dem Anfang der 80er vermutlich niemand gefragt hat, aber es ist irgendwie auch schön, wie organisch diese beiden Dinge zusammenpassen. Im Grunde haben wir hier einen Film, der wie Schund aussieht und sich auch so anhört, weil er Schund ist, aber Schund mit einem viel größeren Gehirn, als man erwarten würde. Wenig überraschend stellt man fest, dass es sich bei einem Blick auf das Etikett dieses faszinierend ambivalenten Films um eine kanadische Produktion handelt; oh, Kanada, wo in den 1980ern die besten schmierigen Genrefilme gedreht wurden.

Die Handlung ist nichts, was man nicht auch erwarten würde: Andy Norris (Perry King) gibt sich große Mühe, die Kinder zu reformieren, aber die Punks machen ihm nur Kummer; er versucht, sich nur auf die Schüler zu konzentrieren, die es wollen, wie das sehr gepflegte Mädchen Deneen (Erin Flannery) oder den süßen, schüchternen Arthur (ein Michael J. Fox vor seinem Durchbruch), aber die Punks stehen ihm im Weg und ruinieren die netten Dinge, die er versucht zu tun. Schließlich münden sie in offener Gewalt, beginnend mit einem entsetzlichen Akt der Entweihung im Klassenzimmer des Biologielehrers Terry Corrigan (Roddy McDowall), der ihn in eine leicht verrückte Reaktion versetzt, indem er eine verdammte Waffe auf seine Schüler richtet und sie zwingt, einen Überraschungstest zu beantworten. Der Wendepunkt für Norris kommt nicht viel später, und seine Reaktion ist noch direkter und schrecklicher als die von Corrigan und auch verdammt viel effektiver. Wir erwarten, dass er ein Held sein wird und dass alles, was nötig ist, um die Punks aufzuhalten, gerechtfertigt und verherrlicht wird, und das ist zumindest ein bisschen wahr: Der Film ergreift zweifellos Partei gegen Stegman und seine Crew, was Norris automatisch zur Stimme der Vernunft und Vernunft macht. Doch sein Verhalten im dritten Akt hat etwas Dunkles an sich, das den Film stört: Die Gewalt, die den Schülern zugefügt wird (denn sie wird natürlich zugefügt), ist ausgesprochen entsetzlich und mit einer hässlichen Direktheit gefilmt, die sie ausgesprochen unangenehm und grausam erscheinen lässt.

Dann ist da noch die Sache mit dem Schlusstitel des Films, der eigentlich verrät, worum es die ganze Zeit ging. Mit einem gehörigen Maß an Ironie vergleicht der Film ausdrücklich die Handlungen von Norris und Stegman, macht einen bissigen Witz über die offensichtliche harte Gerechtigkeit, die geübt wird, weist aber in Wirklichkeit auf etwas Einfaches und Unverblümtes hin: Norris ist ein gewalttätiger Selbstjustizler und er bricht das Gesetz. Das ist ein verdammt kraftvoller Schlusspunkt, der das Publikum so schnell mitreißt, dass es kaum wahrnehmbar ist, und dennoch alles beeinflusst, was ihm vorausgeht. Und das trotz einiger Momente, in denen der Film die Lehrer gerne aus der Verantwortung entlassen würde (im Großen und Ganzen scheint es, als wollten Lester und seine Co-Autoren John Saxton und Tom Holland Corrigan nach dem Waffenvorfall belohnen, der absolut schrecklich und völlig verrückt ist). 

All das ist zweifellos interessant und viel komplizierter als die "Lehrer rettet den Tag"-Geschichte, die es zu sein scheint. Was es nicht unbedingt ist, ist, dass es gut gemacht ist: Trotz all seiner kulturellen Faszination ist "Die Klasse von 1984" in zu vieler Hinsicht ein ziemlicher Mist. Die Schauspielerei ist ein großer Nachteil, da alle vier Anhänger von Stegman wie große Comic-Schläger rüberkommen. Kritiker finden, dass Kings Darstellung von Norris leider flach und unaufrichtig wirkt, und er hat immer eine gewisse selbstgefällige Selbstgefälligkeit an sich, die auf faszinierende Weise den Genreregeln widerspricht, aber dennoch die Hauptfigur des Films größtenteils behindert. Schließlich sollen wir mit seinen Zielen sympathisieren, und King macht das sehr schwer. Es macht Sinn, dass Fox bald ein Star wurde; er ist das einzige Mitglied der Besetzung, das seiner Figur tatsächlich emotionales Leben einhauchen kann. Der Film hat eine Reihe anderer, kleinerer Probleme - die Dialoge sind oft lächerlich funktional und die ganze Nebenhandlung mit den guten Kindern, die Musik machen, bringt für die Leinwandzeit, die sie einnimmt, nicht genug ein - aber sich hier auf das Negative zu konzentrieren, fühlt sich falsch an. "Die Klasse von 1984" bietet unterm Strich einen so faszinierenden Blick in eine Zeitkapsel einer halb realen, halb alptraumhaften Subkultur, dass es eigentlich nicht mehr effektive Dialoge und Schauspiel braucht, um ein fesselndes Erlebnis zu sein.

