http://www.imdb.com/title/tt5207320/
Adele ist ein einsames Mädchen. Zwar ist sie zu ihrer kranken Tante
gezogen, um sich um sie zu kümmern, aber die bleibt zurückgezogen in
ihrem Zimmer und zeigt sich nie. So ist Adele in dem großen, leeren Haus
noch viel einsamer. Doch dann trifft sie die junge Beth und schließt
bald Freundschaft mit der verführerischen, geheimnisvollen Fremden. Beth
zieht Adele immer weiter in ihren Bann und Adele beginnt, ihre Tante zu
vernachlässigen. Langsam erkennt sie, dass Beth nicht ist, wer sie
vorgibt zu sein. Adele beschreitet einen psychologisch instabilen und
albtraumhaften Pfad. Dabei folgt sie unbewusst den Spuren ihrer
instabilen Tante.
Gegen Ende der siebziger/Anfang der achtziger Jahre nimmt uns Regisseur A.D. Calvo mit auf die Reise in eine kleine Gruselgeschichte. Mit einem Walkman auf den Ohren begegnet mal Adele, wunderbar gespielt von der schüchtern wirkenden Erin Wilhelmi in ihrer ersten großen Rolle. Ein wortkarges Mädchen, welche auch noch folgsam von ihrer Familie in ein altes viktorianisches Haus geschickt wird, um dort ihr alte, reiche Erbtante zu umsorgen und sich um den Haushalt zu kümmern. Per
Notizzettel diktiert diese ihre strengen Hausregeln, doch persönlich
begegnet Adele der Alten nie. Das alte Haus könnte nun wieder sämtliche Klischees des angestaubten "Haunted House-Horrors" erfüllen, doch Calvo bedient hier eine ganz andere Sparte. Nicht das Haus und auch nur in wenigen Momenten Tante Dora sind es, die dem Zuschauer ein gruseliges Gefühl bereiten; es ist die totale Isolation Adeles, die später in der ungestümen Beth (sehr sexy und irgendwie bösartig: Quinn Shephard) eine Freundin und vielleicht sogar noch mehr als das findet. Das stille Mädchen streift bald ihr überdimensionales
Schneckenhaus ab und beginnt das Leben auszukosten. Denn
Beth schert sich herzlich wenig um Verbote oder Rücksicht auf Tante Dora.
Doch so lebenslustig die schöne junge Frau zunächst wirkt, kommt
zunehmend eine dunkle Seite in ihr zum Vorschein und eine
verhängnisvolle Affäre nimmt ihren Lauf.
Mit einer Lauflänge von gerade mal 76 Minuten ist der
stimmungsvolle Gothic-Thriller "Sweet, Sweet Lonely Girl" nun nicht gerade lang. Er erzählt seine Geschichte aber dennoch mit Bedacht und in aller Ruhe, ohne die Dinge zu überhetzen, oder gar Details auszulassen. Die Kameraführung ist beeindruckend ruhig und gefasst, keine Hektik oder gar Stakkato-artige Schnitte, nicht einmal die heutzutage vielgenutzten Jump-Scares sind zu verzeichnen. Und der elegische, ja fast schon unheilverkündende Soundtrack tut sein übriges dazu. Es ist ein ruhiger Film, der einen vereinnahmt und seine ganze Kraft aus Ruhe schöpft, um dann gegen Ende richtig gruselig zu Buche zu schlagen. Wie so viele Filme ist "Sweet, Sweet Lonely Girl" kein Film für jedermann. Aber wer sich darauf einlassen kann und nicht mit falschen Erwartungen an den Streifen herangeht, erlebt hier einen wunderbaren Grusel, der eben nicht von der Stange kommt.
7/10
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