http://www.imdb.com/title/tt0246460/
14 Monate wird James Bond in Nordkorea gefoltert, bis er endlich im
Austausch gegen den koreanischen Killer Zao (Rick Yune) frei kommt. Doch
dann das: Der britische Geheimdienst hat keine Verwendung mehr für den
legendären Doppelnull-Agenten! Das lässt sich Bond natürlich nicht
bieten und versucht auf eigene Faust, den Verräter ausfindig zu machen,
wegen dem er in nordkoreanische Gefangenschaft geriet. Erste Hinweise
führen ihn mit dem exzentrischen Diamanten-Milliardär Gustav Graves
(Toby Stephens) zusammen. Bei Nachforschungen in Kuba hat Bond bereits
Bekanntschaft mit der undurchsichtigen NSA-Agentin Jinxs (Halle Berry)
gemacht. Sie reist ebenfalls zur Präsentation von Graves neuer
Satellitensonne, die der Hungersnot in der Dritten Welt ein Ende setzen
soll. Nachdem Bonds Ermitlungen erste Ergebnisse zeigen, nimmt ihn das
MI 6 wieder in Ehren auf und schicken die als Graves Assistentin
getarnte Agentin Miranda Frost (Rosamund Pike) zur Unterstützung.
Gemeinsam kommen 007 und die ihn begleitenden Damen Graves' Geheimnis
auf die Spur...
"Die Another Day" ist das mit Abstand schlechteste Bond-Abenteuer und quasi die Demontage einer Ikone, die gerade erst wieder zurück in die Spur
gefunden hat. Wenngleich die letzten James-Bond-Abenteuer nicht ganz an
die Sternstunden der Serie heranreichen wollten, hat man mit Pierce
Brosnan doch einen Schauspieler gefunden, der durch seine natürliche
Borniertheit und der kernigen Ästhetik dazu privilegiert schien, dem
verwegenen Doppelnull-Agenten ein Gesicht zu verleihen und er spielt die titelgebende Figur auch sehr routiniert. Die von ihm
vorgetragenen One-Liner sind so abgeschmackt wie nie, nur der Fairness halber sei
gesagt, dass auch Roger Moore mit seinen entsetzlichen Kalauern keine
Hemmungen hatte, Bond der Lächerlichkeit preis zu geben.
Es ist aber indes
schon beeindruckend, wie extrem man sich doch zurückentwickeln kann: von
Brosnans charmehafter Coolness in "Die Welt ist nichts genug" ist nur zwei Jahre später nichts mehr zu spüren: Bond
wirkt in "Stirb an einem anderen Tag" wie ein alter,
lüsterner Stelzbock. Keine guten
Voraussetzungen, wenn der titelgebende Star der Reihe nichts mehr zu
reißen scheint. Zudem enttäuscht Halle Berry als Bondgirl. Sie fällt durch die viele unangenehme
Eigenschaften auf und scheint auch nicht der hellste Charakter zu sein, indem sie so lächerlich-fragwürdige Sätze von sich gibt wie: "James, sind Sie wegen der Pinguine hier, oder wegen der schönen Aussicht?". Pinguine. Auf Island. Klar. Vom
eigentlichen Oberschurken Gustav Graves bleibt auch nicht viel in Erinnerung, seine Rolle steht bis auf seine permanente Schlaflosigkeit und damit einhergehender Aggression einfach zu sehr im Hintergrund und bleibt daher eher blass. Rosamunde Pike macht da schon
eine bessere Figur, Michael Madsen dagegen wird fast völlig verschenkt. Und dann gibt es da noch
Madonna. Zwar hat sie nur einen etwa zweiminütigen Auftritt, schafft es
jedoch, einen bleibenden, wenngleich müden Eindruck zu hinterlassen.
Nichtsdestotrotz hat man es in "Stirb an
einem anderen Tag" tatsächlich vollbracht, jedes noch so große Bond-Feeling
plattzuwalzen und aus den Überresten einen regelrechtes Stückwerk zu fabrizieren. Nicht nur, dass die hiesige Handlung komplett für die Katze
ist, der Film scheint sich dieser
Qualität der rigorosen Sinnlosigkeit nicht einmal im Klaren zu sein.
Die Story ist nämlich nicht nur arg umständlich erzählt, sondern strotzt
nur so vor Logikfehlern, sowie phantasievolle und übertrieben
unrealistische Elemente, wie dem Eispalast (auch wenn es an sich ja ein
schickes, unverbrauchtes Setting ist), Icarus, dem unsichtbaren
Bond-Auto (auch wenn der Vanquish ansonsten ein absoluter Hingucker ist)
oder anderen abgedrehten Gadgets. Dadurch wirkt der Film das ein oder
andere mal schon ein wenig lächerlich und erinnert dadurch auch an
ältere Bond-Filme, wie den übertriebenen Moore-Filmen. Sie sind so abgehoben und übertrieben wie nie, dass es eben schon keinen Spaß mehr macht. Da kann ein
James Bond dann auch ein unsichtbares Auto vorgestellt bekommen und über
das ewige Eis Islands surfen - diese zahnlose Denkmalschändung ist so
daneben, dass sie sich auch einfach mit Laserschwertern aufeinander hätten losgehen können. Und das ausgerechnet zum 20. Jubiläum der Reihe. Vom sichtbar massiven CGI-Einsatz möchte ich erst gar nicht anfangen, die "Krönung" der ganzen Sache ist aber zweifellos Bonds Kite-Surfing-Ritt.
Und trotz aller berechtigten Kritik kann man sich auch vom zwanzigsten Bondabenteuer angemessen berieseln lassen. Keiner könnte behaupten, dass das alles nicht unterhaltsam wäre. Unterhaltsam, wenn auch ziemlich vergessenswert. Denn für einen Agententhriller der Marke Bond ist er definitiv zu schwach. Und meiner bescheidenen Meinung nach auch der Schwächste der ganzen Reihe.
6/10
Zum Jubiläum 2012 gab es eine tolle Box, die alle Filme (nur "Sag niemals Nie"
fehlt, da dieser Film nicht offiziell zur Reihe gehört) rund um den
Geheimagenten 007 enthält - es war sogar Platz für den zu dem Zeitpunkt
im Kino laufenden "Skyfall".
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