Samstag, 4. Juli 2015

Die Another Day - James Bond 007: Stirb an einem anderen Tag (2002)

http://www.imdb.com/title/tt0246460/

14 Monate wird James Bond in Nordkorea gefoltert, bis er endlich im Austausch gegen den koreanischen Killer Zao (Rick Yune) frei kommt. Doch dann das: Der britische Geheimdienst hat keine Verwendung mehr für den legendären Doppelnull-Agenten! Das lässt sich Bond natürlich nicht bieten und versucht auf eigene Faust, den Verräter ausfindig zu machen, wegen dem er in nordkoreanische Gefangenschaft geriet. Erste Hinweise führen ihn mit dem exzentrischen Diamanten-Milliardär Gustav Graves (Toby Stephens) zusammen. Bei Nachforschungen in Kuba hat Bond bereits Bekanntschaft mit der undurchsichtigen NSA-Agentin Jinxs (Halle Berry) gemacht. Sie reist ebenfalls zur Präsentation von Graves neuer Satellitensonne, die der Hungersnot in der Dritten Welt ein Ende setzen soll. Nachdem Bonds Ermitlungen erste Ergebnisse zeigen, nimmt ihn das MI 6 wieder in Ehren auf und schicken die als Graves Assistentin getarnte Agentin Miranda Frost (Rosamund Pike) zur Unterstützung. Gemeinsam kommen 007 und die ihn begleitenden Damen Graves' Geheimnis auf die Spur...

"Die Another Day" ist das mit Abstand schlechteste Bond-Abenteuer und quasi die Demontage einer Ikone, die gerade erst wieder zurück in die Spur gefunden hat. Wenngleich die letzten James-Bond-Abenteuer nicht ganz an die Sternstunden der Serie heranreichen wollten, hat man mit Pierce Brosnan doch einen Schauspieler gefunden, der durch seine natürliche Borniertheit und der kernigen Ästhetik dazu privilegiert schien, dem verwegenen Doppelnull-Agenten ein Gesicht zu verleihen und er spielt die titelgebende Figur auch sehr routiniert. Die von ihm vorgetragenen One-Liner sind so abgeschmackt wie nie, nur der Fairness halber sei gesagt, dass auch Roger Moore mit seinen entsetzlichen Kalauern keine Hemmungen hatte, Bond der Lächerlichkeit preis zu geben.


Es ist aber indes schon beeindruckend, wie extrem man sich doch zurückentwickeln kann: von Brosnans charmehafter Coolness in "Die Welt ist nichts genug" ist nur zwei Jahre später nichts mehr zu spüren: Bond wirkt in "Stirb an einem anderen Tag" wie ein alter, lüsterner Stelzbock. Keine guten Voraussetzungen, wenn der titelgebende Star der Reihe nichts mehr zu reißen scheint. Zudem enttäuscht Halle Berry als Bondgirl. Sie fällt durch die viele unangenehme Eigenschaften auf und scheint auch nicht der hellste Charakter zu sein, indem sie so lächerlich-fragwürdige Sätze von sich gibt wie: "James, sind Sie wegen der Pinguine hier, oder wegen der schönen Aussicht?". Pinguine. Auf Island. Klar. Vom eigentlichen Oberschurken Gustav Graves bleibt auch nicht viel in Erinnerung, seine Rolle steht bis auf seine permanente Schlaflosigkeit und damit einhergehender Aggression einfach zu sehr im Hintergrund und bleibt daher eher blass. Rosamunde Pike macht da schon eine bessere Figur, Michael Madsen dagegen wird fast völlig verschenkt. Und dann gibt es da noch Madonna. Zwar hat sie nur einen etwa zweiminütigen Auftritt, schafft es jedoch, einen bleibenden, wenngleich müden Eindruck zu hinterlassen.


Nichtsdestotrotz hat man es in "Stirb an einem anderen Tag" tatsächlich vollbracht, jedes noch so große Bond-Feeling plattzuwalzen und aus den Überresten einen regelrechtes Stückwerk zu fabrizieren. Nicht nur, dass die hiesige Handlung komplett für die Katze ist, der Film scheint sich dieser Qualität der rigorosen Sinnlosigkeit nicht einmal im Klaren zu sein.

Die Story ist nämlich nicht nur arg umständlich erzählt, sondern strotzt nur so vor Logikfehlern, sowie phantasievolle und übertrieben unrealistische Elemente, wie dem Eispalast (auch wenn es an sich ja ein schickes, unverbrauchtes Setting ist), Icarus, dem unsichtbaren Bond-Auto (auch wenn der Vanquish ansonsten ein absoluter Hingucker ist) oder anderen abgedrehten Gadgets. Dadurch wirkt der Film das ein oder andere mal schon ein wenig lächerlich und erinnert dadurch auch an ältere Bond-Filme, wie den übertriebenen Moore-Filmen. Sie sind so abgehoben und übertrieben wie nie, dass es eben schon keinen Spaß mehr macht. Da kann ein James Bond dann auch ein unsichtbares Auto vorgestellt bekommen und über das ewige Eis Islands surfen - diese zahnlose Denkmalschändung ist so daneben, dass sie sich auch einfach mit Laserschwertern aufeinander hätten losgehen können. Und das ausgerechnet zum 20. Jubiläum der Reihe. Vom sichtbar massiven CGI-Einsatz möchte ich erst gar nicht anfangen, die "Krönung" der ganzen Sache ist aber zweifellos Bonds Kite-Surfing-Ritt.

Und trotz aller berechtigten Kritik kann man sich auch vom zwanzigsten Bondabenteuer angemessen berieseln lassen. Keiner könnte behaupten, dass das alles nicht unterhaltsam wäre. Unterhaltsam, wenn auch ziemlich vergessenswert. Denn für einen Agententhriller der Marke Bond ist er definitiv zu schwach. Und meiner bescheidenen Meinung nach auch der Schwächste der ganzen Reihe.

6/10

Zum Jubiläum 2012 gab es eine tolle Box, die alle Filme (nur "Sag niemals Nie" fehlt, da dieser Film nicht offiziell zur Reihe gehört) rund um den Geheimagenten 007 enthält - es war sogar Platz für den zu dem Zeitpunkt im Kino laufenden "Skyfall".


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