Freitag, 28. Februar 2025

Here (2024)

https://www.imdb.com/de/title/tt18272208/

Erzählt die Geschichte eines einzigen Raumes, in dem die Zeit selbst zu leben scheint. Richard (Tom Hanks) tritt in diesen Raum und dessen Geschichte verschmilzt mit der des Ortes. Sein Leben, seine Freuden und Verluste, seine Träume und seine Ängste - alles wird hier festgehalten. Als Richard auf Margaret (Robin Wright) trifft, die diesen Raum ebenfalls geprägt hat, beginnt zwischen den beiden eine besondere Verbindung, die die Grenzen von Zeit und Raum überwindet. Sie teilen Erinnerungen, die nicht nur ihre eigenen sind, sondern auch die der Menschen, die den Raum vor und nach ihnen bewohnen. Auch Al (Paul Bettany), ein weiterer Bewohner, hinterlässt unauslöschliche Spuren und bringt eine neue Sichtweise auf den Ort und die Geschichten, die darin gefangen sind. Während die Zeit vergeht, werden ihre Geschichten immer enger miteinander verwoben und enthüllen Geheimnisse, die über Jahrhunderte verborgen geblieben sind. Wer waren die Menschen, die diesen Raum zuvor betreten haben? Welche Erinnerungen wurden hier geschaffen und zerstört?

Robert Zemeckis' sentimentales Drama, den er und sein Co-Drehbuchautor Eric Roth aus dem gleichnamigen Graphic Novel von Richard McGuire adaptierten, ist das filmische Äquivalent einer Buchclub-Auswahl; der Star ist ein Zimmer in einem Haus, eben das "Here" des Titels. Oder genauer: Es ist eine Stelle, ein einziger Platz auf diesem Planeten auf den die Kamera gerichtet ist und sich während des Films nicht um einen Jota bewegt, an dem sich so viel Geschichte und eben hauptsächlich Familie als solche abspielt. Hier handelt es sich um eine seltsame Kombination aus kosmischem Ehrgeiz und hyperlokaler häuslicher Intimität, die verträumte Schrulligkeit lässt auch von Beginn an nicht locker und die volkstümliche Wärme der Darstellungen von Tom Hanks und Robin Wright ermutigt einen, es etwas ruhiger angehen zu lassen und dieser Geschichte fasziniert zuzusehen.

Der Film wechselt wild zwischen den Epochen hin und her, wobei die Szenenübergänge mit geteilten Bildschirmen und eingefügten Panels (eine Anspielung auf seine Graphic Novel-Ursprünge) bewerkstelligt werden und bis zum Schluss dieselbe feste Kameraposition verwendet wird. Es befindet sich in diesem spezifischen "Here" in prähistorischen Zeiten, während der amerikanischen Revolution und als es von amerikanischen Ureinwohnern besiedelt wurde (Szenen, die mit seltsam kindlicher Gelassenheit erdacht wurden). Um die Wende zum 20. Jahrhundert wird es zu einem Haus, gegenüber der Kolonialvilla von William Franklin, dem Sohn von Benjamin Franklin.

Das Haus gehört zunächst einem Piloten und seiner unglücklichen Familie, dann dem fröhlichen Erfinder des Lay-Z-Boy-Sessels und seiner herrlich sexy Frau (bezeichnenderweise sind sie die Glücklichsten in diesem Film - unbelastet durch Kinder). Und dann dem abgekämpften Weltkriegsveteranen Al Young (Paul Bettany) und seiner Frau Rose (Kelly Reilly); Al und Roses Sohn Richard und seine junge Braut Margaret ziehen zu ihnen in das enge Haus, gespielt von digital verjüngten Hanks und Wright. Nach ihrem Tod hat das Haus ein lebhaftes Nachleben als Heim einer afroamerikanischen Familie, deren Vorsteher Devon und Helen (gespielt von Nicholas Pinnock und Nikki Amuka-Bird) sind. 

Das Wohnzimmer mit seiner permanent wechselnden Einrichtung und Möblierung ist in verschiedenen historischen Momenten beharrlich einfach da und behauptet seine Präsenz zu historischen Zeiten. Tatsächlich beginnt man sich im Laufe des Films zu fragen, was das eigene Heim schon so alles gesehen hat. Das Fernsehen macht den Zuschauer gelegentlich auf historische Momente aufmerksam, aber der Film gibt uns keinerlei Hinweise auf wirklich wichtige Ereignisse wie Bürgerrechte, den Fall der Berliner Mauer oder den 11. September. Es wird gelacht und geweint, aber hauptsächlich geweint, und zwar von den beiden Generationen von Bettanys Al und Hanks’ Richard; sie sind beide Männer, die ihre Träume opferten, um im grimmigen Willy Loman-Sinne Handelsvertreter zu werden, während die Frauen ergreifend zerbrechlich sind. 

Das ganze prähistorische Material und das Material von 1776 sind ein wenig nebensächlich, und die Szenen mit den amerikanischen Ureinwohnern sind offen gesagt oberflächlich und banal; der Film dreht sich wirklich um die theatralische, kitschige Welt der Nachkriegsfamilie Young, die sich wie Theater anfühlt, obwohl die Kamerabewegung am Ende eine unbefangene Kraft hat. Man stellt sich die Frage, wie ein anderer, ja, wie Spielberg den Film gedreht hätte? Vielleicht indem er das kosmische Material gekürzt oder amputiert und mehr Wert auf das Leben der Kinder von Richard und Margaret gelegt hätte. Aber das würde sich auch irgendwie falsch anfühlen. "Here" ist so wie er ist gut, er nimmt mit, er unterhält, er lässt einen nicht los. Und irgendwie ist die ganze Geschichte, auch aufgrund der statischen Kamera richtig... schön.

8/10

Quellen:
Inhaltsangabe
: amazon MGM Studios
Poster/Artwork: Miramax/ImageMovers

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