http://www.imdb.com/title/tt1646959/
Hae-won ist eine schöne, alleinstehende Frau in ihren Dreißigern, die in
einer Bank in Seoul arbeitet. Sie führt ein hektisches Leben, bevor sie
einen Mordversuch beobachtet. Als die Sache aus dem Ruder läuft, macht
Hae-won Urlaub auf der Insel "Moo-do". Als Hae-won auf der Insel
ankommt, ist sie geschockt, dass alle ihre ehemalige Freundin Bok-nam
wie eine Sklavin behandeln. Als einzige junge Frau der Insel dient sie
allen Männern als Spielzeug und allen älteren Frauen als kostenlose
Arbeitskraft. Bok-nam bittet Haw-won um Hilfe, aber die kann sich nicht
dazu entschließen, ihrer Freundin zur Flucht zu verhelfen, weil sie mit
ihren Problemen in Seoul schon genug am Hals hat...
Cheol-so Jangs Debütwerk ist eine asiatische Version der Rape and Revenge-Thematik. Rachefilme gibt es ja so einige auf dem Markt und oftmals folgen sie dem
gleichen Schema: Das in den meisten Fällen normale Leben einer Person
wird durch ungewöhnliche Umstände - eigene Vergewaltigung, Missbrauch
eines geliebten Menschen, Entführung, Mord - auf den Kopf gestellt und
keiner kann oder will helfen. Als letzte Möglichkeit, Gerechtigkeit zu
erfahren, wird die Selbstjustiz gewählt.
"Bedevilled" geht ähnlich vor - und doch anders. Auch hier gibt es
ein einschneidendes Erlebnis, das zum Exzess führt, aber das bringt das
Fass nur zum Überlaufen, denn schon zuvor ist Bok-nams Leben alles
andere als normal oder gar schön. Seit ihrer Kindheit ist sie Opfer von
Übergriffen, wird drangsaliert und sexuell reduziert. Regisseur Chul-soo Jang lässt sich Zeit, dieses Drama zu entfalten
und stellt Bok-nam nicht einmal in den Mittelpunkt seiner Geschichte,
sondern ihre Freundin, Hae-won. Die wohnt in Seoul, macht aber nach ein paar Problemen,
unter anderem einem von ihr beobachteten gewaltsamen Übergriff auf ein
Mädchen, in den sie nicht reingezogen werden möchte, erst einmal Ferien
auf ihrer Heimatinsel, auf der ihre Freundin Bok-nam noch immer lebt.
Bok-nam wird von den wenigen Bewohnern, ihrem Ehemann und dessen
Verwandtschaft, gedemütigt wo es nur geht. Stoisch erträgt sie es, ist
sie doch ihrer kleinen Tochter gegenüber verantwortlich. Als der
Verdacht aufkommt, dass das Mädchen missbraucht wird, will Bok-nam
flüchten, wird jedoch von ihrem Mann aufgehalten und verprügelt - unter
den Augen der Verwandtschaft, die dafür auch noch Verständnis
aufbringen. Als durch einen Unfall Bok-nams Tochter ums Leben kommt,
bricht der letzte Grund, all das Unglück auf sich zu nehmen, für die
misshandelte Frau weg. Während der Kartoffelernte unter der gleißenden
Sonne erkaltet Bok-nam zusehends, bis der Punkt gekommen ist, an dem
sich alles Unrecht in brutaler Gewalt kanalisiert.
Das klingt zwar bekannt, ist aber von daher besonders, da hier kein
typischer Rachefilm vorliegt, sondern zum Großteil ein Drama, das ganz
schön aufwühlt und bewegt - und erst nach und nach preisgibt, was alles hinter dem
Ausbruch steckt. Dass die Verwandtschaft weg schaut und ihr nicht
beisteht, ist für Bok-nam nicht neu. Aber auch Hae-won ist, das zeigt
schon ihre Flucht aus Seoul, kein Stück besser. Dass sie schon als Kind
zugesehen, aber nicht eingegriffen hat, als Bok-nam zum Opfer wurde,
kommt erst viel später ans Licht. Chul-soo Jang reduziert die Geschichte somit nicht auf schlichte
Selbstjustiz, sondern stellt Fragen, die von immensem Wert sind: Wie
viel Demütigung kann ein Mensch ertragen? Wie ist es um die Zivilcourage
bestellt? Wie in Rachefilmen üblich, bringt man als Zuschauer Verständnis für die
Taten der misshandelten Person auf, hier sind sie jedoch nur Teil des
dahinterstehenden gedanklichen Komplexes. Dass dem Gewaltausbruch, der
in einer solchen Radikalität wohl nur in einem asiatischen Film
vorkommen kann, nicht der größte Teil der Laufzeit eingeräumt wird,
sondern das Finale eines jahrzehntelangen Martyriums darstellt,
bestätigt dies noch.
"Bedevilled" ist größtenteils eine schockierende Studie menschlicher Gleichgültigkeit und
Grausamkeit, die nicht weniger beinhaltet als die Aufforderung, die
Augen nicht zu verschließen und Courage zu zeigen. Gut gefilmt, passend besetzt und packend inszeniert.
7,5/10
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