6,5/10

Quellen:
Inhaltsangabe
: Astro
Poster/Artwork
Guerilla High Productions

Dienstag, 18. Februar 2025

It Ends With Us - Nur noch ein einziges Mal (2024)

https://www.imdb.com/de/title/tt10655524/

In Boston hofft Lily Bloom (Blake Lively) nicht nur ein neues Leben zu beginnen, sondern überhaupt erstmal ein richtiges Leben zu führen. Dafür muss sie jedoch zunächst die traumatischen Erlebnisse ihrer Kindheit hinter sich lassen. Gleichzeitig will sie ihren eigenen kleinen Laden eröffnen. Und auch in der Liebe scheint sich ein Neuanfang anzubahnen, als Lily den Neurochirurgen Ryle Kincaid (Justin Baldoni) kennenlernt und sich direkt in ihn verliebt. Doch selbst das junge Glück der beiden stellt Lily auf eine Probe, muss sie doch feststellen, dass sie in der Beziehung in ähnliche Muster wie ihre Eltern verfällt. Und als ob das nicht schon schwer genug wäre, taucht plötzlich auch noch Atlas Corrigan (Brandon Sklenar), ihre erste große Liebe, ausgerechnet in Boston auf und bringt noch viel mehr Unruhe in Lilys neues Leben. Jetzt muss sie sich darüber klar werden, was und wen sie eigentlich vom Leben möchte - und dafür auch schwere Entscheidungen treffen.

"Nur noch ein einziges Mal" ("It Ends With Us") basiert auf dem Bestseller von Colleen Hoover. Angeführt wird er von Blake Lively und sie ist vermutlich einer der Gründe, warum der Film ein Kino-Hit wurde. Zum zweifelhaften Hit wurde der Film dann etwas später, als der Film nach der Premiere von einem Streit überschattet wurde - und zu einer öffentlichen PR-Schlammschlacht und einem erbitterten Prozess eskalierte, bei dem es um mehrere Hundert Millionen Dollar geht. Während die Stars ihre Fehde weiterhin öffentlich austragen, hat Baldoni eine eigene Website lanciert, auf der er seine Beweise publiziert - darunter ein 168-seitiges Dokument mit Mail- und Chatverläufen zwischen ihm, Hoover und Lively. Die Schauspielerin hat indes ihre Klage angepasst und behauptet, dass zwei weitere Schauspielerinnen aus "Nur noch ein einziges Mal" ähnliche Erfahrungen am Set erlebt hätten und für sie aussagen würden. Wer auch immer den Prozess gewinnt - ob die Schauspieler sich beruflich von diesem Eklat erholen können, bleibt offen.

Doch zurück zum Film: Es ist zunächst schwer zu wissen, wie man einen Film aufnehmen soll, der sich um eine Floristin namens Lily Blossom Bloom dreht, aber das Drehbuch von Daddio-Autorin Christy Hall zeichnet sich durch eine scharfe und dringend benötigte Selbstwahrnehmung aus. Es ist ein schwieriger Balanceakt, das Ausgangsmaterial ernst zu nehmen und gleichzeitig zu verstehen, dass ein neues, weniger verbundenes und weitaus breiteres Publikum ihm mit verständlichen Fragen und Zynismus begegnen wird, aber Hall macht ihre Sache so gut, dass man sich vorstellen kann, dass Hoover für die unvermeidliche Fortsetzung eine Trennung im Stil von EL James vermeidet. Hier ist aber noch nicht Schluss. Livelys Bloom ist eine Frau, die mit dem kürzlichen Tod eines gewalttätigen Vaters zu kämpfen hat, für den sie keine wirkliche Trauer aufbringen kann, und die ihre Aufmerksamkeit auf die Eröffnung eines Blumenladens lenkt, ein lang gehegter Traum, der nun endlich Wirklichkeit wird. Als sie den bindungsscheuen Neurochirurgen Ryle Kincaid (Justin Baldoni) kennenlernt, nimmt sie sich glücklicherweise eine Minute Zeit, um seinen Namen lächerlich zu machen, und verliebt sich dann in ihn, wobei die sorgsam aufgebauten Mauern zwischen ihnen einstürzen. Doch ein zufälliges Wiedersehen mit ihrer Jugendliebe Atlas (Brandon Sklenar) erinnert sie an eine Vergangenheit, die sie hinter sich gelassen hat, und dient ihr als Weckruf in eine Gegenwart, die viel düsterer ist, als ihr bewusst ist.

Die Handlung ist voller abgedroschener Seifenopernklischees, aber sie entwickelt sich mit echter Reife, eine Geschichte von Missbrauch, die weit weniger offensichtlich ist, als wir es gewohnt sind, und deren Einzelheiten weitaus verzwickter sind, als es manchen lieb sein mag. Es gibt erwartungsgemäße Klischees, aber auch viele, die glücklicherweise vermieden werden, und die Geschichte entspricht nicht immer dem Typ. Baldonis Regie ist groß und opulent, voller perfekt beleuchteter Restaurants und perfekt gestylter Outfits, einer Besetzung attraktiver Menschen, die attraktive Leben führen. Doch Halls Dialoge sind, obwohl oft ein wenig zu simpel, geerdet und glaubwürdig, und so fällt es uns nicht schwer, uns in die überhöhte Welt hineinzuversetzen und die emotionale Wirkung zu spüren. Lively scheint entschlossen, die Art von Melodram wieder einzuführen, die man in den letzten Jahren nicht sehr oft gesehen hat - oder zumindest nicht so gut umgesetzt wie hier. Sie ist eine herzliche und instinktive Darstellerin und hat eine ausgeprägte, effektive Chemie mit ihren beiden männlichen Hauptdarstellern (eine jüngere Version ihrer Figur, gespielt von Isabela Ferrer, ist eine unheimlich perfekte körperliche Wahl) sowie mit ihrer besten Freundin, gespielt von einer bezaubernden Jenny Slate.

Die Lebenslektionen, die hier über Selbstakzeptanz, Selbstliebe und Selbstwertgefühl gelehrt werden, sind vielleicht ein wenig oberflächlich und einige der dunkleren Elemente hätten etwas düsterer sein können, aber "Nur noch ein einziges Mal" führt zuerst mit Herz, alles andere kommt später. Es ist ein Film mit enormen, manchmal sehr unfeinen Emotionen, aber er hat eine effektiv kraftvolle Wirkung.

