Samstag, 15. Juni 2019

[KINO] Godzilla: King Of The Monsters - Godzilla II: King Of The Monsters (2019)

https://www.imdb.com/title/tt3741700/

Fünf Jahre nach dem ersten Auftauchen von Godzilla und den „Muto“ getauften Titanen lebt die Welt in ständiger Angst vor weiteren Urzeit-Monstern. Die Wissenschaftsorganisation Monarch, die sich bislang autark um sämtliche Vorkommnisse rund um die Titanen kümmerte, wird von der Regierung vor die Wahl gestellt: Entweder sie begibt sich unter staatliche Aufsicht, oder Godzilla und alle weiteren bekannten Titanen werden getötet, um weitere Katastrophen zu vermeiden. Dr. Emma Russell (Vera Farmiga) hat derweil ein Bio-Sonar-System namens Orca entwickelt, mit dessen Hilfe sie mit den Urzeit-Riesen kommunizieren und ihnen sogar Anweisungen geben kann. Dafür benötigt sie jedoch die jeweils passende Frequenz der Titanen. Das Gerät fällt schließlich in die Hände des Öko-Terroristen Alan Jonah (Charles Dance), der Emma und ihre Tochter Madison (Millie Bobby Brown) entführt und sämtliche auf der Erde schlummernden Titanen aufwecken will. Als schließlich Godzillas Erzfeind, der dreiköpfige Drache King Ghidorah aus seinem Schlaf erwacht, bricht die Hölle los…

2014 kreierte Regisseur Gareth Edwards ein neues Monsterversum mit seinem Film "Godzilla" und lieferte damit einen ansprechenden Appetizer auf kommende Filme. 2017 kam dann auch "Kong: Skull Island" in die Kinos und nun darf wieder die riesige Echse ran. Am Ende von "Godzilla" lag San Francisco in Schutt und Asche, Godzillas Kampf mit dem Muto-Männchen hatte seine Spuren hinterlassen und die Menschheit ist sich mittlerweile der Existenz von Riesenmonstern bewusst. Blöd nur, dass die beiden Monster nicht die einzigen auf der Erde waren. So entspinnt sich in "Godzilla: King Of The Monsters" eine ökoterroristische Geschichte, die nicht nur für die Befreiung weiterer Monster, sondern auch für resigniertes Kopfschütteln beim Zuschauer sorgt. Zahlreiche Haupt-, Neben- und Opferfiguren auf allen Seiten und ein parallel stattfindendes Familiendrama komplettieren einen unnötigen Story- und Figuren-Ballast. Ein Ballast, der nicht nur ordentlich Zeit und Raum einnimmt, sondern auch für reichlich Logiklöcher sorgt.


Doch irgendetwas fasziniert an diesem komischen Monsterverse und Godzilla wäre eben nicht der König der Monster, wenn er den überschüssigen Story- und Figurenwulst nicht einfach mit einem brüllendem Schulterzucken beiseiteschieben könnte. Genau das gelingt ihm unter der leidenschaftlichen Regie des Newcomers und des bekennenden Kaiju-Fans Michael Dougherty. Beeindruckender hat man die brachialen Kämpfe zwischen den ikonischen Titanen noch nie gesehen. Wenn die riesigen Urgewalten aufeinander treffen, bleibt kein Kaiju-Fanherz ruhig und kein Mund geschlossen. Mit einem einzigartigen Zusammenspiel aus Farbgebung und Lichtstimmung erzeugt man unvergessliche Bilder. Aber nicht nur die Bilder und spektakulären Monster-Fights lassen das Kaiju-Fanherz höher schlagen. Neben den überflüssigen Story-Parts schafft man es auch, die Essenz der originalen "Godzilla"-Filme einzufangen. Elemente aus den verschiedensten Streifen finden hier ihre Verwendung und verdiente Huldigung. So japanisch war noch kein Hollywood-Streifen zuvor.


