http://www.imdb.com/title/tt0477348/
Der Vietnamveteran Llewelyn Moss (Josh Brolin) stößt bei der
Antilopenjagd im Südwest-Texas des Jahres 1980 inmitten der Wüste auf
ein Blutbad. Das, was er sieht, ist scheinbar der Schauplatz eines
missglückten Drogendeals. Nicht unweit des Schlachtfelds befindet sich
ein Koffer mit zwei Millionen Dollar. Moss nimmt den Koffer an sich -
nicht ahnend, dass bereits der Profikiller Anton Chigurh (Javier Bardem)
seine Spur aufgenommen hat. Chigurh ist eiskalt, sein Weg gepflastert
von Leichen. Llewelyn steht jedoch nicht ganz allein da. Dorfsheriff Ed
Tom Bell (Tommy Lee Jones) weiß, in welcher Gefahr sich der Gejagte
befindet und will ihn retten. Doch der Gesetzeshüter hinkt Chigurh stets
einen Schritt hinterher. Er fühlt sich fremd in einer Welt, die einem
solch unaufhaltsamen Killer nichts entgegenzusetzen weiß.
Der Name ist Programm. Dies ist kein Land für alte Männer. "No Country for Old Men" definiert nämlich irgendwie das Gerne Film neu. Selten war ein Film so spannend, so verworren, so mitreißend, so faszinierend und gleichzeitig so karg. Völlig zurecht wurde der Streifen der Coen-Brüder hier mit 4 Oscars (u.a. bestes Drehbuch, bester Film und beste Regie) ausgezeichnet. "No Country for Old Men"
ist sicherlich ihr dichtester, spannendster und atmosphärischster Film.
Allein die Art der Inszenierung gebührt schon jegliches Lob. Kameramann
Roger Deakins fängt die schwülen Bilder von Texas in breiten, langsamen
Einstellungen ein und ein besonderes Markenzeichen des Films ist, dass
die Coens so gut wie vollständig auf musikalische Untermalung verzichtet
haben. Dadurch entsteht eine für einen Thriller sehr außergewöhnliche
Erzählweise, bei der auf Hektik oder ausgedehnte Action verzichtet wird.
Die Geschichte ist geradliniger erzählt und der Skurrilitäts-Faktor
liegt deutlich niedriger. Dafür ist die atmosphärische Dichte die hier
geschaffen wird, einfach nur grandios und definitiv ein Markenzeichen
dieses Films.
Das Katz- und Mausspiel, das sich zwischen Llewelyn und Anton
Chigurh, dem Killer, entfaltet, ist dermaßen fesselnd und im
weiteren Verlauf kommt es zu Szenen, in denen die Coens mit beinahe
unerträglich spannenden und langsam inszenierten, kleinen Showdowns für
absolute Höhepunkte sorgen. Wenn es zu actionreichen Momenten kommt,
dann mit voller Wucht und dann auch erbarmungs- und schonungslos blutig. Zwischen
den spannungsgeladenen und intensiven Momenten sticht auch ein Nebenplot
hervor, bei dem zwei Sheriffs dem Verbrechen stets hinterherhinken, was
durch genial geschriebene Dialoge für eine Menge Unterhaltung, vielleicht sogar fü ein kleines Schunzeln, sorgt.
Bei einem Streifen der Coens dürfen natürlich die markanten Figuren
nicht fehlen. Josh Brolin spielt den grimmigen, entschlossenen
Einzelgänger Llewelyn großartig, doch den Vogel schießt eindeutig Javier
Bardem ab. Seine Darstellung des eiskalten, unberechenbaren Killers mit
lächerlicher Frisur und ungewöhnlichem Mordwerkzeug muss man einfach
selbst gesehen haben und Bardem wurde hierfür 2008 völlig zurecht mit einem
Oscar belohnt. In weiteren Rollen glänzen vor allem Tommy Lee Jones als
gealterter Sheriff Bell kurz vor dem Ruhestand, der immer wieder über
sein Leben und Umfeld grübelt sowie Woody Harrelson als Hitman.
Wie gewöhnlich scheren sich die Coens kein bisschen um die
Erwartungshaltung des Zuschauers. Gegen Ende wird brutal mit den
Sehgewohnheiten des Genres gebrochen, jede Form von Höhepunkt ausgespart
und der Film endet mit einem fast schon poetischen, ruhigen Dialog. In "No Country for Old Men" verschmelzen die dunstigen Texas-Aufnahmen, die ruhige, aber unglaublich spannende und packende
Inszenierung sowie geniale Charaktere und Dialoge zu einem fiebrigen,
intensiven Meisterwerk, das man einfach gesehen haben muss. Selten war
die Arbeit der Coens in derartiger Höchstform zu bestaunen als bei
diesem Film.
9/10
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