6,5/10

Quellen:
Inhaltsangabe
: Sony/Plaion
Poster/ArtworkWayfarer Studios/Saks Picture Company
Textauszüge: Tagesanzeiger

Sonntag, 16. Februar 2025

[KINO] Sonic the Hedgehog 3 (2024)

https://www.imdb.com/de/title/tt18259086/

Die Erde ist mal wieder einer übergroßen Gefahr ausgeliefert: Shadow (Stimme im englischen Original: Keanu Reeves). Kaum jemand scheint etwas über diese finstere Gestalt zu wissen. Aber eins ist schnell klar: Shadow verfügt über extreme Macht und ist fast blind vor Wut und Rachegelüsten. Und so liegt es mal wieder an Sonic (Ben Schwartz), Knuckles (Idris Elba) und Tails (Colleen O'Shaughnessey), die Welt zu retten. Doch das ist einfacher gesagt als getan. Denn dieses Mal ist auch das Trio am kürzeren Hebel. Also braucht es einen neuen, unerwarteten Verbündeten...

Obwohl die drei "Sonic The Hedgehog"-Filme ihren ganz eigenen Charme haben, haben sie auch eindeutig von einer Reihe glücklicher Zufälle profitiert, um ihren Status als beliebte Franchise zu erreichen. Die allgemein schlechte Erfolgsbilanz früherer Videospieladaptionen; die Veröffentlichung des ersten Films, bevor COVID die Kinos schloss, und des zweiten kurz nachdem sich das Kinopublikum wieder normalisierte; die Ermüdung der Fans von Genrefilmen angesichts der schieren Menge an Marvel-Kontinuität; Sonic-nostalgische 90er-Jahre-Kids, die anfangen, selbst Kinder zu bekommen - all dies hat dazu beigetragen, die Tatsache zu kompensieren, dass die Sonic-Filme dazu neigen, schlampige, plappernde, halb unsinnige Angelegenheiten zu sein. Die Serie könnte tatsächlich einer bizarren Formel unterliegen: Je lockerer und unterschiedlicher die Teile eines Sonic-Films sind, desto besser hält das Ganze irgendwie zusammen. Das würde zumindest erklären, warum "Sonic The Hedgehog 3" bisher der coolste Film ist.


Auf dem Papier basiert "Sonic the Hedgehog 3" auf einer Reihe unüberlegter Tonalitätswechsel. Einerseits liefert das neu gegründete Team der computeranimierten Sonic (Ben Schwartz), Tails (Colleen O’Shaughnessey) und Knuckles (Idris Elba) einige halbherzige Samstagmorgen-Lektionen über die Bedeutung von Teamwork, als sie von einer zwielichtigen Regierungsbehörde für eine Mission zur Rettung der Welt rekrutiert werden. Andererseits ist ihr gefährlicher Gegner Shadow (Keanu Reeves), im Wesentlichen eine dunkle Version von Sonic, der vor Kurzem aus einer 50-jährigen Starre erwacht ist und bereit ist, seine Trauer und Wut über den Verlust eines geliebten Menschen in die völlige Zerstörung des Planeten Erde zu kanalisieren. Und dann ist da noch Jim Carrey, der als der schurkische Dr. Robotnik zurückkehrt und auch als Robotniks steinharter Großvater Gerald debütiert, der sich wie zwei Verrückte zum Preis von einem verhält.


Wie kommt es, dass Carrey bisher nie einen Eddie Murphy abgezogen und mit einer durch Effekte duplizierten Version seiner selbst gespielt hat? Normalerweise finden seine Duette mit sich selbst in einem einzigen, elastischen Körper statt, sei es durch seine Verwandlung in "Die Maske" oder die duellierenden Selbste in "Der Dummschwätzer" und "Ich, beide & Sie". Robotnik war als klassische Carrey-Figur nie so gut definiert und in Sonic 3 bleibt er mehr oder weniger The Riddler Lite. Aber Carrey arbeitet hart, obwohl er kaum mit anderen Schauspielern aus Fleisch und Blut zusammen auftritt, vom Trällern von "The Way We Were" und Grimassenschneiden zur Melodie von "Firestarter" über das Herumtollen mit seinem älteren Ich bei einer Reihe von Virtual-Reality-Bindungsübungen bis hin zu einem ausgedehnten Siegestanz, nachdem er einen Raum voller Sicherheitslaser besiegt hat. Der jüngere Robotnik arbeitet in großen Teilen des Films tatsächlich mit den Guten zusammen, aber die meiste Zeit steht Carrey abseits und führt ein herrlich verrücktes Ein-Mann-Musical mit zwei Figuren auf.


Das sollte in krassem Widerspruch zu der absoluten Aufrichtigkeit stehen, die Reeves Shadow verleiht, dem außerirdischen Igel, der ein Avatar einsamer, ausgehöhlter Wut ist und es gleichzeitig schafft, niedlich auszusehen. (Sogar sein Design ist ein Tonkonflikt.) Wie üblich schwelgt der neueste Sonic-Film in dem billigsten Pathos, das sich drei Drehbuchautoren leisten können, indem er einige Charaktere wiederholt und offensichtlich vorgetäuscht in Gefahr bringt, während er andere nur zu dem Zweck erschafft, eine tragische Hintergrundgeschichte aufzupeppen. Aber verdammt, wenn Reeves Shadow nicht zu einem seltsam sympathischen kleinen Schmerzball im Mittelpunkt des Ganzen macht, während er kocht, zuschlägt und an einer Stelle das Akira-Motorrad die Seite eines Tokioter Wolkenkratzers hochrutschen lässt. Seine Reise ist im Grunde eine extremere Version von Knuckles' Reise im vorherigen Film, und erfahrene Erwachsene können vermuten, dass die Sonic-Reihe eine Gegner-Konversionsrate beibehalten wird, die irgendwo in der Nähe von My Little Pony: Freundschaft ist Magie liegt (ein schmeichelhafter Vergleich, um das klarzustellen).


