Freitag, 28. Juni 2019

Bad Times At The El Royale (2018)

https://www.imdb.com/title/tt6628394/

Das heruntergekommene Hotel El Royal an einem Abend in den Sechzigern: Es ist ein merkwürdiger Haufen an Leuten, den der Concierge Mike Miller (Lewis Pullman) heute in Empfang nimmt, bestehend aus dem Priester Daniel Flynn (Jeff Bridges), der Sängerin Darlene Sweet (Cynthia Erivo), dem Staubsaugervertreter Laramie Seymour Sullivan (Jon Hamm) und einer mysteriösen Unbekannten (Dakota Johnson). Jeder dieser Gäste merkt, dass etwas im Hotel ganz und gar nicht stimmt. Ein Zimmer wurde mit Abhörgeräten geradezu überhäuft, die Zimmerbewohner können außerdem ganz einfach beobachtet werden und der Priester schüttet Darlene etwas in ihr Getränk. Als dann auch noch der Sektenführer Billy Lee (Chris Hemsworth) anreist, ist endgültig klar, dass alles andere als eine normale Nacht im El Royal bevorsteht…

Das El Royale liegt genau an der Grenze zwischen Nevada und Kalifornien. So nah, dass diese Linie das Hotel genau in zwei Hälften teilt und die Gäste wählen können, in welchem Bundesstaat sie unterkommen möchten. Einst war das El Royale eine beliebte Unterkunft, in der viele berühmte Persönlichkeiten wie Marilyn Monroe verkehrten. Jetzt, Ende der 1960er-Jahre, ist nicht mehr viel von diesem Glanz und Glamour übrig. Dennoch begrüßt der junge Rezeptionist Miles Miller eines Tages auf einen Schlag vier neue Gäste. Da wären der Priester Father Daniel Flynn (Jeff Bridges), die Sängerin Darlene Sweet (Cynthia Erivo), der Staubsauger-Vertreter Laramie Seymour Sullivan (Jon Hamm) und das Hippie-Mädel Emily Summerspring (Dakota Johnson). Schnell stellt sich heraus, dass diese unterschiedlichen Personen ihre ganz eigenen, nicht unbedingt legalen Ziele verfolgen. Ob dies damit zusammenhängt, dass vor einigen Jahren ein gewisser Felix O’Kelly eine Tasche voll Geld unter dem Fußboden eines Hotelzimmers versteckt hat?


Und über allem hier steht in riesigen Lettern: Tarantino. Und zwar in fett gedruckten Großbuchstaben, leuchtend und in Neonfarben, nicht zu übersehen und geradezu aufdringlich. Nach der grandiosen Genre-Dekonstruktion "The Cabin In The Woods" schlägt Autor und Regisseur Drew Goddard nun eher pulpig-verschmierte Neo Noir-Wege ein und lässt eine handvoll zwielichtiger Fremder mit unterschiedlichsten Motiven in einem einst glanzvollen Hotel voller dunkler Geheimnisse aufeinander treffen. Die Erzählstruktur ist episodenhaft angelegt, leicht verschachtelt und immer wieder aus variierenden Perspektiven diverser Figuren dargeboten, wenn Goddard nach und nach immer mehr Details ans Tageslicht fördert und Mosaikartig sein Gesamtbild Stein um Stein erweitert. 

Leider bleibt dieses Gesamtbild über die Laufzeit von rund 140 Minuten beinahe immer vorhersehbar und vor allem schrecklich belanglos, denn all die kleinen Wendungen täuschen über die inhaltliche Schlichtheit von "Bad Times At The El Royale" nicht hinweg. Zwar wird immer mal wieder mit Erwartungen gespielt, doch nie so sehr, dass man wirklich überrascht sein könnte. Der Plot will wahnsinnig geheimnisvoll und mysteriös sein, doch letzten Endes steckt da erschreckend wenig dahinter und gerade das eigentlich spannende – die Interaktion zwischen den einzelnen Figuren untereinander – bleibt lange aus und kommt erst im letzten Drittel so richtig zur Geltung. Schade nur, dass "Bad Times At The El Royale" ab dem Punkt absackt, ein wirklich schwaches und plumpes Finale abliefert und nicht eine einzige seiner eigentlich recht spannenden Andeutungen und zuvor getätigten Versprechen einzulösen vermag. Zwar wird im Grunde alles recht solide vorbereitet und so manche gute Idee gibt der Stoff durchaus auch her, doch meist wird alles immer nur vage angerissen und nie wirklich zu Ende geführt. Immerhin sieht Goddards Film echt gut aus, Seamus McGarvey fängt den Charme des eigentlichen Stars des Filmes - das El Royale - in tollen Bildern und Kamerafahrten ein.


Wenn man den Meister Quentin Tarantino schon so offensichtlich kopiert oder sich zumindest von seiner Arbeit "inspirieren" lässt, muss man mit hohen Erwartungen beim Publikum rechnen. Und diese konnte Regisseur und Autor Drew Goddard nicht zur Gänze erfüllen. Wie sollte er aber auch...? Doch abseits davon kann der Film dennoch richtig gut unterhalten. Er ist zwar lang, aber nie langweilig. Dazu ist die Ausgangs-Idee und das Setting zu genial und der Cast ist über jeden Zweifel erhaben. "Bad Times At The El Royale" ist atmosphärisch dicht und gut konstruiert, nur am Ende wohl eben an zu viel Ambition gescheitert um mit dem Prädikat "Meisterwerk" entlassen werden zu können. "Bad Times At The El Royale" ist vor allem zu lang und zäh geraten, gibt sich geschwätzig, aber ohne Schwung, und bietet unter seiner glitzernden Oberfläche zu viel Belanglosigkeit. Viel Lärm um nichts irgendwo zwischen Tarantino, "Vantage Point" und "Identity". Schade.

6,5/10

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