https://www.imdb.com/title/tt0303361/
Die unscheinbare und schüchterne May (Angela Bettis) hat eine schwere
Kindheit. Sie kämpft schwer mit der Behinderung ihres einen Auges und
wird von den anderen Kindern gemieden. Aus dem Besitz ihrer Mutter
(Merle Kennedy) bekommt sie schließlich eine Porzellanpuppe geschenkt
und die Anweisung, sich stets an dieser Puppe zu orientieren, sie als
eine Art Freundin zu betrachten. Das hat große Auswirkung auf die Psyche
des jungen Mädchens. Mit Anfang 20 verliebt sie sich dann zum ersten
Mal und entwickelt eine Vorliebe für einzelne Köperteile, unter anderem
für die schönen Hände von Adam (Jeremy Sisto). Als diese Vorliebe zur
Obsession wird, droht allen Beteiligten große Gefahr.
Hinter dem reißerischen (deutschen) Titel "May: Die Schneiderin des
Todes" verbirgt sich nicht etwa ein Horror-Slasher, sondern ein
melancholisch-grausames Märchen, in dem die tragisch-vereinsamte May (Angela Bettis) im
Mittelpunkt steht. Ein sensibel-einfühlsam erzähltes, morbid-humorvolles
Außenseiter-Porträt/Drama, verrückt-entrückt-entzückend von Angela
Bettis gespielt. In Lucky McKees Debütfilm
bekommt die dünne Fassade der Normalität schnell Risse und endet
konsequent in einen poesievoll-makaberen Blutrausch. Begleitet von einen
coolen Soundtrack wird der Zuschauer mit gestuften Wahnsinn
konfrontiert, bleibt aber immer empathisch mit der Hauptperson.
"May" ist kein besonders aufregender oder spektakulärer Film, aber
gerade das macht ihn sympathisch. Auf jeden Fall ist die Mischung aus
Psychodrama und Horror interessant und das Drehbuch dazu wurde solide
geschrieben. Gerade Angela Bettis ist es zu verdanken, dass das so gut
funktioniert, denn sie spielt die titelgebende May echt stark. Daneben ist die
Figurenzeichnung solide, die Inszenierung passend und die Atmosphäre
eigenwillig. Auch wenn in der ersten Stunde nicht sonderlich viel
passiert, ist das niemals langweilig und zum Ende hin lässt man dann
doch noch etwas die Sau raus. "May" ist nicht frei von Längen, hat aber einen Sinn für guten, schrägen Humor und macht sich so selbst zu einem interessantem Film, den man mal gesehen
haben sollte.
7/10
Von NSM Records kommt der Film hierzulande ungeschnitten und in
HD auch im auf 222 Stück limitierten und nummerierten Mediabook:
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