"Sonic The Hedgehog 3" ist immer noch ein Speedrun durch den Schrottplatz der Franchise. Es gibt ein paar verkürzte Mythen im Marvel-Stil (einschließlich, ja, mehrerer Szenen mit dem Abspann), eine billige Mission: Impossible-Einbruchssequenz, die offensichtlich einen Witz über Tom Cruise liefert, und all diese drittklassigen DreamWorks-Cartoon-Sprüche, die von Sonic selbst kommen. James Marsden und Tika Sumpter haben als menschliche Wächter von Sonic und Co. immer noch undankbare Aufgaben zu erledigen, und die Art und Weise, wie der Film unnötigerweise zusätzliche menschliche Darsteller aus der Vergangenheit einbezieht, ist bestenfalls verwirrend. Was das betrifft, scheint selbst (oder besonders) den Filmemachern unklar, was die Newcomerin Krysten Ritter in diesem Film macht. Aber Regisseur Jeff Fowler, der auch die ersten beiden Filme gedreht hat, hat das Tempo weiter gestrafft, und der Film vergeht wie im Flug in einem albernen, angenehmen Nebel.

Kinder verdienen wahrscheinlich ein besseres Franchise mit Pseudo-Superhelden; Carrey jedenfalls tut es. Aber manchmal sind miese Kinderfilme trotz allem ziemlich unterhaltsam. Das ist nur eine weitere Phase von Sonics überragendem Glück.

7/10

Quellen:
Inhaltsangabe
: Paramount Pictures
Poster/ArtworkParamount Pictures

Samstag, 15. Februar 2025

Zombi 2 - Zombie Flesh Eaters - Woodoo: Die Schreckensinsel der Zombies (1979)

https://www.imdb.com/de/title/tt0080057/

Ein führerloses Segelboot treibt im Hafen von New York umher, als die Küstenwache es näher untersucht, werden die Beamten von einem bizarr-entstellten Wesen angegriffen. Kurze Zeit nach diesem merkwürdigen Zwischenfall wird Anne Bowles (Tisa Farrow), die Tochter des Bootsinhabers, über das Verschwinden ihres Vaters und die seltsamen Ereignisse informiert. Da sich ihr Vater nach Angaben der Polizei auf einer tropischen Insel befinden soll, bricht Anne gemeinsam mit dem Journalisten Peter West (Ian McCulloch) auf in die Karibik...

Mit der Zeit hat man als Film-Enthusiast schon eine Menge Filme gesehen, und es kommt die Zeit, wo man stolz darauf ist, eine Menge Horror- und Gore-Filme gesehen zu haben, jede Menge verbotene Filme. Man denkt, man hätte schon alles gesehen, aber nach der Hälfte von "Woodoo" wird einem klar, dass man noch nie etwas wie die Szene "Tiger Shark vs. Zombie" gesehen hat... der Film ist ein Beweis für Regisseur Lucio Fulcis Fähigkeit, neue Dinge auszuprobieren und gleichzeitig ein fester Bestandteil der Horrorszene der 70er zu sein. In dieser Semi-Fortsetzung von George Romeros "Dawn Of The Dead" gibt es jede Menge ikonische Bilder und grausige Spezialeffekte, das mittlerweile ikonische Fulchi-Augen-Gore und einfach die allgemeine Boshaftigkeit des Conquistador-Zombies, der gut und madenartig aussieht, aber nicht viel mehr tut, als... anzukommen. Aber all diese budgetierten Techniken haben dazu beigetragen, das Zombie-Genre zu definieren, einschließlich einer Besetzung von Charakteren ohne periphere Sicht. Zombies schleichen sich ständig an die Leute heran, aber das ist der ganze Spaß, denn wenn die Besetzung Zombies vermeiden würde, würden wir nie Blut sehen.

Nachdem in New York ein Segelboot mit einer aufgeblähten Leiche auftaucht, die versucht, die örtliche Polizei zu überfallen, wird die Tochter des Besitzers, Anne (Farrow), benachrichtigt und nach dem Aufenthaltsort ihres Vaters befragt. Es scheint, als hätte sie nichts von ihm gehört, und so bricht sie mit Hilfe des findigen Reporters Peter (McCulloch) zu dem abgelegenen Ort in der Karibik auf, um Nachforschungen anzustellen. Auf der Suche nach einer unbekannten Insel namens Matu kommen sie in der sonnigen Karibik an und fahren mit dem Bohemien-Pärchen Brian (Cliver) und Susan (Gay), das den Film mit ein bisschen Nacktheit aufpeppt. Das Paar macht einen Tauchurlaub und als sie sich der Insel nähern, ereignet sich die beeindruckendste Szene des Films, als sie über einen Zombie stolpern, der unter den Wellen mit einem Tigerhai kämpft und ihn frisst. Auf der Insel versucht ein Arzt, eine seltene Krankheit zu heilen, die Tote wieder zum Leben erweckt.

Es gibt viele Hinweise auf den im Filmtitel benannten Woodoo, aber leider sind im Film keine tatsächlichen Rituale zu sehen. Fulci versetzt uns in die Nachwirkungen dessen, was geschehen ist. Das ist ein bisschen enttäuschend, aber etwas, das in Black Demons (1991) korrigiert wird, wo wir einige meloventische Manifestationen zu sehen bekommen. Fulchi hatte eine Menge Spaß mit all den verschiedenen Zombiearten, die für dieses Abenteuer erschaffen wurden. Jede Begegnung scheint eine neue Spezies zum Vorschein zu bringen, darunter auch den berüchtigten hungrigen Unterwasser-Haifresser, eine Zombie-Idee, die aus Tierschutz- und Versicherungsgründen nie wieder ausprobiert wurde. Der Film enthält auch einen meiner absoluten Favoriten, den Conquistador-Zombie, der gegen Ende des Films auf einem geheimen Friedhof voller Würmer und Maden ausgegraben wird. Sein blutiges Gesicht ist auf Tonnen von Merchandising-Artikeln zu sehen. Das Blut und die Effekte passen ziemlich gut zu diesem fiesen Video. Da es aus einer Ära handgemachter Effekte stammt, passt es genau hinein, ebenso wie die obligatorische Szene mit dem Augenstechen, die in den meisten von Fulchis Produktionen vorkommt. In dieser geht es um eine hässliche zersplitterte Badezimmertür und einen sadistischen Zombie, der das hübsche Gesicht der Ehefrau voll ausnutzt.

