https://www.imdb.com/title/tt4695012/
Die Welt von Paul (Joel Edgerton), seiner schüchternen Frau
Sarah (Carmen Ejogo) und ihres jugendlichen Sohns Travis (Kelvin
Harrison Jr.) wird von einer bösartigen, pestähnlichen Krankheit
bedroht, die beinahe das gesamte Leben auf der Erde ausgelöscht hat. Um
Schutz vor den lebensgefährlichen Umständen zu finden, haben sie sich in
ein abgelegenes Haus im tiefsten Wald zurückgezogen. Doch die Ruhe wird
gestört, als eines Tages das junge Pärchen Will (Christopher Abbott)
und Kim (Riley Keough) vor der Tür des Unterschlupfs steht und dort
gemeinsam mit ihrem jungen Sohn Andrew (Griffin Robert Faulkner) Schutz
sucht. Widerstrebend nehmen Paul und seine Familie die verzweifelten
Flüchtlinge bei sich auf. Doch bald bricht Paranoia zwischen den neuen
und alten Bewohnern aus, die von den Schrecken ihrer zerstörten Umgebung
gleichermaßen traumatisiert sind...
"It Comes At Night" ist wieder einer dieser Filme, den viele Zuschauer hassen werden
und man kann guten Gewissens zugeben, dass das Marketing ziemlich ungeschickt war, denn die
Trailer suggerieren etwas völlig falsches. "It Comes At Night" hat im
Grunde genau den Stil, der den nicht minder genialen "A Quiet Place" in noch höhere Sphären gehoben hätte.
Hier wird nicht gezeigt und erklärt, was da draußen lauert, sondern die
Tatsache an sich, dass dort etwas lauert stellt die Gefahr dar. Der Film
verzichtet auf alle Mainstream Horror-Elemente und ist eine
atemberaubende Charakterstudie im Kammerspiel-Stil. Hier steht das Thema
Paranoia und Panik im Vordergrund und der Film zeigt sehr
eindrucksvoll, was solch eine Extremsituation mit Menschen macht und wie
paranoid unsere Charaktere werden. "It Comes At Night" ist insgesamt ein eher ruhiger Survival-Horror, mit ab und zu aufblitzenden
Gruselelementen, die aber nicht vorrangig im Vordergrund stehen. Diese
werden meist in Traumsequenzen gezeigt. Dabei ist "It Comes At Night" ein schönes kleines und vor allem böses Filmchen.
Atmosphärisch sehr packend aber sicherlich nicht für jeden geeignet,
denn er lässt dem Zuschauer sehr viel Spielraum für Interpretation. Um
was es beim sogenannten "It" aus dem Titel überhaupt handelt, kann jeder
für sich entscheiden. Wenn man mit solchen Freiheiten umgehen kann,
ist der Film extrem spannend und einige wenige aber dafür perfekt
inszenierte Szenen lassen einem die Haare zu Berge stehen.
Joel Edgerton ist einfach ein grandioser Schauspieler. Zwar sind alle
Charaktere in diesem Film brillant und glaubwürdig, aber es ist vor
allem Edgerton, der hier einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Seine
Angst und seine Paranoia kommen extrem echt herüber und man kann ihn,
trotz heftiger Entscheidungen, immer voll und ganz verstehen. Carmen
Ejogo als Sarah weiß ebenso gut zu gefallen und hat eine brillante
Chemie mit Edgerton. Auch Kelvin Harrison Jr. als Travis beeindruckt und besonders seine Visionen und Halluzinationen
sind mit einem meisterhaften Score untermalt. Christopher Abbott als
Will spielt eine sehr tragische Figur, genau wie seine Frau und sein
Sohn. Auch ihn kann man voll und ganz verstehen, allerdings misstraut
man ihm als Zuschauer genauso sehr wie Paul. Alle Charaktere
interagieren brillant miteinander und jeder einzelne Dialog ist perfekt. Das Hauptaugenmerk des Films liegt auf der
Bindung der einzelnen Familienmitglieder, und deren Angst vor dem
Ungewissen. Der Drama Anteil überwiegt hier zwar, doch wirkt zu keiner
Zeit gezwungen oder unpassend. Das ganze erzeugt eine sehr dichte
bedrückende Atmosphäre, die zum Schluss unfassbare Ausmaße annimmt. Man
wird hier von Anfang bis Ende konstant bei der Stange gehalten, und das
auf hohem Niveau.
"It Comes At Night" ist unterm Strich brillant geschrieben, meisterhaft inszeniert und erstklassig
gespielt. Ein Film, der nachhallt, der Interpretationsspielraum bietet und über den man reden kann, ja, muss. Gerade beim
dritten Akt stockt dem Zuschauer der Atem. Aber Vorsicht: Zu diesem Film muss man Zugang
finden und einige werden diesen Film, dank der fehlgeleiteten Trailer,
verteufeln und sich vor allem langweilen. Es ist ein Kammerspiel und
eine tiefgründige Studie über Paranoia. Das wird nicht jeder mögen.
7/10
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