http://www.imdb.com/title/tt0144084/
Der New Yorker Yuppie Patrick Bateman (Christian Bale) hat zwei
Lebensfreuden: Zum einen liebt er den Luxus der 80er Jahre. Immer die
neuesten Anzüge, immer die exklusivste Visitenkarte, immer eine
Reservierung im besten Lokal der Stadt. Zum anderen erfreut er sich -
und das wissen seine ebenso oberflächlichen Kollegen nicht - an
sadistischen Morde, um die Leere in seinem Leben zu füllen. Hierfür
bevorzugt er hübsche Frauen...
Oberflächlichkeit ist bestialisch.
Und wenn er nicht gerade dabei ist Phil Collins' Werke inhaltlich
bis ins Mark zu interpretieren und diese gefühlvollen Werke in Emotionen
und Erlebtes aufzuspalten, nur um Oberflächlichkeit als etwas
darzustellen, dass ihm nicht innewohnt, dann ist er in der Tat der
saftloseste Typ, der durch die Straßen New Yorks wandelt: maßgeschneiderte Designeranzüge, fein gemaserte Visitenkarten mit
gold-glänzenden Lettern, eine Dauerwelle, wie sie im Friseurhandbuch steht.
Das ist die Welt von Patrick Bateman (Christian Bale in Bestform),
dessen Leben ein Hohlraum darstellt, der sich mit nichts füllen lässt,
außer rauem Gerede über Nichts. Frauen sind in seiner Welt nur
fleischgewordene Befriedigung und selbst im Extasepunkt des sexuellen
Aktes, besinnt sich Bateman mit grinsend-böser Fratze darauf, wie gerade
seine Muskeln im Spiegel aussehen. Am Morgen danach werden dann
1000 Sit-Ups gemacht und im Fernseher daneben wird mit der Kettensäge
massakriert in "Texas Chainsaw Massacre"/"Blutgericht in Texas". Narzismus und Wahnsinn in Reinform.
Diejenigen, die sich nach dem Nichts sehnen, welches sich hinter den
ganzen gestählten Muskeln, den stilvollen Einrichtungen und all dem
sinnlosen Schnickschnack befindet, den er besitzt, werden emotional
niedergeschmettert oder direkt mit der Axt gespalten. Regisseurin Mary Harron malt ein übertriebenes Abbild einer Welt,
die John Doe in "Sieben" schon verteufelt und abgestraft hat, als wäre
sie selbst einer dieser emotionalen Menschen, die schon von der harten
Hand des Pragmatismus geohrfeigt wurden. Dabei kehrt sie die
abscheulichen Gedanken eines von außen glänzenden, makellosen
Schönlings, der innerlich so verrucht wie nur irgend möglich ist, immer
mehr nach außen und offenbart dem Zuschauer damit die dreckigen, versteckten
Seiten unserer Welt und unseres Kapitalsystems.
Das Einzige, was den in diesem System eingesperrten und darauf selbst
reduzierten Patrick Bateman etwas anhaben kann, ist das er darin mit
noch größeren Apartments, noch schöneren Visitenkarten und einem noch
besseren Standing konfrontiert wird, das irgendwem anders gehören
könnte, was in ihm einen grenzenlosen Hass auslöst, bis er schließlich dafür sorgt, dass die in seinen Augen niederen Menschen sterben müssen. Denn er will der Beste sein. Er will unfehlbar sein. Und dies ist Gesellschaftskritik auf oberstem Niveau.
"American Psycho" ist ein wahres Kleinod und findet seinen finalen Höhepunkt, wenn das System und
sein ganzes Konstrukt in sich zusammenfällt und Patrick Bateman als
Produkt dessen in seinem Selbstzweifel mitreißt - denn der Mensch ist
alles andere als unfehlbar.
Wenn die tolle, glänzende Fassade in Form seiner morgendlichen
Schönheitsmasken abbröckelt und eine widerliche, unwürdige Welt dahinter
zum Vorschein kommt, an der wir uns als Zuschauer alle beteiligen, dann wissen wir,
dass "American Psycho" mehr ist als nur einfache Unterhaltung. Der Film funktioniert als Spiegel unserer Gesellschaft, den man sich
entweder vors Gesicht halten kann oder vor dem man die Augen
verschließt. Letztlich ist es egal, denn diese Welt existiert, ob in abgeschwächter Form oder nicht.
8/10
Von KOCH Films erschien der Film in einer limitierten Box. Diese
beinhaltet den ungeschnittenen Film auf 4K Ultra-HD Blu-ray, Blu-ray und DVD, sowie jede Menge Bonusmaterial und Gimmicks.
Quellen:
Inhaltsangabe: Koch Films
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