Es wird viel Kritik von den Fans der heutigen Zeit geben, da der Film nicht so rasant ist, da infizierte Menschen Amok laufen und es auf der Insel kaum eine Waffe gibt. Aber diese Rückkehr zu den folkloristischen wiederbelebten Leichen, die durch mysteriöse schwarze Magie aus dem Boden gehoben werden, ist das Beste an diesem blutigen, spannenden Mysteryfilm, der seine Besetzung zufällig in ein Paradies voller hungriger Leichen schickt. Das frische, erschrockene Gesicht von Farrow und ihrem starken und mutigen Komplizen McCulloch reisen um die Welt, um ein Dorf voller toter Menschen abzuschlachten, während sie einen geschmacklosen, verrückten Arzt spielen, und das ist das A und O eines jeden klassischen Zombiefilms. Das Hinzufügen von unverschämten 70er-Jahre-Possen, die alle Vorsicht in den Wind schlagen, machen den Film gerade verrückt genug, um zu funktionieren. An diesem Film ist alles ein wenig unterdurchschnittlich, die Synchronisation ist nicht überzeugend, das Schauspiel ist ein wenig animiert, aber alles mit so viel Leidenschaft zusammengefügt, dass er ein wahrer Klassiker für alle ist, die auf Euro-Horror der 70er oder 80er stehen. Und es wurde so viel aus dem Film übernommen, was zeigt, wie brillant er wirklich ist.

7/10

Quellen:
Inhaltsangabe
: Nameless
Poster/ArtworkVariety Film Production

Freitag, 14. Februar 2025

Smile 2 - Smile 2: Siehst du es auch? (2024)

https://www.imdb.com/title/tt29268110/

Skye Riley (Naomi Scott) hat es als Popsängerin zu weltweitem Ruhm geschafft. Längst tourt sie über den gesamten Planeten, überall jubeln ihr Tausende und Abertausende Fans zu. Aber, platt formuliert: Die Fanmäuler wollen natürlich auch regelmäßig gestopft werden. Deshalb steht für Skye schon wieder die nächste weltumspannende Tournee an. Doch wirklich ungestört kann sie sich nicht auf diesen bevorstehenden Kraftakt vorbereiten, denn um sie herum passieren immer und immer komischere Dinge, die sie nicht mehr loslassen, an den Rande des Wahnsinns treiben und es ihr schließlich unmöglich machen, sich nicht den bösen Geistern ihrer Vergangenheit zu stellen. Aber Skye will nicht aufgeben und ist gewillt, als Siegerin im Kampf um die Kontrolle über ihr Leben hervorzugehen. Also geht sie an ihre Grenzen und stellt sie sich ihren in größter Tiefe vergrabenen Ängsten und Geheimnissen – was nicht ganz ungefährlich ist…

"Smile 2" ist ein willkommenes Geschenk für einen eigentlich soliden ersten Teil. "Smile" war wirklich gruselig, unerwartet brutal und zeigt wenig Interesse daran, einen Mittelweg zwischen dem Ende eines Horrorfilms und einem Familienwochenende im Kino zu finden. Er endete hoffnungslos, bis zu einem gewissen Punkt mehrdeutig, aber ziemlich hartnäckig in seinen Anspielungen auf das, was als nächstes geschah. "Smile"war einer der besten Horrorfilme des Jahres 2022. Wie bei allen Fortsetzungen muss dieser Teil hier erst einmal seine Existenz rechtfertigen, damit er irgendein Publikum anzieht. 

"Smile 2" ist überraschend bösartig. Obwohl man für eine Fortsetzung eine bestimmte Art von Inhalt erwartet hat, schafft er es dennoch, mit einigen wirklich extremen Sequenzen zu schockieren. Er lässt kaum Zeit für irgendeine Art von Reflexion und wenn doch, ist es kurz und flüchtig, bevor man Luft holen kann, ist es vorbei und die Qual geht weiter. Die Hauptfigur wird als verrückt dargestellt, und durch großartige Kameraarbeit, eine hervorragende Filmmusik und eine durch und durch manische Darstellung von Naomi Scott bricht der Wahnsinn mühelos aus dem Bildschirm und in unsere Psyche, zieht uns in die Psychose eines fragilen Geistes, der immer tiefer in den Kaninchenbau fällt. So viel von diesem Film hängt von Scotts Talent ab, und sie ist eine Kraft der Paranoia und der puren, belebten Angst. Sie liefert absolut eine der besten Horror-Darbietungen des Jahres. 

"Smile 2" setzt kurz nach den Ereignissen von "Smile" ein. Das letzte Opfer möchte den Fluch unbedingt auf jemand anderen übertragen, ohne dafür sterben zu müssen, wie es normalerweise zu erwarten ist. Nun, es läuft so gut, wie man es erwarten würde, und der Fluch setzt seine Herrschaft der Qual fort. Unter Umständen, die für eine Anti-Drogen-Kampagne genutzt werden könnten, heftet er sich an sein bisher berühmtestes Opfer, den Superstar Skye Riley. Von dem Moment an, in dem er sich an sie klammert, tut er, was er am besten kann, und zerstört ihre Existenz. Er zermürbt sie, versetzt sie in Angst und Schrecken und droht ihr ständig mit Selbstmord. Da sie genau weiß, was sie am Ende dieser Reise erwartet, sucht sie die Hilfe von jemandem, den sie nie getroffen hat, der aber behauptet zu wissen, was sie erdulden muss und was sie am Ende für immer zu Fall bringen könnte. Auf ihrer psychotischen Reise erfährt sie genug Qualen für zwei Leben. Er ist unerbittlich, er ist unbarmherzig und er schwelgt in ihren schlimmsten, schrecklichsten Momenten.

