https://www.imdb.com/title/tt5715874/
Der erfolgreiche, charismatische Herzchirurg Steven (Colin Farrell) und
seine Ehefrau Anna (Nicole Kidman), eine angesehene Augenärztin, leben
mit ihren Kindern Bob (Sunny Suljic) und Kim (Raffey Cassidy) das
scheinbar perfekte Leben: Man versteht einander und kann sich Luxus
leisten. Steven hat eine Freundschaft zum 16-jährigen, vaterlosen
Teenager Martin (Barry Keoghan) aufgebaut. Nachdem dessen Vater bei
einer von ihm durchgeführten Operation starb, hat Steven den Jungen
unter seine Fittiche genommen. Der Chirurg und Martin sehen sich
regelmäßig und Steven lernt auch seine Mutter (Alicia Silverstone)
kennen. Doch dem Teenager geht es nur um Rache. Er will Steven zu einer
schrecklichen Tat zwingen, indem er ihn auf teuflische Art erpresst...
Der Film handelt von der gutsituierten Familie Murphy, die zu der
amerikanischen Oberschicht gehört und in einem Vorort in einem großen
Haus lebt. Der Vater Steven ist Arzt an einem Krankenhaus, die Mutter
Anna ist Hausfrau. Die zwei Kinder, Tochter Kim und Sohn Bob, gehen zur
Schule. Der Familie geht es gut. Der Vater fährt einen pompösen Wagen, das
Familienleben ist harmonisch, offene Probleme gibt es nicht. Bis ein mysteriöser 16-jähiger Junge namens Martin auftaucht und sich
zuerst mit dem Vater und dann mit der gesamten Familie anfreundet. Ab da
beginnt die albtraumhafte Geschichte des Filmes.
Regisseur und Autor Yorgos Lanthimos machte zuletzt mit "The Lobster" auf sich aufmerksam, einer phytonesken Satire und Groteske. Und hier schon scheinen sich Hauptdarsteller und Regisseur gefunden zu haben, denn auch in "The Killing Of A Sacred Deer" spielt Colin Farrell die tragende Rolle. Der etwas ungewöhnliche, beinahe schon merkwürdige Filmtitel "The Killing Of A Sacred Deer" hingegen bezieht sich auf die griechische Mythologie in der es um
Agamemnon geht, der zu Beginn des Trojanischen Krieges in einem Wald
einen heiligen Hirsch tötete und daraufhin zur Strafe Artemis, der
Göttin des Waldes, seine Tochter Iphigenia als Opfer anbieten musste.
Darum geht es auch im weitesten Sinne in der Filmstory und desweiteren:
im Film hat Kim Murphy, die Tochter des Arztes, eine Klassenarbeit über
Iphigenie geschrieben.
"The Killing Of A Sacred Deer" wird als Drama/Horror geführt. Aber er ist mehr ein Drama. Ein Drama ohne Emotion, was erschreckender wirkt als die Vision an sich. Aber schaut man noch genauer hin, kann vom Horror kaum die Rede sein.
Er schildert zwar beängstigend, gruselig und grausam wie sich das Familienleben,
das bisher so gut funktionierte, von einer harmonischen Idylle zu einem
egoistischen Kampf auf Leben und Tod untereinander entwickeln kann, aber der
Film entlarvt auch, wie heuchlerisch und verlogen das Familienleben sein
kann, das oft nur darauf ausgerichtet ist, nach außen hin eine heile
Welt vorzugaukeln. Die gelegentlich vorgebrachte Auffassung, "The Killing Of A Sacred Deer" sei
primär ein Rachethriller, ist daher Unsinn. Martin steht zwar mit seiner
Vergeltung im Vordergrund der Geschichte, sein Handeln ist jedoch nur
der Anstoß für die eigentliche Filmhandlung, die im Mittelpunkt steht,
nämlich den schmerzliches Zerfall einer Familie.
Geradezu genial ist der originelle Plot, dessen Grundidee
unverkennbar auf der oben skizzierten Episode aus der griechischen
Mythologie basiert. Auch wenn die Story außergewöhnlich ist, kommt der
Film dank der ausgezeichneten Inszenierung atmosphärisch glaubwürdig
rüber. Alles wirkt steril, viel zu sauber und auf Hochglanz poliert, eine Filmsprache, die Yorgos Lanthimos hervorragend beherrscht. Schauspielerisch überzeugt vor allem Barry Keoghan, der brillant
den Martin spielt. Seine monotone Art ist gespenstisch, fesselnd und vereinnahmend. Dass mit dieser emotionslosen Monotonie in der
Stimme dramaturgische Effekte erreicht werden sollten, ist damit vollends gelungen. Es ist jedoch manchmal zu überspitzt. Das schmälert
aber die insgesamt gute Bewertung des Filmes nicht. Schauspielerisch
vorzüglich sind darüberhinaus - ganz klar - Colin Farrell in der Rolle des
Vaters Steve Murphy und Nicole Kidman als Mutter Anna Murphy. "The Killing Of A Sacred Deer" ist unbedingt sehenswert, aber definitiv nichts für Mainstreamer oder einen leicht-unterhaltsamen Abend.
8/10
Der Film erschien in Deutschland von Alamonde Film ungeschnitten im limitierten Mediabook.
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