Sonntag, 28. April 2024

[KINO FFFnights] Boy Kills World (2023)

https://www.imdb.com/title/tt13923084/

In einer dystopischen Zukunft wird die Welt von der Diktatorin Hilda van der Koy (Famke Janssen) regiert. Sie hat eine Tradition ins Leben gerufen, bei der jedes Jahr auf Neue bei einer Veranstaltung mit dem Titel "The Culling" politisch aufsässige Bürger auf Leben und Tod in Gladiatorenkämpfe geschickt werden, die das Volk im Fernsehen verfolgen kann. In einem Jahr werden eine Mutter und ihre Tochter Mina für die Kämpfe ausgewählt und getötet. Zurück bleibt deren Bruder, dem Hilda van der Koys Leute die Zunge herausschnitten und sein Trommelfell zerstörten. Ein Schamane (Yayan Ruhian) nimmt den stummen und gehörlosen Waisenjungen daraufhin unter seine Fittiche und nennt ihn einfach Boy (Bill Skarsgård). Er wird sein Mentor, zieht ihn im Dschungel groß und trainiert ihn in Kampfkünsten. Jahre später ist aus Boy ein junger Mann geworden, von seiner Physis her zwar leicht zu unterschätzen, eigentlich jedoch eine wahre Kampfmaschine, zu der ihn der Schamane geformt hat, zu einem einzigen Zweck, Hilda van der Koy zu töten. Zur anstehenden jährlichen Veranstaltung begeben sie sich gemeinsam in die Stadt, wo sich Boy zwei Männern namens Basho (Andrew Koji) und Benny (Isaiah Mustafa) anschließt, die Teil des Widerstandes sind. Gemeinsam schwören sie, das gesamte Establishment zu Fall zu bringen, selbst wenn es sie das eigene Leben kosten sollte. Und um an Hilda van der Koy heranzukommen, muss Boy eine ganze Armee von ihren Handlangern ausschalten, darunter June 27, Hildas Geschwister Gideon und Melanie sowie deren Ehemann Glen...

In einer Kinolandschaft, die auf bewährten Formeln basiert, wagt Moritz Mohrs "Boy Kills World" anders zu sein und verwischt die Grenzen zwischen Absurdität und adrenalingeladener Action. Dieses von Tyler Burton Smith und Arend Remmers geschriebene kühne Unterfangen ist von einer dystopischen Kulisse umgeben und spielt nach seinen eigenen Regeln. Hier trifft das Chaos auf Komik , und blutige Morde sind an der Tagesordnung. Vor allem die erzählerische Wendung macht sprachlos. Es erinnert an die unerwarteten Wendungen einer Achterbahnfahrt - man sieht es kommen, kann es aber nicht ganz glauben, bis es direkt vor einem liegt. Remmers und Smith widersetzen sich den Erwartungen und untergraben die vorgefassten Meinungen des Publikums auf schockierende Weise. Dennoch ist der Film nicht ohne Fehler. Die Gesamtgeschichte ist zwar fesselnd, wirft aber dennoch etwas Rätselhaftes auf, da ich die Charakterisierung des Schamanen in Frage stellte: Warum wird er als Feind dargestellt? Bei der Darstellung handelt es sich um eine erzählerische Diskrepanz, und der Film möchte, dass man sich an die Charaktere erinnert, die das Drama überhaupt erst begonnen haben. 

Die Kampfszenen sind ein Bereich, in dem "Boy Kills World" von etwas mehr Stabilität hätte profitieren können. Mohrs Einsatz einer verwackelten Kamera in Verbindung mit häufigen Schnitten verwischt die möglicherweise spannende Choreografie. Anstatt mitten ins Geschehen hineingezogen zu werden, ertappt man sich dabei, wie man die Augen zusammenkneift und darum kämpft, angesichts des ganzen Chaos zu entschlüsseln, was vor sich geht. Aber die Albernheit des Ganzen überspielt das ganze Geschehen etwas, sodass man sich gut darauf einlassen kann. Er gibt nicht vor, mehr als ein lautes, unterhaltsames Spektakel zu sein. Was die Darbietungen angeht, so verleiht Skarsgård mit seinem charakteristischen Grinsen seiner Rolle einen gewissen Charme, aber Ruhian stiehlt allen die Show. Zu sehen, wie sich dieses kleine Kraftpaket mit Giganten messen und Schlag für Schlag austeilen kann, bestärkt den Eindruck, dass Ruhian langsam aber sicher seine Position als aufstrebender Actionstar in Hollywood festigt. Seine Bandbreite und Kraft in Actionsequenzen sind lobenswert, auch wenn ihm der Schnitt des Films nicht immer gerecht wird.

"Boy Kills World" springt zwischen aufregend und verwirrend hin und her. Trotz all seiner narrativen Probleme bleibt es ein lebendiges Spektakel, das in seinem genreübergreifenden Chaos schwelgt. Dieses filmische Unterfangen beweist, dass es trotz seiner Unvollkommenheiten unterhalten kann. Für diejenigen, die auf der Suche nach einem kompromisslos mutigen Actionfilm mit einem Hauch von Komödie sind, ist dieser Film genau das Richtige. In der riesigen Welt des Actionkinos ist dies eine unebene Fahrt, die meist funktioniert, wenn man ihre Ungereimtheiten überwindet.

6/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Constantin
Poster/Artwork: Ventaro Film

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