http://www.imdb.com/title/tt1053424/
Die Repo Men gehen einer unappetitlichen Aufgabe nach: Es ist an ihnen,
künstliche Organe wieder aus den Körpern ihrer Träger herauszuschneiden,
sofern letztere ihre Schulden nicht beglichen haben. Die Kumpels Remy
(Jude Law) und Jake (Forest Whitaker) zählen zu den Stars ihres
Berufsstandes. Für ihren kühl kalkulierenden Boss Frank (Liev Schreiber)
operieren sie selbst Kindern noch vor Ort die metallenen Nieren aus dem
Körper. Wenigsten müssen sie von Gesetz wegen ihre Kunden vorher
fragen, ob diese möchten, dass ein Krankenwagen für die erste Hilfe nach
dem Eingriff bereitsteht. Ein schwacher Trost! Als Remy von seiner Frau
Carol (Carice Van Houten) wegen seines Jobs verlassen wird, bekommt der
Berufszyniker plötzlich Gewissensbisse. Er will aussteigen. Aber ein
Unfall macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Remy benötigt ein
künstliches Herz, für das er die Raten nur aufbringen kann, wenn er
weiterhin als Repo Man arbeitet. Doch Remy will sich nicht mehr
verbiegen. Gemeinsam mit der exotischen Sängerin Beth (Alice Braga)
taucht er unter und wird nun selbst zum Gejagten...
"Repo Men" klingt vom Klappentext her wie ein simpler und reichlich banaler Actionfilm, ist aber in Wirklickeit ein grandios besetzter SciFi-Thriller, der sich noch dazu deutlich von anderen
Genrebeiträgen abhebt. Grund dafür ist die außergewöhnliche Idee bzw. die Story des Films,
welche eine ausgezeichnete, melancholisch-düstere, dystopische Satire
auf das amerikanische Gesundheitssystem ist, einen fantastischen
dritten Akt mit Cronenberg'schen Highlights besitzt, einen bitter-süßen
Twist bereit hält und sich noch dazu über weite Strecken nach Philip K.
Dick anfühlt. Die suggerierte Erwartungshaltung ist aber auch der vermutete Grund, warum Miguel Sapochniks "Repo Men" oft unterschätzt und missverstanden wird.
Daberi ist die Darstellerwahl mit Jude Law, Forest Whitaker und Liev Schreiber
eine äußerst glückliche, wohingegen die weiteren Figuren ein wenig
gegenüber der Leinwandpräsenz dieser Drei abfallen und dementsprechend
blass bleiben. Doch auch Law, Whitaker und Schreiber vermögen es nicht,
der genialen Grundidee des Films so etwas wie Substanz
beizumischen, sind ihre Charaktere dafür doch zu stereotyp, als dass
ihre darstellerischen Fähigkeiten sich voll entfalten könnten.
Dazu gesellen sich ein fabelhafter Soundtrack mit einer genialen
Songauswahl, das ein oder andere Tribut an "Robocop" in Form des
künstlichen Herzens, tolle Dialoge und wie es sich für eine Satire
gehört, ab und zu ein deutlich überspitztes Ausspielen so mancher Szene,
eine teils sehr graphische Gewaltdarstellung, schräger Humor und ein so
böser Unterton, dass man unwillkürlich lachen muss.
Ein, zwei Szenen tragen kaum bis nichts zur Gesamtstory bei, sind für
sich alleine betrachtet zwar gut, hätten aber durchaus der Schere zum
Opfer fallen können, um ein kompakteres Pacing zu schaffen, denn mit knapp 2 Stunden Laufzeit ist der Film ein wenig zu lang geraten. Aber so gelingt es dem Film allerdings Raum für seine Figuren zu
schaffen, es kann durchgeatmet werden und in den ruhigeren Momenten
erzeugt "Repo Men" seine überraschend eigenständige Atmosphäre. Und gerade dabei gilt es nochmals die musikalischen Aspekte hervorzuheben, die in einer ganz besonderen Szene U.N.K.L.E. mit "Burn My Shadow" ausspielt - und dabei so perfekt auf das Zusammenspiel von Bild und Ton achtet, dass man mit offenem Mund dasitzt und die atmosphärisch-schöne Brutalität quasi in sich aufsaugt. Ja, "Repo Men" ist (noch dazu für ein Erstlingswerk) ein richtig brachialer, blutiger, Fragen stellender, satirischer, interessanter, spannender und somit genialer Film.
Deutlich unterbewertet und trotzdem perfekt.
8,5/10
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