Im Reich der Menschen namens Azeroth verbringen die Bewohner schon seit vielen Jahren in friedliches Leben. Doch von einem Tag zum nächsten bricht großes Unheil in Form einer furchteinflößenden Rasse über sie: Kampferprobte Orcs haben ihre Heimat Draenor verlassen, weil diese dem Untergang geweiht ist und nun sind sie auf der Suche nach einem neuen Ort, um sich niederzulassen. Als die Orcs ein Portal öffnen, das beide Welten miteinander verbindet, wird ein erbitterter und unbarmherziger Krieg um Azeroth entfesselt, der jede Menge Opfer auf beiden Seiten fordert. Um ihren Untergang abzuwenden, streben der Mensch Anduin Lothar (Travis Fimmel) und der Orc Durotan (Toby Kebbell) ein gemeinsames Bündnis für ihre Rassen an...
Mit Spieleverfilmungen ist das so eine Sache. Als Person mit wenig Vorkenntnissen des Spiels "World Of Warcraft" wird man in diesem Fall eher unbedarft an die Story von "Warcraft" herangeführt und muss sich einige Dinge selbst erklären. Erschwert wird dies, da der Film weder einen Anfang noch ein gelungenes Ende besitzt. Der Film lässt kein klares Konzept erkennen und plätschert so vor sich hin. Doch sind zumindest die Seiten Gut und Böse leicht zu erkennen. Auch die Geschichte an sich bietet nicht viel Neues im Vergleich zu anderen Fantasyfilmen. Das macht den Film nicht schlecht, nur eben etwas vorhersehbar und wenig überraschend, letztendlich so jedoch auch leicht verständlich. Die 160 Millionen schwere Computerspiel-Verfilmung ist zudem offensichtlich als Auftakt eines neuen Franchise gedacht. Ihren Zweck dahingehend hat sie erfüllt. Sie bietet tosendes Spektakel im martialischen Rahmen eines High-Tech-Fantasy-Films. Aber der ehrenwerte Versuch die Alchemie einer Spielvorlage mit Urmotiven des klassischen Fantasyfilms mit Seele zu füllen gelingt weniger, die angestrebte filmische Magie verpufft.
Zwar merkt man den Schauspielern an, dass sie sich Mühe geben, dies hilft jedoch nicht bei den oftmals viel zu seichten Dialogen. Auch schreitet die Story, was die Beziehungen zwischen den Charakteren angeht, zu schnell voran. Der schnelle Vertrauensaufbau zwischen den Menschen und der gefangengenommenen Garona (Paula Patton) wirkt doch eher gezwungen, genau wie die sich ankündigende Liebesgeschichte. Viele Szenen wirken zum Teil etwas wahllos zusammen gewürfelt und ein schöner Erzählfluss kommt nie auf. Vor allem aber nimmt der Film den Untertitel "The Beginning" so ernst, dass dieser es nicht schafft zu einem sich im Film mehrmals angedeuteten Ende zu kommen. Stattdessen verharrt "Warcraft" zum Schluss mehr oder weniger in der Ausgangssituation. Das mag dann zwar auch wieder zum rundenbasierten Spiel passen, ist für einen Film aber ein No-Go. Schade ist auch, dass zahllose Fragen, wie z.B. warum die anderen Völker bei dem Konflikt der Menschen und Orcs nicht eingreifen und was eigentlich hinter dem Verhalten des Wächters ursprünglich steckt, nie ausreichend beantwortet werden, vieles bleibt im Film einfach nur kryptisch.
Immerhin überzeugen die visuellen Effekte, denn rein optisch macht der Film viel her. Vor allem die Visualisierung der Zauberei wird eindrucksvoll dargestellt. Die muskelbepackten Motion-Capture Orcs sind dabei noch die faszinierendsten Geschöpfe und stehlen offensichtlich den menschlichen Vertretern die Show. Ihre visuelle Naturgewalt, die bis ins kleinste Detail durch-gestalteten Kostüme, ihre internen Konflikte haben einen Reiz. Auch die Action ist ordentlich inszeniert. Nur die Tatsache, dass die Menschen scheinbar an der Schwelle zu einem neuen technologischen Stand waren, reisst immer wieder aus der Action und wirkte etwas überbordernd, wenn nicht sogar deplatziert für so einen Fantasy-Film. Aber im Spiel wird es wohl auch so gewesen sein.
Auch die Entscheidung des Regisseurs nicht einfach nur gute Menschen gegen böse Orks als Handlungsmotiv zu nutzen sondern nach Zwischentönen zu suchen ist achtenswert, sogar ein Stück weit clever. Leider wird die Partei der Menschen, mit ihren blassen Figuren und unscheinbaren Schauspielern zu sehr vernachlässigt. Zudem wirkt vieles andere zu künstlich. Aber in jedem Fall gestaltet sich "Warcraft: The Beginning" als erwartungsfrohes Prestigeprojekt, weil auf seinen Schultern nicht nur der Anspruch lastet, ein originäres Franchise für das Kino aus dem Boden zu stampfen, sondern auch, der Vorlage gerecht zu werden und deutlich zu machen, dass sich hier über mehrere Episoden nicht nur der alttestamentarische Kampf zwischen Licht und Dunkelheit abspielen wird.
Dass sich das erzähltechnisch aber genau an dieser müden Dialektik abmüht, zeigt ziemlich genau auf, warum "Warcraft: The Beginning" kaum identitäre oder immersive Impulse auf den Zuschauer und gerade "World Of Warcarft"-Fans übertragen kann, und Regisseur Duncan Jones, der mit seinem Film "Moon" viel Aufmerksamkeit erregte, auf Dauer überraschend freudlos operieren lässt. Das Erbauen der Welt, wie man es aus diesem und ähnlich gearteten Spielen kennt, erscheint abgehetzt, sämtliche Charaktere sind zu eindimensional, ihre Positionen immer stabil und erschütterungsfrei und die Krisenherde, die sich auch intern im Ork-Aufmarsch breitmachen, nur ein weitestgehend hilflos umgesetzter Ausdruck dahingehend, die ethnografische Diversität des Spiels "World Of Warcraft" nicht vollkommen brachliegen zu lassen. Punkten kann tatsächlich nur das Motion-Capture-Verfahren, welches Schauspieler wie Toby Kebbell oder Daniel Wu zu kraftstrotzend-lebensechten Orkkolossen transformiert. Ein bescheidener Trost, in seiner Hochwertigkeit aber nicht von der Hand zu weisen. Man kommt also nicht umhin zu denken, dass da durchaus mehr drin gewesen wäre.
6,5/10
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