Mai 1940, der Zweite Weltkrieg tobt. Die Nazis haben die französische Hafenstadt Dünkirchen eingekesselt und kündigen mit Flugblättern den Bewohnern und den dort stationierten Soldaten ihre scheinbar ausweglose Lage an. Denn durch die feindlichen Truppen auf der einen Seite und das Wasser auf der anderen, scheint es keine Chance zu geben, zu überleben. Doch in Großbritannien ersinnt man eine kühne Rettungsmission, von der zuerst nur die wenigsten glauben, dass sie Aussicht auf Erfolg haben kann. Doch einige verwegene und mutige Männer machen sich daran, ihre Kameraden zu retten. Denn schließlich warten auf den Stränden vor Dünkirchen fast 400.000 Mann auf ihre Hilfe...
Nach den beiden letzten großartigen Filmen von Erfolgsregisseur und Bank Christopher Nolan kommt nun ein Film, den man so von ihm nie erwartet hätte. "Dunkirk" erzählt von der Evakuierungsaktion Operation Dynamo, durch die während des Zweiten Weltkrieges britische, belgische und französische Soldaten aus der von deutschen Truppen eingekesselten Stadt Dünkirchen (engl.: Dunkirk) befreit wurden. Operation Dynamo war der Codename für eine militärische Evakuierungsaktion der britischen Admiralität im Zweiten Weltkrieg. Im Rahmen der Operation konnten vom 26. Mai bis zum 4. Juni 1940 mit 85 Prozent das Gros des britischen Expeditionskorps (BEF) und Teile der französischen Armee, die von deutschen Truppen bei Dünkirchen eingekesselt waren, per Schiff nach Großbritannien transportiert werden. Bis zum 4. Juni wurden insgesamt 338.226 alliierte Soldaten, davon etwa 110.000 Franzosen, unter Zurücklassung fast des gesamten Materials evakuiert. So viel zum Background.
"Dunkirk" verzichtet auf Exposition, Überlänge, lässt Bilder (und grossartig konsternierte Hauptfiguren) für sich sprechen und wirft den Zuschauer gleich mitten ins Geschehen. In einer Art Episodendrama, natürlich mit verschiedenen Timelines, so viel Nolan muss sein, lässt "Dunkirk" die Qualen des Krieges und einer der raren Lichtblicke des zweiten Weltkriegs fassbar werden. Und - was beinahe unglaublich erscheint - das fast ohne "typische" Kriegsszenarien zu zeigen, wie sie gern bei "Der Soldat James Ryan", "Band Of Brothers" oder Mel Gibsons "Hacksaw Ridge" gezeigt werden. Was heißen soll: es gibt keine wirklichen Mann-gegen-Mann-Kampfhandlungen. Was man eigentlich von einem Kriegsfilm erwarten würden. Aber Nolan stellt mal eben das Genre auf den Kopf alles einmal um und erschafft mit "Dunkirk" einen ganz eigenen Kriegsfilm, in dem eben die Rettung der Soldaten an erster Stelle steht und die Kriegshandlungen lapidar Mittel zum Zweck sind. Dabei sind vor allem die Luftkämpfe zwischen Messerschmidt und Spitfire hervorragend eingefangen und so spannend inszeniert, sodass der Zuschauer zu jeder Sekunde mitfiebert. Und auch der Soundtrack trägt einen erheblichen Teil dazu bei. Auf Hans Zimmer ist immer Verlass, aber wenn er mit Nolan zusammenarbeitet übertrifft er sich selbst noch einmal.
Der Film erzählt auf eben drei Zeitebenen und drei Sichtweisen die "Dunkirk"-Evakuierung im zweiten Weltkrieg. Dabei richtet er nicht über Gut und Böse, Nazis oder Alliierte. Nein, er zeigt einen intimen, dramatischen Überlebenskampf. Der Krieg an sich mit allen historischen Hintergründen spielt da nur eine untergeordnete Rolle. Ein dramaturgischer Kniff, der in diesem Genre so noch nicht dagewesen ist. Technisch ist der Film natürlich auch allererste Güte. Nolan nutzt kaum CGI oder die Sicherheit eines Studios. Er dreht am Originalschauplatz, mit realen Schiffen, Flugzeugen und tausenden Statisten. Alles wirkt umso realistischer und verschlingt den Zuschauer förmlich. Von der ersten Minute an ist man mit am Strand eingekesselt und fiebert mit den Figuren ums Überleben. Dieses Gefühl wird durch die geniale Kameraarbeit noch verstärkt. Optisch und drehbuchtechnisch ist der Film bis auf das obligatorische Zusammentreffen der Protagonisten am Ende also herausragend. Die Hauptdarsteller, allen voran Kenneth Branagh, Tom Hardy und Cillian Murphy sind großartig besetzt und gespielt. Ein Wermutstropfen ist die durch die Distanz gewahrte Charakterzeichnung emotionale Tiefe. Das ist etwas schade, aber eben auch Teil des Werkes.
"Dunkirk" würde gar für die Liga der besten Kriegsfilme überhaupt reichen, hätte der Film in den letzten Minuten nicht noch eine Pathos-Bombe abgeworfen.
9/10
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