Mein vielleicht liebster Aspekt von "Smile 2" ist die Entscheidung, sich an eine berühmte Sängerin zu klammern. Es wirkt strategisch. Es vermittelt ein Gefühl wahrer Intelligenz in dem Wesen, das jemanden findet, den es nicht nur foltern, sondern auch die Macht nutzen kann, die einem der Ruhm verleiht. Je mehr Augen auf sie gerichtet sind, desto mehr Augen auf sie, wenn Sie verstehen, was ich meine. Der erste Film impliziert, dass er vielleicht, irgendwie, besiegt werden kann. Wie jedes Lebewesen kann er vielleicht ausgetrickst und getötet werden. In Teil 2 sehen wir, wie aussichtslos ein solches Unterfangen wirklich ist. Es drängt wirklich die Vorstellung auf, alle Hoffnungen aufzugeben, den Fluch abzuwehren, wenn er sich erst einmal auf einen konzentriert hat. "Smile 2" ist eine wunderbar überraschende Fortsetzung eines überraschenden ersten Teils. Zwei Filme, die nach allen Maßstäben ihrer Trailer als nicht überzeugend galten, sind nicht nur gut, sie sind absolut sehenswert. Für einen Mainstream-Horrorfilm ist er tatsächlich ziemlich brutal und unversöhnlich. Im letzten Akt geht er unverschämt an die Gurgel. Es geht steil bergauf mit Monstereffekten, die atemberaubende Sequenzen erzeugen, um die Botschaft klarzumachen, dass dieses Franchise nicht zum Spielen da ist. Es nimmt Namen in Hülle und Fülle.

6,5/10

Quellen:
Inhaltsangabe
: Paramount Pictures
Poster/Artwork: Paramount Pictures

Donnerstag, 13. Februar 2025

[KINO] Captain America: Brave New World (2025)

https://www.imdb.com/de/title/tt14513804/

Nachdem Captain America (Anthony Mackie) bei einem Einsatz in Mexiko dem skrupellosen Söldner Sidewinder (Giancarlo Esposito) und dessen Serpent Society das Handwerk legt, wird er zum Dank zusammen mit seinem Mitstreiter Joaquin Torres (Danny Ramirez) ins Weiße Haus eingeladen. Doch einfache, freundschaftliche Meetings scheint es für ihn nicht zu geben. Denn das Treffen mit dem gerade erst ins Amt gewählten US-Präsidenten Thaddeus Ross (Harrison Ford) verwickelt den Avenger mit dem ikonischen Vibranium-Schild in einen Konflikt globalen Ausmaßes. Doch noch ist Zeit, die Welt davor zu bewahren, ins absolute Chaos zu stürzen. Nur drängt die Zeit...

Ein "Captain America" ohne Chris Evan‘s Steve Rogers fühlt sich schon irgendwie seltsam an. Man hat sich in der Chronologie des MCU einfach zu sehr an die ikonische, heroische und würdige Figur, die Evans als "Captain America" darstellte, gewöhnt und spätestens seit "Avengers: Endgame", als Cap Thors Hammer übernahm, erklomm er einen schier unerreichbaren Thron an Coolness. So schnell, dass er gleich wieder in der Versenkung verschwand, nur, um der Figur einen würdigen Abschied zu gewähren und seinen ikonischen Schild weiterzugeben. In der Disney+-Serie "The Falcon And The Winter Soldier" übernahm also nun Anthony Mackie als Sam Wilson die Rolle des Captains und kombiniert das Schild des Captains mit den Flügeln des Falcon in einer neuen Rüstung mit allerlei Gimmicks, die Mackies hinterlistigen, verbissenen Captain immer noch weniger Superkräfte als Rogers verleihen, aber auf seine prosaische, erdverbundene Art entgeht er der Superheldenmüdigkeit. 

Steve Rogers ist weg, es lebe Sam Wilson!

Trotzdem fühlt sich "Captain America: Brave New World" ein Stück weit wie ein Franchise-Zeitfüller an, der aber unterhaltsam genug ist um zu gefallen. "Captain America: Brave New World" ist der erste Marvel-Film seit sechs Monaten - mehr noch, es ist der erste seit 2022, dem Jahr von "Thor: Love And Thunder" und "Black Panther: Wakanda Forever", der sich um einen Superhelden dreht, den man als Marvel-Klassiker einstufen würde. Diese drei Jahre definieren eine Ära, in der sich viele zu fragen begannen, ob die Comic-Filmkultur – oder zumindest der Nervenkitzel daran – bereits vorbei sei. Doch letzten Sommer schien der Kassenerfolg von "Deadpool & Wolverine" diese Frage zu klären. Doch da das Marvel Cinematic Universe (MCU) mittlerweile 35 Filme umfasst, ist gleichzeitig eine beängstigende Wiederholung eingebaut. Das Problem der möglichen Superheldenmüdigkeit schwebt über einem neuen "Captain America"-Film weitaus mehr als zuvor.

