http://www.imdb.com/title/tt0144117/
Die Schergen der Russen-Mafia hätten es sich besser überlegen sollen, ob
es eine gute Idee ist, am St. Patricks Day einen Pub im irisch
dominierten South Boston zu schließen. Bei ihrem Versuch treffen sie auf
den erbitterten Widerstand der Stammgäste Connor (Sean Patrick Flanery)
und Murphy MacManus (Norman Reedus). Die Russen ziehen lädiert von
dannen, wollen sich aber am nächsten Tag die beiden Iren vorknöpfen. Das
bezahlen sie mit dem Leben. Da Connor und Murphy angesichts ihres
Widerstandes gegen das organisierte Verbrechen große Sympathien entgegen
schlagen, beschließen sie, den Pfad der Bestrafung weiter zu gehen. Die
beiden beginnen einen handfesten Kampf gegen die russische und
italienische Mafia. Dabei müssen sie mehr als einmal um ihr Leben
fürchten. Außerdem ist der exzentrisch auftretende Polizist Paul Smecker
(Willem Dafoe) hinter den beiden her, da er mit der Aufklärung der
Mordserie befasst ist.
"Der blutige Pfad Gottes" ist ein klarer Fall von 'style-over-substance'.
Das heißt im Klartext, Regisseur Troy Duffy prügelt seinem Film die Coolness
uninspiriert ein. Aber er schuf mit "The Boondock Saints" einen Kultfilm. Und dabei ist - rein objektiv betrachtet - "Der blutige Pfad Gottes" eigentlich keine
Erwähnung wert. Pure und exzessive Gewaltverherrlichung, gepasst mit Selbstjustizthematik und unausgereifter Erzählstruktur, mangelhafte
Charakterzeichnung, ja, nicht einmal ein durchgehend prägender Soundtrack.
Aber dieser Film wurde sicher auch nicht gemacht, um objektiv oder eben als
Ganzes betrachtet zu werden.
Szene an Szene reihen sich hier eigene
Kleinstgeschichten, die geradezu nach subjektiven Konsumenten schreien
und letztlich nur lose unter dem Deckel "The Boondock Saints" zusammengefügt
wurden. Das ergibt auf den ersten und zweiten Blick einen ganz
normalen, fast schlampig abgedrehten und für viele wohl nicht sonderlich
ansprechenden Film. Beim dritten und vierten Blick wird dann aber schön
langsam klar, dass jede dieser Kleinstgeschichten in sich selbst
wirklich fantastisch inszeniert wurde und einen ganz eigenen Reiz
entwickelt. Von fast krankhaft abgedreht bis blutrünstig, von
überbordend klamaukig bis hinterrücks tiefgründig ist alles dabei. Und
darin liegt vermutlich auch die Faszination, die dieser Film auf viele
ausübt. Die unheimliche Motivvielfalt, die es auf fast groteske Weise
schafft, gleichzeitig zum lauten Lachen und Nachdenken anzuregen, eröffnet
bei jeder weiteren Sichtung wieder völlig neue Blickwinkel auf das
Geschehen. und natürlich ist er in seiner Moral und Ethik gleichwohl fragwürdig.
Grossartig spielen können Sean Patrick Flanery und Norman Reedus auf Grund der genannten schwachen
Charakterzeichnung leider eher nicht. Macht aber auch nix, denn so wird Willem
Dafoes Rolle als homosexueller, Opern-liebender FBI-Agent noch mehr
aufgewertet. Hervorzuheben ist auch David
Della Rocco, der seine Rolle als Rocco ebenso hervorragend gibt.
"Der blutige Pfad Gottes" ist inmitten dieser sprühenden Charaktere sicher nicht als
abgeschlossener Film angelegt. Vielmehr hat man immer das Gefühl, eine
unvollendete Studie vor sich zu haben. Nichts wirkt wirklich fertig und
zu Ende gedacht. Die Sprünge zwischen den einzelnen Szenen sind zum Teil
sehr grobschlächtig inszeniert – nicht zuletzt durch die gewählte Kamera- und
Schnitttechnik.
Gleichzeitig greift aber alles fast schlafwandlerisch
ineinander. Der Zuschauer betritt in den ersten Minuten ein filmisches
Reisebüro und kann selbst völlig frei entscheiden, in welche Richtung
die Reise gehen soll. Und wenn einem der Trip nicht gefällt, kann man
während des Films auch problemlos umbuchen und neu einchecken. Und wenn man
darüber hinaus noch bereit ist, sich etwas in der angebotenen Vielfalt treiben zu lassen,
wird man früher oder später den richtigen Kurs zum Filmvergnügen
einschlagen. Man sollte seinen kleinen Kurzurlaub nur nicht mit allzu
festgefahrenen Erwartungen und Vorstellungen beginnen, dann ist
Filmgenuss garantiert. Wer allerdings eher auf den großen, glatt
geleckten Kinoblockbuster nach Schema 'F' steht, sollte sich vor
Reiseantritt ernsthaft Gedanken machen, ob er nicht lieber beim
gewohnten Cluburlaub bleibt. Der blutige Pfad ins Paradies für Freunde
des etwas spezielleren Films könnte dann doch die falsche Reiseplanung
sein.
8/10
Von CAPELIGHT PICTURES erschien der Film 2009 im Mediabook. Mittlerweile längst ausverkauft und aufgrund des exklusiven Bonusmaterials (die Dokumentation "Overnight") kaum mit Gold aufzuwiegen.
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