Freitag, 24. Januar 2014

Somos Lo Que Hay - Wir sind was wir sind (2010)

http://www.imdb.com/title/tt1620604/

Kannibalismus – ein schweres und aufwühlendes Thema. Wer verzehrt schon Artgenossen und Teile derselben? Wie so oft sind es die vermeintlich normalen Menschen. Die, die man im Supermarkt an der Wursttheke trifft. Als so ein normaler Mensch plötzlich tot zusammenbricht, ahnt keiner, dass er das Oberhaupt einer Kannibalenfamilie war. Der Alleinversorger ist plötzlich tot..was nun?

Jorge Michel Graus Film beginnt als langsames Familiendrama, das es einen leider nicht wirklich ermöglicht, sehr einfach in den Film einzusteigen. Vom Zuschauer wird Geduld abverlangt, die er aber unbedingt aufbringen sollte, denn erst nach ungefähr 30 Minuten bekommt der Film die Kurve und beginnt damit, das Tempo sukzessive zu steigern, ohne dabei in Hektik zu verfallen. Aus dem Drama wird nach und nach ein Thriller, wenn nicht gar ein Horrorthriller, der mit der ein oder anderen Szene aufwartet, die nicht jedermann einfach verkraften dürfte. Um aber Missverständnissen vorzubeugen: ein Splatterfilm ist "Somos Lo Que Hay" nicht. Und ein plumper Kannibalismusfilm ist er auch nicht. Vielmehr ist dieser Film eine geharnischte Kritik an Mexiko und den dortigen sozialen Zuständen, die geprägt sind von Desinteresse, Korruption, Sexualität und Egoismus. Solidarisch zeigt sich in diesem Film nur ein winziger Teil, selbstlos sind diese Menschen deshalb jedoch noch lange nicht. 


Leider nimmt sich der Streifen aber dann doch zuviel vor, denn phasenweise wirkt alles überladen mit Metaphern und kleinen Nadelspitzen gegen das mexikanische Leben, wie der Regisseur es wahrnimmt. Nichtsdestotrotz ist "Somos Lo Que Hay" ein sehr ordentlicher Film, dessen größtes Problem es sein könnte, eine Zielgruppe zu finden.

7/10

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