Mit so viel Hintergrundgeschichte ist "Captain America: Brave New World" ein Film, bei dem man sich fragen könnte, ob man selbst genug Hausaufgaben gemacht hat. Und wenn man dann auch noch Anthony Mackie bei seinem ersten Alleinflug als Sam Wilson zusieht, ist man doch überrascht, wie sehr die Figur jetzt wie ein verkleinerter Superheld für ein MCU wirkt, dessen glorreiche Tage weit hinter ihm liegen. Wilsons Captain America fehlt die durch Serum verstärkte (Beinahe-)Unbesiegbarkeit, die Rogers auszeichnete. Er ist ein knallharter Nahkampf-Kämpfer, aber viel stärker abhängig von seinem Schild und seinem Wingsuit, die beide aus Vibranium bestehen. Man könnte sagen, dass ihn das zu einem Helden macht, der eher mit Iron Man vergleichbar ist (obwohl Tony Starks wichtigste Waffe Robert Downey Jr.s Mundwerk war), und Wilsons allzu sterbliche Qualität kommt in der schlauen Verbissenheit von Mackies "Wenn du die Nummer zwei bist, strengst du dich mehr an"-Darbietung zum Ausdruck. Aber instinktiv denkt man doch: "War der frühere Captain America nicht eher … super?"

Trotzdem ist es diese sehr bodenständige Qualität, die "Captain America: Brave New World" ausmacht, ein Film, der seinen Ton von Mackies harter, straffer, leicht niedergeschlagener Cool-Cat-Präsenz bezieht. Der Film ist zwar eng mit allem verbunden, was vorher kam, funktioniert aber gut genug als energisches, prosaisches, eher eigenständiges Abenteuer, das Schlägereien und Action mit den Elementen eines düsteren geopolitischen Thrillers in Einklang bringt. Dies ist ganz sicher keiner dieser Marvel-Filme, die Fans verunglimpfen werden, weil sie von CGI überladen und von zu vielen verwirrenden Multiversum-Tentakeln erwürgt wurden. Es ist Superhelden-Film, serviert mit gerade genug Kompetenz und Elan, um sich nicht wie ein aufgewärmtes Resteessen anzufühlen.

Schon früh wird Wilson ins Weiße Haus eingeladen, wo Thaddeus "Thunderbolt" Ross, der ehemalige Armeegeneral und neu gewählte US-Präsident (gespielt von Harrison Ford, der den verstorbenen William Hurt ablöst), den Celestial Island World Summit ausrichtet, der eine bedeutende globale Entdeckung (einer himmlischen Masse mitten im Indischen Ozean) markiert. Unser knapp ehrenhafter Held und der hinterhältige, schnell aufbrausende Ross teilen eine pikante Vergangenheit. Wilson versucht, alte Wunden zu heilen, indem er Isaiah Bradley (Carl Lumbley) mitbringt, seinen alten Kameraden und ehemaligen Supersoldaten, der 30 Jahre lang eingesperrt und als Versuchsobjekt verwendet wurde.

Doch im Weißen Haus erhebt sich plötzlich Isaiah zusammen mit vier Schützen, um den Präsidenten zu ermorden. Sie scheitern, aber ein Blick auf die Überwachungsaufnahmen zeigt, dass jedem Attentäter, einschließlich Isaiah, das Licht eines Handys ins Gesicht geleuchtet wurde. Sie wurden von einem mysteriösen Wesen ausgelöst, und Wilson macht sich mit Danny Ramirez’ schnippischem Falcon an seiner Seite (der Robin zu Cap’s Batman) auf die Suche nach dem Täter.

Regisseur Julius Onah entschlüsselt die Verschwörung mit unverblümter Begeisterung. Alles führt zu Samuel Sterns (der wunderbare Tim Blake Nelson), einem Zellbiologen, der mit dem Blut von Bruce Banner verseucht ist, was ihn in einen giftigen grünen Troll verwandelt hat, dessen Gehirn nach außen gekehrt trägt. Wenn Sterns einen guten alten Marvel-Masterplan ausgeheckt hätte (ein weiterer Versuch, alle Lebewesen im Multiversum zu vernichten, you know?), wäre er nur eine gähnend langweilige Wiederholung. Doch er hat tatsächlich eine unterhaltsame, verrückte Idee: Er will Präsident Ross, seinen ehemaligen Entführer, zu einer militärischen Auseinandersetzung mit Japan über den Besitz eines Adamantiumvorrats provozieren. Der Trick besteht darin, Ross‘ Wut, seinen inneren Tyrannen, hervorzulocken.

Nun ist ja der Kinozuschauer gewohnt, in Filmen Präsidenten zu sehen, die unerschütterliche Chiffren sind, aber Harrison Ford spielt Ross wie Ronald Reagan mit Aggressionsproblemen. Er verleiht der Figur eine raue Autorität, die seine schwelende Instabilität (gerade so) unter Kontrolle hält. Man wartet regelrecht darauf, dass Fords innerer Griesgram in Wut ausbricht, und seine chamäleonartige Darstellung wechselt ständig die Farbe, bis Ross sich in den Red Hulk verwandelt, woraufhin der Film in sein konventionelles, echt-Marvel-mäßiges, spannendes Duell übergeht.

Nichts davon könnte man als "aktuell" oder gar "originell" bezeichnen, aber es gibt zufällige Halbresonanzen. Sterns Gedankenkontrolltechniken verkörpern die große Entpersonalisierung der KI (daher der Untertitel des Films). Und die Art und Weise, wie die alte Weltordnung in eine neue Weltunordnung zerfällt, hat, wenn auch nur am Rande, etwas mit dem WTF-Ton von Präsident Trumps Versuch zu tun, die Weltpolitik neu zu gestalten. Als Ruth Bat-Seraph, eine ehemalige israelische Black Widow, die in den Comics Mossad-Agentin war und jetzt Sicherheitschefin des Präsidenten ist (was pro-palästinensische Demonstranten nicht davon abgehalten hat, gegen ihre Anwesenheit zu protestieren), ist Shira Haas wie Billie Eilish in der Rolle von Mata Hari. Und Tim Blake Nelson spielt die affektierte Niedertracht eines Bösewichts, der wie das Phantom des MCU ist. Und der End-Credits-Sequenz am Ende des Films verrät, dass er noch lange nicht fertig ist. Damit fühlt sich "Captain America: Brave New World" letztlich an wie das, was es ist: ein Boxenstopp in der Strategie des MCU, die Avengers neu zu starten. Etwas Neues, mit einer Prise vom Alten. Das ist völlig okay. Und es macht gerade wieder genug Spaß um zu unterhalten.

