http://www.imdb.com/title/tt1606384/
Jun Shik (Dong-gun Jang) arbeitet zur Zeit der japanischen Kolonisation
in Korea auf einer Farm. Sein Traum ist es, als Marathonläufer bei
Olympiade zu starten. Tatsuo (Odagiri Jo) teilt diesen Wunsch. Schon
immer war deren Beziehung von großer Rivalität geprägt. Doch der Krieg
beendet die Hoffnungen der beiden Männer und zwingt sie aufs
Schlachtfeld. Im Laufe ihres Militäreinsatzes werden Jun Shik und
Tatsuo, die für das japanisch Heer kämpfen, von den sowjetischen
Streitkräften übermannt und in ein Arbeitslager für Kriegsgefangene
gebracht. Jedoch gelingt ihnen kruz darauf auch schon wieder die Flucht.
Davon lassen sich die beiden nicht unterkriegen und kämpfen wenige Zeit
später an der Seite des deutschen Heeres in der Normandie. Zunächst
wurden sie von den Deutschen getrennt, da sie in verschiedenen Heeren
kämpfen, doch 1944 treffen sie sich auf dem Schlachtfeld der Normandie
wieder.
Koreanische Filmemacher liefern seit einiger Zeit das, was Hollywood leider nur noch selten bieten kann. "Brotherhood" ("Taegukgi hwinalrimyeo") etwa gehört zu
meinen absoluten Lieblings-Anti-Kriegsfilmen aus dem asiatischen Raum und vom selben Regisseur (Je-kyu Kang) kommt nun auch "My Way", der in Deutschland
absurder Weise den ebenfalls englischen Titel "Prisoners Of War" trägt.
Die Grundidee des Films, die auf realen Ereignissen basiert, ist
äußerst spannend und mitreißend. Sie zeigt einmal mehr die Sinnlosigkeit des Krieges, wie wenig den
Befehlshabern das Leben ihrer Soldaten wert ist und wie wenig Bedeutung
Moral oder Ideologie für einfache Soldaten im Kampf haben. Sowohl für
Jun-Shik als auch für Tatsuo geht es letzten Endes nur noch darum, zu
überleben. Für wen sie gerade kämpfen, auf wen sie schießen und wer den
Krieg letztendlich gewinnt, ist ihnen irgendwann völlig egal. Für sie
ist der Film im wahrsten Sinne des Wortes sinnlos. Botschaft angekommen.
Dazu passen auch die eindringlichen Schlachtszenen. In diesen wird
nicht mit roher Gewalt gespart, sie verkommt aber auch nie zum Selbstzweck.
Die Darstellung der verschiedenen Schlachten (von der Mandschurei bis
hin zur Normandie) ist dabei nie wirklich realitätsnah. Die Befehlshaber
scheinen noch nie etwas von Taktik gehört zu haben und meistens stürmen
die Soldaten wie im Mittelalter aufeinander zu. Das ist zwar historisch
zum Haare raufen, aber die Atmosphäre, die dadurch erzeugt wird, ist
unglaublich intensiv. Die Schlachtfelder sind das reinste Chaos, von
überall fliegen einem Kugeln um die Ohren, krachen Explosionen, spritzen Blut und Schlamm.
Die Panik und Todesangst der Soldaten wird durch diese Kriegsdarstellung
schon fast körperlich fühlbar. Was für grandiose Effekte, schöne
Panoramen und beachtliche Soundeffekte hier mit recht geringem Budget
erreicht wurden, ist bemerkenswert und muss sich nicht hinter
Genregrößen verstecken.
Was "Prisoners Of War" nun von vielen Genrefilmen unterscheidet, ist die
Perspektive, die der Film einnimmt. In vielen Kriegsfilmen gibt es klare
Gut/Böse-Verteilungen. Nicht hier. Dadurch, dass die
beiden Hauptcharaktere sowohl auf Seite der Achsenmächte als auch auf
Seiten der Alliierten kämpfen, ist der Film sehr differenziert, der
eigentliche Feind der beiden Leidensgenossen ist der Krieg selbst.
Grausamkeiten werden sowohl von Deutschen, Russen, Japanern, Koreanern
und Amerikanern verübt, keine Seite wird heroisiert aber auch keine
dämonisiert. Der Film schafft es, die Kriegsparteien und deren
Motivation aufzuheben und überzeugend darzustellen, dass prinzipiell
alle Soldaten im selben Boot sitzen und Krieg immer furchtbar ist, egal
für wen oder wofür man kämpft.
Leider gibt es einige Defizite, was Schnitt und Tempo anbelangt. So sind die einführende 30 Minuten eigentlich ziemlich ruhig, was aber derjenige,
der für den Schnitt verantwortlich war, anscheinend nicht ganz
mitbekommen hat. So bleibt kaum eine Kameraeinstellung länger als 3 Sekunden
bestehen und das Bild wechselt teilweise bei ruhigen Dialogszenen so
schnell wie bei den rasantesten Actionszenen. Das wirkt ausgesprochen
störend und zerstört die anfängliche Atmosphäre des Films vollkommen. Etwas ähnlich geartet ist die leider in Mode gekommene Wackelkamera. Diese kommt später im
Film beinahe zu oft zum Einsatz und macht es etwa bei Prügeleien oder Dialogszenen
mit vielen Charakteren praktisch unmöglich, dem Geschehen zu folgen. Zu diesen negativen Aspekten der Technik gesellt sich noch die recht
flache Charakterzeichnung, die für westliche Augen teilweise recht
gewöhnungsbedürftige, weil überzeichnete Darbietung einiger Schauspieler
und einige ziemlich kitschige und klischeehafte Szenen, die den
Gesamteindruck leider etwas trüben. Auch wirken viele Szenen merkwürdig, wenn nicht gar absurd, gerade was die ethnologische Zusammensetzung der Armeen betrifft. Man darf nicht so weit gehen, und den Film als Kopie des besseren "Brotherhood" bezeichnen, oft wird man aber daran erinnert. Gerade wenn das Ende erreicht ist. Je-kyu Kang arbeit wohl gern so.
Insgesamt ist "Prisoners Of War" aber ein sehr guter
(Anti-)Kriegsfilm, der es mehr als wert ist, gesehen zu werden. Es ist ein sehr sehenswerter,
emotionaler Film mit teils wunderschönen
Bildern, bombastischen Schlachtszenen und einer trotz allen kleinen Mankos gelungenen Botschaft.
8/10
Von SPLENDID erschien der Film als Bonus im auf 2.000 Stück limitierten und
nummerierten Mediabook, welches eigentlich den Film "Rampant" enthält.
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