http://www.imdb.com/title/tt2763304/
20 Jahre nachdem er Edinburghs Stadtteil Leith hinter sich gelassen hat
und sich einem bürgerlichen Leben zuwendete, kehrt Mark Renton (Ewan
McGregor) in seine Heimatstadt zurück, wo sich manches geändert hat und
vieles gleich geblieben ist, und wo seine alten Freunde und Bekannten,
darunter Spud (Ewen Bremner), Sick Boy (Jonny Lee Miller) und Begbie
(Robert Carlyle), schon auf ihn warten. Allesamt sind sie zwar
mittlerweile weg vom Heroin, doch führen deswegen noch längst keine
Leben in geordneten Bahnen. Und nicht bei allen ist die Freude über den
Rückkehrer gleich groß: Mit Spud und Sick Boy knüpft Renton schnell
wieder an alte Zeiten an, aber alle drei versuchen tunlichst zu
verhindern, Begbie über den Weg zu laufen, der unlängst aus dem
Gefängnis ausgebrochen ist und nicht sonderlich gut auf Renton zu
sprechen ist...
Das wohl größte Problem, was "T2 Trainspotting" besitzt, ist wohl, dass man zwingend den Vorgänger gesehen haben muss, um überhaupt etwas von der geschichte zu verstehen. Das wohl größte Glück, was "T2 Trainspotting" besitzt, ist wohl, dass Regisseur Danny Boyle es geschafft hat, 20 Jahre(!) nach "Trainspotting" die originale Besetzung, bis in kleinste Bebenrollen wieder vor die Kamera zu holen und so einen extrem authentischen zweiten Teil abzuliefern. Um es an dieser Stelle aber gleich vorweg zu nehmen, "T2 Trainspotting" hat weder den
Spirit seines genialen Vorgängers, noch seinen drastischen Drang zum
Unkonventionellen. Mark Rentons Rückehr nach Edinburg folgt nicht den
selbstzerstörerischen Pfaden seines jugendlichen Pendants, stattdessen
ist es ein wehmütiger Blick auf vertane Chancen, de Zauber des
Augenblicks, ein Exkurs über die Reue und versuchte Wiedergutmachung
und der Angst darüber was noch kommen mag.
Vorallem ist es eben jenes Suchtmittel, welches eben gerade daran
interessiert ist, dass die Gesellschaft auf einen aufmerksam wird. Dass
von dieser keine Nachsicht mehr zu erwarten ist, so sehr man auch
wünscht Anschluss an ihr zu finden, ist schon seit dem ersten Teil keine
zentrale Erkenntnis mehr und so geht in "T2 Trainspotting" letztendlich mehr um die
Versöhnung im kleinen Freundeskreis und Familie, zumindest derer, die es
davon auch verdient haben. Wer einen Nachfolger erwartet hat, in dem es genauso grell und bunt
zur Sache geht, der hat sich für die Figuren in "Trainspotting" nie
interessiert. Die Prämisse, für den Moment zu leben, wird hier ad absurdum geführt. Die
Entschuldigung, falsche Entscheidungen der Vergangenheit für eine
verkorkste und unumkehrbare Zukunft heranzuziehen, wird mit diesem Teil
nochmals unterstrichen. Und so schließt sich mit dieser Fortsetzung der
Kreis um die Freunde aus Edinburgh - auch wenn es ganze zwanzig Jahre
gedauert hat.
8/10
Von SONY Pictures Home Entertainment kam der Film auch im limitierten und beidseitig geprägtem
Steelbook. Dieses war bereits vor dem Tag der Veröffentlichung
ausverkauft:
Rentons Aussagen zu Facebook, Twitter, sozialer Vernetzung geben bittere Auskunft darüber, denn spätestens wenn Mark ein passioniertes Update seines "Choose Life!"-Monologs abliefert, lässt T2 Trainspotting tief in die Seele eines Menschen blicken, der abgestumpft und vor der Wirklichkeit geflohen ist. "Choose Facebook, Twitter, Instagram and hope that someone, somewhere cares", erklärt Mark verzweifelt seinem Gegenüber, um die Welt um ihn herum als das Alien zu identifizieren. "Choose reality TV, slut shaming, revenge porn. Choose a zero-hours contract, a two-hour journey to work. And choose the same for your kids, only worse, and smother the pain with an unknown dose of an unknown drug made in somebody’s kitchen." Am Ende sind es allerdings nicht die Menschen, die Marc so anekeln, sondern er selbst. Hinter der coolen Pose versteckt sich in Wahrheit ein wütendes Geständnis und die frustrierende Erkenntnis, dass sich eben doch nichts verändert hat. So hat seine für ihn prophetische Aussage aus Teil 1, in der Männer und Frauen irgendwann geschlechterlose, zynische Arschlöcher sein werden, sich für ihn zumindest in traurige Bitterkeit bewahrheitet.