http://www.imdb.com/title/tt0213149/
Rafe (Ben Affleck) und Danny (Josh Hartnett)
sind schon seit ihrer Kindheit miteinander befreundet und ebenso lange
träumen sie davon, als Piloten für die Vereinigten Staaten zu fliegen.
Bei der Eignungsuntersuchung für die Army trifft Rafe auf die
Krankenschwester Evelyn (Kate Beckinsale),
die ihn trotz seiner Legasthenie durchwinkt. Ihre aufblühende Romanze
wird jäh durch Rafes Einsatz in England unterbrochen, wo er im Kampf
gegen die Deutschen die Royal Air Force unterstützen soll. Dannys
Kompanie
wird unterdessen auf den Militärstützpunkt nach Pearl Harbor
versetzt, wohin auch Evelyn geschickt wird. Kurz danach erreicht sie
die Nachricht, dass Rafe mit seinem Bomber abgeschossen wurde. Danny,
der sich für sie verantwortlich fühlt, tröstet sie und schon bald nähern
sich die beiden an. In der Nacht des 6. Dezembers 1941 kehrt Rafe
plötzlich zurück. Doch viel Zeit für Streit bleibt nicht, denn in den
Morgenstunden des 7. Dezember greifen die Japaner den Stützpunkt an und
töten innerhalb einer halben Stunde tausende Soldaten...
Das hätte so ein toller Film werden können. Aber nein, Regisseur Michael Bay musste ja unbedingt die Geschichte so brutal verändern, dass es möglichst amerikanisch aussieht und der Gegenschlag auch wohlverdient erscheint. Und dann hat er die ganze Story auch noch mit einer großen portion Liebesschnulze gewürzt, die wohl aus der Feder der schlechtesten Hollywood-Autoren hätte kommen können. Dennoch - wenn man von diesem großen Übel absieht - bleibt zumindest die eine oder andere coole Luftkampfsequenz. Und der Angriff auf Pearl Harbor selbst ist ebenfalls sehr klasse gemacht - das muss man dem Film tatsächlich lassen. Aber die machen eben keinen Knalelr daraus.
Auch sind die Figuren sehr eindimensional dargestellt: hier die Guten, da die Bösen. Ohne Facetten, ohne Hirn, ohne alles. Das nervt. Man weiß von vornherein, was mit den Figuren passieren wird - und ahnt man es einmal nicht voraus ist die Figur so egal, dass es gar nicht weh tut wenn sie verschwindet. "Pearl Harbor" ist eben vorangig die Visualisierung eines amerikanischen Traumas und
dient damit auch dessen Festigung und Erinnerung. Die Inszenierung von
Bay und das damit zusammenhängende Geschichtsbild lassen nur einen
Vergeltungsschlag zu, der mit möglichst viel triefendem Pathos unterlegt
werden soll. Dem Zuschauer wir so ständig vor Augen geführt, dass
dieser Krieg ein gerechter Krieg war. Im dem kollektiven Gedächtnis der
US-Amerikaner war/ ist er das auch und dieses Geschichtsbild zu
hinterfragen, liegt in einer Grossproduktion wie dieser, die notabene
auch noch vom Militär gesponsert wurde, gar nicht drin. Es gilt
vielmehr, es noch stärker zu festigen, indem man eine Liebesgeschichte
hinzudichtet und deren Verlauf mit dem Kriegsgeschehen verknüpft. Das
ist selbstredend bescheuert und hier auch noch schlecht umgesetzt, doch
die Wirkung dessen darf nicht unterschätzt werden. Denn so dumm dieser
Film ist und so falsch wie er über die Ereignisse berichtet, seine
enthaltenen Ideologien und Mentalitäten entsprechen realen Vorbildern.
Der Militarismus, die pathetische Überhöhung von Soldaten, das Huldigen
der amerikanischen Flagge, die Glorifizierung dieses Landes, sind Teil
einer Zivilreligion, die in den USA nicht unbedeutend ist und hier etwas
fremd erscheinen mag. Pearl Harbor ist ihr Anwalt und befriedigt die
Bedürfnisse ihrer Anhänger.
Dass ein kritischer Umgang mit diesen Themen möglich ist, haben etliche
Kriegsfilme gezeigt. Von Michael Bay konnte das nicht erwartet werden und in
diesem Sinne hat er die Erwartungen auch nicht enttäuscht. Sein Film ist
aber nicht nur was die Erinnerung von Geschichte, seinen Umgang mit
diesem Ereignis und den Pathos betrifft fragwürdig. Er ist auch
langweilig und uninspiriert. Gute Schauspieler sucht man vergebens und
die elend kitschige musikalische Untermalung dient höchstens der
künstlichen Überhöhung dessen, was eh schon im Pathos ersoffen ist. "
Pearl Harbor" ist kein wirklich schlechter Film, aber ihn als Retrospektive zu geschichtlichen Geschehnissen zu verkaufen ist schon mehr als böse. Der DIrector's Cut des Film bietet die aus der Kinofassung entfernte Gewalt, zerschossene Soldaten, zerfetzte Körper, Blut und Gedärm. Macht den Film aber weder besser noch schlechter sondern versetzt ihn in den "hätte schon immer so sein soll"-Zustand. Den Bericht dazu gibt es hier. Somit bleibt zusammenfassend zu sagen, dass "Pearl Harbor" eigentlich ein schlechter Film ist, einzig und
allein die Effekte und wenige Bilder, die wirklich spektakulär und
eindrücklich sind, bleiben, um ihm nicht völlig zu verreißen. Sehr wohlwollend
6/10
Den Directors Cut des Film gibt es mal wieder nicht auf Blu-ray sondern nur auf DVD. Dafür aber in einer schicken Verpackung: ein DigiPak mit dem Film (im knapp 1-minütig längeren Director's Cut + 2 Bonus-DVDs mit Material zum Film. Ob man das braucht oder nicht mag jeder selbst entscheiden...
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