In Boston hofft Lily Bloom (Blake Lively) nicht nur ein neues Leben zu beginnen, sondern überhaupt erstmal ein richtiges Leben zu führen. Dafür muss sie jedoch zunächst die traumatischen Erlebnisse ihrer Kindheit hinter sich lassen. Gleichzeitig will sie ihren eigenen kleinen Laden eröffnen. Und auch in der Liebe scheint sich ein Neuanfang anzubahnen, als Lily den Neurochirurgen Ryle Kincaid (Justin Baldoni) kennenlernt und sich direkt in ihn verliebt. Doch selbst das junge Glück der beiden stellt Lily auf eine Probe, muss sie doch feststellen, dass sie in der Beziehung in ähnliche Muster wie ihre Eltern verfällt. Und als ob das nicht schon schwer genug wäre, taucht plötzlich auch noch Atlas Corrigan (Brandon Sklenar), ihre erste große Liebe, ausgerechnet in Boston auf und bringt noch viel mehr Unruhe in Lilys neues Leben. Jetzt muss sie sich darüber klar werden, was und wen sie eigentlich vom Leben möchte - und dafür auch schwere Entscheidungen treffen.
"Nur noch ein einziges Mal" ("It Ends With Us") basiert auf dem Bestseller von Colleen Hoover. Angeführt wird er von Blake Lively und sie ist vermutlich einer der Gründe, warum der Film ein Kino-Hit wurde. Zum zweifelhaften Hit wurde der Film dann etwas später, als der Film nach der Premiere von einem Streit überschattet wurde - und zu einer öffentlichen PR-Schlammschlacht und einem erbitterten Prozess eskalierte, bei dem es um mehrere Hundert Millionen Dollar geht. Während die Stars ihre Fehde weiterhin öffentlich austragen, hat Baldoni eine eigene Website lanciert, auf der er seine Beweise publiziert - darunter ein 168-seitiges Dokument mit Mail- und Chatverläufen zwischen ihm, Hoover und Lively. Die Schauspielerin hat indes ihre Klage angepasst und behauptet, dass zwei weitere Schauspielerinnen aus "Nur noch ein einziges Mal" ähnliche Erfahrungen am Set erlebt hätten und für sie aussagen würden. Wer auch immer den Prozess gewinnt - ob die Schauspieler sich beruflich von diesem Eklat erholen können, bleibt offen.
Doch zurück zum Film: Es ist zunächst schwer zu wissen, wie man einen Film aufnehmen soll, der sich um eine Floristin namens Lily Blossom Bloom dreht, aber das Drehbuch von Daddio-Autorin Christy Hall zeichnet sich durch eine scharfe und dringend benötigte Selbstwahrnehmung aus. Es ist ein schwieriger Balanceakt, das Ausgangsmaterial ernst zu nehmen und gleichzeitig zu verstehen, dass ein neues, weniger verbundenes und weitaus breiteres Publikum ihm mit verständlichen Fragen und Zynismus begegnen wird, aber Hall macht ihre Sache so gut, dass man sich vorstellen kann, dass Hoover für die unvermeidliche Fortsetzung eine Trennung im Stil von EL James vermeidet. Hier ist aber noch nicht Schluss. Livelys Bloom ist eine Frau, die mit dem kürzlichen Tod eines gewalttätigen Vaters zu kämpfen hat, für den sie keine wirkliche Trauer aufbringen kann, und die ihre Aufmerksamkeit auf die Eröffnung eines Blumenladens lenkt, ein lang gehegter Traum, der nun endlich Wirklichkeit wird. Als sie den bindungsscheuen Neurochirurgen Ryle Kincaid (Justin Baldoni) kennenlernt, nimmt sie sich glücklicherweise eine Minute Zeit, um seinen Namen lächerlich zu machen, und verliebt sich dann in ihn, wobei die sorgsam aufgebauten Mauern zwischen ihnen einstürzen. Doch ein zufälliges Wiedersehen mit ihrer Jugendliebe Atlas (Brandon Sklenar) erinnert sie an eine Vergangenheit, die sie hinter sich gelassen hat, und dient ihr als Weckruf in eine Gegenwart, die viel düsterer ist, als ihr bewusst ist.
Die Handlung ist voller abgedroschener Seifenopernklischees, aber sie entwickelt sich mit echter Reife, eine Geschichte von Missbrauch, die weit weniger offensichtlich ist, als wir es gewohnt sind, und deren Einzelheiten weitaus verzwickter sind, als es manchen lieb sein mag. Es gibt erwartungsgemäße Klischees, aber auch viele, die glücklicherweise vermieden werden, und die Geschichte entspricht nicht immer dem Typ. Baldonis Regie ist groß und opulent, voller perfekt beleuchteter Restaurants und perfekt gestylter Outfits, einer Besetzung attraktiver Menschen, die attraktive Leben führen. Doch Halls Dialoge sind, obwohl oft ein wenig zu simpel, geerdet und glaubwürdig, und so fällt es uns nicht schwer, uns in die überhöhte Welt hineinzuversetzen und die emotionale Wirkung zu spüren. Lively scheint entschlossen, die Art von Melodram wieder einzuführen, die man in den letzten Jahren nicht sehr oft gesehen hat - oder zumindest nicht so gut umgesetzt wie hier. Sie ist eine herzliche und instinktive Darstellerin und hat eine ausgeprägte, effektive Chemie mit ihren beiden männlichen Hauptdarstellern (eine jüngere Version ihrer Figur, gespielt von Isabela Ferrer, ist eine unheimlich perfekte körperliche Wahl) sowie mit ihrer besten Freundin, gespielt von einer bezaubernden Jenny Slate.Die Lebenslektionen, die hier über Selbstakzeptanz, Selbstliebe und Selbstwertgefühl gelehrt werden, sind vielleicht ein wenig oberflächlich und einige der dunkleren Elemente hätten etwas düsterer sein können, aber "Nur noch ein einziges Mal" führt zuerst mit Herz, alles andere kommt später. Es ist ein Film mit enormen, manchmal sehr unfeinen Emotionen, aber er hat eine effektiv kraftvolle Wirkung.
6,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Sony/Plaion
Poster/Artwork: Wayfarer Studios/Saks Picture Company
Textauszüge: Tagesanzeiger
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