Samstag, 27. April 2024

[KINO FFFnights] Suitable Flesh (2023)

https://www.imdb.com/title/tt21397580/

Die Psychiaterin Dr. Elizabeth Derby (Heather Graham) ist besessen davon, ihrem jungen, rätselhaften Patientin Asa (Judah Lewis) zu helfen. Da hilft es nicht, dass sie sich außerdem noch auf Asa ein wenig zu sehr einlässt. Asa leidet an einer extremen Form multipler Persönlichkeitsstörung, welche laut Elizabeth auf seinen besitzergreifenden Vater Ephraim (Bruce Davison) zurückzuführen sein könnte. Doch die Wahrheit ist viel seltsamer und tödlicher, da Ephraim tatsächlich von einem bösen Wesen besessen ist, das es ihm ermöglicht, in den Körper seines Sohnes zu wechseln. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, Elizabeth zu nutzen, um seine Wesen am Leben zu erhalten. Und Elizabeths langjährige Freundin und Kollegin, Dr. Dani Upton (Barbara Crampton), könnte die einzige Hoffnung sein, ihre Seele zu retten...

"Suitable Flesh" ist eine vermutlich letzte Hommage an den im Jahr 2020 verstorbenen Gernespezialisten Stuart Gordon, der sicherlich vermisst wird, insbesondere nachdem man sich dieses kitschige Werk angesehen hat, das sein geliebtes H.P. Lovecraft-Territorium, nämlich groteske Horrorinhalte verbunden mit einem düster-komödiantischen Ton, aufleben lässt. In der sehr lockeren Interpretation der weniger beachteten Kurzgeschichte des Kult-Autors aus dem Jahr 1937 "The Thing On The Doorstep" ("Das Ding an der Schwelle") des Drehbuch-Autoren Dennis Paoli gibt es einiges an blutigen Ekeligkeiten zu sehen. Doch Regisseur Joe Lynch inszeniert einen Großteil dieser übernatürlichen Geschichte unglücklicherweise als Erotikthriller mit einigen unausgereiften Softcore-Albernheiten, und die Unsicherheit der satirischen Absicht lässt seine Schauspieler so manches Mal richtiggehend albern aussehen.

Es ist zwar der Sex, der "Suitable Flesh" hervorhebt, doch dieser gipfelt in einem eher banalen Gefühl versauter Hingabe und etwas offensichtlichen Body-Double-Einsätzen für die Nacktszenen. Das stöhnende Saxophon von Steve Moores Fußgängerzonenmusik, Vorhänge wehen in einer heißen Sommernacht, die obligatorischen Aufnahmen rotierender Ventilatorflügel an der Decke und das langweilige Produktionsdesign von Lily Bolles schwächen leider die makabren Elemente dieser Geschichte ab und verstärken gleichzeitig ihre kitschige Erotik-B-Movie-Niveau der 90er Jahre. Trotz einer sehr spielstarken Darbietung von Heather Graham und dieser eher weniger amüsanter Erotikthriller-Manierismen weiß man nicht so genau, worauf der Regisseur hier eigentlich hinaus will. Das Drehbuch mag dies alles durchaus als ironische Absicht verstehen, aber Lynchs unfeiner Umgang ist eher von schwerfälligen Klischees unterworfen als ironisch verspielt. Seine Schauspieler werden bis zum Äußersten abgehangen und überzeugen weder in dieser knisternden Szenerie noch in ihren eskalierenden multiplen Persönlichkeitsdarbietungen, während der böse Geist zwischen verschiedenen Körpern hin- und herspringt. Graham spielt dabei die etwas unglaubwürdige Psychiaterin Dr. Elizabeth Derby, die beruflich erfüllt und glücklich mit dem hingebungsvollen, gutaussehenden Mann mittleren Alters Edward (Johnathon Schaech) verheiratet ist, der ihr abends Seebarsch zubereitet und viel Zeit mit freiem Oberkörper verbringt. Eines Nachmittags muss Dr. Derby einen verstörten jungen Mann namens Asa (Judah Lewis) behandeln, der offenbar an einer multipler Persönlichkeitsstörung leidet. Doch in Wirklichkeit ist er wirklich von einem bösartigen Dämon besessen, unter dessen Kontrolle es Asa gelingt, Dr. Derby zu verführen und dann beim Sex in ihren Körper einzudringen. Diese verrückten Körperwechselübergänge werden dadurch signalisiert, dass die beteiligten Personen viel zittern und plappern, und Graham spielt in den folgenden Szenen häufig die Rolle einer Person, die die Augen verdreht und an die Dämonen in "Der Exorzist" erinnert. Die Teile der Geschichte, in denen es um Asas Vater (Bruce Davison) geht, dessen Charakter der Auslöser der ganzen Geschichte ist, wirken aufgesetzt und ein wenig befremdlich und, ganz vorsichtig gesagt, lässt sich die darin enthaltene Komödie wahrscheinlich am besten als halbabsichtlich beschreiben.

Wenn Lynch nach etwa 75 Minuten zur Rahmenhandlung zurückkehrt, peitscht sich die gegenwärtige Handlung in der medizinischen Einrichtung der Protagonisten tatsächlich in einen schwindelerregenden Schaum aus blutigen, identitätsverändernden Exzessen. Dennoch ist es frustrierend, dass der Film nicht noch mehr aus diesem bizarren Höhepunkt herausholt; Lynch fehlt das Gespür für eine übertriebene und dennoch prägnante Inszenierung und Tonalität, die Gordon in seinen eigenen Lovecraft-Filmen, insbesondere "Re-Animator" und "From Beyond" so perfekt wie bizarr auslebte. Dieses Projekt stellt trotzdem so etwas wie ein Wiedersehen der Macher dieser Filme dar, an denen auch Paoli, Crampton und der Produzent Brian Yuzna auffällig oft beteiligt waren. Doch auch wenn der Geist Willens war, reicht das zur Verfügung stehende Können nicht aus, um den einzigartigen und extravaganten Tenor dieser Kultklassiker wiederzubeleben. Die Darsteller werden auf Karikaturen reduziert, und der Grad des nachweislich absichtlichen Humors wird leider auch noch durch die Verwendung der Musik im Abspann zunichte gemacht. Ebenso werden die eher halluzinatorischen Aspekte der Geschichte durch so anstrengende, aber einfallslose Geräte wie die Kamera von David Matthews realisiert, die sich wie ein Windrad um 360 Grad dreht. An Anstrengung mangelt es hier nicht, aber allzu oft fühlt sich "Suitable Flesh" einfach nur anstrengend an. "Suitable Flesh" ist daher ein Film, den man letztlich als das betrachten sollte, was er ist: ein mäßig-unterhaltsamer Horrorstreifen, der vielleicht mehr unbeabsichtigte Lacher hervorrufen könnte, als vielleicht ursprünglich geplant.

5,5/10

Quellen:
Inhaltsangabe: RLJE Films
Poster/Artwork: RLJE Films/Shudder

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