http://www.imdb.com/title/tt5121816/
In einem kleinen Café im Zentrum von Madrid treffen unterschiedliche
Menschen aufeinander, um ihr Frühstück einzunehmen. An diesem Tag zählen
der obdachlose Alkoholiker Israel (Jaime Ordóñez), der hippe Werbetexter Nacho (Mario Casas), ein ehemalige Polizist, die spielsüchtige Trini (Carmen Machi) und die attraktive Elena, die sich auf dem Weg zu einem Blind Date in die Bar verirrte, zu den Gästen der Besitzerin Amparo (Terele Pávez) und des Kellners Satur (Secun de la Rosa).
Völlig unerwartet werden sie Zeuge eines erstaunlichen Vorfalls. Einem
Kunden wird beim Verlassen des Cafés in den Kopf geschossen. Keiner der
Anwesenden wagt es, nach draußen zu gehen und dem Opfer zu helfen. Als
ein mutiger Müllmann zur Hilfe eilt, wird auch er von dem Scharfschützen
erschossen, der sich auf einem Dach der Nachbarhäuser zu verstecken
scheint. Die nächsten Stunden verbringen die fremden Menschen
gemeinsam im Café. Zunächst nähern sie sich einander an, führen
Gespräche und offenbaren ihre Ängste und Sorgen. Als ein Sonderkommando
der Polizei nicht etwa hilft, sondern ein Feuer legt und die Nachrichten
merkwürdige Berichte aus der spanischen Hauptstadt verbreiten, spitzt
sich die Situation zu. Handelt es sich um einen Terroranschlag, den die
Regierung vertuschen möchte? Oder inszenierte die Obrigkeit selbst ein
Anschlag? Verbirgt sich etwa einer der Drahtzieher unter den Gästen? In
dieser Extremsituation zeigt sich, wer sich selbst der Nächste ist und
wer seinen Mitmenschen beisteht. Lebendig wird nicht jeder
diesen Café-Besuch überstehen...
Álex de la Iglesia ist nicht erst seit kurzem ein Name, der für beste Unterhaltung steht. Bereits mit "Witching & Bitching" bewies er eindrucksvoll, dass er einfach abgedrehte, schräge Stories in einen funktionierenden, spannenden und unterhaltsamen Fim verpacken kann. Nun meldet sich der spanische Regisseur mit "El Bar" zurück und schreckt nicht davor zurück, allen Verschwörungstheoretikern, Aluhutträgern und Chemtrail-Fanatikern frisches Futter in Form einer schönen, bissigen und bitterbösen Satire zu geben, die der direkte Vorläufer für "[REC]" sein könnte.
In einer Bar in
Madrid werden an einem Morgen wie jeder andere die unterschiedlichsten
Charaktere zusammengewürfelt. Da wäre zum Beispiel die junge Elena, die
nur schnell ihr Handy aufladen will. Die mürrische Wirtin, ein bärtiger
Hipster, eine Hausfrau, ein Ex-Cop und ein durchgeknallter Obdachloser
gehören ebenso zu diesem Mikrokosmos. Als ein Geschäftsmann das Lokal
verlässt und vor der Tür urplötzlich von einer Kugel im Kopf getroffen
wird, und einem Helfer exakt das gleiche Schicksal ereilt, bricht
kurzerhand eine Lawine an Panik und groteskem Chaos über unsere Gruppe
herein. Gefangen in der Bar geht es bald mit Fluchtversuchen und
Verschwörungstheorien los, und jeder zeigt in dieser Extremsituation
nach und nach sein wahres Gesicht.
Und damit steht eines fest: hier wird Vollgas gegeben. "El Bar" ist ab diesem Moment ein Pulverfass, bereit hochzugehen. Dabei spielt Iglesia geschickt mit verschiedensten Genre-Elementen und verstrickt diese zu einer sehr amüsanten und höchst unterhaltsamen Mischung, bei der man entweder aus dem Lachen oder aus dem Mitfiebern nicht mehr herauskommt.
Natürlich verdankt er dabei vor allem seinem Schauspieler-Ensemble, dass "El Bar" nicht irgendwann vielleicht langweilig wird. Vor allem der obdachlose Alkoholiker Israel, gespielt von Jaime Ordóñez ist ein so herrlich-verrückter Charakter, dass man sich regelrecht über sein Agieren in verschiedensten Situationen freut. Aber auch der Hipster Nacho, gespielt von Mario Casas und die hübsche Elena, Blanca Suárez, machen eine gute Figur, letztere sogar wortwörtlich. Der Film bleibt sich auch treu, driftet jedoch irgendwann mit einem spürbar harten Szenenwechsel in eine völlig andere Szenerie ab, die so nicht ganz zu passen scheint. Vorbei ist die anfängliche, von Humor geprägte Stimmung, ab jetzt geht es knallhart zur Sache. Das ist zwar im Gesamtkonstrukt so okay - und man kennt es von de la Iglesia eigentlich auch nicht anders - aber ein wenig mehr Innovation oder gar Überraschung wäre hier angebrachter gewesen. Zumal die Grundidee erneut toll ist.
Nichts destoweniger ist "El Bar" ein grandioser Spaß für Erwachsene. De la Iglesia entlarvt das
Schmutzigste im Menschen und schleudert es dem Zuschauer mit einem bösen Lächeln entgegen. Zusammengenommen ist dieser Genremix auf jeden Fall ein weiteres bemerkenswertes Werk des spanischen Regisseurs, welches man unbedingt weiter empfehlen kann. Macht Spaß.
7,5/10
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen