Sonntag, 28. April 2024

[KINO FFFnights] La Morsure - Bitten (2023)

https://www.imdb.com/title/tt26245650/

Françoise (Léonie Dahan-Lamort) und Delphine (Lilith Grasmug), zwei siebzehnjährige Mädchen in einem französischen katholischen Internat aus den 1960er-Jahren, sind beste Freundinnen, die alles teilen, aber nicht alles gemeinsam haben: Françoise kommt aus wohlhabenden Verhältnissen, während Delphine die Schule besucht, weil ihr Vater der Hausmeister ist. Doch Françoise ist sich gewiss: Diese Nacht wird ihre letzte sein. Zu sehr haben sich die albtraumhaften Vorzeichen für ihren Tod gemehrt. Wild entschlossen, ihre letzten verbleibenden Stunden in vollen Zügen zu genießen, flüchtet sie mit einer Freundin aus dem strengen Klosterinternat. Die Teenagerinnen haben von einem rauschhaften Fest in einem Anwesen mitten in den Wäldern gehört. Dort trifft die temperamentvolle, überdrehte Françoise auf ihre erste Liebe: den jungen Vampir Christophe...

Die Geschichte von "Bitten" spielt zwischen der Fastenzeit und dem Karneval. Während die im Internat unterrichtenden Nonnen die Bedeutung des ersteren betonen, konzentrieren sich die Gedanken der Schüler eher auf den letzteren. Am Karnevalsabend findet eine Kostümparty statt, die von der Gruppe Jungen organisiert wird, mit denen die Schülerinnen jedes Mal flirten, wenn sie am Schultor vorbeikommen. Diese Tore trennen sie tagsüber physisch und symbolisch, aber in dieser Nacht, als Dämonen verkleidet im "lieu-dit des anges" (dem "Engelsdorf", in dem die Party stattfindet), kann nichts Mädchen und Jungen voneinander trennen. Doch zwei Hindernisse versperren Françoise den Weg zur Party: die offensichtliche Abneigung der Lehrer, die Internatsschüler herauszulassen, und ein lebhafter Albtraum aus der Nacht zuvor, in der sie bei einem Brand ums Leben kam.

Beide Hindernisse bescheren dem ersten Akt des Films seine eindrucksvollsten Szenen. Die alptraumhafte Vision von Françoise, die in den ersten Minuten gezeigt wird, leitet sofort den erzählerischen Antrieb des Films ein (Françoise ist davon überzeugt, dass sie weniger als vierundzwanzig Stunden zu leben hat und das Beste daraus machen will) sowie seinen Bildstil. Die Kinematographie und die Textur des Bildes schaffen eine bezaubernde Mischung aus Gothic-Horror und Giallo. Das von den Nonnen verhängte Ausgehverbot für Jugendliche wird von Françoise im wahrsten Sinne des Wortes gebrochen, als sie aus der Krankenstation entkommt, indem sie eine Skulptur der Jungfrau Maria durch ein Fenster wirft. Die überschwängliche Symbolik der Szene wird vervollständigt, als die junge Frau den ganzen Raum mit rotem Antiseptikum bespritzt, das eindeutig wie gotteslästerliches Blut aussieht.

Sobald Françoise und ihre Freundin Delphine von den Zwängen der Religion befreit sind und die Nacht über tun und lassen können, was sie wollen, verliert "Bitten" aber etwas an Biss. Es gibt keine Feinde mehr, denen man widerstehen muss, daher kann in dieser Nacht der Fantasie alles (sogar okkulte Rituale und satanische Manifestationen) zum Spiel werden - schließlich ist das die wahre Funktion des Karnevals. Dennoch drückt "Bitten" dank des Talents seiner Darsteller und seiner spektakulären Bilder in Licht und Schatten viel mehr durch seine Bilder aus als das, was er bis zum Ende durch seine Geschichte erzählt. Die symbolhafte Kraft des Films bleibt größer als seine erzählerische, und der Geist von Françoise bleibt dem Zuschauer noch lange nach dem Ende ihrer seltsamen und wilden Nacht erhalten.

6,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Films Boutique
Poster/ArtworkFilms Boutique

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