http://www.imdb.com/title/tt1568911/
Farmersjunge Albert (Jeremy Irvine) hat in seinem jungen Pferd Joey
einen wahren Freund gefunden. Als jedoch der Erste Weltkrieg ausbricht,
werden die beiden voneinander getrennt. Joey wird an die Armee verkauft
und soll an der Front die grausamen Auswüchse des Krieges miterleben.
Schnell wird das Fohlen zum Liebling der Soldaten, die jede noch so
kleine Ablenkung von den blutigen Kämpfen nur allzu gut vertragen
können. Doch Joey sehnt sich nur nach einem - zurück zu seinem Hof in
England und seinem geliebten Albert. Welch Glück, dass auch Albert sein
Pferd um jeden Preis wiederhaben will: Obwohl er für den Dienst an der
Waffe zu jung ist, macht er sich auf nach Frankreich, um seinen Freund
zu retten.
Fesselnde Bilder, gute Schauspieler und stimmungsvolle Musik lassen
den Zuschauer in eine wunderschöne, berührende Geschichte eintauchen. Wie nicht anders zu erwarten, ist "Gefährten" ein handwerklich
einwandfreier Film von Meisterregisseur Steven Spielberg, der ganz genau weiß, wie er eine Geschichte zu erzählen hat. Dennoch wird "Gefährten" in der
Vita des großen Regisseurs sicherlich keinen herausragenden Platz
einnehmen, weil das Werk doch recht überraschungsarm und konservativ
inszeniert wurde, was aber sicherlich auch der literarischen Vorlage
geschuldet sein dürfte. Und wer für Pferde
wenig übrig hat wird für diesen Film vermutlich ebenso nicht viel übrig haben,
wobei es hier ja auch weniger um das Tier selbst, sondern um die Bindung
zwischen dem Menschen und selbigem geht.
Positiv hervorzuheben ist, dass sich "Gefährten" viel Zeit nimmt, um der Geschichte eine
gewisse Tiefe zu verleihen und die Charaktere sorgsam einzuführen. Hier
arbeitet Spielberg sicherlich in der Tradition alter Meister der dreißiger und vierziger Jahre und lies sich offensichtlich
auch hinsichtlich der Farbdramaturgie inspirieren.
Gerade die Farbgebung am Ende erinnert doch sehr an Victor Flemings "Vom Winde
verweht". Abgesehen davon ist die Geschichte recht episodenhaft erzählt und obwohl der Film mit
einer Länge von annähernd 150 Minuten recht lang ist, bleiben für die
wechselnden Besitzer des Pferdes oftmals nur Minuten, um prägende
Charaktereingeschaften und Lebensgewohnheiten herauszuformen. Die
Komprimierung von Charakteren ist gemeinhin schwierig und es ist festzustellen, dass dies Spielberg nicht immer gut gelingt. So bleibt
manches oberflächlich und zuweilen klischeebeladen wie etwa der
herrische Großgrundbesitzer oder die fahnenflüchtigen deutschen
Soldaten, über die man nur wenig erfährt. Auch die Kriegsszenen selbst
gelingen Spielberg nicht so gut wie etwa in "Der Soldat James Ryan".
Aber auf eine berührende Art und Weise zeigt der Film, wie wichtig
Beziehungen bzw. das soziale Umfeld ist - dennoch erreicht "Gefährten" nie die bedrückende Atmosphäre von Filmen wie
"Wege zum Ruhm" oder "Im Westen nichts Neues", die den Grabenkrieg auf
eindringliche Art und Weise schilderten. Vermutlich war es auch gar
nicht Spielbergs Intention, die Aufmerksamkeit zu sehr auf das Kampfzenario zu lenken, um das Zielpublikum nicht zu sehr mit den
Gräueln des Krieges zu verschrecken. Folglich setzt sich "Gefährten"
natürlich der Gefahr aus, weder als Kriegsfilm noch als Drama richtig
überzeugen zu können. Spielberg gelingt somit die schmale Gratwanderung zwischen kitschiger
Jugendbuchverfilmung und Kriegsfilm nicht ganz. Vieles bleibt gefällig
und weniges nachhaltig in Erinnerung - von Realismus in manchen Szenarien mal ganz zu schweigen. Denn so rührselig ich die Abfolge nach der Flucht Joeys und dessen Verwicklung im Stacheldraht finde, genauso blödsinnig und geradezu albern finde ich die Begegnung der beiden feindlichen Soldaten im Morgennebel, die die Waffen fallen lassen um dem Pferd zu helfen und dann noch mit einer Münze zu knobeln, wer denn nun das Tier mitnehmen darf.
Spielberg versucht nicht nur damit seine ganz
einige und bekannte Art Emotionalität zu wecken, aber irgendwie ist ihm
dies schon einmal besser gelungen als in "Gefährten", der den Zuschauer
spätestens ab dann - obgleich des starken Beginns - erstaunlich kalt lässt.
7/10
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