6,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Marvel/Disney
Poster/Artwork: Marvel/Disney

Sonntag, 2. Februar 2025

The Prestige - Prestige: Die Meister der Magie (2006)

https://www.imdb.com/de/title/tt0482571/

Basierend auf einem Roman von Christopher Priest erzählt Christopher Nolan die Geschichte zwei Magier im London am Ende des 19. Jahrhunderts. Die beiden aufstrebenden Zauberkünstler Robert Angier (Hugh Jackman) und Alfred Borden (Christian Bale) stehen in einem unerbittlichen Konkurrenzkampf miteinander, der bald das erste Todesopfer fordert: Angiers Frau Julia (Piper Parabo), die als Assistentin auf der Bühne steht, kommt bei einem von Bordens spektakulär-waghalsigen Tricks ums Leben. Angier gibt Borden die Schuld am Tod seiner Frau. Es folgt eine erbitterte Schlacht um Ruhm, Ehre und Publikumsgunst...

"Jeder Zaubertrick besteht aus drei Akten. Im ersten Teil wird das Thema vorgestellt: der Magier zeigt Ihnen etwas ganz Gewöhnliches; ein Kartenspiel, einen Vogel oder eine Person. Er zeigt Ihnen dieses Objekt. Vielleicht bittet er Sie auch darum, es zu inspizieren, damit Sie sehen können, dass es wirklich echt ist, ja, unverfälscht und normal. Doch wahrscheinlich ist es das natürlich nicht. In der zweiten Phase geschieht der Effekt: der Magier nimmt das gewöhnliche Objekt und lässt damit etwas Außergewöhnliches geschehen. Nun suchen Sie nach den Geheimnissen, aber Sie werden es nicht finden, denn natürlich ist es so, dass Sie nicht wirklich hinsehen; Sie wollen es eigentlich gar nicht wissen. Sie wollen sich täuschen lassen. Aber noch applaudieren Sie nicht, denn etwas verschwinden zu lassen, ist nicht genug - man muss es auch zurückbringen. Aus diesem Grund hat jeder Zaubertrick einen dritten Akt, den schwierigsten Teil, das Finale. Man nennt ihn Prestigio."

Ich bin der Meinung, dass "Prestige: Meister der Magie“ Christopher Nolans bester Film ist, und zwar aus folgenden Gründen: Die verworrene Abfolge der Erzählung, die in der Zeit und allem hin und her springt, ergänzt und verbessert die Handlung tatsächlich - vielleicht zum einzigen Mal in seiner Filmografie nach "Memento". Nolan treibt einen in den Wahnsinn, indem er darauf besteht, dass jeder seiner Filme auch eine Studie in nichtlinearem Geschichtenerzählen sein muss. Selten wird dies tatsächlich durch die Geschichte gerechtfertigt, die sie erzählen. Tatsächlich riecht es normalerweise nur nach Effekthascherei. Warum musste "Dunkirk" drei Handlungsstränge haben, die wie eine Art illusorischer Joycescher Fiebertraum durch die Zeit verflochten sind? Brauchte es nicht wirklich. 

Aber bei "Prestige: Meister der Magie" kann man viel leichter argumentieren, dass die erzählerische Komplexität für die Geschichte, die sie erzählen, notwendig war – weil sie die Struktur eines Zaubertricks nachahmt. Michael Caine beschreibt sogar, was wir gleich sehen werden, im Eröffnungsmonolog, wenn er die Anatomie eines Zaubertricks erklärt. Die Struktur des Films folgt genau dieser Beschreibung und setzt diese epische Rivalität zwischen zwei Zauberern in Gang, die alles tun - buchstäblich alles -, um einander zu übertrumpfen und den Ruhm und die Bewunderung des Publikums zu gewinnen. Die ganze Zeit suchen wir, das Publikum, nach den Geheimnissen hinter ihren Tricks, aber in einem anderen Sinne besteht ein Teil des Spaßes an der Struktur dieses Films darin, dass wir auch getäuscht werden wollen. Wenn das allerletzte Prestigio enthüllt wird, ist das ein echter Trip und wirft dabei einige existenzielle Fragen auf. Vor allem aber stellt er die Frage wie weit ein Mensch bereit ist zu gehen, um in die Annalen der Geschichte einzugehen. Hier ist es "nur" Zauberei, aber es geht um mehr: es geht um die Selbstaufgabe, die Hingabe und der unbedingte Wille, der Beste zu sein.

Die Schauspielerei ist natürlich erstaunlich. Der Film ist mit wunderschönen historischen Details ausgestattet und mit untadeligem technischen Können gemacht. Aber die verworrene Erzählstruktur, die Verdoppelungen, die Psychospielchen, die der Film mit dem Publikum spielt – sie sind tatsächlich verdient und machen den Film vor allem besser. So oft spielen die Nolans, beide, mit Zeit und Struktur, ohne klaren Grund, außer, um ihrer Arbeit eine gewisse Schärfe zu verleihen, schätze ich. Aber in "Prestige: Die Meister der Magie“ dient alles einem höheren Zweck und ich denke, es ist mit Abstand Christopher Nolans bester Film bis heute.

9,5/10

Quellen:
Inhaltsangabe
: Warner Bros.
Poster/Artwork: Warner Bros.