http://www.imdb.com/title/tt1515091/
Der britische Meisterdetektiv Sherlock Holmes (Robert Downey Jr.) trifft auf seinen Erzfeind Dr. Moriarty (Jared Harris).
Er ist das kriminelle Genie in der Londoner Unterwelt, ein ebenbürtiger
Bösewicht und Widersacher für Sherlock Holmes. Nur selten tritt er
selbst in Erscheinung, meist zieht er im Hintergrund die Fäden. So auch,
als der österreichische Kronprinz eines Tages tot aufgefunden wird und
alles auf einen Selbstmord hindeutet. Nur Sherlock Holmes vermutet ein
Verbrechen, das allerdings nur die Spitze einer weitverzweigten
Verschwörung ist. Dieser Verdacht bestätigt sich, als auch die
Zigeunerin Sim (Noomi Rapace),
die einzige Zeugin des Mordes, nur knapp einem Anschlag entgehen kann.
Mit ihrer Hilfe reisen Sherlock Holmes und Doktor Watson durch halb
Europa, um die Pläne Moriartys, der den Lauf der Geschichte verändern
will, zu durchkreuzen.
Wie schon den Vorgänger definiert Guy Ritchie, der auch für diese
Ausgabe den Regiestuhl besetzen durfte, sein
aktuelles Machwerk über extreme Gegensätze. Gegensätze die viele
Zuschauer vielleicht abschrecken, ihnen fragwürdig, ja gar unpassend
erscheinen - die für meinen Geschmack jedoch dem klassischen Romanstoff
eine äußerst interessante Note mitgeben.
Denn die, in der frühen ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts
angesiedelte Geschichte wird bereits auf visueller Seite in einer
Machart präsentiert, die per Definition so gar nicht mit dem Begriff
'klassisch' überein geht - hochpolierte, cleane und gestochen scharfe
Digitaloptik, visuelle Spielereien wie Bullet-Time, dreidimensionale
Kamerafahrten, Animationen, Ultra Slow-Motion - und bietet auch
inhaltlich den Versuch eines Ausbruchs aus dem Korsett der Zeit.
Sherlock Holmes, der einmal mehr wirklich fantastisch von Robert Downey Jr. verkörpert
wird, ist eigentlich ein ziemlich abgefuckter, sozial völlig
inkompetenter und von der Welt abgekapselter Typ. Zudem gesegnet mit einer übermenschlichen Wahrnehmung,
Kombinationsgabe und Vorraussicht - und diese Eigenschaften führen zu
höchst interessanten Weltanschauungen, einigen überzeugend in Szene
gesetzten Zukunftsvisionen und kollidieren auf eine mehr als amüsante
und von Wortwitz getragene Art mit der recht konservativen Weltsicht des
Watson, der für Holmes genauso viel Hass wie Verbundenheit empfindet,
der ihm gerne an die Gurgel springen würde, ihm aber im entscheidenden
Moment doch den Rücken frei hält. Diese Chemie ist es, die auch Ritchie's zweiten Akt trägt. Für mich ist dies auch exakt
der richtige Fokus: weniger Kriminalgeschichte, mehr Auskostung des
Moments, mehr Witz, mehr skurriles Kopfschütteln. Alles ist ein wenig
schräg und es fällt nicht schwer Guy Ritchie diese Schrägheit als echt
und natürlich abzukaufen. Nichts wirkt gewollt, sondern die seltsamen
Figuren und aberwitzigen Dialoge sind wie aus einem Guss gemacht -
aberwitzig geschrieben und durch Downey's knochentrockenes Spiel in Gold
verwandelt. Auch auf weiblicher Seite ist "Sherlock Holmes: Spiel im Schatten" exzellent besetzt:
Noomi Rapace überzeugt als messerwerfende Gypsy-Wahrsagerin und Kelly
Reilly hätte als
Watson's Frau locker auch eine Hauptrolle stemmen können.
Kein klassischer Krimi und wahrscheinlich meilenweit vom originalen
Holmes entfernt und doch ein großer, ab und an auch noch von tiefer
Spannung durchzogener Spaß, der visuell Geschmackssache ist, mich aber
voll überzeugt hat. Und: Hans Zimmer's Score sitzt auch hier wie der sprichwörtliche Deckel auf dem Topf. Ob
spannende, ob heitere, ob sentimentale Momente, die digital-Streicher
katalysieren die Stimmung und geben dem Film immer noch eine kleine
Nuance mehr!
Die Story ist jetzt kein Geniestreich und deswegen verliert das Interesse auch einen halben Punkt gegenüber dem Vorgänger, aber der Film ist
unterhaltsames Popcorn Kino, technisch makellos umgesetzt. Sherlock Holmes verbinde ich mehr mit Mystery -
was der erste Teil ja auch hatte - nur bei diesem war wieder eine
moderne Anlehnung an Terrorismus, was man durchaus als interessant sehen
könnte, aber für mich etwas fad war. Guy Ritchie hat aber auch diesem Film seinen unverkennbaren Stil
aufsetzen können, etwas was man nicht jedem Regisseuren nachsagen
kann.
7,5/10
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