Wie so oft beim einem zweiten Teil macht es hier das Ausmaß. Alles ist etwas größer, alles ein bisschen teurer. Dabei ist das Monsterdesign und die -action über jeden Zweifel erhaben. Wunderschön getrickst, übersichtlich inszeniert und einfallsreich choreografiert. Die düstere Verknüpfung japanischer Mythologie mit biblischen Strafen und Ökobotschaft, fühlt sich einigermaßen organisch und frisch an. Der Cast aus unterforderten Kinogrößen, sympathischen Newcomern und aufstrebenden Fernsehstars täuscht weitgehend über die doch recht uninteressanten Charaktere hinweg. Und wie es das Handbuch für Katastrophenfilme vorsieht, werden Genreproduktionen gerne mit einer gehörigen Portion Familiendrama am liebsten dysfunktional verknüpft. Auch hier bringt die nahende Katastrophe eine Scheidungsfamilie wieder zusammen, wobei die menschlichen Figuren kaum glänzen können, weil sie nur vergleichsweise vergessenswerte Szenen spendiert bekommen. Wie immer absolut unnötig.


Aber damit vereint "Godzilla: King Of The Monsters“ gewissermaßen alle Stärken und Schwächen des jungen Franchises: edle Schauwerte, ein mitunter konfuses Storytelling (hier, sobald sich die Geschichte auf mehrere Schauplätze verlagert), unpassende Humor Einlagen und ausgetrampelte Handlungspfade. Doughertys legt inhaltlich einen Schwerpunkt auf die alles umspannende Regierungsorganisation "Monarch", erweitert das Universum um neue Fraktionen und - das ist wohl das Wichtigste - jeder Menge neuer, alter Monster. Trotz des mythologischen Unterbaus und der angesprochenen christlichen Symbolik (Kaijus als sintflutartige Strafe für menschliche Überheblichkeit, die Auferstehung Godzillas etc.) suhlt sich Dougherty vor allem in den trashigen B-Movie-Wurzeln der Reihe. Und damit werden gleich ein halbes Dutzend bizarrer Kreaturen von der Kette gelassen und aufeinandergehetzt.

Das schaut trotz Dauerregen gut und übersichtlich aus, hat eine gewisse Bedeutsamkeit und man verliert nie den Blick für die gigantischen Ausmaße der Schlachten. Untermalt wird das Spektakel von Bear McCrearys donnernden Retro-Soundtrack, der lustvoll den Original-Score zitiert. Hier hat der Film, wie es sich gehört, seine größten Stärken. "Show, not tell." - dieses uralte Kinoprinzip haben aber offenbar nur die Kaijus verinnerlicht. Als wahre Expositions-Monster entpuppen sich ihre menschlichen Gegenparts, denen die undankbare Aufgaben zukommt, permanentes Worldbuilding zu betreiben (und grundsätzlich zehn Schritte zu dicht an die Monsterkämpfe zu tapsen). Das gilt besonders für die Figur Sam Coleman, die Hälfte Comic Relief und Hälfte Erklärbär ist - in besonders lichten Momenten auch mal gleichzeitig.

Der ganz, ganz große Fang ist so auch "Godzilla: King Of The Monsters" nicht und fügt sich aber gerade deshalb sehr harmonisch in das Franchise. Man darf gespannt sein auf das kommende Gipfeltreffen zwischen King Kong und Godzilla, in dem Indie-Darling Adam Wingart Regie führen wird. "Godzilla: King Of The Monsters" jedenfalls ist ein brachiales Kaiju-Fest, voll mit Fanservice und spürbarer Leidenschaft und für Fans des Genres jedenfalls ein absolutes Muss. Lang lebe der Kaiju-König unter den Hollywood-Filmen!

7/10

Von WARNER BROS. Home Entertainment kommt der Film auch als "Limited 2-Disc-Edition" mit Ultra HD Blu-ray und Blu-ray im Steelbook.


Quellen:
Inhaltsangabe: Warner Bros.

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