Montag, 10. Juni 2019

Lords Of Chaos (2018)

https://www.imdb.com/title/tt4669296/

Als der 16 Jahre alte Øystein Aarseth alias Euronymous (Rory Culkin) 1984 im norwegischen Oslo die Black-Metal-Band Mayhem gründet, soll dies der Anfang einer neuen Art von Musik sein: Härter, böser und brutaler als alles, was es bislang gab. Das kommt gut an. Schnell finden Euronymous und seine Mitstreiter eine Fangemeinde. Gemeinsam lebt die Band in einem schäbigen Landhaus, in dem sie nicht nur probt, sondern auch viele Partys feiert. Um auf ihre Musik aufmerksam zu machen, aber auch aus Rebellion und echter Faszination heraus, gibt es auf und neben der Bühne satanische Rituale zu sehen. Und tatsächlich geht das böse Image auf – Mayhem feiern mitunter deswegen erste Erfolge. Doch dann bringt sich Sänger Dead (Jack Kilmer), der unter Depressionen leidet, um. Sein Nachfolger wird der unberechenbare Varg Vikernes (Emory Cohen). Anstatt am Erfolg anzuknüpfen und Musik zu machen, streiten er und Euronymous sich bald aber mehr als offen darüber, wer der Bandleader ist und mehr Macht in der Gruppe hat. Der Streit eskaliert immer weiter. Und er wird kein gutes Ende nehmen...

Die Geschichte um die Band "Mayhem" ist mehr als interessant. Daraus einen Film zu machen, ist mit Sicherheit kein leichtes Unterfangen gewesen, aber mit Jonas Åkerlund hat sich da genau der Richtige gefunden. Nicht nur, dass er zahlreiche Musikvideos gedreht hat, er selbst saß auch schon am Schlagzeug bei "Bathory" und wird sich mit der Kultur des Black Metals somit auskennen. Sein "Lords Of Chaos" ist im Endeffekt ein äußerst interessanter Film geworden, der aber längst nicht jeden ansprechen wird. Euronymous gründete in den 80er Jahren die Black-Metal-Band "Mayhem". Der Sound sollte roher sein, als alles was es zuvor gab. Man fand einen passenden Sänger, der sich hinterher aber selbst umbrachte. Daraufhin stößt Varg Vikernes zu der Band. Die Ansichten sind radikal, mehrere Kirchen werden in Brand gesteckt. Das Ganze endet in einem zielgerichteten, unbegreiflichen  Finale und behauptet auch, so in Wirklichkeit geschehen zu sein. "Lords Of Chaos" geht es nicht unbedingt darum, alles völlig wahrheitsgetreu aufzubereiten, was schon der Anfang klar macht, wenn man lesen kann, dass dieser Film auf der Wahrheit und auf den Lügen basiert. Es geht halt um eine Version und die komplette Wahrheit wird man wohl sowieso niemals herausfinden. Das Drehbuch funktioniert jedoch ordentlich, weil man sich Mühe gegeben hat, das Szenario und das Umfeld, in dem alles spielt, authentisch und glaubwürdig zu gestalten. Somit bekommt man im Grunde genommen eine True-Crime-Story, aber durchaus in einem anderen Gewand.

Nebenbei handelt es sich nämlich auch noch um eine Art Biopic und um einen Film über eine Szene, die sich im Aufwind befand. "Mayhem" haben damals schon etwas Einzigartiges erschaffen und sind nicht zu Unrecht so berühmt-berüchtigt geworden. Åkerlund konnte sogar verbliebene Mitglieder zum Mitwirken bewegen, so dass man im fertigen Film auch ein paar Songs der Band hören kann. Allgemein ist die Musik-Auswahl sehr gut und authentisch. Da lässt es sich Åkerlund auch nicht nehmen, mal etwas länger eine Konzert-Szene zu zeigen. Aus handwerklicher Sicht hält er sich allerdings ziemlich zurück und geht gar nicht so verspielt zur Sache. Abgesehen von ein paar Albtraum-Sequenzen ist "Lords Of Chaos" sehr bodenständig gefilmt und er dokumentiert die Sache eher. Von der Inszenierung her durchaus gelungen und passend. Man darf bei "Lords Of Chaos" nun keinen Splatter im eigentlichen Sinne erwarten, aber es gibt doch ein paar Szenen, die an die Nieren gehen. Das hält sich grafisch nicht zurück und wirkt sehr schonungslos und dies sind alles Zutaten, die schon für eine Kontroverse sorgen können. Dass die wenigen gewalttätigen Momente so enorm wirken, liegt aber auch an der Stimmung, denn diese wirkt zuweilen recht trostlos. Obwohl Emotionen hier nicht viel verloren haben, bemerkt man, wie verloren manche hier doch sind und wenn daraus dann Gewalt resultiert, geht das am Zuschauer nicht unbemerkt vorbei.


Allerdings gibt es auch in diesem Punkt noch Abwechslung, denn längst nicht alles an "Lords Of Chaos" ist böse. Ab und zu gesellen sich tatsächlich mal schwarzhumorige Momente mit hinzu, die das Ganze etwas auflockern und Spaß machen. Phasenweise ist das ganz amüsant und nahezu locker, doch die finsteren Abgründe holen einen schnell wieder ein. Euronymous wird dabei als Identifikationsfigur für den Zuschauer benutzt und besitzt noch am ehesten Emotionen. Rory Culkin spielt ihn echt gut, aber Emory Cohen ist als Varg nicht minder stark. Sehr zurückhaltend, spielt er diesen Psychopath schon ziemlich authentisch.

Damit ist "Lords Of Chaos" ein ziemlich einzigartiger Film, den man so sicher nicht alle Tage zu sehen bekommt. Die wahre Geschichte alleine ist schon interessant genug und man nutzt diese für einen recht intensiven Film, der von allem ein bisschen etwas besitzt. Biopic, Musikfilm, True Crime, Komödie, Drama, fast schon Horror – daraus braut Åkerlund einen unterhaltsamen Film, der manchmal Spaß macht, aber auch ein paar erstaunlich derbe Momente besitzt, die nicht so leicht zu verdauen sind. Die Inszenierung passt und die Darsteller wirken authentisch und der Soundtrack unterstreicht das. Gelungen.

7,5/10

Von STUDIO HAMBURG erschien der Film ungeschnitten in HD im limitierten Mediabook.  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen