Die ehemalige, in Ungnade gefallene Polizistin Megan Reed (Shay Mitchell) arbeitet jetzt in einer Leichenhalle und muss dort Nachtschichten schieben. Der wenig einladende Arbeitsplatz wird plötzlich sogar noch etwas unangenehmer, als Reed es mit einer ganz besonders problematischen Leiche zu tun bekommt. Die tote Hannah Grace (Kirby Johnson) fiel nämlich einst einem Exorzismus zum Opfer, der Dämon geistert jedoch Monate später noch weiter im Körper der Frau umher und hat es dabei jetzt auf Megan abgesehen. Diese Nachtschicht wird diese wohl nicht so schnell wieder vergessen, falls sie diese überhaupt überleben sollte. Denn nun ist Megan gefangen in den Kellern der Leichenhalle und obwohl diese Umgebung schon schlimm genug ist, wird sie in diesen gespenstischen Räumen von schrecklichen Visionen verfolgt. Alles deutet darauf hin, dass der leblose Körper von Grace, noch immer von einer heimtückischen Macht besessen ist.
Man könnte meinen, dass die katholische Kirche inzwischen erkannt hat, dass Exorzismen nie gut funktionieren, zumindest nicht für sie. Der Punkt wird in den ersten Minuten von Diederik van Rooijens Horrorfilm "The Possession Of Hannah Grace" deutlich, als zwei Priester dem Dämon zum Opfer fallen, der im Körper der Titelfigur haust. Die Begegnung endet damit, dass der verzweifelte Vater des jungen Mädchens seine Tochter mit einem Kissen erstickt. Das wäre normalerweise das Ende der Geschichte, aber es ist nur der Anfang des ansonsten sehr vertraut wirkenden Bildes, das seinem sehr abgedroschenen Genre nichts Neues bringt. Es gibt nur wenige Schauplätze, die gruseliger und atmosphärischer sind als ein Leichenschauhaus spät in der Nacht ("The Autopsy Of Jane Doe" hat das bereits eindrucksvoll bewiesen, von "Nachtwache" ganz zu schweigen), und der niederländische Regisseur van Rooijen, der sein amerikanisches Spielfilmdebüt gibt, bringt die Szenerie wirkungsvoll zur Geltung. Aber Hannah Grace überwindet nie das Kompendium an Klischees in Brian Sieves Drehbuch, das an die größten Hits von Filmen über dämonische Besessenheit erinnert. Die Titelfigur erinnert unweigerlich an das ähnlich geplagte junge Mädchen in "Der Exorzist", wobei Hannah die gleichen Schlangenmenschenfähigkeiten an den Tag legt wie Linda Blairs Regan (zumindest in der Neuveröffentlichung von 2000, einschließlich der Spider-Walk-Szene). Johnsons Tanzhintergrund kommt ihr hier zugute, wobei die junge Schauspielerin eine fesselnde körperliche Leistung abliefert (sie verfügt nicht über viele Dialoge, da ihre Figur eine Leiche ist).
Der Dämon in diesem Film scheint jedoch viel tödlicher zu sein, da er nicht den Geist der Menschen, sondern ihren Körper angreift. Dies führt zu einer Reihe sich wiederholender Episoden, in denen Hannah telekinetische Kräfte einsetzt, um ihren Opfern so viel knochenbrechenden Schaden zuzufügen, dass sie dringend einen Osteopathen benötigen. Viele der Schocks des Bildes werden durch das hervorragende Sounddesign hervorgerufen, das vor allem Zuschauer, die alt genug sind, um das Knacken ihrer Gelenke zu hören, als erschreckend empfinden wird. Mitchell liefert als mutige Heldin eine starke Rolle ab und bringt sowohl die körperliche Stärke als auch die emotionale Verletzlichkeit ihrer Figur wirkungsvoll zum Ausdruck. Und der Komiker Nick Thune hat einige gute Momente als freundlicher Krankenwagenfahrer, der sich mit Megans Suchtproblemen identifizieren kann. Aber ihre Bemühungen reichen nicht aus, um diesen hoffnungslos abgeleiteten Horrorfilm alles andere als unvergesslich zu machen.5,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Sony
Poster/Artwork: Sony
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