https://www.imdb.com/title/tt6343314/
Adonis Creed (Michael B. Jordan) hat es endlich geschafft. Er ist Boxweltmeister im Schwergewicht. Allerdings wird sein Erfolg ein wenig dadurch getrübt, dass er den Titel einem in die Jahre gekommenen Champion abgenommen hat, der seinen boxerischen Zenit zum Zeitpunkt des Matches schon klar überschritten hatte. Diesen Makel will sich nun Ivan Drago (Dolph Lundgren), der vor vielen Jahren Adonis' Vater Apollo Creed in einem Schaukampf durch einen Schlag getötet hat, zunutze machen. Er fordert Adonis in einer eigens einberufenen Pressekonferenz heraus, gegen seinen eigenen Sohn Viktor Drago (Florian Munteanu) in einem Titelmatch anzutreten. Der in seinem Stolz verletzte Adonis kann nicht über seinen Schatten springen und willigt ein. Allerdings ist sein bisheriger Trainer Rocky Balboa (Sylvester Stallone) mit dieser Entscheidung gar nicht einverstanden und weigert sich, seinen Schützling für den wichtigen Kampf zu trainieren. Und als ob das Training ohne Rocky nicht schon hart genug wäre, muss sich Adonis zugleich auch noch um seine schwangere Verlobte Bianca (Tessa Thompson) kümmern, die sich Sorgen darum macht, dass das Baby ihre Gehörlosigkeit erben könnte…
Hätte man 1985 dem Zuschauer erzählt, dass 33 Jahre später die Rivalität zwischen Drago und Rocky auf ausgesprochen stimmungsvolle Weise weitererzählt werden würde, hätte man sich sicher stirnrunzelnd verabschiedet. Aber genau das ist nun passiert. "Creed II" erzählt nicht nur die Geschichte von Apollo Creeds Sohn weiter, sondern auch von "Rocky IV" - und schlägt auf ebenso einfache wie wirkungsvolle Weise eine schöne Brücke zu den alten "Rocky"-Filmen. Er ist sogar noch eine Spur emotionaler als sein Vorgänger "Creed".
Das Drehbuch rund um die neu aufgelegte Konkurrenz zwischen Rocky und Drago ist gut. Hauptcharaktere wie Nebencharaktere sind stets relevant und bekommen genug Screentime. Die charakterlichen Entwicklungen vom ersten Kampf zum zweiten sind super gelungen; die Kämpfe an sich sehr gut durchgescriptet, sodass möglichst viel Drama im Spiel ist. Das Geniale an den neueren "Creed"-Filmen ist jedoch, dass jeder Charakter, ob Antagonist, Protagonist oder bedeutendere Nebenrollen wie Ivan Dragos Exfrau alle wichtiger Bestandteil des Dramas sind. So ist die Geschichte rund um Dragos Familie ebenfalls sehr interessant und rundet den Film schließlich wunderbar ab. Dabei ist das Motiv der Rache sehr wichtig und die übermittelte Nachricht daraus stets präsent.
Der Cast ist passend. Stallone als Rocky nach wie vor meisterlich. Jordan ist in seiner Rolle nun voll angekommen. Thompson kann als Freundin von Adonis weiter überzeugen. Lundgren verkörpert nach wie vor Ivan Drago. Der deutsche Boxer und Schauspieler Florian Munteanu macht seine Sache als Viktor Drago im Ring super, wenn ein wenig Charisma mehr auch nicht geschadet hätte. Schauspielerisch ist Creed II somit auf hohem Niveau.
Das Gleiche kann man auch über die Produktion sagen. Die Bilder wirken stets sehr authentisch, die Kämpfe werden sehr gut eingefangen. An passenden Stellen werden die richtigen nahen Einstellungen und ebenso gute Slow-Mos gewählt. Mit kalten und warmen Farben wird sehr klassisch, aber ebenfalls sehr passend gearbeitet. Zwar werden - wie einst bei "Rocky IV" - auch dieses Mal alte Russland-Klischees bemüht, aber Drago und sein Sohn sind differenzierter dargestellt als die Figur Dragos im Jahr 1985, wobei "Rocky IV" in gewisser Weise eine Sonderstellung in der "Rocky"-Reihe innehat, da der Film mit seinen 90 Minuten Laufzeit schon damals eher ein actionreicher Videoclip war und kaum Raum für seine Figuren bot. Diesen Raum bekommt bei "Creed II" zum Glück das ganze Ensemble, wobei der Spagat gelingt, Stallones Figur einerseits genügend Präsenz zu geben, andererseits aber auch deutlich zu machen, dass die Zukunft einer neuen Generation gehört.
"Creed II" ein sehr unterhaltsamer Film, der neben Gänsehautmomenten tolle Action und ein interessantes Drama über Rache, Einstellung und Familie bietet. Die "Rocky"-Formel funktioniert auch nach fast 45 Jahren genauso gut wie früher. Der nunmehr achte Teil der Reihe erfindet das Boxer-Drama nicht neu und ist in jeder Hinsicht vorhersehbar, macht aber zumindest damit alles richtig und erweist sich so als ein würdiger Nachfolger.
7/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Warner Bros.
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