http://www.imdb.com/title/tt3040964/
Der junge Mowgli (Neel Sethi) ist nach einem Zwischenfall von seiner
Familie getrennt und von nun an alleine im indischen Dschungel
unterwegs. Er findet schon bald Zuflucht bei der Wolfsmutter Rakcha
(Lupita Nyong'o), die ihn als eines ihrer Kinder aufzieht.
Allerdings hat es Shere Khan (Idris Elba) auf Mowgli abgesehen. Der Tiger
will alle menschliche Bedrohung vernichten, um die Gesetze des
Dschungels zu wahren. Also verlässt Mogli die Wölfe und beginnt ein
Abenteuer voller Gefahren, bei dem er dem fröhlichen Bären Baloo (Bill
Murray) und dem strengen Panther Bagheera (Ben Kingsley) begegnet. Auf
dem Weg durch den Dschungel bekommen es die neuen Freunde mit allerhand
Gefahren zu tun, so auch mit der hinterhältigen Schlange Kaa (Scarlett
Johansson) und dem verschlagenen Affenkönig Louie (Christopher Walken) –
doch allen voran Shere Khan, der immer noch hinter dem Menschenjungen
her ist...
Ja, das Dschungelbuch. Eine Geschichte, die beinahe jeder kennt oder kennen sollte. Eigentlcih eine Sammlung von Erzählungen von Rudyard Kipling, doch die Bekannteste und immer wieder verfilmte Geschichte handelt von Mowgli, einem Findelkind, das bei Tieren im indischen Dschungel aufwächst. Die Geschichten über Mowgli stehen dem Genre des Entwicklungsromans nahe, da sie Mowglis Erwachsenwerden und Bewusstwerdung vom verspielten Kind bis hin zum Herrn über die Tierwelt aufzeigen. Mowgli muss lernen, dass die Gesetze der Natur hart sind und ein hohes Maß von Verantwortung fordern. Im Kampf mit den Kräften der Natur, mit den Tieren und mit den Menschen reift das Kind zum selbstbewussten Jugendlichen. Trotz mancherlei kritischer Betrachtungen – man hat in der Darstellung der Charaktere und der Betonung des Gesetzes des Dschungels Kiplings positive Stellung zum Kolonialismus erblickt – ist die Bedeutung des Dschungelbuches für die spätere literarische Entwicklung sowie seine Stellung als eines der bekanntesten und erfolgreichsten Jugendbücher der Welt kaum zu überschätzen.
Und so kam der Stoff natürlich als Disney-Zeichtrickfilm schon 1967 nicht zum ersten Mal auf die Leinwände der Welt. Bis heute wurde die Geschichte um Mowgli bereits 6 Mal weltweit verfilmt, sogar zwei Trickfilmserien existieren rund um die Figuren aus Kiplings Werk. Und nun also die Neuverfilmung des altbekannten Stoffes, erneut aus dem Hause Disney, und wer jetzt schon meint hier nichts Neues mehr entdecken zu können, der irrt. Und zwar gewaltig. Zunächst muss man natürlich feststellen, dass sich an der Geschichte nur Details geändert haben. Selbst die Lieder ("Probiers mal mit Gemütlichkeit" und "Ich wär' so gern wie du") haben es in den Film geschafft, nehmen aber glücklicherweise nicht überhand und fügen sich mit Wohlwollen und kindlicher Erinnerung an das Trickfilmabenteur "Das Dschungelbuch" sogar irgendwie niedlich in die ansonsten recht ernste Geschichte ein. Ja, "The Jungle Book" ist wesentlich ernster und unterstreicht dies mit Dialogen, die nicht ausschließlich mehr auf kleine Kinder, wie einst der Trickfilm, abzielen. Dabei ist der Grundaufbau aber nahezu identisch zum Trickfilm und hält sich beinahe strikt an Kiplings Vorlage.
Fernab von Dialog und bekannter Story - und der eigentliche Grund, der für diese Neuverfilmung das Stoffes spricht - sind die grandiosen Animationen. Man kann es nicht anders sagen, aber die Tiere des Dschungelbuchs sahen noch nie so gut aus. Jedes Haar, jeder Tropfen Wasser, jede Bewegung... alles ist so authentisch, man könnte meinen es mit echten Tieren zu tun zu haben - würden sie nicht sprechen und mit Mowgli interagieren. Besonders gut zu sehen sind dabei die zugewiesenen Charakteristika, die sich bereits in den Gesichtern der Tiere wiederspiegeln. Würde, Gelassenheit bei Bagheera, den man sofort als Mentor ins Herz schließt. Führerschaft, Vertrauen und Freundschaft bei Wolf Akela und Raksha, während Baloo sogleich die ihm zugeschriebene "Hebt mich nicht an"-Gemütlichkeit an den Tag legt. Shere Khan strahlt eine Bösartigkeit aus, die Angst machen könnte - und doch bewegt er sich wie eben ein Tiger. Gelassen, ruhig, bedächtig, jedoch immer bereit zum Angriff. Den Animatoren sei Dank, denn was hier geboten wird gab es so noch nie zu sehen. Nicht in dieser Vielfalt, nicht mit dieser durchgängig gebotenen Liebe zum Detail.
Ja, man könnte hier von einem weiteren Meisterwerk aus dem Hause Disney sprechen, wäre da nicht die Musik und Songs, die zwar, wie bereits angesprochen, eine gewisses Gefühl der Vertrautheit vermitteln, dann aber doch zu kindisch sind und den Zuschauer etwas aus der Gesamtheit des Werkes herausfallen lassen, weil sie einfach nicht so Hunderprozentig passen wollen. Nun mag gerade dieser Song-Aspekt den Jüngeren gefallen; Erwachsene können sicher großzügig darüber hinweg sehen. Ein weiterer Punkt, der auf der Soll-Seite steht ist die Moral, die in diesem Fall nicht vollends auf den Punkt gebracht wird. Natürlich stehen Zusammenhalt, Freundschaft und nicht Feindschaft zwischen verschiedenen Spezies im Vordergrund. Was aber mit Mowgli passiert, bleibt in Jon Favreaus Version offen. Bleibt Mowgli im Dschungel? Kehrt er doch zurück zur Menschensiedlung (wie im Buch)? Das fühlt sich gegen Ende zwar immer noch wie ein Happy End an, wirkt aber auch ganz leicht unrund. Da dies aber die größten Kritikpunkte sind, die noch dazu persönlichen Vorlieben entsprechen, ist die Neuverfilmung ein uneingeschränkt empfehlenswerter Film. Vielleicht nicht für die ganz Kleinen - für die ist der 1967er Trickfilm die bessere Wahl, da einige Szenen doch sehr gruselig wirken könnten, aber für die Schulkinder und die junggeblieben Erwachsene findet sich hier einer der Filme des Jahres. Einfach toll.
8/10
Von
WALT DISNEY Studios Home Entertainment gab es den Film exklusiv bei zavvi im limitierten
Steelbook. Die Erstauflage beinhaltet den Film in 4K im Halbschuber.
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