http://www.imdb.com/title/tt0230600/
Im England des Jahres 1945 bewohnen Grace (Nicole Kidman) und ihre
Kinder Anne (Alakina Mann) und Nicolas (James Bentley) einen abgelegenen
viktorianischen Landsitz. Die Kinder haben eine mysteriöse
Lichtallergie, weswegen kein Tageslicht ins Haus gelangen darf. Lärm ist
auch nicht erwünscht, sonst wird die migräneanfällige Hausherrin
ungemütlich. Die Finsternis, nur durch Kerzenschein erhellt, vertreibt
regelmäßig das Dienstpersonal, doch die neuen Hausangestellten (Fionnula
Flanagan, Eric Sykes, Elaine Cassidy) lassen sich davon nicht
beeindrucken - auch nicht von Annes Geschichte, ihre Mutter sei
wahnsinnig geworden oder ihrer Klage, ein Geist lebe in den Gemäuern...
Es war - glaube ich - George R.R. Martin, der in Bezug auf Horrorgeschichten schrieb: "Horrorgeschichten sind in erster Linie Geschichten und erst in zweiter Linie unheimlich." Gemeint ist damit eine Überzeugung, nach welcher ein Vertreter des
Horrorgenres im Kern immer auch eine menschliche Geschichte erzählen sollte,
die mit übernatürlichem Spuk oder rasendem Psycho-Terror nicht unbedingt
etwas zu tun haben muss. Natürlich ist das eine sehr enge Eingrenzung
und man mag nicht unbedingt befürworten, dass jeder Horrorfilm nach diesem
Prinzip ablaufen muss. Doch was bei den besten Vertretern in diesem Genre auffällt, ist, dass sie zugleich auch
sehr tragische Geschichten erzählen. Und bei "The Others" trifft dieses Prinzip quasi ins Schwarze.
Wenn man den Film zum ersten mal sieht, dann ist es ein ehr effektiver Geisterfilm, der für Dauergänsehaut sorgen kann. Schaut man ihn zwei-, drei- oder mehrmals, dann bemerkt man den perfekten inszenatorischen Aufbau und das Zusammenspiel Spannungsmomenten und Atmosphäre. Doch nicht nur das. Die Handlung ist sozusagen 'geistreich' und geschickt mit allen Mitteln
des Genres erzählt worden. Hier stimmt das Prinzip: je weniger man im Vorfeld
von dem Film weiß, desto besser. Hier vermischen sich Drama und Haunted-House-Film auf eine erfrischende
Art und Weise und man merkt Regisseur und Autor Alejandro Amenábars
Handwerk an, dass ihm beide Aspekte enorm wichtig waren. Die Charaktere
sind sehr feinfühlig beschrieben und die Themen Krieg, Religion und
Aberglaube sind wunderbar miteinander verflochten. Grace (Nicole Kidman) ist, als fromme
Mutter, die sich mit dem Aufbegehren ihrer Kinder und der
Scheinheiligkeit bzw. Krise ihrer Religiösität zugleich
auseinandersetzen muss, eine sehr interessante Figur; und Kidman
beeindruckt mit ihrer ungewohnt intensiven Darstellung von der ersten Minute bis
zum bitteren Ende.
Auch kommen die Kinder im Film
tatsächlich wie Kinder herüber; sie sind rebellisch, laut und
schrecklich, und tanzen ihrer Mutter auf der Nase herum. So würde man sich Kinder, welche eine strenge, aber lückenhafte Erziehung erdulden, in
etwa vorstellen - und das ist schon sehr real.
Abgesehen von einigen leichten Längen leistet sich dieser Film kaum
handwerkliche Schnitzer. Je weiter sich das Mysterium um die Geister im
Haus entfaltet, umso mehr entfaltet sich auch die tragische Geschichte,
die sich im Haus ereignet hat. Und das Ende sowie Graces intensiver und
erschütternder Abschlussmonolog machen jede noch so kleine Schwäche
des Films wett. "The Others" besitzt eine Art und Weise, die einfach perfekt innerhalb und außerhalb seines Genres wirkt
und funktioniert. Und das wird honoriert.
8/10
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